Wir kommen zur Mündlichen Anfrage der Abgeordneten Joachim Paul und Michael Frisch (AfD), Entwicklung von IGS und Realschule plus – Nummer 8 der Drucksache 17/6541 – betreffend.
1. Wie ist die Verteilung der Schulabschlüsse an den IGS in den Jahren 2008 und 2017 (bitte aufschlüs- seln pro Jahr in prozentualen Angaben)?
2. Wie ist die Verteilung der Schüler an den Realschulen plus in den Jahren 2008 und 2017 (bitte diffe- renzieren nach Kooperativer und Integrativer Real- schule und aufschlüsseln pro Jahr in prozentualen Angaben)?
3. Wie ist die Verteilung der Schulabschlüsse an den Realschulen plus in den Jahren 2008 und 2017 (bitte
differenzieren nach Kooperativer und Integrativer Realschule und aufschlüsseln pro Jahr in prozentualen Angaben)?
4. Wie viele Schüler verließen die Realschule plus in den Jahren 2008 und 2017 ohne Schulabschluss (bit- te differenzieren nach Kooperativer und Integrativer Realschule und aufschlüsseln pro Jahr in absoluten und prozentualen Angaben)?
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Joachim Paul und Michael Frisch beantworte ich wie folgt: Zum Schuljahr 2009/2010 starteten die ersten 122 Realschulen plus in Rheinland-Pfalz. Bis zum Schuljahr 2013/2014 wurden die noch bestehenden Hauptschulen und Realschulen in die neue Schulart Realschule plus überführt. Dort kann man sowohl die Berufsreife als auch den qualifizierten Sekundarabschluss I erwerben.
Seit dem Schuljahr 2013/2014 gibt es neben der Förderschule die Realschule plus mit ihren beiden Schulformen Kooperative Realschule und Integrative Realschule, das Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule.
Seit dem Schuljahr 2008/2009 wurden 36 neue Integrierte Gesamtschulen eingerichtet. Derzeit gibt es somit insgesamt 54 Integrierte Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz.
Von diesen 54 Integrierten Gesamtschulen sind 32, also über die Hälfte, in den letzten Schuljahren mit einer gymnasialen Oberstufe aufgewachsen. Diese neuen gymnasialen Oberstufen sind somit in erster Linie Grund für den Anstieg der Schülerzahlen in den Integrierten Gesamtschulen.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Frage 1 wie folgt: Im Schuljahr 2007/2008 haben an Integrierten Gesamtschulen 543 Schülerinnen und Schüler den Abschluss der Berufsreife erzielt. Das entspricht 21,6 %. Den qualifizierten Sekundarabschluss I erreichten 979 Schülerinnen und Schüler, also 39 %. Den schulischen Teil der Fachhochschulreife erreichten 121 Schülerinnen und Schüler, das entspricht 4,8 %. 820 Schülerinnen und Schüler schlossen mit der allgemeinen Hochschulreife ab, das entspricht 32,6 %.
Im Schuljahr 2016/2017 erzielten 1.179 Schülerinnen und Schüler die Berufsreife, dies entspricht 20 %. 2.631 Schülerinnen und Schüler, also 44,7 %, erreichten den qualifizierten Sekundarabschluss I. Den schulischen Teil der Fachhochschulreife erreichten 361 Schülerinnen und Schüler, was 6,1 % entspricht. 5.891 Schülerinnen und Schüler erreichten die allgemeine Hochschulreife, das entspricht 25,2 %.
Zu Frage 2: Im Jahr 2008 gab es noch keine Realschulen plus, deshalb kann ich Ihnen auch keine entsprechenden Schülerzahlen mitteilen.
Im Jahr 2017 belief sich die Schülerzahl aller 184 aufnehmenden Realschulen plus auf 80.115, und zwar an 97 Kooperativen und 87 Integrativen Realschulen plus. Das sind nahezu 40 % der Schülerschaft in Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz. Die 97 Kooperativen Realschulen plus besuchten 61,6 % der Schülerinnen und Schüler, die 87 Integrativen 38,4 %.
Zu Frage 3: Auch bezüglich der Schulabschlüsse kann ich für die Realschulen plus aus vorerwähnten Gründen für 2008 keine Zahlen nennen.
Im letzten Schuljahr, 2016/2017, belief sich die prozentuale Verteilung der Berufsreife-Abschlüsse wie folgt: 32,6 % an den Kooperativen und 39,1 % an den Integrativen Realschulen plus. Ergänzend dazu haben den qualifizierten Sekundarabschluss I 62,1 % der Schülerinnen und Schüler an den Kooperativen und 54 % an den Integrativen Realschulen plus erhalten.
Zu Frage 4: Im letzten Schuljahr 2016/2017 belief sich die prozentuale Verteilung der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss wie folgt: 4,9 % an den Kooperativen und 6,1 % an den Integrativen Realschulen plus. In absoluten Zahlen sind dies 508 von 10.450 Schülerinnen und Schülern an den Kooperativen Realschulen plus bzw. 402 von 6.606 Schülerinnen und Schülern an den Integrativen.
