Man fühlt sich in die Alphabetisierungskampagne in Brasilien der 1960er-Jahre zurückversetzt, oder man kann darauf blicken.
Das hält die SPD aber nicht davon ab, von guter Bildung zu sprechen. Sie müssten eigentlich von großer Herausforderung oder großen Baustellen sprechen, denen Sie gegenüberstehen.
Die SPD glaubt wohl allen Ernstes, eine Verbesserung der Noten im Allgemeinen würde auch einhergehen mit guten Leistungen und guter Bildung. Wir lassen uns davon nicht
blenden. Seit gestern liegen die Zahlen schwarz auf weiß vor. Eine Kleine Anfrage meines Kollegen Michael Frisch hat Folgendes zutage gefördert:
Von 2015 bis 2017 stieg die Zahl derjenigen, die das Abitur absolvierten, von 12.130 auf 18.165. Was für ein Anstieg! Das werden Sie beklatschen. Aber es ist mit einem großen Niveauverlust erkauft worden, und dieser Preis ist es nicht wert, liebe Kollegen. Gar nicht.
Und das bei einem Absinken der Schülerzahlen im gleichen Zeitraum um 13,4 %. Normalerweise hätte sich nun die Abiturdurchschnittsnote deutlich veschlechtern müssen. Wir wissen, dass viele Schüler mittlerweile das Gymnasium besuchen, die eigentlich an der Realschule besser aufgehoben wären. Aber weit gefehlt. Die Durchschnittsnote hat sich sogar verbessert, und zwar von 2,59 auf 2,46. Das werden Sie wieder bejubeln. Noch einmal, es ist mit einem dramatischen Niveauverlust erkauft worden.
Viele Schüler erwerben mit dem Abitur zwar die Hochschulzugangsberechtigung, aber, seien wir ehrlich, sie sind nicht mehr vollumfänglich studierfähig, das heißt, sie erwerben zwar die Berechtigung, aber von der Reife ist mittlerweile gar nicht mehr die Rede. Bezeichnend!
Wie groß die Probleme an den Schulen sind, lässt sich auch daran ablesen, dass die Kosten für die Schulsozialarbeit explodieren. Die Gründe dafür sind zu einem beträchtlichen Teil hausgemacht. Im Rahmen einer Mündlichen Anfrage zum Thema Schulsozialarbeit in Rheinland-Pfalz musste die Bildungsministerin am 21. Juni 2018 im Plenum einräumen, dass die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft der wesentliche Grund für den stetigen Ausbau der Schulsozialarbeit ist.
Aber Sie kurieren immer nur an den Symptomen. Heterogenität ist kein Wert an sich, sondern er muss kritisch betrachtet werden, und das macht nur unsere Fraktion.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Paul, ich frage mich, wie Sie eigentlich den großspurig beschriebenen Abbau des Niveaus quantifizieren. Gibt es hierfür einen Level?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Paul, Sie hatten eben das Wort. Jetzt hat Frau Kollegin Becker das Wort. – Bitte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, rund 409.800 Schülerinnen und Schüler besuchen im Schuljahr 2018/19 gut 1.500 allgemeinbildende Schulen. Darüber hinaus haben die berufsbildenden Schulen ca. 119.000 Schülerinnen und Schüler erwartet. Die amtliche Schulstatistik sagt einen anhaltenden leichten Rückgang der Schülerzahlen bis 2021 voraus und stellt im Anschluss daran wieder einen leichten Anstieg in Aussicht.
Zum Schuljahresstart waren über 900 Lehrerstellen über alle Schularten hinweg zu besetzen. Aufgrund der guten Personalplanung der Landesregierung konnten die Planstellen an den Grundschulen, an den Realschulen plus und Gymnasien mit grundständig ausgebildeten Lehrern besetzt werden.
Dass die vollständige Stellenbesetzung an Förderschulen – die Kollegin hat es schon gesagt – nicht frühzeitig erfolgen konnte, ist Ansporn für uns. Wir sind aber sicher, dass die vom Bildungsministerium ergriffenen Maßnahmen dabei in die absolut richtige Richtung gehen. Besonders die Vorabzusagen an Förderschullehrer in Ausbildung sowie die Anpassung der Wechselprüfung sind nach unserer Auffassung geeignete Modelle dafür.
