Protocol of the Session on September 6, 2018

Zweitens haben wir das Thema „Kommunizieren und Kooperieren“: Wie kommuniziere ich richtig? Hat man früher vielleicht einmal ein Anschreiben als Standard in der Schule gelernt, wie das mit einem Briefkopf und Ähnlichem aussehen muss, ist es heute wichtig, auch darüber zu sprechen: Wie

muss denn eigentlich eine E-Mail sein? Ändern sich dadurch die Form und die Art und Weise, wie man kommuniziert, sowie gelegentlich auch die Umgangsregeln, die dort, gerade wenn man in soziale Netzwerke guckt, eine Rolle spielen?

Drittens. „Produzieren und Präsentieren“: Es gibt ganz neue Programme - PowerPoint ist mit Sicherheit eines, aber es gibt noch viele andere technische Bearbeitungswerkzeuge -, die nicht nur der Füller, sondern tatsächlich technologischer Natur sind. Dann kann es sein, dass ich Inhalte anders präsentieren muss. Urheberschutz spielt dann auf einmal eine Rolle.

Viertens. „Schützen und sicher Agieren“: Da will ich nur mal die Privatsphäre als einen Begriff nennen, bei dem sich vielleicht auch ein Schüler damit auseinandersetzen muss: Was passiert eigentlich, wenn ich Informationen ins Internet stelle?

Fünftens. „Probleme lösen und Handeln“: Da gibt es zum Beispiel das Thema Algorithmen, die eine besondere Form bilden, wie Technologie am Ende arbeitet. Auch da macht es Sinn, dass ich das verstehe.

Sechstens ist da noch der Punkt „Analysieren und Reflektieren“.

Man kann sich, wenn man diese Punkte sieht, vorstellen, dass das in einer sehr großen Breite in die Schule wirkt. Ich weiß, dass Fachanforderungen für alle Fächer einer Anpassung bedürfen, aber ich glaube auch, dass es ein eigenes Schulfach braucht: Informatik verdient ein eigenes Schulfach.

(Beifall CDU, FDP und Dr. Frank Brodehl [AfD])

Zur Wahrheit gehört auch: Wenn ich das möchte, brauche ich Informatiklehrer. Das ist ein Henne-EiProblem. Dieser Antrag ist mit Sicherheit nicht der ganz große Wurf, um Informatik als Schulfach flächendeckend in Schleswig-Holstein einzuführen.

(Zuruf Jette Waldinger-Thiering [SSW])

- Ja, aber wir müssen ehrlich miteinander sein: Die Anzahl von Informatiklehrern ist überschaubar. Sage ich aber - da kann ich auch aus den Gesprächen mit Herrn Mühling berichten -: Es ist ein Profilfach, bei dem auch klar wird, dass, wenn es einen gewissen Schwerpunkt auf der Sekundarstufe II gibt, ein Student eher bereit ist, diese Profession zu ergreifen. Sage ich, es wird Mangelfach, führt das am Ende auch dazu, dass von den sieben, acht Lehramtsstudenten, die Informatik als Vertiefung haben, welche hier in Schleswig-Holstein bleiben. Das ist

am Ende die Grundlage, um im Informatikunterricht viel mehr zu tun, als wir das heute machen. Wir brauchen erst die Lehrkräfte, und dann können wir, was Fächer angeht, dort entsprechend mehr machen.

Das ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir als Landesregierung zum Digitalisierungsthema anschieben wollen und vorhaben. Es gibt die Schulverwaltungssoftware, die digitale Infrastruktur, um die wir uns kümmern müssen. Es gibt die Bildungsplattform „Schulportal Schleswig-Holstein“, und auch das IQSH macht sehr viele Fortbildungen in diesem Bereich. Aber dieses kleine Element der Frage: „Wie ist der Bildungsauftrag Digitalisierung im Klassenraum wiederzufinden, und wie schaffen wir das Fach Informatik?“, bildet heute, mit diesem Antrag, einen Anfang.

Ich freue mich und hoffe, dass wir alle dies geschlossen unterstützen und dazu heute in der Sache abstimmen. - Danke.

(Beifall CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Für die SPD-Fraktion hat der Abgeordnete Dr. Heiner Dunckel das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Diskussion um das eigene Fach Informatik an den Schulen ist nicht neu. Seit Längerem haben die weiterführenden allgemeinbildenden Schulen die Möglichkeit, das Fach Angewandte Informatik im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts anzubieten, aber die meisten Schulen haben sich für andere Fächer entschieden, nämlich für MINT oder Technik.

In der Oberstufe kann das Fach Informatik als Prüfungsfach für das Abitur eine Naturwissenschaft ersetzen, und es kann als profilergänzendes Fach gelehrt werden.

Seit elf Jahren wird an der CAU das Studienfach für das Lehramt angeboten. Die Zahl der Lehrkräfte mit der Fakultas Informatik ist in der Tat nicht ausreichend. 2014 hat die Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Piratenfraktion mitgeteilt, dass lediglich 73 Lehrkräfte mit der Fakultas für Informatik an den Schulen eingesetzt waren, die Mehrzahl davon an berufsbildenden Schulen. Ich denke, das hat sich seitdem nicht bedeutsam geändert.

