In dem Zusammenhang nun gerade die Phase kürzen zu wollen, die im Wesentlichen für die praktische Ausbildung zuständig ist, halten wir für falsch und halten es für eine schwer fehlerhafte Weichenstellung, zumal - das kann man dem Bericht auch entnehmen darin auch die Tendenz nachzulesen ist, dass unter Umständen sogar Teile dieser zweiten Ausbildungsphase an die Schulen verlagert werden sollen. Das kann nur dann erfolgen, wenn im gleichen Rahmen auch die Kapazitäten an die Schulen gegeben werden. Es darf hier nicht zu einer schleichenden Entlastung des Landes von der ureigenen Aufgabe der Lehrerbildung kommen, weil die Schulen im Moment nicht in der Lage wären, dies zu machen.
Meine Damen und Herren, es gäbe noch mehrere Punkte, die ich ansprechen könnte. Lassen Sie mich zum Schluss etwas zu der Frage der Lehrerfortbildung in der dritten Phase sagen. Der Bericht geht davon aus, dass die Fortbildung der Lehrkräfte bedarfsorientiert organisiert wird. Das ist im Wesentlichen eine Nichtaussage. Es heißt dann: Nachfrager sind in erster Linie die Schulen. Die Schulen entwickeln eigene Fortbildungsprogramme, für deren Umsetzung sie ein Budget erhalten. Das ist eine Idee, der auch die Grünen nachhängen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es auch Regierungspolitik ist. Ich möchte für die CDU nur deutlich machen, dass wir einen haargenau anderen Weg einschlagen wollen. Wir glauben, dass es zwar Budgets für die Lehrerfortbildung geben muss, aber wir glauben, dass dies immer individuelle Budgets der einzelnen Lehrkraft sein müssen. Denn wir glauben, dass am Ende die einzelne Lehrkraft im Klassenraum vor den Schülern steht und deshalb muss die einzelne Lehrkraft einen Anspruch auf feste Fortbildungsbudgets haben und die Möglichkeit, diese wirklich einzusetzen.
Wir haben in einem Antrag, der im Bildungsausschuss zurzeit sozusagen in der Röhre liegt, sehr weit gehende Vorschläge dazu gemacht, auch in Form eines Gutscheins, der allerdings mit einer Fortbildungsverpflichtung verbunden sein soll. Es ist uns wichtig, dass wir in dieser Frage eher auf die Kraft des Individuums vertrauen als auf die Kraft des Kollektivs. Aus diesem Grund plädieren wir eindeutig für individuelle Budgets für die weitere Fortbildung. Das wäre im Vergleich zur jetzigen Situation tatsächlich eine Maßnahme zur Verbesserung.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieser Bericht, den die CDU mit dem Antrag auf Drucksache 15/1716 für heute angefordert hat, ist in der Tat ein Bericht, über den man in dieser Form nicht sehr lange diskutieren muss, denn es ist ein Zwischenbericht, der das aufschreibt, was wir schon alles wissen. Interessanter wäre es sozusagen, über das zu reden, was an konkreter Umsetzung als Ergebnis aller Arbeitsgruppen, die eingerichtet sind, vorliegt. Welche Schlüsse zieht das Ministerium aus der Arbeit der Arbeitsgruppen, die in ein Gesamtkonzept eingehen, das Aussage besitzt? Das wäre die interessante Frage, über die wir dringend reden müssen.
Ich will nur zwei oder drei Anmerkungen machen. Ich glaube, es ist nicht unwesentlich, ins Detail sehen zu wollen. Herr Kollege de Jager hat das Stichwort Modularisierung genannt. Das ist ein gutes Beispiel dafür. Modularisierung, Dinge zu verschlanken, um die Angebotsfreiheit und die Bewegungsfreiheit, die Flexibilität zu erhöhen, ist im Prinzip etwas sehr Vernünftiges. Man muss aber natürlich über die Frage nachdenken, über welche Formen und für welche Fragen und welche Bereiche der zweite Bereich der Lehrerausbildung möglich ist und wo die Voraussetzungen sachlich-fachlich kaum gegeben sind. Darüber muss man im Detail reden. Es ist ein Unterschied, ob ich eine Veranstaltung über Schulrecht abfrage oder ob ich mich in einer Veranstaltung über fachdidaktische Fragen äußere. Darüber werden wir sicherlich, wenn das detailliert vorliegt, noch einmal genau reden müssen. Ähnliche Detailfragen könnte man an andere Bereiche des ganzen Komplexes anknüpfen. Das will ich jetzt aus Zeitgründen nicht tun.
