Protocol of the Session on October 19, 2001

Dieser preiswerten Steigerung der Chancen unserer Töchter sollte sich die Landesregierung nicht in den Weg stellen. Deshalb bitten wir um Ihre Zustimmung. Machen Sie den Weg frei für diesen Tag der Tochter in Schleswig-Holstein!

(Lebhafter Beifall bei der FDP)

Es bedarf dagegen keiner staatlichen Initiative und es bedarf auch keiner Steuergelder dafür. Das ist doch eine tolle Message.

(Anhaltender Beifall bei der FDP)

Das Wort für die Fraktion der SPD erteile ich jetzt der Frau Abgeordneten Birgit Herdejürgen.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Auf die Frage, was sie beruflich machen wollen, antwortet eine Fünfjährige: „Pilotin, Lehrerin, Walschützerin“,

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Kampffliegerin!)

eine Zehnjährige: „Pferdezüchterin, Erzieherin, Feuerwehrfrau“, und eine Fünfzehnjährige: „Verkäuferin, Bürokauffrau, Arzthelferin“.

Diese Aussagen machen deutlich, was auch andere Forschungsergebnisse bestätigen: Nahezu alle Mädchen haben bis zu einem Alter von elf Jahren ein solides und klares Selbstvertrauen. Dies verliert sich zum Teil in der darauf folgenden Zeit mit entsprechenden Auswirkungen auf das Berufswahlverhalten. Das gilt natürlich nicht nur für Mädchen.

Sowohl Mädchen als auch Jungen haben den starken Wunsch, über den Beruf die Geschlechtsidentität zu stärken. Die Wahl eines eher geschlechtsuntypischen Berufes bedarf einer sehr starken Interessenausprägung, der Fähigkeit, diese Wahl gegenüber Gleichaltrigen beziehungsweise der Familie zu vertreten, und der Bereitschaft, während der Ausbildung mit einer Minderheitenposition umgehen zu können.

Am Berufswahlverhalten von Mädchen hat sich innerhalb der vergangenen 20 Jahre nicht sehr viel verändert. Viele Mädchen ergreifen bis heute traditio

nelle Frauenberufe mit bekanntlich oft schlechten Zukunftsaussichten und Verdienstmöglichkeiten. Mädchen verknüpfen den Bereich der Berufsplanung weiterhin eng mit der Lebensplanung und beziehen Phasen der Familienarbeit automatisch in die eigene berufliche Perspektive mit ein. Sie berücksichtigen bei der Berufswahl Faktoren wie Möglichkeiten von Teilzeitarbeit und Wiedereinstieg nach einer Familienphase. Durch diese Doppelstrategien grenzen sie bestimmte Berufe und Karrierewege automatisch aus.

Kampagnen und Projekte, die das Berufswahlverhalten von Mädchen ändern wollten, konnten die Probleme nicht entscheidend lösen.

(Beifall bei der FDP und vereinzelt bei der SPD)

Dies zeigt ein Vergleich der Hitlisten der beliebtesten Berufe im Zeitablauf.

Wir müssen also umdenken. Der Daugther’s Day oder Girl’s Day bietet einen Ansatzpunkt, der sehr viel mehr als bisherige Projekte auf Öffentlichkeitswirkung setzt.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Sehr gut!)

Der grundsätzliche Ansatz ist aber auch ein anderer als in der Vergangenheit. Es reicht offenbar nicht zu sagen: „Mädels - ihr könnt doch!“ Dass Mädchen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern und im handwerklichen Bereich hervorragende Leistungen bringen, ist - denke ich - unumstritten.

(Beifall bei SPD, FDP und SSW)

Wenn sie sich aber trotzdem bei der Berufswahl - ich verkürze das - auf den sozialen Bereich konzentrieren, dann müssen wir das erst einmal akzeptieren. Wir sollten dies als Ausgangspunkt für eine zukünftige Politik nehmen.

(Christel Aschmoneit-Lücke [FDP]: Richtig!)

Wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft herausstellen, dass kommunikative Fähigkeiten, soziale Kompetenz, Teamfähigkeit auch in technischen Berufen einen hohen Stellenwert haben.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: So ist es!)

Wir müssen darstellen, dass die Interessen von Mädchen und zu einem Teil eben auch die mit dem Rollenverständnis verbundenen Erwartungen nicht im Widerspruch zu einem Beruf in vordergründigen Männerdomänen stehen, sondern dass vielfach das Gegenteil der Fall ist.