Das wichtigste Aktionsfeld in diesen Jahren war deshalb die Weiterqualifikation bereits tätiger Lehrkräfte, um Informatik beziehungsweise Angewandte Informatik in den Schulen überhaupt anbieten zu können. Bis jetzt - das ist in der Tat richtig - ist die Informatik kein Mangelfach, zumindest nicht nach der Definition, dass es weniger Lehrkräfte gibt als für die Stundentafel erforderlich, weil es eben nicht verpflichtend ist. Das muss man deutlich sagen.

Nun hat die Entwicklung der letzten Jahre im Bereich der Digitalisierung die Situation verändert, und wir müssen nicht nur über dieses Fach neu nachdenken. Insofern ist es konsequent, dass die Koalitionsfraktionen die Landesregierung zum Handeln aufgefordert haben. Ich vermute aber, die Landesregierung hatte das sowieso vor. Insofern ist dies einer der bekannten Anträge, die das aufgreifen, was die Landesregierung ohnehin vorhat.

Wenn die Landesregierung das Fach Informatik als Mangelfach anerkennt, brauchen wir eine höhere Verbindlichkeit für die Schulen. Ich möchte dann aber auch Folgendes problematisieren: Wenn Informatik verpflichtend wird, müssen wir überlegen, welche anderen Fächer wegfallen können. Das ist konsequent. Das gehört dazu.

Die ehemalige Landesregierung hat noch vor der Landtagswahl einen umfangreichen Abschlussbericht über das Projekt „Lernen mit digitalen Medien“ vorgelegt, der eine Vielzahl von Erfahrungsberichten der Modellschulen enthält. Darin zeigt sich, dass die Schulen schon unterschiedliche Verankerungen von Informatik realisieren. Man kann sich sicherlich daran orientieren. Ich gehe davon aus, dass es auch in den nächsten Jahren eine Vielfalt von Modellen an unseren Schulen geben wird.

Es ist allerdings nicht einfach damit getan, nur die Prüfungsordnung zu verändern oder - wie angekündigt - im nächsten Jahr die Fachanforderungen für Informatik zu erlassen. Gerade in diesem Fach steht und fällt der Erfolg mit der Ausstattung der Schulen und noch mehr mit der Frage, was die Schülerinnen und Schüler an leistungsfähigen Endgeräten zur Verfügung haben. Das sind noch eine ganze Menge Baustellen - nicht nur für das Land, sondern auch für die Schulträger -, um Informatik in den Schulen wirklich realisieren zu können.

Alle Veränderungen sollten sich meines Erachtens an einem Ziel orientieren, das schon in der Einleitung zu dem genannten Bericht formuliert wurde. Ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten:

„Hierbei geht es nicht um eine Technisierung oder Automatisierung von Bildung und Ler

(Tobias Loose)

nen, sondern um die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zu einem erfolgreichen Leben und Arbeiten in einer digital geprägten Welt. Diese Zielsetzung erfordert die Vermittlung einer umfassenden digitalen Kompetenz und ist ohne den Einsatz digitaler Medien und entsprechend kompetenter Lehrkräfte nicht denkbar.“

Ich möchte betonen: Es geht nicht um Programmieren, es geht nicht nur um Technik, sondern es geht um digitale Kompetenz. Das ist ein bisschen mehr als das schlichte enge Fach Informatik, das wir zumindest mit dem Begriff verbinden.

(Beifall SPD und Jette Waldinger-Thiering [SSW])

Insofern passt dieser Antrag gut zu den Diskussionen, die wir im Bildungsausschuss regelmäßig über Digitalisierung, aber eben auch über Bildungskosten haben. Ich schlage deshalb vor, die Beratung im Bildungsausschuss fortzusetzen. - Vielen Dank.

(Beifall SPD und Jette Waldinger-Thiering [SSW])

Das Wort für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Frau Abgeordnete Ines Strehlau.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Tobias Loose, ich freue mich, dass du lernfähig bist. Wir sind alle lernfähig. Deswegen sprechen wir im GAK alle ganz viel miteinander. Wenn du davon gesprochen hast, dass es vielleicht auch neue Kulturtechniken dadurch gibt, dass man E-Mails schreibt und keine Briefe mehr, kann man vielleicht auch in ein paar Jahren über die Schreibschrift noch einmal reden.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und SSW)

Für unsere Kinder ist der Umgang mit Computern und digitalen Medien selbstverständlich. Allerdings hat eine internationale Studie unter Achtklässlern vor einigen Jahren ergeben, dass deutsche Schülerinnen und Schüler bei informations- und computerbezogenen Kompetenzen nur im Mittelfeld lagen. Die vermeintlichen Digital Natives, also die Kinder und Jugendlichen, die mit Computer und Smartphone aufwachsen, konnten zu weniger als der Hälfte und nur mit Hilfestellungen Informationen ermitteln, diese bearbeiten sowie zum Beispiel

einfache Textdokumente erstellen. Weniger als ein Viertel der Achtklässlerinnen und Achtklässler war in der Lage, mit einem Computer eigenständig Informationen zu suchen und zu bearbeiten. Außerdem war die Versorgung mit Breitband-Internetanschlüssen und die Ausstattung mit Computern häufig verbesserungswürdig. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Ich bin gespannt, was die Nachfolgestudie ergibt. Die Daten werden gerade erhoben.

