DaZ-Angebote sind nun überhaupt nichts Neues. Die ersten wurden schon 2002 eingerichtet. Aber in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses sind sie eigentlich erst in den letzten drei Jahren geraten, entsprechend dem sprunghaften Anstieg der Flüchtlingszahlen.
Das erforderte eine schnelle Ausweitung der Angebote, aber auch begleitende Maßnahmen, wie die Weiterqualifizierung der Lehrkräfte und die stärkere Verankerung von DaZ in der Ausbildung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer. - Die Kollegin Strehlau hatte eben darauf hingewiesen.
Alle noch so schönen Rahmenrichtlinien würden nichts nützen, wenn sie an den Schulen nicht umgesetzt würden. Aber ich glaube, jeder von uns hat schon Gelegenheit gehabt, DaZ-Zentren in seinem Wahlkreis oder anderswo zu besuchen und sich davon zu überzeugen, was für eine großartige Arbeit dort geleistet wird.
Ich bedanke mich deshalb ausdrücklich bei allen beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen und bei allen anderen Mitwirkenden dafür, dass DaZ in Schleswig-Holstein bei allen Problemen, die es noch immer geben mag und auch in Zukunft geben wird, eine Erfolgsgeschichte ist. Es ist gut, dass die neue Landesregierung auf dem in der vergangenen Legislaturperiode Erreichten aufbaut und dabei weitere Schwerpunkte setzt.
Natürlich ist die Schülerschaft, die im Rahmen der Fluchtmigration zu uns gekommen ist, genauso heterogen wie die bereits vorhandene, nur dass viele junge Geflüchtete zusätzliche Belastungen wie Kriegstraumata, Trennung von Familien und noch vieles andere mehr mit sich herumtragen, das sie erst einmal bewältigen müssen. Dass unter diesen vielen Kindern und Jugendlichen auch solche mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind, ist selbstverständlich, und auch die DaZ-Angebote müssen sich darauf einstellen.
Viele junge Menschen, die zu uns geflohen sind, können bereits sehr gut lesen und schreiben, nur eben nicht im lateinischen Alphabet. Es ist eine zu
sätzliche Herausforderung, sich das lateinische Alphabet anzueignen. Für Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten geht es schon damit los, dass sie nicht wie gewohnt von rechts nach links, sondern von links nach rechts schreiben lernen müssen.
Wir sind der Auffassung, dass sich jede Schule der Aufgabe der Inklusion stellen muss. Das gilt auch gegenüber Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Viele der Schulen in freier Trägerschaft tun dies bereits, aber noch nicht alle. Sie sollten daher Unterstützung dabei erhalten, auch in ihrem Curriculum „Deutsch als Zweitsprache“. DaZ ist ein lernendes, sich entwickelndes System, an dem wir auch in Zukunft immer wieder etwas finden werden, das wir miteinander verbessern können.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bereits Wilhelm von Humboldt stellte fest: „Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“
Jeder von uns hat es vermutlich schon einmal im Ausland selbst erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man eine andere Sprache nicht versteht. Ohne eine gemeinsame Sprache kann auch keine Verständigung erfolgen. Es gibt keine Möglichkeit der Verständigung, und dann setzt ganz schnell das Gefühl ein, sich hilflos zu fühlen.
An dieser Stelle braucht es eine aufbauende und ermunternde Hand, welche einem den notwendigen Schlüssel reicht, um den Zugang zu einer neuen sprachlichen Welt zu erhalten. Dabei gilt: Sprache lernt man am besten durch Sprechen.
„Wir wollen, dass jeder, der bei uns lebt, in der Lage ist, sein Leben selbstbestimmt und nach seinen Vorstellungen auf Basis des Grundgesetzes zu gestalten. … Das Beherr
Nur, wenn eine Verständigung möglich ist, wird man einander verstehen, und nur dann wird man Verständnis füreinander entwickeln können. Nutzen wir also unseren Verstand, bevor wir uns voneinander abwenden, weil wir ein Verständigungsproblem haben.
