Protocol of the Session on March 29, 2019

(Beate Raudies [SPD]: Ja!)

„,Der Stellenaufwuchs kann so nicht unbegrenzt weitergehen.‘ Die Landesregierung muss prüfen, ob nicht auch Stellen wegfallen können.“

(Beate Raudies [SPD]: Richtig!)

Was denn nun: Attacke oder die Null muss stehen?

(Zuruf Beate Raudies [SPD])

Das geht für mich mit Ihren Antragsforderungen für mich so nicht zusammen. Da muss der Trainerfuchs Stegner erst einmal in seinen eigenen Reihen für eine saubere Aufstellung sorgen.

(Beifall FDP - Beate Raudies [SPD]: Witzig! Witzig!)

Ich störe mich an weiteren Aspekten, zum Beispiel der fehlenden Ausgestaltung. Frau Ostmeier ist schon darauf eingegangen. Diese fünf Poolstellen werden einfach so in den Raum gestellt. Herr Dr. Dolgner, ich habe Ihre Erklärung dazu vernommen,

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: Aber nicht verstan- den!)

allerdings ohne sich große Gedanken dabei zu machen und einige wichtige Fragen zu klären, die für mich relevant sind: Auswahlkriterien, Frauenquote, Berücksichtigung der paralympischen Athleten. Das sind Aspekte, die man zum Beispiel diskutieren muss.

Ihr Antrag fordert weiterhin, auch die Ausbildungsplätze in der Privatwirtschaft zu untersuchen. Sie fordern also etwas, dass es durch Beschluss der

(Rasmus Andresen)

Sportministerkonferenz längst gibt und zu dem sich zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern bereits bekannt haben und jährlich Preise ausschütten.

Ich bin dafür, statt neue Instrumente in den Raum zu stellen, bestehende Instrumente auszubauen und zu verbessern. Im Ziel sind wir uns also einig. Aber darüber darf man nicht vergessen: Es bleibt immer die individuelle Entscheidung des Athleten, wie die Vergangenheit gezeigt hat, denn die Angebote für eine duale Karriere, die Trainingspläne und Wettkämpfe berücksichtigt, individuelle Ausbildungspläne erstellt und modulhafte Prüfungen vornimmt, werden nur in geringer Zahl wahrgenommen. Das hat mir das Innenministerium auf meine Anfrage erläutert.

Worauf kommt es also nun an? Erstens. Wir müssen den Rahmen schaffen, Spitzensport in SchleswigHolstein zu ermöglichen. Dazu gehören Trainingsstätten, für die wir jetzt richtig Geld in die Hand genommen haben - etwas, was jahrelang, auch unter SPD-Verantwortung, vernachlässigt wurde und nun mit fünf Stellen kompensiert werden soll. Zweitens. Wir brauchen Nachwuchs- und Talentförderungen. Der VfB Lübeck beispielsweise - Herr Baasch! macht es mit seinem Nachwuchszentrum vor.

(Hans-Jörn Arp [CDU]: Herr Baasch will auch einmal gelobt werden!)

Insbesondere Projekte wie „Trainer machen Schule“ bringen die Kinder mit Begeisterung an die Bewegung. Allein in diesem Projekt wurden an 65 Schulen 4.078 Schülerinnen und Schüler erreicht. Dieses Projekt strahlt derzeit bis nach Österreich aus, wo in Graz an 14 neuen Schulen mit über 1.400 Kindern Basketball gespielt wird. Hier müssen wir ansetzen.

Ich bin bereit, über jede sinnvolle Maßnahme zu diskutieren, aber leider nicht mit halbherzigen Vorstößen.

Ich möchte in Sportlersprache schließen: Jamaika tut viel für den Sport. Das war nun ein Angriff über links von der SPD. Aber in der Mitte werden die Tore gemacht. Und da stehen wir. - Ich freue mich auf die Beratung im Ausschuss. - Danke schön.

(Beifall FDP, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort für die AfD-Fraktion hat der Abgeordnete Claus Schaffer.

(Dennys Bornhöft [FDP]: Das war ein Elf- meter ohne Torwart!)

Herr Schaffer, einen kleinen Moment! Ich unterbreche kurz. Es geht jetzt auf 13 Uhr zu. Ich weise darauf hin, dass der Innen- und Rechtsausschuss nicht um 13 Uhr, sondern nach Beendigung dieser Tagung tagt.

Das freut mich. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Verehrte Gäste! Die schleswig-holsteinischen Spitzensportler sind Imageträger unseres Landes und Vorbilder für die Jugend. Jugendliche suchen Orientierung, und diese finden sie oftmals bei Leistungssportlern aus den unterschiedlichsten Sparten. Aus diesem Grunde begrüßen wir grundsätzlich den Antrag der SPD, der uns heute Gelegenheit gibt, im Landtag über die leistungssportliche Förderung für den paralympischen und olympischen Spitzensport zu sprechen.

