Protocol of the Session on September 6, 2018

die ersten Profilstufen Informatik im nächsten Schuljahr. - Vielen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP)

Vielen Dank, Frau Kollegin. Das Wort für die FDPFraktion hat nun Frau Abgeordnete Anita Klahn.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Um junge Menschen für die Zukunft vorzubereiten, muss sich gute Bildung auch an den Fragen der Zeit orientieren und an den Fragen, die die Berufe und die beruflichen Perspektiven mit sich bringen. Weil eben gerade die Digitalisierung die Lebens- und Berufswelt nachhaltig verändert hat, muss es zu Änderungen im Bildungssystem kommen. Neue Fähigkeiten, neues Wissen brauchen unsere Kinder, damit sie die Welt von morgen begreifen, aber auch auf den Arbeitsmarkt gut vorbereitet sind. Letztendlich ist die Wirtschaft viel weiter, als der Stand, mit dem wir unsere Kinder heute teilweise aus den Schulen entlassen. Dem müssen wir Rechnung tragen.

Aus diesem Grund finde ich es sehr wichtig, diesen Antrag, Informatik als Profilfach wählen zu können, jetzt auf den Weg zu bringen. Es ist auch das Ergebnis aus den vielen Diskussionen mit den Schülervertretungen in den letzten Jahren, die diesen Wunsch an uns herangetragen beziehungsweise die Frage gestellt haben, warum es nicht schon längst gemacht wurde.

Wir haben sicherlich in den Fachanforderungen von vielen Fächern bereits digitale Kompetenzen enthalten. Aber es ist eben etwas anderes, ein Informatikprofilfach zu haben, weil dort noch einmal intensiver auf das Thema eingegangen und speziell auf ein spezielles Studium vorbereitet werden kann.

Was mir persönlich aber an dieser Stelle ganz wichtig ist: Es geht nicht erst in der Oberstufe damit los, sondern wir müssen wirklich vom ersten Tag in der Schule anfangen, am besten sogar schon im Kindergarten - Initiativen gibt es ja -, Kinder dafür zu interessieren, dass es die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächer gibt und dass es absolut spannend ist, hier mit einer natürlichen, kindlichen Neugier die Welt zu erforschen und zu erfahren.

(Beifall FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Tobias Loose [CDU])

- Ihr dürft gern klatschen, ich hole auch Luft.

Wenn wir das schaffen, Kindern ihre Neugier, die ganz natürlich gegeben ist, an diesen Fächern zu erhalten, dann haben wir die Chance, dass sich vielleicht der eine oder andere mehr, als es heute der Fall ist, für ein informationstechnisches Studium oder eine andere technische Ausbildung entscheiden wird. Das ist das, was auch berufliche Perspektiven bietet. In diesem Bereich haben wir einen großen Fachkraftmangel. Das sind die Bereiche, in denen man auch gute Einkommen erzielen kann. Wir dürfen nicht nur an Schleswig-Holstein oder an Deutschland denken, sondern wir müssen heute unsere Kinder für Europa und für die Welt vorbereiten. Das tun wir mit diesen technischen Berufen.

Meine Damen und Herren, ja, die beruflichen Schulen haben im Moment eine deutlich bessere Ausstattung mit Informatiklehrern. Das ist für den Bereich schön, aber wir müssen alles dafür tun, dass wir mehr Lehramtsstudenten für dieses Fach begeistern, damit sie es studieren und dann auch an Schulen unterrichten, denn das ist der Kreislauf, in dem wir uns tatsächlich bewegen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir Informatik zum Mangelfach erklären und damit das deutliche Signal aussenden: Studierende, wir brauchen euch. Wenn ihr dieses Fach wählt, dann habt ihr die Sicherheit, anschließend relativ schnell eine sichere Anstellung zu bekommen.

Also, ich denke, dass wir hier heute einen wichtigen Schritt machen. Deswegen möchte ich auch in der Sache abstimmen und das Thema nicht erst durch eine langatmige Ausschussüberweisung verzögern. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall FDP und vereinzelt CDU)

Das Wort für die AfD-Fraktion hat der Abgeordnete Brodehl.

(Martin Habersaat [SPD]: Den Ministerpräsi- denten ermächtigen, alles selbst zu entschei- den, das könnte schneller gehen! - Weitere Zurufe - Frank Brodehl [AfD]: Ermächti- gung?)

- Das Wort hat der Abgeordnete Brodehl, und der fängt mit einer Anrede an. Dann setzen wir die Beratung fort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen! Der Bildungsauftrag einer Schule leitet sich tatsächlich immer aus der Realität ab, und digitale Tools gehören zu unseren Kindern. Gleichzeitig haben wir die Lage, dass in der Wirtschaft immer mehr fundierte Kenntnisse im IT-Bereich vorausgesetzt werden.

Es wurde schon gesagt, über die Digitalisierung haben wir hier schon oft die Debatte geführt, und zwar über WLAN, Glasfaser und die Ausstattung von Schulen. Das klingt gut, das war gut, und das war wichtig, weil dies die Voraussetzungen sind. Aber wir wissen alle: Selbst die beste Ausstattung nützt nichts ohne den entscheidenden Trainer am Rande. Um ein Beispiel aus dem Sport zu nennen: Die Sportstätten können noch so gut sein, ohne Trainer, der danach guckt, ob die Haltung seiner Sportler richtig ist, der zielgerichtet motiviert, wird das alles nichts.