Sprache und Bildung sind die Grundvoraussetzungen für eine gelingende Integration und Teilhabe an unserer Gesellschaft und auch an der Arbeitswelt. Dies fordert beide Seiten heraus, diejenigen, die eine zweite Sprache erlernen, und diejenigen, die jungen Menschen diese zweite Sprache vermitteln sollen. Sie sollen dazu beitragen, dass jeder einzelne junge Mensch hier bei uns eine Lebensperspektive findet, die seinen Begabungen entspricht. Nicht jeder DaZ-Schüler ist ein Sprachgenie, und so manche Lebensgeschichte, so manches Trauma ist uns vielleicht nicht bekannt oder vorstellbar. DaZ-Unterricht ist mehr, als Sprache zu lernen. Daran sollten wir mit viel Fingerspitzengefühl denken, wenn wir über dieses Thema reden.
In Schleswig-Holstein haben wir mit Stand September 2017 496 DaZ-Klassen mit insgesamt 5.844 Schülerinnen und Schülern in der Basisstufe, die sich je zur Hälfte auf die Primar- und Sekundarstufe verteilen. Auf den Bereich RBZ und berufsbildende Schulen entfallen noch einmal 4.781 Schülerinnen und Schüler. Das entspricht einer Summe von über 10.000 Schülerinnen und Schülern im Bereich DaZ. Im Vergleich dazu: 2015 waren es 6.000. Dieser Anstieg ist ein Beleg dafür, dass wir uns weiter und aktiv um diesen Bereich kümmern müssen.
Vor einigen Jahren ist ein Stufenmodell zur Sprachbildung über ein Netz aus den sogenannten DaZZentren entwickelt worden. Während die Basisstufe erste Grundkenntnisse in einer Vollzeitmaßnahme vermittelt, findet die zweite Stufe, wie bereits erwähnt, mit einem Wechsel auf die Regelschule statt und differenziert dann nach verschiedenen Sprachniveaus.
Unser Antrag macht es deutlich: Diesen Weg wollen wir gemeinsam fortsetzen und weiterentwickeln und dabei auf eventuelle sonderpädagogische Förderbedarfe Rücksicht nehmen. Auch und gerade um die in diesem Bereich unterrichtenden Lehrkräfte wollen wir uns kümmern. Die Erfolgsformel lautet erstens eine bedarfsgerechte Anpassung der DaZKurse und speziell in diesem Feld ausgebildete
DaZ-Lehrkräfte. Es ist kein Geheimnis, dass kleinere Gruppen und speziell ausgebildete Lehrkräfte dieser Herausforderung guttun.
Der Erwerb der Sprachkenntnis ist das eine, das andere ist, dass viele Menschen in unser Land gekommen sind, denen bislang kaum Zugang zu Bildungsangeboten möglich war. Deshalb ist es besonders erfreulich, dass wir über 200 DaZ-Lehrkräfte speziell für diesen Bereich eingesetzt haben.
Es bleibt uns ein gemeinsames Anliegen, die Schulen auf diesem Weg in dieser gesellschaftlichen Herausforderung bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten. Jeder von uns ist aufgefordert, dort mitzuhelfen. Mit einem aufmunternden Wort und einem guten Gespräch kann jeder von uns seinen Beitrag leisten. - Herzlichen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist eigentlich alles gesagt worden. Ich möchte an dieser Stelle schlicht und einfach meinen Dank an alle Fraktionen richten, die unseren Antrag unterstützen und werde den Rest meiner Rede zu Protokoll geben.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Das Wort für die AfD-Fraktion hat nun der Abgeordnete Dr. Frank Brodehl.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr verehrte Gäste! Die bisherigen, die alten Rahmenbedingungen des Deutsch-alsZweitsprache-Unterrichts mussten durch die Flüchtlingskrise seit 2015 an die Grenzen stoßen. Zu wenige Lehrer, überlastete Lehrer, Angebote, die die Schüler nicht immer dort abholen, wo sie stehen, und nicht zuletzt - und das kam bisher noch nicht in der Debatte vor - bei immer mehr Schul
standorten, die DaZ-Zentrum sind, kippte das Verhältnis zwischen Mutter- und Nichtmuttersprachlern immer mehr, sodass von Integration nicht mehr ernsthaft die Rede sein konnte. Ich bleibe einmal bei dem zuletzt genannten Punkt; denn es ist schon eine widersprüchliche Situation, wenn wir einerseits Flüchtlinge möglichst dezentral im Land verteilen, auch, um Integration überhaupt erst zu ermöglichen, und zugleich an einzelnen Schulen DaZ-Zentren geschaffen werden, sodass Flüchtlingskinder zusammen mit Migrantenkindern oftmals eine viel zu große Gruppe bilden, um Integration dann noch möglich zu machen.
