Protocol of the Session on June 1, 2001

Ich will noch einmal deutlich sagen: An dem Fehler, der passiert ist, gibt es nichts zu beschönigen. Das will ich deutlich sagen. Allerdings gibt es auch keinen Anlass zu übertriebener Dramatisierung.

(Martin Kayenburg [CDU]: Ach nein!)

Keine Mark wurde verschwendet, veruntreut oder rechtlich unzulässig ausgegeben.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was alles allerdings in den letzten Tagen in diesen Vorgang hineingeheimnist worden ist, was alles an Unterstellungen und Verdächtigungen formuliert worden ist, hat in der Tat schon außergewöhnliche und abenteuerliche Ausmaße angenommen.

(Beifall bei der SPD - Zuruf des Abgeordne- ten Thorsten Geißler [CDU])

Das fängt an bei dem Kollegen Klug, der die Personalkostenanpassung durch die Nachschiebeliste für den Haushalt 2001 zum Komplott umdichten will, und das endet schließlich bei intensiver Kaffeesatzlektüre, die gar eine Intrige der Bildungsministerin gegen die Ministerpräsidentin ausgemacht haben will. Mir scheint gerade in diesem Fall eher ein ungesund hoher Konsum amerikanischer Fernsehserien vorzuliegen als wacher politischer Verstand.

(Anhaltender Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW)

Es ist müßig wie selbstverständlich, diese Unterstellungen zurückzuweisen.

Ich möchte an dieser Stelle etwas anderes deutlich unterstreichen. Ich möchte nämlich klarstellen, mit welchen Maßstäben wir die entstandenen Probleme lösen wollen. Dazu möchte ich Folgendes in Erinnerung rufen: Der Beschluss zur Verbeamtung war ver

bunden mit dem klaren Signal, die Minderausgaben bei den Personalkosten im Schulbereich nicht für konsumtive Zwecke, auch nicht für konsumtive Zwecke im Einzelplan 07, auszugeben. Die Ministerpräsidentin und die SPD-Fraktion haben deutlich gemacht, dass diese Mittel in die Senkung der Nettokreditaufnahme fließen sollen. Da die Minderausgaben nicht zur Finanzierung von Lehrerstellen herangezogen worden sind, gibt es auch keine politische Logik, geringer ausgefallene Minderausgaben durch Kürzungen im Bereich der Personalkosten für die Schulen zu kompensieren.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

Ich unterstreiche deswegen noch einmal unzweideutig das, was mein Fraktionsvorsitzender Lothar Hay bereits am Mittwoch klargemacht hat: Es wird mit uns keine Verschlechterung bei der Unterrichtsversorgung geben.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW - Zuruf des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

Wir haben deutlich gemacht, wie wir in diesem Jahr und in den nächsten Jahren die Qualität der schulischen Bildung sichern wollen. Dabei bleibt es!

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das bedeutet nicht - und ich vermute, dabei sollte ich jetzt den Finanzminister anschauen -,

(Heiterkeit bei der CDU)

dass der Einzelplan 07 tabu ist, wenn es um die erforderlichen Maßnahmen zur nachträglichen Finanzierung der jetzt aufgedeckten Lücke und zur Konsolidierung des Haushalts geht.

(Heiterkeit bei CDU und FDP - Wolfgang Kubicki [FDP]: Wenn wir bei der Spitze an- fangen!)

Wie es sich gehört, gibt es ein völlig reguläres, normales Verfahren, um diese Dinge abzuarbeiten. Das Kabinett wird Eckwerte vorlegen, es wird ein Haushaltsentwurf aufgestellt und es wird Beratungen zu diesen Fragen geben.

Deswegen gibt es überhaupt keinen Grund für Aufgeregtheiten.

Gestatten Sie mir ein Wort zur Landesregierung!

(Zurufe von der CDU)

Ginge es dabei nicht um die Beschädigung von Personen, müsste man es geradezu als absurd oder amüsant

(Jürgen Weber)

bezeichnen, was alles an Personalgerüchten zurzeit ins Kraut schießt.