Ich möchte abschließend darauf hinweisen, die Ministerin hat das deutlich gemacht, dass bereits zum 1. August 2002 die ersten Umsetzungen erfolgen sollen. Solange das die Dinge sind, die politisch verabredet sind, ist das natürlich in Ordnung. Wir als Parlament gehen natürlich davon aus, Frau Ministerin, dass die inhaltlichen und weiterführenden Umsetzungen, die dann auf den Weg gebracht werden und die sicherlich eine Beschlusslage des Kabinetts vor sich haben, natürlich vorher inhaltlich dem Parlament zur Diskussion zur Verfügung gestellt werden, sodass wir Gelegenheit haben, uns mit diesen Fragen zu befassen. Ich glaube, dass der ganze Bereich der Lehreraus- und -fortbildung in seiner Bedeutung für die Weiterentwicklung der Schulen nicht unterschätzt werden darf.
Das hat nicht nur mit PISA zu tun; dieses Wort darf auch in dieser Rede nicht fehlen, es muss ja heute überall vorkommen. Wir haben uns in SchleswigHolstein - das will ich als Abschlussgedanken formulieren - dafür entschieden, die Grundstruktur - erste und zweite Phase - zu belassen. Wir haben uns im Prinzip auf ein zweijähriges Referendariat beziehungsweise mehr oder weniger auf eine Zahl für die zweite Phase festgelegt. Die Diskussion hat bundesweit sehr viel mehr Facetten. Ich würde mir wünschen, dass wir in Schleswig-Holstein einen Weg beschreiten, der innovativ ist, der aber auch eine Alternative zu verschiedenen anderen Versuchen darstellt. RheinlandPfalz, SPD/FDP-regiert, geht jetzt sehr stark auf konsekutive Studiengänge bei der Lehrerausbildung über. Ich glaube, wir können in einem Innovationswettbewerb nur dann bestehen, wenn wir die Mechanismen und die Ergebnisse und die Qualität unserer Schritte genau bemessen können. Dazu brauchen wir die aktuellen und überarbeiteten Daten und Vorschläge. Die werden wir demnächst hoffentlich haben und dann im Ausschuss ausführlich darüber beraten.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Guter Unterricht ist die wesentliche Grundlage für gute Schulbildung.
Unterricht wird von Lehrerinnen und Lehrern erteilt. Gute Lehrerbildung ist daher eine notwendige Voraussetzung für eine gute Qualität der Schulen.
Die zweite Phase der Lehrerbildung, das Referendariat, ist die eigentliche Vorbereitung auf die Praxis des Lehrerberufs. Während der ersten Phase, im Studium, muss es in Zukunft sicherlich zu einem möglichst frühen Zeitpunkt stärker zu einer Konfrontation mit der Praxis kommen, und zwar in Form eines Berufspraktikums. Aber für die Einführung in die Berufspraxis der Lehrer wird auch künftig die zweite Phase - davon bin ich überzeugt - entscheidend sein.
Die Änderungen, die sich nach den Überlegungen der Landesregierung für die zweite Phase abzeichnen, bedeuten nach meiner Einschätzung im Kern Folgendes: Statt einer intensiven Betreuung der Referendare
und Anwärter durch Studienleiter in kleinen überschaubaren Lehrerseminaren gibt es künftig weitgehend entprofessionalisierte Ausbildung, ungeordnet aufeinander gestapelte Bausteine, sprich eine in Module zerteilte Vorbereitung auf den Lehrerberuf, die die Bezeichnung „Ausbildung“ möglicherweise gar nicht mehr verdient.
Das Stichwort „Modularisierung“ ist schon genannt worden. Es zeigt eine problematische Entwicklung auf. Die ganze Tragweite der Zerschlagung einer qualitativ anspruchsvollen Lehrerbildung, Kollege Weber, ergibt sich aber aus meiner Sicht erst dann, wenn man auch einbezieht, was in den Expertengruppen, von denen gesprochen wurde, zurzeit teils vorgegeben, teils angedacht wird für die Umsetzungsschritte der Reform, die für die Zeit ab Mitte 2003 geplant ist. Das alles wird im Bericht nicht erwähnt. Aber ich denke, es verdient hier im Plenum der Erwähnung.