Schauen wir uns aber die tatsächlichen Gegebenheiten an. In den Olympiastützpunkten Ratzeburg und Kiel - das sind Sportbetreuungseinrichtungen des Bundes - erhalten die Spitzenathleten eine Laufbahnberatung für die Kader A bis C und D. Der Deutsche Olympische Sportbund entwickelt ein nachhaltiges Konzept zur arbeitsmarktorientierten Kooperation von Spitzensport und Unternehmen.

Die Fürsorge für Leistungssportler ist jedoch nicht nur eine Angelegenheit des Bundes, es muss auch für das Land von Interesse sein, sportliche Höchstleistungen zu fördern, anzuerkennen und zu gestalten.

Deshalb ist es richtig, dass die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag erklärte:

„Dabei richten wir zu gleichen Teilen unseren Blick sowohl auf den Breiten- und Gesundheitssport als auch auf den Leistungsund Spitzensport.“

Schauen wir uns also an, was die Landesregierung bisher getan hat: Unter der Überschrift „Duale Karrieren im Sport“ hat die Landesregierung auf dem Landesportal Schleswig-Holstein ihre Bemühungen im Bereich des Leistungssports zusammengefasst. Viele Maßnahmen wie Talentförderung an den Schulen durch die Zusammenarbeit zwischen Schule und Leistungssport sowie Partnerschulen des Leistungssports verbessern die Möglichkeiten sportlich hochbegabter Schüler, ihre Karriere mit ihren sportlichen Pflichten in Einklang zu bringen. An den Universitäten und Fachhochschulen erhal

(Jörg Hansen)

ten Spitzensportler über eine Profilquote eine bevorzugte Zulassung an Hochschulen und Fachhochschulen des Landes.

Allerdings erhalten Spitzensportler bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz in der Landesverwaltung trotz ihrer sportlichen Leistung keinen Vorrang, sie besitzen aber die Möglichkeit, die Ausbildungszeit zu verlängern. Während andere Jugendliche die Weichen für das Berufsleben stellen, widmen Spitzensportler ihre Zeit dem Sport. Dabei ist ungewiss, ob ihre herausragenden Leistungen und ihre Leidenschaft ausreichen, um den Durchbruch in die nationale oder internationale Spitze zu schaffen.

Diejenigen, die dieses Ziel nicht erreichen, müssen Ausschau nach anderen Möglichkeiten halten, ohne dass sie beim Auswahlprozess für den Landesdienst bevorzugt werden. Allerdings, und das ist nicht ganz ohne Bedeutung, kommen ihnen die Eigenschaften, die sie zu Spitzensportlern werden ließen - das sind Ehrgeiz, Verlässlichkeit, Ausdauer und eine hohe Belastungsfähigkeit -, bei der Suche nach einem Beruf zugute.

Spitzensportler sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt. Man weiß dort um ihre Leistungsfähigkeit und ihre Willenskraft. Das gilt ganz besonders für die Privatwirtschaft.

Schleswig-Holstein hat sich zudem mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, dem Deutschen Olympischen Sportbund, dem Bundesinnenministerium sowie einem Athletenvertreter zusammengeschlossen, um die freie Wirtschaft dafür zu gewinnen, die dualen Karrieren für Spitzensportler zu fördern. Weitergehende Ratschläge aus dem Ministerium oder gar einen planwirtschaftlichen Vorschlag der SPD-Fraktion braucht die Privatwirtschaft hier nicht. Durch die duale Karriere in IHKBerufen sind bereits modellhafte und vorbildliche Vereinbarungen erarbeitet worden, um Spitzensportler zu fördern.

Sportförderung bleibt eine der zentralen politischen Aufgaben unseres Landes. Es ist gut und richtig, sportliche Höchstleistungen anzuerkennen und zu honorieren. Aber anstatt sich bevormundend in die Lebensgestaltung der einzelnen Leistungssportler einzumischen, sollten bereits bestehende Maßnahmen der Landesregierung ausgeschöpft und gemeinsam mit den Sportverbänden Vorschläge zur Verbesserung der beruflichen Perspektiven erörtert werden. Der richtige Ort, und das klang hier auch schon an, ist dafür einfach der Innenausschuss. Den Antrag in der Sache würden wir insofern ablehnen,

aber wir freuen uns auf die Beratung im Innen- und Rechtsausschuss. - Vielen Dank.