(Christel Aschmoneit-Lücke [FDP]: Sehr schön!)

(Birgit Herdejürgen)

Der Girl’s Day oder Daugther’s Day kann hier einen positiven Beitrag leisten, unter anderem dadurch, dass er auf Vorbilder setzt, die einen Beitrag dazu leisten können, alte Klischees aufzubrechen.

(Beifall bei SPD, FDP und SSW)

Natürlich gibt es - wenn auch unterrepräsentiert - jede Menge Frauen, die zum Beispiel in technischen Berufen ausgezeichnete Arbeit leisten. Und - auch dieser Punkt ist nicht unerheblich - sie können auch Vorbild dafür sein, wie es gelingt, den Spagat zwischen Familie und Beruf zu bewältigen.

Frau Aschmoneit-Lücke, die Idee des Daugther’s Day ist für Schleswig-Holstein nicht ganz neu, wenn auch unter anderer Bezeichnung,

Aus dem zuständigen Ministerium kommen Initiativen wie der Mädchen-Technik-Tag oder die erfolgreich durchgeführte Berufsinformationsmesse für Mädchen. Leider ist bisher das Interesse der Wirtschaft an einem Girl’s Day eher mau. Hier muss nachgebessert werden, natürlich auch was die Beseitigung bürokratischer Hemmnisse angeht.

(Beifall bei SPD, FDP und SSW)

Wir täten daher gut daran, uns aus Gründen der Öffentlichkeitswirksamkeit in Richtung der Unternehmen der bundesweiten Kampagne anzuschließen. Schließlich ist auch der Wirtschaft zu wünschen, dass sie sich das Potenzial motivierter und kompetenter junger Frauen erschließt.

(Vereinzelter Beifall bei SPD und FDP)

Der nächste Girl’s Day startet am 25. April 2002 hoffentlich auch in Schleswig-Holstein mit gutem Erfolg. Die SPD-Fraktion unterstützt nachdrücklich den Antrag der FDP.

(Beifall bei SPD und FDP)

Wir sehen darin einen ersten Schritt für eine auf wirtschaftliche Unabhängigkeit angelegte und auf einem breiten Spektrum beruflicher Auswahlmöglichkeiten basierende Zukunft junger Frauen im 21. Jahrhundert.

(Beifall bei SPD, FDP und SSW sowie des Abgeordneten Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich erteile jetzt für die Fraktion der CDU der Frau Abgeordneten Ursula Sassen das Wort. Sie übernimmt heute die Aufgabe, für die erkrankte Kollegin Scheicht den vorgesehen Beitrag zu leisten.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Man kann das hochfahren!)

- Ganz ruhig!

(Heiterkeit)

Ich bedauere sehr, dass die Kollegin Jutta Scheicht krank ist. Ich soll Sie an dieser Stelle von ihr ganz herzlich grüßen. Ich bedauere auch, dass sie ihre Rede zu diesem Thema nicht selbst vortragen kann. Meine wäre vielleicht etwas anders ausgefallen.

(Heiterkeit - Zuruf von der SPD: Wie denn?)

Das sollte keine Kritik an der Kollegin Scheicht sein, ich habe das nur wegen des Themas gesagt. Ich bitte um Entschuldigung.

(Beifall der Abgeordneten Herlich Marie Todsen-Reese [CDU] und Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Jetzt geht es los.

(Heiterkeit)

Zu keiner Zeit hatten Mädchen so hochwertige Bildungsabschlüsse wie heute. Und auch die Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit konnten in den letzten Jahren beträchtlich verbessert werden. Stichworte wie Teilzeitarbeit, Erziehungsgeld, Erziehungsurlaub, Eingliederungshilfen nach einer Erziehungspause sind nur wenige Beispiele dafür. Trotzdem ist es bis heute nicht gelungen, die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Beruf durchzusetzen.

Daughter’s Day - was sagt Ihnen das? Mir fiel bei diesem Begriff, Titel oder wie auch immer wir es umschreiben wollen, nicht der „Tochtertag“ wie es übersetzt heißt, sondern der Muttertag ein. Noch so ein Tag, der etwas Einmaliges hervorheben soll, war mein erster Gedanke. Aber dann musste ich feststellen, dass damit einfach nur eine - wie man es zu meiner Schulzeit nannte - praktische Projektwoche oder eine Art von Praktikum gemeint war.