Ich will Ihnen gern einmal ein Beispiel nennen. Die Truppenküchen unserer Bundeswehr legen einen Satz für die Herstellung einer Mittagsmahlzeit von 2,67 € zugrunde. Diese Truppenküchen dürfen nur ohne Gewinneinnahme arbeiten. In diesen 2,67 € sind keine Personal-, Energie- oder sonstige Zusatzkosten zum Betreiben einer Küche enthalten. Das ist nur möglich, weil in entsprechend großen Mengen gekocht wird. Aber auch dafür haben Sie eine Lösung: Den Rest sollen das Land und die Kommunen finanzieren, ebenso wie den Ausbau von Schulkantinen und Werkstatträumen der Ernährungs- und
Verbraucherbildung. Meine Damen und Herren von den Grünen, Geben im Landeshaushalt kommt auch von Nehmen. Aber woher nehmen, das bleibt an der Stelle Ihr süßes Geheimnis.
Ich möchte noch einmal ganz deutlich sagen, welche Folgerungen daraus entstehen. Ich möchte sagen, dass die vielen guten Bemühungen, die wir gerade in Kindertagesstätten und Schulen haben, Mahlzeiten anzubieten, mit diesen Rahmenrichtlinien so eingeengt werden, dass sie nicht mehr fortgeführt werden.
(Detlef Matthiessen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Legen Sie doch einmal Ihre ei- genen Vorstellungen dar!)
Deshalb werden wir Ihren Antrag auch ablehnen, Frau Heinold. Vielmehr müssen wir Kinder und Eltern motivieren, sich mit der Frage einer ausgewogenen Ernährung zu beschäftigen.
Zu einer ausgewogene Ernährung gehört für mich auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit Fast Food, mit Süßigkeiten und Fertigprodukten. Essen ist auch Genuss und nicht jedes Eis, das eine Lehrerin am Ende des Schuljahres Ihrer Klasse ausgibt, ist hier zu verurteilen.
Ich will auch deutlich sagen: Andere Bereiche Ihres Antrages wie die Weiterbildungsangebote für Erzieher und Lehrkräfte oder die Einbindung von gesunder Ernährung in Bildungsleitlinien sind längst umgesetzt und müssen hier nicht noch einmal beschlossen werden. Ich bin davon überzeugt, dass uns der Bericht im Dezember eine gute Übersicht bieten wird, was in den Kindertagesstätten und Schulen bereits passiert und wie eine mögliche Weiterentwicklung aussehen kann.
Ich danke der Frau Abgeordneten Heike Franzen und erteile für die SPD-Fraktion der Frau Abgeordneten Astrid Höfs das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag der Grünen spricht völlig zu Recht den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und den Einrichtungen des Bildungswesens an. Auch wenn wir uns - wie auch in dieser Plenartagung wieder - oft und gern über die Schulstruktur, die Lehrerausbildung und die Frage der Unterrichtsversorgung unterhalten, wird diese Frage, ob, was und wie viel die Kinder und Jugendlichen in Kindertagesstätten und Schulen zu essen und zu trinken bekommen, immer wichtiger.
Es liegt auf der Hand, dass die Ausweitung der offenen Ganztagsschulen und die Langzeitperspektive der gebundenen Ganztagsschule den Schulen eine immer größere Verantwortung für die Ernährung der Kinder zuweist. In der Vergangenheit beschränkte sich diese Verantwortung auf die Angebote in der 10-Uhr-Pause. Aber im Großen und Ganzen ist das Elternhaus für die Versorgung der Kinder zuständig gewesen, ob sie morgens ein Frühstück bekommen, ob sie ein Schulbrot dabei haben und ob sie nach der Schule eine warme Mahlzeit bekommen. Ich bin auch der Meinung, dass diese Verantwortung grundsätzlich immer bei den Eltern lag und dass sie immer noch bei den Eltern liegt.
Andererseits ist es aber auch so, dass dieser Tagesablauf einfach der Vergangenheit angehört. Wenn wir über ungleiche Bildungschancen aufgrund der sozialen Herkunft sprechen - was ja bekanntlich einer der problematischsten Befunde aus der PISAStudie war - müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass viele Familien dieses gar nicht mehr leisten und sicherstellen, weil sie es entweder nicht mehr wollen oder weil sie es wegen des Arbeitsablaufes der Eltern oder des alleinerziehenden Elternteils nicht mehr können.
Die Tagesstrukturen der meisten Eltern und Familien haben sich verändert, wenige Jahre zuvor war es noch völlig anders. Frühstück und Mittagessen beschränken sich häufig darauf, dass die Schulkinder 2 oder 3 € in die Hand gedrückt bekommen und dass sie damit zur Schule geschickt werden. Wir können ganz sicher sein, dass sie damit natürlich eher gesundheitsschädliche als gesundheitsfördern
de Lebensmittel kaufen. Das Letztere ist wahrscheinlich eher weniger der Fall. Die Folgen von Fehlernährung sind offensichtlich. Wenn man sich in den Fußgängerzonen umschaut, kann man sehen, dass viele Jugendliche übergewichtig sind. Schwieriger ist die Situation noch in Großbritannien und in Amerika und es ist ganz klar, dass ihnen die lebenslange Fettleibigkeit Probleme bereitet.