Dem Expertenteam „Neustrukturierung der Ausbildung in der zweiten Phase“ ist kürzlich mitgeteilt worden: Auf einer Sitzung der Teilprojektleiter am 26. Februar dieses Jahres habe die Projektleiterin ein Szenario umrissen, in dem die Ausbildung in der zweiten Phase weitgehend oder ausschließlich an den Schulen durchgeführt werde und/oder aber den Mentorinnen und Mentoren zu übertragen sei.
Im Klartext hieße dies, die Referendare erhalten dann nicht mehr eine qualifizierte Ausbildung durch Studienleiter, sondern sie werden an den Schulen nur notdürftig angelernt. Die praktische Phase der Lehrerbildung wird also nicht reformiert, sondern im Grunde abgeschafft, und zwar zugunsten der Einführung einer Art Junglehrerstatus. Darüber hinaus will man diesen Lehrerlehrlingen außerhalb ihrer Schulen hier und da noch ein paar ergänzende Ausbildungsmodule zukommen lassen. Auf der Strecke bleibt dabei die systematische Ausbildung und Beratung in pädagogischen, didaktischen und fachlichen Fragen.
Studienleiter und regionale Lehrerseminare, die diese Funktion bislang wahrnehmen, können und sollen dann wohl auch eingespart werden. Das künftige Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in SchleswigHolstein, IQSH, sollte daher dann richtiger Institut für Qualitätsabwicklung im schleswig-holsteinischen Schulwesen genannt werden.
Ich denke, dass diese Tendenz, die sich jedenfalls in den Expertenteams abzeichnet, auch durch das schicke Zeitgeistvokabular nicht übertüncht werden kann, das in dem Bericht und in den Papieren immer wieder durchscheint.
Im Bericht ist die Rede von einem modernen Dienstleitungszentrum mit drei Geschäftsfeldern, von Qualitätsmanagement und Personalmanagementsystemen. Das alles sind wunderbare Modernisierungsbegriffe aus der Betriebswirtschaftslehre. Was hat das eigentlich mit Bildung zu tun?
In einem Arbeitspapier des Teilprojektes „Reform des IQSH“ wird sogar von der Einführung eines Kundenbindungsprogramms gesprochen, mit dem Klammerzusatz „Club und Card-Systematik“. Das finde ich am schönsten. Eine Marketingstrategie des Kultusministeriums? Ein Sparkonzept so schön zu umschreiben und einzupacken, das ist bewundernswert. Dafür, Frau Kultusministerin, sollten Sie sich dann die Platincard reservieren lassen.
Meine Damen und Herren, wenn schon die Erzielung von Einsparungen das eigentliche Ziel der IPTSReform sein sollte, dann sollte man alternativ vielleicht über manches sprechen, was auch zum Sparen beitragen könnte, etwa indem man Aufgabenbereiche wie Eigenverantwortung an Schulen, Personalentwicklung, Fortbildung zu PISA oder Koordination von Modellversuchen aus dem Ministerium auf das IPTS respektive IQSH übertrüge. In diesem Fall könnte man im Ministerium Stellen sparen.
Man könnte aber auch im IPTS die übliche Trennung in pädagogische und fachliche Studienleiter aufheben, das heißt, das Berufsbild der Studienleiter neu definieren in der Weise, dass sie in Zukunft gleichermaßen die Bereiche Fachdidaktik plus Pädagogik plus Lehrund Lerntheorien mit einer erhöhten Kompetenz abdecken. Auch dies böte die Möglichkeit, im IPTS Stellen einzusparen. Wie gesagt, das setzt voraus, dass wir das Berufsbild der Studienleiter neu definieren und höhere Qualifikationsanforderungen stellen.
Ich halte gleichwohl die Verzahnung der genannten Bereiche, des fachdidaktischen und des methodischen, für den richtigen Ansatz. Die Trennung halte ich persönlich eher für problematisch.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben hier zugegebenermaßen ein sehr knappes Papier vorliegen, dem aber ein langer Prozess zugrunde liegt. Ich möchte an dieser Stelle erst einmal der Bildungsministerin danken, dass sie diesen Prozess organisiert hat, weil ich denke, eine umfassende Reform braucht einen solchen Prozess, den Blick von außen, die Be
Ich bin mit Ihnen auch darin einig, Frau Erdsiek-Rave, dass es Ziel ist, dem neuen IQSH andere Aufgaben als dem alten IPTS zu übertragen. Sie haben einiges genannt, was Herr Dr. Klug als Desiderat hier eingeklagt hat, nämlich Aufgaben, die durchaus auch Steuerungscharakter haben, zu übertragen. Allerdings müssen wir uns dann sehr genau fragen: An welcher Stelle ist diese Bildungsinstitution selber Anbieter von Seminaren, von Informationen und so weiter? An welcher Stelle ist sie Steuerungsinstitution, die die Angebote von Dritten kontrolliert und damit dann natürlich in einen Widerspruch gerät; denn wen man selber Anbieter ist und gleichzeitig über die Zulässigkeit Dritter urteilen soll, Angebote an die Schulen weiterzugeben, könnte das zu Konflikten führen.