Ja, es ist so, der Migrationsanteil liegt an einigen Schulen bei über 50 %, und so kann Integration nicht gelingen. Das Gegenteil passiert dann. Genau dies haben Ende letzten Jahres Elternvertreter der Sönke-Nissen-Schule in Glinde öffentlich gemacht, und die Glinde-Schule ist eben kein Einzelfall. Insbesondere die größeren Städte stehen vor diesen Herausforderungen.
Ich war in Glinde. Ich habe Kontakt aufgenommen, und es war ein mutiger Schritt von den Eltern, dass sie das gemacht haben. Sie haben ein Problem benannt, das bis dahin nicht benannt war. Das kann man doch zur Kenntnis nehmen.
Es wurde auch zur Kenntnis genommen. Ministerin Prien hat Verbesserungen eingeleitet, und das nicht nur für die Glinder Schule, sondern für die gesamte DaZ-Situation. Mit den DaZ-Zentren an zu wenigen Schulen leistet man letztendlich sogar einer Gettoisierung Vorschub. Noch einmal: So wird Integration verhindert.
In einem überschaubaren Rahmen einer Klassengemeinschaft kann man hingegen sehen, wie Integration gelingen kann, wenn denn die Voraussetzungen gegeben wären. Beispiel: In einer Stammklasse mit höchstens zwei oder drei DaZ-Schülern würden Kinder die deutsche Sprache aus eigenem Antrieb quasi nebenbei lernen, übrigens auch schon in der Basisstufe. Das wird Ihnen jeder Pädagoge bestätigen. Wenn diese Gruppe nicht zu groß ist, werden die Kinder Deutsch sprechen lernen, weil sie sprechen müssen. Das gilt natürlich nicht, wenn es zusätzliche Beeinträchtigungen gibt.
Der Förderbedarf vieler DaZ-Schüler ist allerdings aufgrund der Lernumstände ganz erheblich und ganz ohne Frage, diesem Bedarf muss selbstverständlich in geeigneter Weise entsprochen werden.
Die Lehrer packen die Probleme auch an. Unter dem Motto: Wir holen die Schüler da ab, wo sie stehen, gehen die Lehrer dabei an die Grenze des Leistbaren. Mit über 200 zusätzlichen DaZ-Lehrkräften, der Verlängerung der sogenannten DaZOption und Vorbereitungsdienst für Referendare um zwei Jahre stehen jetzt also Ressourcen zur Verfügung, um die DaZ-Lehrer stärker als bisher zu entlasten.
Wir begrüßen deshalb den Vorschlag von Jamaika, Alphabetisierungskurse in zusätzlichen Lerngruppen anzubieten; denn nur mit einer spezifizierten Alphabetisierungsdidaktik lässt sich die deutsche Sprache effektiv lernen. Die Forderung der Jamaika-Koalition, in den DaZ-Zentren zusätzlich Mathematikkurse einzuführen, lehnen wir ab. Stattdessen sollten Lernrückstände durch spezifizierte sonderpädagogische Förderung angegangen und dadurch verringert werden. Die Lehrkräfte an den Grund- und Gemeinschaftsschulen brauchen also mehr Sonderschulpädagogen, um dem gestiegenen sonderpädagogischen Förderbedarf aller Schüler gerecht werden zu können. Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass Sonderpädagogen nicht vom Himmel fallen und dass sie an unseren Schulen leider noch fehlen. Mit der Einrichtung einer zusätzlichen Sonderschulprofessur ist aber ein erster Schritt getan.
Mit der Gesamtinitiative, die DaZ-Angebote zu verbessern, und mit den neu geschaffenen Personalstellen im DaZ-Bereich bringen wir rechtzeitig Bewegung in die Sache. Deshalb hat meine Fraktion dem Antrag im Ausschuss zugestimmt. Darüber hinaus fordern wir aber die Landesregierung auf, weitere Planstellen im Bereich der Förderschulen zu finanzieren, an den Grund- und Gemeinschaftsschulen gegebenenfalls eine Doppelbesetzung mit jeweils einem Sonderschullehrer anzustreben und DaZ-Klassen oder besser DaZ-Maßnahmen wann immer möglich an jeder Schule einzuführen, damit Integration gelingen kann. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Dass Sprache der Schlüssel für eine gelingende Integration ist, kann niemand ernsthaft bestreiten. Der SSW hat deshalb immer gefor