(Zurufe)

Bei so viel Spekulation und Aufgeregtheit darf ich Ihnen versichern: Sie finden uns in großer Gelassenheit.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zurufe von CDU und FDP - Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter Weber, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Wiegard?

Ich habe leider die Zeit nicht mehr; außerdem hat Herr Kayenburg seine Redezeit noch nicht verbraucht, deswegen nein.

Meine Damen und Herren, natürlich werden die finanzpolitischen Aufgaben schwieriger.

(Zurufe von der CDU: Ja!)

Natürlich werden die Herausforderungen an die Bildungspolitik größer und natürlich erfordern - und das wird sich zeigen - die schärfer und schwieriger werdenden Verteilungskämpfe auch die Kraft zum sachlichen Kompromiss. Ich sage Ihnen: Wir haben dafür den richtigen Finanzminister. Wir haben dafür die richtige Bildungsministerin

(Lachen bei der CDU)

und wir haben dafür die richtige Ministerpräsidentin.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW - Zurufe von CDU und FDP)

Lassen Sie mich abschließend sagen: Die SPDLandtagsfraktion wird als beruhigender Pol dafür Sorge tragen,

(Lachen bei CDU und FDP)

dass an der Sache orientiert weiter die besten Lösungen für unser Land gesucht und gefunden werden.

(Klaus Schlie [CDU]: Solange ihr es selber noch glaubt, ist es ja schön!)

Darauf werden Sie sich verlassen können. Dem werfe ich anschließend gern ein „Basta“ hinterher.

(Anhaltender Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW - Zurufe von CDU und FDP)

Das Wort hat jetzt Herr Abgeordneter Dr. Klug.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Rede von Ministerin Erdsiek-Rave hat zu dem Sachverhalt, der zu klären ist, gegenüber dem bisherigen Kenntnisstand von Dienstag und Mittwoch nur eine einzige Neuigkeit beigesteuert, nämlich die Ankündigung der Ministerin, dass sie nun persönlich an der nächsten Mathematik-Olympiade teilnehmen wird. „Rechnen Sie mit mir“, hat sie gesagt.

(Heiterkeit bei FDP und CDU)

Diese Regierung ist ganz sparsam. Sie spart so heftig, dass ihre Einsparungen manchmal sogar doppelt zu Buche schlagen. Durch das Missgeschick einer „armen Seele“ im Kultusministerium sei beim Haushalt 2001 eine solche doppelte Einsparung berechnet worden. So hat uns die Kultusministerin heute wieder das Zustandekommen des Defizits erklärt.

Ich habe bereits am Mittwoch in der Hauptschuldebatte kurz dargelegt, weshalb ich diese - wie ich finde - kuriosen Rechenübungen als Erklärung für nicht glaubhaft halte.

(Holger Astrup [SPD]: Wenn man sie nicht versteht!)

Wie die Landesregierung Personalkosten veranschlagt, ist in früheren Haushaltsberatungen von Regierungsvertretern mehrfach ausführlich erläutert worden. Bereits zu Zeiten des uns noch lebhaft erinnerlichen Staatssekretärs Lohmann wurde dabei betont, die Regierung stütze sich nicht mehr, wie es früher einmal der Fall gewesen sei, auf die mit Unsicherheiten behafteten Durchschnittswerte aus Personalkostentabellen, sondern vielmehr auf realitätsnahe Zahlen, die sich aus den konkreten Daten der jeweiligen Stelleninhaber ergeben. Bei einer solchen Methode sind Abweichungen zwischen Soll und Ist relativ gut zu begrenzen. Schließlich weiß man ja, welche Mitarbeiter man hat, zu welcher Tarif- oder Besoldungsgruppe sie gehören beziehungsweise welche Art von Stellen man im kommenden Haushaltsjahr neu einrichten will. Im Übrigen berechnet in diesem Land - wie mir bekannt ist - beispielsweise jede Hochschule ihre laufenden und für das kommende Jahr prognostizierten Personalkosten auf diese Weise und trifft dabei doch recht genau ins Schwarze.