Damit sind wir beim Blick auf Schleswig-Holstein und darauf, wie es jetzt ist. Wir haben zu wenig Informatiklehrer. Es wurden schon einige Zahlen genannt. Aus Schülersicht bedeuten diese Zahlen, dass von rund 280.000 Schülern an den allgemeinbildenden Schulen im Moment nur 13.369 Informatikunterricht erhalten.

Jetzt kommt der Jamaika-Antrag. Informatik soll als Mangelfach anerkannt werden. Dazu komme ich später noch. Informatik soll als Profilfach eingeführt werden. Sie berufen sich dabei auf die KMKStrategie „Bildung in der digitalisierten Welt“. In dieser wird jedoch von einem Angebot an alle Schüler weiterführender Schulen gesprochen. Das ist übrigens auch so in Ihrem Koalitionsvertrag zu lesen, nämlich dass ein solches Angebot allen Schülern gemacht werden soll. Eine Einführung als Profilfach bezieht sich in Schleswig-Holstein aber erst einmal nur auf die Sekundarstufe II an den Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen. Ja, wir wissen, an Gemeinschaftsschulen kann man das Fach auch schon im Wahlpflichtbereich wählen, aber es wurde schon gesagt, das ist viel zu wenig der Fall, auch aufgrund der fehlenden Lehrer.

Das Leitbild in Ihrem vorliegenden Antrag bleibt, ein Angebot zu machen, und nicht, wie es eigentlich zeitgemäß wäre, auch einmal über einen Pflichtunterricht nachzudenken. Das hört sich großspurig an, aber wenn die KMK-Forderung besagt, Informatik müsse wie Lesen, Schreiben, Rechnen eingestuft werden, dann ist ein Angebot auf Dauer nicht mehr zeitgemäß.

(Anita Klahn)

Als AfD hätten wir uns eine Roadmap, ein Konzept gewünscht, das besagt, was in den nächsten Jahren geschehen soll, und nicht nur den allernächsten Schritt. Dieser ist schlüssig und folgerichtig, nämlich dass wir mit dem Profilfach anfangen, wie es beispielsweise in Baden-Württemberg gemacht wurde, aber insgesamt ist das im Moment nur ein ganz kleiner Schritt. Deswegen haben wir einen Alternativantrag eingebracht. Natürlich liegt auch hier der Fokus auf der Frage: Wie können wir neue Lehrer gewinnen?

In dem Punkt, Informatik als Mangelfach anzuerkennen, gehen wir mit der Jamaika-Koalition absolut konform. Das schafft neue Kapazitäten und verbessert die Berufsaussichten von jungen Leuten. Das reicht aber nicht. Wenn wir schon so kleinschrittig vorgehen, warum ist dann nicht die Rede davon, dass man die Qualifizierungsmaßnahmen des IQSH verbessern könnte? Die Zahl der Ermäßigungsstunden für Kollegen, die sich aufmachen, die Fakultas für Informatik zu bekommen, ist zu gering. Deswegen glauben wir, dass es gut gewesen wäre, hier die Entwicklung anzuschieben.

Als AfD möchten wir anregen, das Fach Informatik als Lehramtsstudium in Kiel noch weiter zu stärken und das Fach Informatik auch in Flensburg als Lehramtsstudium anzubieten.

Meine Damen und Herren, der Leitgedanke muss und sollte mittelfristig sein, dass wir von einem angebotenen Unterricht wegkommen hin zu einem verpflichtenden Unterricht. Warum? Es klang schon an. Es geht natürlich nicht darum, dass wir aus den Schülern Informatiker machen wollen, aber die Medienkompetenz wird nicht vom Himmel fallen. Sie wird nicht kommen, wenn wir in der Oberstufe ein bisschen Informatik unterrichten. Wir möchten den Weg gehen, dass wir Schüler nicht nur zu Konsumenten hinter den Bildschirmen machen, sondern dass wir sie zu Usern oder kompetenten Nutzern machen, die auch produzieren. Das fängt tatsächlich mit einer zielgerechten Medienerziehung an, die früher ansetzen muss als in Klasse 11 oder in der Oberstufe.

Deswegen haben wir unseren Antrag eingebracht, und ich schließe mich nicht den Vorrednern an, dass wir den Ausschuss übergehen sollten. Ich würde mich freuen, wenn wir beide Anträge an den Ausschuss überweisen könnten, um eine Diskussion darüber anzustoßen, wie man kurzfristig zu einer Roadmap kommen kann, damit wir nicht immer den anderen Bundesländern hinterherhinken. -Vielen Dank.

(Beifall AfD)

Das Wort für die Abgeordneten des SSW hat die Kollegin Jette Waldinger-Thiering.