Aus Großbritannien kam kürzlich die Meldung, dass Schüler in den Pausen eingeschlossen werden sollen, damit sie sich für ihr Geld, das sie mitbekommen haben, keine Fast-Food-Produkte mehr kaufen können. Ich glaube, dass man so mit Sicherheit kein gesundes Essverhalten erlernen kann. Auch wenn man Jakobsmuscheln angeboten bekommt, kann man das nicht zur Grundlage einer gesunden Ernährung machen.
Eine Studie aus den 90er-Jahren hat Gründe für Fettleibigkeit schon klar belegt. Diese liegen in einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme, zu viel Fett über Fleisch- und Wurstprodukte, zu viel Fett und Zucker über Süßigkeiten und Gebäck, zu wenig Ballaststoffe, weil weder Vollkornprodukte noch Obst und Gemüse gegessen werden. Obst gibt es häufig nur als Fruchtsaft, zu wenig Eisen- und Jodzufuhr und ein hoher Salzgehalt und Geschmacksverstärker im Fast Food tut das Übrige.
Kurz und knapp gesagt heißt das: zu fett, zu süß, zu viel und - man kann auch noch sagen - zu spät. Das sind die Ernährungsgrundsätze der Deutschen. Und das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, das ist das Essverhalten der gesamten Gesellschaft. Deshalb ist es auch inzwischen ein großes Problem, den Kindern ein gesundes Essverhalten zu vermitteln. Warum sollen sie sich anders ernähren, wenn sich ihre Eltern auch so ernähren?
Ein Beispiel haben wir auch hier im Haus: Man kann beobachten, dass, wenn Currywurst und Pommes auf dem Speiseplan der Kantine stehen, die Schlangen immer besonders lang sind. Das ist auch nicht gerade ein gesundes Ernährungsverhalten.
Wir müssen aber sehen, dass das bei den meisten Deutschen inzwischen an der Tagesordnung ist. Und deswegen ist es ein Problem.
Der Antrag der Grünen spricht auch das gegenläufige Phänomen an, dass viele Jugendliche große Probleme mit Magersucht - Anorexia nervosa - und Bulimie haben. Ich denke aber, dass das nichts mit dem Ernährungsverhalten zu tun hat. Das hat ganz eindeutig entwicklungspsychologische Hintergründe und gehört in die Hände von Therapeuten.
Der Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung thematisiert auch Ernährungsfragen. Das wird dann durch das beigefügte Gutachten vertieft, über das schon diskutiert worden ist.
Wir von der SPD halten nichts davon, von der Landesregierung einen Maßnahmenkatalog zu erbitten und gleich einen Maßnahmenkatalog anzuschließen. Wir mögen auch nicht gern über etwas beschließen, was schon läuft. Das finden wir nicht so gut, deshalb sind wir nicht hier.
Wir beantragen deshalb, dass die Landesregierung bis zum Jahresende berichtet, wie die Themen Gesundheit, Ernährung und Bewegung in den Bildungseinrichtungen bereits umgesetzt und weiterentwickelt werden können. Auf der Basis dieses Berichtes können wir dann vertieft im Plenum und in den beiden Ausschüssen darüber diskutieren, an welcher Stelle die Anstrengungen noch zu verstärken sind. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag, den Antrag von den Grünen, ab.
Ich danke Frau Abgeordneter Höfs und erteile für die FDP-Fraktion Herrn Abgeordneten Dr. Heiner Garg das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich finde es kontraproduktiv, den Antrag der Grünen einfach abzulehnen.
Ich identifiziere mich zwar überhaupt nicht mit allen Maßnahmen, die dort vorgeschlagen werden. Ich möchte zum Beispiel niemandem seine „Schweinereien“ verbieten, genauso wie ich Holger Astrup das Rauchen in meiner Stammkneipe nicht verbieten würde. Trotzdem sind dort Maßnahmen aufgeführt, die ganz konkret ein Problem aufgreifen, das nicht wegzudiskutieren ist, wenn wir uns anschauen, worüber wir beim vorherigen Tagesordnungspunkt geredet haben.
Überflüssige Pfunde auf kindlichen Hüften und Gelenken verursachen Spätfolgen wie Diabetes, Bluthochdruck, Gallensteine, Plattfüße und Gelenkschäden. Die unmittelbaren Folgekosten summieren sich auf rund 12 Milliarden € im Jahr. Ich finde deshalb, dass zumindest die ernsthafte Auseinandersetzung mit einzelnen Vorschlägen, beispielsweise mit dem Fonds, Frau Heinold, den Sie angesprochen haben, durchaus angebracht wäre.