(Beifall AfD)

Das Wort für die Abgeordneten des SSW hat der Vorsitzende Lars Harms.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren. Der Übergang zwischen Schule und Beruf ist für viele junge Menschen, die ein außergewöhnliches sportliches Talent haben, eine sensible Phase. Viele haben neben der Schule zwar schon erheblich in ihre sportlichen Fähigkeiten investiert und den klaren Wunsch, im Spitzensport Fuß zu fassen, aber die Entscheidung für eine leistungssportliche Karriere fällt ihnen trotzdem alles andere als leicht. Der Grund liegt oft darin, dass sie relativ eingeschränkte Möglichkeiten haben, ihren Karrierewunsch mit einer beruflichen Perspektive zu vereinen, aber genau diese berufliche Perspektive brauchen die Sportler, weil sie nicht immer sicher sein können, in ihrer Karriere verletzungsfrei zu bleiben. Dann brauchen sie gerade einen guten und verlässlichen Arbeitgeber.

Oft stehen aber auch monatelange Trainingszeiten im Ausland an, weil die Witterungsbedingungen dort besser sind, oder wichtige Turniere im In- und Ausland inklusive der dafür notwendigen Vorbereitungen stehen einer klassischen Ausbildung im Weg. Hierfür mal einfach so die Ausbildung zu unterbrechen, ist dabei recht schwierig. Wenn sie sich nicht gerade für ein Studium oder eine Laufbahn bei der Bundespolizei, vielleicht auch bei der Landespolizei oder bei der Bundeswehr entscheiden, wird es mit den Alternativen knapp. Aus Sicht des SSW sollte sich da gerade mit Blick auf die Ausbildungsberufe dringend etwas ändern. Deshalb können wir den vorliegenden Antrag der SPD auch unterstützen.

Auch wir sind der Auffassung, dass der Sport in seiner gesamten Breite eine hohe gesellschaftliche Bedeutung hat. Sport zu treiben, ist nicht nur gesund, sondern fördert auch soziale Kompetenzen, ganz egal, ob im Hobby- oder Profibereich, egal, ob mit Handicap oder ohne. Deshalb muss der Sport auf allen Ebenen gefördert werden. Dieser Punkt ist dem SSW besonders wichtig.

(Beifall SSW und Barbara Ostmeier [CDU])

Wir wollen gute Rahmenbedingungen sowohl für Spitzenathleten wie für den Breitensport. Deshalb

(Claus Schaffer)

haben wir unsere Regierungsbeteiligung nicht zuletzt auch dafür genutzt, um Sportstätten zu sanieren und die Arbeit der Vereine und Schulen mit insgesamt fast 50 Millionen € zu unterstützen.

Wenn die SPD mit ihrer Initiative nun explizit die beruflichen Perspektiven von jugendlichen Leistungssportlern verbessern will, ist das richtig. Aber auch hier sollten wir sicherstellen, dass der Kreis der Empfänger, wenn man das so nennen will, nicht zu exklusiv wird. Natürlich sind paralympische und olympische Spiele wichtig, aber Spitzensport ist mehr als das. Längst nicht jede Sportart ist olympisch, und nicht allen angehenden Spitzensportlern sind die Spiele so wichtig und der logische Karrierehöhepunkt. Wir sollten hier also etwas breiter ansetzen und auch nicht olympische Sportarten mitdenken wie zum Beispiel Faustball oder auch Karate. Diese und viele andere Sportarten sind nicht olympische Sportarten, und deren Sportler wollen in den Genuss der gleichen Förderung kommen.

Daneben ist uns aber auch wichtig, dass wir danach differenzieren, ob es schon tragfähige Förderstrukturen gibt oder nicht. In einigen Sportarten stehen viele potenzielle Sponsoren für junge Talente bereit. Angehende Fußballprofis sind zum Beispiel weniger auf Unterstützung und Stellen aus dem Landespool angewiesen als Sportler anderer Sportarten, wo es kaum Unterstützung gibt. Die Bedingungen und Formen der Unterstützung sind nicht überall die gleichen.

Ich hoffe, insgesamt wird deutlich, dass wir die Forderung nach einem Landeskonzept für sinnvoll halten. Hier müssen Bedarfe beschrieben und eben auch langfristige berufliche Perspektiven für die angehenden Spitzensportler entwickelt werden. Sie müssen selbstverständlich auch nach der sportlichen Karriere im Landesdienst verbleiben können. Die Forderung, kurzfristig fünf Stellen zu schaffen, klingt realistisch und ehrlich gesagt natürlich auch noch ausbaufähig.

Doch vor allem mit Blick auf die Privatwirtschaft sehe ich noch viel Potenzial. In anderen Bundesländern, das wurde hier auch schon zitiert, kooperieren berufliche Schulen, Handelskammern und Olympiastützpunkte längst erfolgreich im Sinne der Athleten. Die Vereinbarkeit von Spitzensport und Beruf wird hier unter anderem durch flexible Lehrpläne ermöglicht oder dadurch, dass Ausbildungslehrgänge von drei auf vier Jahre gestreckt werden.