Sehr geehrter Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Juni 2016 haben wir als ehemalige Küstenkoalition den Antrag der PIRATEN abgelehnt, die gern Informatik als Pflichtfach im Sekundar-I-Bereich einführen wollten. Wieso haben wir das getan? - Wir hatten nicht genug Informatiklehrer. Es waren nicht einmal alle unsere Schulen am Netz, und wir hatten eigentlich kein Geld, um Endgeräte und die Hardware zu haben, die man braucht, um sich in der digitalen Welt zu bewegen. Deshalb bezog sich meine Begründung dafür, dass wir diesen Antrag ablehnen, auf die Frage: Wie sieht es mit der technischen Ausstattung aus?

Heute, 2018, sind wir gefühlt und vielleicht auch wissentlich ein bisschen weiter. Wir haben als Küstenkoalition in Auftrag und auf den Weg gebracht, dass alle Schulen am Netz sind. Es gibt einen digitalen Pakt von der Bundesregierung. Ich warte darauf, dass dieser tatsächlich auch irgendwann einmal umgesetzt wird. Da bin ich bei der Ministerin, die dies immer wieder beklagt. Heute haben wir einen Antrag und einen Änderungsantrag vor uns liegen, und ich muss sagen: Tobias Loose, das ist echt nur ein Minianfang. Ich habe ganz genau zugehört, was Anita Klahn, Ines Strehlau und Tobias Loose gesagt haben. Das ist ein Mix von Medienkompetenzen und Informatik. Ich hätte dies von der FDP erwartet: 2016 hatte Christopher Vogt einen sehr guten Antrag eingebracht, der besagte,

(Beifall Christopher Vogt [FDP])

dass wir altersgerechten Informatikunterricht haben sollten. Das wäre der Anfang gewesen, um tatsächlich irgendwann einmal auch ein Profilfach zu haben, das Informatik heißt.

(Christopher Vogt [FDP]: Warum haben Sie den denn abgelehnt? - Beifall FDP und ver- einzelt CDU)

- Christopher, das haben wir als Küstenkoalition gemeinsam gemacht.

(Zurufe)

(Dr. Frank Brodehl)

Das ist das, was die Bürgerinnen und Bürger uns manchmal vorhalten. Nächstes Mal werdet ihr abgewählt, insofern ist das völlig egal.

(Beifall SSW und SPD)

Man darf sich aber gern daran erinnern, was man gemacht und gesagt hat. Das habe ich hiermit getan.

Ich sage es noch einmal allen: Wir müssen im Bereich Informatik Fachkompetenz altersgerecht schon in der Grundschule haben, nicht erst on top, weil die Schüler möglichst früh die Grundlagen von Datenverarbeitung und Programmieren lernen müssen, denn das ist für die Arbeit mit der künstlichen Intelligenz vonnöten. Das, was mir in der ganzen Debatte gefehlt hat, ist die Perspektive. Wie machen wir Informatik? - Informatik hat nicht nur etwas damit zu tun, dass ich hinter Programme gucken kann und dass ich vielleicht auch irgendwann etwas programmieren kann. Zur Programmierung und zur Informatik gehört auch Philosophieund Ethikunterricht.

Heute Vormittag hat Barbara Ostmeier ihre Jungs zitiert. Ich zitiere meinen jüngsten Sohn, der gesagt hat: Mor, weißt du was? Wenn wir Informatiker nicht über Ethik und Philosophie reden, dann programmieren wir euch Sachen, die ihr gar nicht haben wollt.

Diese Grenzen hätten mit in diesen Antrag gemusst. Deshalb finde ich es super schade, dass wir diesen Antrag nicht zusammen mit dem AfD-Antrag in den Ausschuss überweisen,

(Zuruf BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ohne den AfD-Antrag!)

damit wir uns wirklich darüber Gedanken machen können. Dann hätten wir über einen zukunftsweisenden Informatikunterricht in Schleswig-Holstein diskutieren können. Das wird uns verwehrt. Insofern muss ich sagen: Jamaika macht einen Mix von irgendetwas und möchte irgendetwas anderes, nämlich Informatikunterricht im Sek-II-Bereich als Profilfach. Uns wird auch nicht mitgeteilt, welche Profilfächer dann nachher wegfallen werden, ob es zum Beispiel das sprachliche Profil ist, das immer die Schwierigkeit hat, ausreichend Schülerinnen und Schüler zu finden. Insofern finde ich das schade und bedauernswert.

In der letzten Legislaturperiode hätten FDP und CDU gesagt: Das ist die Arroganz der Macht, wenn man nicht darüber reden will. Diesmal sage ich: Das ist die Arroganz der Macht.

(Beifall SSW und SPD)

Vielen Dank, Frau Kollegin.

Das Wort für einen Kurzbeitrag hat der Abgeordnete Dunckel aus der SPD-Fraktion.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hatte meinen Redebeitrag relativ schlank und kurz gefasst, da ich davon ausgegangen bin, dass wir das selbstverständlich ausführlich im Bildungsausschuss diskutieren werden. Nun deutet sich an, dass das nicht passieren wird. Daher möchte ich dem Kollegen Loose doch noch die Gelegenheit geben, ein bisschen weiter zu lernen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass Sie gar nicht so genau wissen, was Sie mit Informatik meinen.

(Lachen CDU)