Die Situation der Kosteneinsparung - hier angesprochen, aber im Bericht nicht genannt - macht mich als Bildungspolitikerin natürlich unruhig. Ich würde schon gern wissen, welche Rahmendaten angedacht sind. Darüber sagt der Bericht nichts aus. Ich denke, darauf werden wir spätestens dann, wenn der endgültige Bericht kommt, kritisch gucken müssen.
Ich teile nicht Ihre Besorgnis, Herr de Jager, dass die Verkürzung des Referendariats ein Unglück sein muss. Ich glaube, die qualitative Ausrichtung des Referendariats ist entscheidend. Dann ist es nicht so wichtig, ob es für alle zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind. Insbesondere Menschen mit langjähriger Unterrichtserfahrung, vielleicht in vorherigen Berufen oder auch schon, um sich die Studienzeit oder die Wartezeit zu finanzieren, sind dankbar, wenn sie nicht alles so lernen müssen, als hätten sie noch nie vor einer Klasse gestanden.
Was allerdings entscheidend ist und immer wieder unterschätzt wird, ist die Frage, welche Aufgabe die Seminarleiter den Referendarinnen und Referendaren gegenüber eigentlich haben. Zum einen sind sie Mentoren, sind diejenigen, die die letzte Möglichkeit der Unterstützung bieten.
Einen Moment, Frau Abgeordnete. - Ich bitte um etwas mehr Ruhe. - Sie haben das Wort, Frau Abgeordnete.
Andererseits sind sie aber auch die diejenigen, die die Noten geben. Diese Doppelrolle würde man heute eigentlich im Sinne einer modernen Betriebsphilosophie trennen. Supervisoren und Organisationsberaterinnen und -berater sind nicht diejenigen, die die Zeugnisse schreiben und die Leute einstellen und entlassen, sondern diese Rolle trennt man bewusst.
Frage: Warum wird das eigentlich nicht schon längst in der Ausbildung, zumindest in dieser zweiter Phrase, in der es ja auch um sehr enge persönliche Rückmeldungen geht, so gehandhabt?
Dritte Anmerkung von uns, die Frage der Verzahnung von Hochschule und Schule. Sie wissen, dass wir Freunde der einphasigen Lehrerausbildung sind. Wenn diese hier nicht gewollt ist, muss trotzdem die Verzahnung von Hochschule und Schule deutlich operationalisiert werden. Der Bericht sagt dazu einiges aus.
Aber solange Lehrerinnen und Lehrer, die hier an der Hochschule unterrichten, dafür keine Stundenentlastung haben, und Hochschulfachleute, die sich am Seminar oder in der Schule an Projekten beteiligen, die evaluieren, die Modellversuche machen, dies wiederum nicht gemeinsam mit ihren Studierenden - diese wiederum auch scheinrelevant für ihr Studium - einbringen können, solange das alles nur Hobby ist und obendrauf, wird es nicht systematisch sein. Hier müssen auch berechenbare Verpflichtungen eingegangen werden und es muss ein konzeptionelles Arbeiten aller drei Phasen sein, sowohl der ersten und zweiten Ausbildungsphase als auch der Fortbildung. Ich habe den Willen dazu in dem Konzept durchaus erkannt, aber mir ist noch nicht deutlich geworden, wie dies operationalisiert werden kann.
Eine letzte Bemerkung vielleicht zum Thema „nebenamtliche Seminarleitungen“. Diesbezüglich wurden an uns Befürchtungen herangetragen, dass das in Zukunft nicht mehr möglich sein soll. Gerade die Zusammenarbeit mit einer Person, die noch an der Schule als Lehrer oder auch Leiter tätig ist und gleichzeitig Fachwissen in der Aus- und Fortbildung weitergibt, halte ich für eine sehr gute Verzahnung. Dies sollte auch in einem zukünftigen Berufsbild möglich sein.