Auch wir in Schleswig-Holstein sind bei der Digitalisierung in den Schulen eher noch am Anfang, wenn wir ehrlich sind. Die Digitalisierung außerhalb von Schule schreitet aber rasant voran, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Wir müssen also einen Zahn zulegen. Mit den digitalen Modellschulen, dem flächendeckenden Breitbandausbau bis 2020, dem Glasfaserzugang an den Schulen, der Möglichkeit, ein WLAN-Netz aufzubauen, und den hoffentlich bald vom Bund fließenden Digitalisierungsmillionen unterstützen wir die digitale Entwicklung an Schulen. Wir bringen also die Hardware auf Vordermann.

Mit der Digitalisierung verändert sich auch das Lernen. Mehr Individualisierung, kompetenzorientierter Unterricht, projektbasierte Lern- und Unterrichtsmethoden, das Finden, Sortieren und Bewerten von Informationen sind nur einige Aspekte dieser Veränderung.

Egal in welches Berufsfeld sich unsere Kinder nach ihrem Schulabschluss begeben, egal welchen beruflichen Anforderungen sie sich stellen, die Grundlage für ihr Fortkommen besteht aus den Fähigkeiten Wissen, Bewerten und Handeln. Dies war auch in der analogen Welt der Kompetenzsockel für die demokratische Gesellschaft und für die Bildung. In der digitalen Welt mit der unüberschaubaren Menge an Informationen ist die Herausforderung, das zu leisten, noch komplexer und noch wichtiger.

Wir alle wissen: Im Leben der Heranwachsenden spielen die digitalen Medien eine große Rolle. Insbesondere durch die sozialen Medien wird deutlich: Schon die Kinder sind nicht nur konsumierende, sondern auch produzierende Nutzerinnen und Nutzer des Internets. Medienkompetenz bedeutet also bereits für die Heranwachsenden nicht nur einen kritischen Umgang mit den Informationen aus dem Netz, sondern auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen, die sie selbst ins Netz stellen. Hier ist pädagogische Unterstützung erforderlich.

(Unruhe)

(Dr. Heiner Dunckel)

Entschuldigen Sie, Frau Kollegin, einen Moment. Es wäre wirklich äußerst nett und der Rednerin angemessen, wenn man die Nebengespräche einstellen und der Rednerin hier vorne zuhören würde. Wenn Gespräche nicht warten können, können sie vielleicht auch draußen stattfinden.

(Vereinzelter Beifall)

Wenn die Unterstützung von zu Hause nicht da ist, muss die Schule unterstützen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, SSW und Dennys Bornhöft [FDP])

Daneben muss natürlich der Unterricht eine Antwort auf die Frage geben: Wie funktioniert die automatisierte Informationsverarbeitung? Hier kommt Informatik ins Spiel. Heute steuert und bewegt die Informatik fast alles oder anders formuliert: Ohne Informatik läuft heute nichts. Das Profilfach Informatik in der Oberstufe soll die Abiturientinnen und Abiturienten mit einem weitreichenden Grundverständnis ausstatten. Es ist ein Baustein für zukunftsweisende Bildung, und es gibt die Chance zu einer stärkeren Schwerpunktsetzung nach eigenem Interesse. Wir müssen bei dem Profil auch das Feld der künstlichen Intelligenz einbeziehen, denn Computer und Programmierung von heute werden nicht die Steuerung von morgen sein.

(Beifall Eka von Kalben [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], Lasse Petersdotter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Jette Waldinger- Thiering [SSW])

Es gibt Schulen, die schon in der letzten Wahlperiode gern ein Informatikprofil angeboten hätten. Zu der Zeit hatten wir nicht genügend Lehrkräfte für die Sek II. Das ist jetzt besser, deshalb können wir jetzt starten. Aber wir müssen für ein flächendeckenderes Angebot an Informatik nicht nur in der Oberstufe noch mehr Lehrkräfte gewinnen. Deshalb werden wir auch in Zukunft ausreichend Studienplätze zur Verfügung stellen und außerdem Weiterbildungen anbieten, um Lehrkräfte weiterzuqualifizieren. Die Anerkennung als Mangelfach ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Lehrkräftegewinnung; denn damit ermöglichen wir Menschen, die Informatik, aber nicht Lehramt studiert haben, durch Quer-, Seiten- oder Direkteinstieg den Einstieg in den Lehrerberuf. Es ist also insgesamt ein wichtiges Projekt. Ich freue mich auf

die ersten Profilstufen Informatik im nächsten Schuljahr. - Vielen Dank.