Ich will das nur vom Grundsatz her sagen und weil postuliert wird, Kernaufgabe sei Unterricht allein.
Einen Vorschlag der FDP können wir aber unterstützen, denn die Bereitstellung einer einheitlichen Schulverwaltungssoftware durch das Land könnte sicherlich vor Ort einige Probleme lösen und müsste meiner Meinung nach ganz schnell eingeführt werden.
Auch wenn wir alle sicherlich im Prinzip für Entschlackung und Arbeitsvereinfachung sind, geht es nicht so einfach, wie sich die FDP-Fraktion das vorstellt. Es gibt jetzt einen Änderungsantrag der regierungstragenden Fraktionen, der dieser Einschätzung Rechnung trägt. Er fordert, wie Sie sehen, die Landesregierung auf, zu prüfen, welche Entlastungsmöglichkeiten bestehen, und darüber soll im Herbst berichtet werden. Das mag man als eine zu bescheidende Forderung auffassen, dennoch glaube ich, dass dies eher der richtige Weg ist. Seitdem haben wir auch einen Änderungsantrag der CDU bekommen. Alles in allem ist es also wichtig, dass wir uns im Ausschuss noch einmal mit diesen drei Anträgen auseinander setzen und uns vielleicht auch ein bisschen darüber informieren, was denn jetzt konkret läuft.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob Sie es schon gemerkt haben, auf welchem Höhepunkt der bildungspolitischen Debatte nach PISA wir uns derzeit befinden. Es ist wirklich bemerkenswert. Herr Dr. Klug, es ist wirklich banal, aber angesichts Ihres banalen Antrags muss das einmal gesagt werden: Natürlich ist Unterricht die Kernaufgabe von Lehrern und von Schule. Aber Schule ist im Umkehrschluss auch wirklich mehr als Unterricht.
Ich weiß nicht, was Sie für eine Vorstellung von Schule haben, meine jedenfalls ist so, dass Schule wirklich mehr ist als Unterricht.
(Dr. Ekkehard Klug [FDP]: Offenbar haben Sie nicht zugehört! Sie haben nicht zugehört, weil der ganze Mist aus Ihrem Ministerium kommt!)
Qualitätskontrolle auf der anderen Seite, zwischen Selbststeuerung auf der einen Seite und zentralen Vorgaben auf der anderen. Dieses Gleichgewicht haben wir gewiss noch nicht gefunden. Wir sind noch in dem Prozess zu mehr Eigenverantwortung, zu mehr Autonomie der Schulen, aber je mehr Eigenverantwortung, je mehr Selbstverantwortung, desto stärker muss man sich auch fragen, ob nicht ein Stück zentrale Steuerung und Qualitätskontrolle auf der anderen Seite sein muss. Damit stimme ich mit Ihnen durchaus überein, Herr Dr. Klug, es ist für mich unumstritten, dass wir geregelte Standardsetzungen brauchen, und zwar über das, was die Lehrpläne leisten, hinaus. Ich halte es für nötig, daraus abgeleitete klare Standards zu setzen in bestimmten Fächern und Schulstufen, und zwar für alle Schularten, auch für die Grundschule. Das ist ein Novum. Dahin müssen sich die Schulen erst entwickeln. Dazu brauchen wir auch eine Akzeptanz.
Dies schließt vergleichende Tests, Vergleichsarbeiten und auch Aufgabenpools ein. Dies wird nicht erst seit heute intensiv vorbereitet bei uns, und zwar auch nicht erst seit PISA. Der erste Teil liegt bereits vor. In der nächsten Woche werde ich in Kiel symbolisch die erarbeiteten Hauptschulstandards für die Klassen 7 bis 9 der Hauptschulen überreichen für die Fächer Deutsch und Mathematik. Weitere werden folgen. Sie zu erarbeiten und einzuführen braucht Zeit, macht übrigens auch Arbeit. Es ist nicht so, dass wir uns hinsetzen und das, was Rheinland-Pfalz oder andere dabei sind zu entwickeln, übernehmen könnten; denn das muss natürlich lehrplanadäquat sein. Ich könnte jetzt einmal anfangen vorzurechnen, wie viel Arbeitskapazität das bindet, dies zu entwickeln. Dabei helfen auch Lehrer mit. So einfach ist das also nicht, dass man das eine nimmt und das andere fordert und sozusagen die Rechnung nicht bei allem aufmacht.
Da stimme ich also mit Ihnen überein. Auf dem Weg sind wir bereits. Er ist auch richtig und, wie ich glaube, unabdingbar.
Von arbeitskraftfressenden Reformen kann man in diesem Zusammenhang durchaus sprechen, aber nicht in dem negativen Sinne, wie Sie es meinen. Das gilt auch für Evaluierung von außen. Diese deutsche Art, dass der Lehrer die Klassentür hinter sich zumacht und jeden Austausch über Qualität und Erfolg seines Unterrichts als Misstrauensvotum ansieht, ist ein Fehler ist ein Fehler!
