Protocol of the Session on October 19, 2000

In einem dritten Schritt bis 2005 gilt der Benchmark des besten Viertels aller Häuser und im Sinne einer prognostischen Zielvorgabe werden die Leistungsmengen für 2005 aus den analytischen Ergebnissen des Gutachtens bereits jetzt für den Krankenhausplan hochgerechnet, selbstverständlich unter Berücksichtigung der Alters- und Morbiditätsentwicklung. Dies entspricht dann einem nochmaligen Kapazitätsabbau von 250 Betten.

Drittens. Auf die Umsetzung der Schließungsempfehlungen des Gutachters kann verzichtet werden, weil aufgrund - so will ich es einmal ausdrücken - der neuen Beweglichkeit der Krankenhausträger Umstrukturierungsmaßnahmen und Kooperationen stattfinden, die Kapazitäten bis hin zu ganzen Abteilungen einsparen und die eine rationellere und qualitativ hochwertige Versorgung ermöglichen. Beispiele sind die vorgesehenen Kooperationen der Universitätsklinika mit anderen Trägern, der Kliniken in Kaltenkirchen und in Henstedt-Ulzburg sowie in Uetersen und in Elmshorn. Insgesamt ist diese Strukturliste sehr viel länger.

Viertens. Neue Angebotstrukturen sind für den neuen Krankenhausplan mit Blick auf die Folgekosten nur in sehr maßvollem Umfang vorgesehen. Der Ausbau der geriatischen Versorgung findet mit einem Mehr

(Ministerin Heide Moser)

von 100 stationären Betten und 20 tagesklinischen Plätzen statt. Die Dezentralisierung der Psychiatrie wird nach dem Psychiatrieplan 2000 fortgesetzt und in der Schlaganfallversorgung sollen neben Lübeck und Itzehoe weitere sechs Zentral- und Schwerpunktkrankenhäuser durch neue Konzepte eine verbesserte Schlaganfalldiagnostik und -therapie aufbauen können.

Alle Planungsbeteiligten bleiben aufgerufen, in der Laufzeit des neuen Krankenhausplans für weitere notwendige, neue Versorgungsangebote auch die erforderlichen Strukturreserven zu mobilisieren. Insoweit gebe ich den Krankenkassen Recht, aber sie bleiben eben auch aufgerufen, daran mitzuarbeiten.

(Beifall der Abgeordneten Jutta Schümann [SPD])

Fünftens. Der sehr aufwendige und auf eine breite Beteiligung zielende Meinungsbildungsprozess zur Vorbereitung des Krankenhausplans sollte deutlich machen, dass die medizinisch und pflegerisch hochwertige Krankenhausversorgung der Menschen in Schleswig-Holstein nur dann aufrechterhalten und vor allem auch weiterentwickelt werden kann, wenn sie in rationellen und wirtschaftlichen Strukturen organisiert wird.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD und Beifall der Abgeordneten Anke Spoorendonk [SSW])

Dieser Meinungsbildungsprozess sollte auch verdeutlichen, dass Krankenhäuser nicht als lokale Besitzstände zu betrachten sind und erst recht nicht als parteipolitische Profilierungsobjekte

(Vereinzelter Beifall bei der SPD sowie Bei- fall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

und dass die Zahl der Betten kein Indikator für die Tüchtigkeit von Chefärzten ist.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD und Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Glocke des Präsidenten)

- Herr Präsident, ich bin bei meinem letzten Satz. Ich hoffe, dass der bisherige Prozess und die jetzt anstehenden Beratungen und Entscheidungen solche Erkenntnisse bei allen Beteiligten und Betroffenen fördern. Es kommt den Menschen und den potentiellen Patientinnen und Patienten in unserem Land bestimmt zugute, wenn wir alle mit dem Thema vernünftig und sensibel umgehen.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich danke der Frau Ministerin für den Bericht und eröffne jetzt die Aussprache.

Das Wort hat Herr Abgeordneter Kalinka.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor einigen Minuten haben die Kassen des Landes eine Erklärung verbreiten lassen, in der es heißt, die Beitragszahler seien die Verlierer der Krankenhausplanung,

(Konrad Nabel [SPD]: Weiter lesen!)

also die meisten unserer Bürgerinnen und Bürger. Was kann deutlicher machen, dass es mit der Qualität der Ergebnisse so weit nicht her sein kann!

(Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das ist ja unglaublich! - Zurufe von der SPD)

- Wissen Sie, wenn Sie schon nach dem ersten Satz nervös werden, dann kann ich Ihnen nur sagen: Sie mögen die Mehrheit haben und mögen lauter sein, aber wir haben die besseren Argumente.

(Beifall und Heiterkeit bei der CDU - Wider- spruch bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben nach vierjähriger Diskussion einen 18seitigen Bericht vorliegen. 18 Seiten sind das, was hier nach vier Jahren zustande gekommen ist!

(Jutta Schümann [SPD]: Das ist eine Frage des Inhalts!)

Ich möchte zu der Zahl von 500 Betten, die abgebaut werden sollen, doch noch eine Anmerkung machen. Allein von 1989 bis 1999 sind in diesem Land 2.600 Betten abgebaut worden und es bedurfte nicht der Ministerin oder des Rüschmann-Gutachtens, um die Kliniken fit zu machen; die haben sich schon seit Jahren selbst bewegt und werden das auch weiterhin tun.

(Vereinzelter Beifall bei der CDU)

Stattdessen hat diese Debatte in diesem Land eine unnötige Verunsicherung in diesem Land gebracht.

(Jutta Schümann [SPD]: Nein! - Zuruf des Abgeordneten Konrad Nabel [SPD])

Frau Ministerin, lassen Sie mich das aus meiner Sicht politisch so bewerten: Sie sind in dieser Debatte eine Getriebene gewesen, Sie haben keine eigene Linie finden und keine eigenen Akzente setzen können.

(Zurufe von der SPD: Oh, oh!)

(Werner Kalinka)

Das ist die Situation, die wir in dieser Debatte erleben. Sie wissen es doch selbst viel besser.

(Zuruf des Abgeordneten Konrad Nabel [SPD])

Frau Moser, Sie haben nichts zu neuen Feldern gesagt,

(Ministerin Heide Moser: Doch!)

Sie haben die große Chance nicht genutzt, etwas zum Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein zu sagen, dazu, wie Sie dies in der Perspektive mit den Planungen vereinbaren wollen,

(Beifall des Abgeordneten Dr. Heiner Garg [F.D.P.])

Sie haben keine neuen Wege und Ziele aufgezeigt

(Vereinzelter Beifall bei der CDU - Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was haben Sie gemacht? Sie haben an allem festgehalten!)

und Sie haben es so gehalten, dass Sie in einem Eintopf gerührt haben und den auch noch anbrennen ließen. Das ist die Situation in dieser Krankenhausdebatte!

Deswegen hätten wir uns gewünscht, dass mehr in der von uns genannten Richtung herausgekommen wäre.

(Zurufe: Was denn? Wie denn? - Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wollen wir einmal Vorschläge hören!)

- Meine Damen und Herren von der Opposition, ich finde eines von Ihnen relativ -

(Lachen im ganzen Haus und Beifall bei SPD und F.D.P.)

- Meine Damen und Herren, -

(Glocke des Präsidenten)

- Meine Damen und Herren, von der Opposition -

Herr Abgeordneter! - Meine Damen und Herren, kommen wir zu einer geordneten Debatte mit Zuhören und mit Reden zurück!

(Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das fällt schwer!)

Meine Damen und Herren, von der Opposition meiner Argumentation!