Meine Damen und Herren, der Vertretungspool wird aufgestockt werden, und zwar um weitere 300 Stellen. Somit umfasst der Pool 1.300 Stellen, 500 Stellen mehr als 2016. Dies führt zu einer spürbaren Verbesserung im Sinne der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Lehrerinnen und Lehrer.
Die verbeamteten Lehrkräfte profitieren in den kommenden zwei Jahren von der 2 %igen Steigerung, die zusätzlich zum Tarifergebnis in die Besoldung einfließt.
Darüber hinaus können weiterhin bis zu 600 Hauptschullehrkräfte im Zuge der Wechselprüfung II von A 12 nach A 13 eingestuft werden. Bisher wurden hierbei bereits über 1.000 Lehrkräfte befördert.
Des Weiteren zeichnet sich der Schulstart 2018/19 dadurch aus, dass die Sprachförderung noch einmal deutlich verbessert wurde. Dafür wurden 40 Planstellen für Sprachförderkräfte bereitgestellt.
Meine Damen und Herren, zusammenfassend ist zu sagen, unser Schulsystem bleibt differenziert und durchlässig. Das Ganztagsschulangebot wird weiter ausgebaut, und die Ferienbetreuung wird qualitativ wie quantitativ verbessert.
Ebenso wird die Profilierung von Schulen im Auge behalten, und deren Kompetenzen werden ausgebaut. Im Sinne der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ist die duale Ausbildung, verbunden mit einer intensiven Werbung um Fachkräfte, weiter zu stärken.
Die Schulen sollen auch stärker bei der Personalgewinnung und -rekrutierung mitwirken können. Das ist ein Ziel, das der Koalitionsvertrag vorgibt. Wir sehen, dass die Landesregierung hieran fokussiert arbeitet.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hatte gestern vor einer Woche das Vergnügen, zum dritten Mal an einer Einschulung teilzunehmen, der von meiner kleinsten Tochter. Es erfüllt einen schon mit Stolz, wenn man in die leuchtenden Augen der Kinder blickt, die stolz mit der Schultüte in ihrer Hand das Schulgelände betreten, wenn sie Klassenkameradinnen und Klassenkameraden kennenlernen, wenn sie die Lehrerin oder manchmal sogar den Lehrer – manchmal den Lehrer – zum ersten Mal kennenlernen. Die Lust auf das Abenteuer Schule, die Neugier, etwas zu lernen, neue Dinge kennenzulernen, neue Menschen kennenzulernen, ist wirklich etwas ganz, ganz Großartiges. Ich kann berichten, es ist nach einer Woche noch nicht vergangen.
Daher glaube ich, ist das wirklich ein ganz, ganz wichtiges und einschneidendes Erlebnis, was die 35.430 ABCSchützen in der vergangenen Woche allein in RheinlandPfalz erlebt haben. Ich finde, bei aller Diskussion, die wir hier immer wieder führen, das, was an allen Schulen, aber insbesondere an den Grundschulen jeden Tag von den
Lehrerinnen und Lehrern, von den Fachkräften, geleistet wird, ist wirklich eine ganz, ganz große Anstrengung. Ich denke, das ist wirklich eine ganz, ganz wichtige Bereicherung für unsere Gesellschaft insgesamt. Ich finde, es ist heute die Gelegenheit, dafür einfach einmal Danke zu sagen.
Meine Damen und Herren, ich finde es gelinde gesagt etwas schwierig, lieber Herr Kollege Barth, wenn Sie sich hier hinstellen und sagen, das Niveau in unseren Grundschulen sei in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken, ohne dazu irgendeinen Beleg anzuführen.
Ich finde, dass dadurch die Arbeit der Fachkräfte, der Lehrerinnen und Lehrer insbesondere an den Grundschulen vor Ort, nicht ausreichend gewürdigt und dadurch in ein nicht angemessenes Licht gestellt wird.
Beispielsweise ist in der IQB-Bildungsstudie attestiert worden, die sich nicht auf die letzten zehn Jahre, sondern auf die letzten fünf Jahre beschränkt, mit deren Ergebnissen wir parteiübergreifend selbstverständlich nicht zufrieden waren, dass sich im Zeitraum von 2011 bis 2016 in den Grundschulen das Niveau bei den Themen „Lesekompetenz“ und „Mathematik“ konstant gehalten hat, aber wir in Rheinland-Pfalz beim Thema „Zuhören“ entsprechende Herausforderungen haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Paul bringt immer wieder die gleiche Rede zu allen bildungspolitischen Themen.