Leider ist dies aber nach wie vor noch sehr weit verbreitet, gewiss nicht bei allen Lehrern, es gibt hier bereits Veränderungen, und das sehe ich mit großer Freude. Sie wissen aber ganz genau wie ich, dass dies
noch ein weit verbreitetes Denken an unseren Schulen ist. In den meisten Ländern - das müssen Sie nun einmal zur Kenntnis nehmen -, die bei PISA besser abgeschnitten haben als wir, sind solche externen Evaluationen absolut normal. Es gibt unterschiedliche Formen.
In England ist es die klassische Schulinspektion, wo ein ganzes Team von Leuten über eine ganze Woche anrückt und die Schule von unten nach oben kehrt und hinterher Rapports schreibt, die veröffentlicht werden und woraus ein Ranking gemacht wird. Das wollen wir so nicht, weil ich nicht glaube, dass dies zur Motivation und zur Verbesserung der Arbeit automatisch beiträgt. Solche Evaluationen, wie wir sie planen, stehen wirklich nicht in der Tradition des preußischen Oberschulrats, sondern es geht um ein Verfahren, das die Leistungsfähigkeit der Schulen, und zwar auf der Ebene der einzelnen Schule, überträgt. Was wir bei PISA und noch anderen Untersuchungen, die folgen werden, sozusagen auf der Makroebene machen, muss sich auf der Ebene der einzelnen Schule fortsetzen. Davon bin ich wirklich überzeugt. Ich glaube, dass sich auch der Widerstand, der natürlich erst einmal gegen solche neuen Dinge da ist, legen wird, wenn man sieht, dass das ein wirklich fundiertes, sorgfältig vorbereitetes und im Übrigen wissenschaftlich begleitetes Verfahren sein wird. Ähnliche Überlegungen - das können Sie auch nicht ausblenden - gibt es übrigens in allen Bundesländern.
Jede Innovation erfordert zunächst zusätzlichen Aufwand, und sie verlangt Umstellungen bei den Lehrerinnen und Lehrern. Das war so, als die Orientierungsstufe eingeführt wurde, und das war so, als sich die gymnasiale Oberstufe verändert hat. Das ist bei jeder neuen Lehrplaneinführung so. Das ist absolut normal. Jede Umstellung erfordert, dass Lehrer sich damit beschäftigen, dass sie dies natürlich über den Unterricht hinaus leisten, sich mit neuen Dingen auseinander setzen. Im Übrigen ist das in jedem Berufsstand so.
Was ist denn das für eine Anforderung, dass Lehrer sich mit Computern auseinander setzen, dass sie ihren Unterricht mit neuen Methoden gestalten, dass ist eine ganz selbstverständliche Anforderung, die ich auch an jeden anderen Verwaltungsbeamten richten würde. Wieso machen Sie jetzt bei den Lehrern eine Ausnahme und tun so, als ob wir sie damit überfordern?
Ich glaube übrigens, dass Sie den Lehrern, wenn Sie dies immer so befördern, keinen Gefallen tun, sondern im Gegenteil ein Bild von einem Berufsstand befördern, dass leider in der Öffentlichkeit noch negativ genug ist. Ich gehe davon aus, dass vieles sich von unten entwickeln wird, dass Schulen selbst ihre eigene Entwicklung vorantreiben und dass nicht immer alles von oben kommen muss. Darauf setze ich.
Ich glaube, dass noch vieles zu sagen ist zu der Einführung von Software. Mir ist es, ehrlich gesagt, zu banal, dass hier auszuführen. Es ist vieles in der Richtung auf den Weg gebracht. Ich kann gerne im Bildungsausschuss darüber berichten. Sehen Sie einmal in den Landesbildungsplan, wie viel Materialien und wie viel Schulsoftware da heruntergeladen werden kann. An einer einheitlichen Lizenzierung im Lande arbeiten wir. Das ist notwendig und richtig; diese Forderung ist absolut in Ordnung. Aber so zu tun, als ob das die große bildungspolitische Innovation wäre, das tut mir Leid, das ist mir wirklich zu wenig.
Lassen Sie mich zusammenfassend sagen, es gibt einen Grundsatz, den kann man auch aus PISA lernen, und damit zitiere ich jetzt einmal Herrn Schleicher von der OECD: „Schulen schneiden umso besser ab, je autonomer sie sind.“ - Recht hat er und in diese Richtung muss es gehen.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir treten in die Abstimmung ein. Es ist beantragt worden, die Anträge Drucksachen 15/1692, 15/1844 und 15/1749 an den zuständigen Bildungsausschuss zu überweisen. Wer dem so seine Zustimmung geben will, den bitte ich um sein Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Das ist einstimmig so beschlossen. Der Tagesordnungspunkt ist damit erledigt.
Ich unterbreche die Tagung. Wir treffen uns morgen früh um 10 Uhr wieder. Bis dahin wünsche ich allen eine vergnügliche Zeit.
Herausgegeben vom Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtags - Ausschussdienst und Stenographischer Dienst