Es sind hier bei den prozentualen und absoluten Zahlen bereits die Schülerinnen und Schüler abgezogen, die in den Schwerpunktschulen im inklusiven Unterricht zieldifferent unterrichtet wurden und einen Abschluss der Förderschule erworben haben, die gleichwohl nach der Zählweise der Kultusministerkonferenz dazugerechnet werden.
Abschließend möchte ich noch verdeutlichen, dass die Zahlen von Schulabgängern ohne Abschluss in RheinlandPfalz seit 2007 kontinuierlich gefallen, zweimal angestiegen und nun wieder gefallen sind. Ich habe dies auch bereits im Bildungsausschuss am 30. November 2017 mitgeteilt. Heute ist die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger insgesamt, also von allen Schularten, ohne Berufsreife niedriger als vor zehn Jahren. Im Jahr 2006 lag der Anteil insgesamt bei 7,4 %. Der aktuelle Wert zum Schuljahresende 2016/2017 liegt für alle Schülerinnen und Schüler, einschließlich der Förderschülerinnen und -schüler, bei 6,1 %.
Frau Ministerin, der enorme Anstieg der Schülerzahlen an den Integrierten Gesamtschulen, den die Statistik einerseits ausweist, und andererseits der starke Rückgang an den Realschulen plus werfen Fragen auf. Vor allem frage ich die Landesregierung dann noch, was sie als Hauptursachen dieser Entwicklung sieht, wie sie diese Entwicklung bewertet, und in welchem Maße sie Handlungsbedarf sieht, gegebenenfalls gegenzusteuern.
Das Aufwachsen der Schülerzahlen an den Integrierten Gesamtschulen liegt, wie ich bereits in meiner Antwort sagte, darin begründet, dass insgesamt 32 der 54 Integrierten Gesamtschulen in den letzten Jahren in der Oberstufe aufgewachsen sind, also in der 11., 12. und 13. Klasse. Wir haben lediglich zwei Integrierte Gesamtschulen, die noch nicht die Oberstufe, aber die 11. Klasse erreicht und die 12. und 13. noch vor sich haben.
Gleichzeitig haben wir insgesamt noch einen Rückgang an Schülerzahlen. Glücklicherweise kommen in den ersten Klassen wieder Schülerinnen und Schüler in höherer Zahl nach.
Wir sehen, dass die Realschulen plus über die Jahre hinweg relativ konstant, jedoch mit einem leichten Rückgang in den Anmeldezahlen sind. Die Landesregierung hat deshalb, wie sie das im Koalitionsvertrag vereinbart hat, eine Informationskampagne gestartet, um diese jüngste Schulform in Rheinland-Pfalz, die Realschule plus, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Realschulen plus sind ganz hervorragende Schulen, eine wichtige Säule in unserer Schullandschaft.
Diese Informationskampagne, die unter anderem auch darin bestanden hat, dass viele Mitglieder der Landesregierung und der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Realschulen plus besucht haben. Wir haben Materialien zur Verfügung gestellt und einen Film erstellt.
All diese Maßnahmen haben offenbar gegriffen; denn zum Schuljahr 2018/2019 haben wir steigende Anmeldezahlen, trotz zurückgehender Schülerzahlen. Wir können jetzt schon sehen, dass rund 600 Anmeldungen mehr an den Realschulen plus vorliegen. Bis zum neuen Schuljahr gibt es erfahrungsgemäß noch mehr Anmeldungen. Gehen wir einmal davon aus, dass noch eine ganze Reihe an Anmeldungen mehr hinzukommt.
Frau Staatsministerin, zunächst einmal vielen Dank für die Zahlen. Es ist erfreulich, dass die Zahlen der Schüler ohne Abschluss bei den Integrierten Gesamtschulen so niedrig ausfallen. Das ist überraschend für mich, muss man aber einmal positiv bemerken.
Meine Frage zielt auf die Oberstufen ab. Sie haben gesagt, dass wir bei den Integrierten Gesamtschulen mittlerweile 32 gymnasiale Oberstufen haben, also über 50 %. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber ergibt sich daraus nicht letztendlich ein ungesundes Konkurrenzverhältnis zu den klassischen Gymnasien, die nach unserem Verständnis
auf die Hochschule vorbereiten sollen, auch was Mittelzuweisungen und Aufmerksamkeit seitens des Ministeriums angehen?
Herr Abgeordneter Paul, zum einen sind uns alle weiterführenden Schularten gleich wichtig. Da gibt es keine unterschiedlichen Aufmerksamkeiten in die eine oder andere Richtung.
Wir sehen, dass die Integrierten Gesamtschulen in den Ballungsräumen Schülerinnen und Schüler abweisen müssen, sie aber im ländlichen Raum durchaus noch Kapazitäten haben. Es zeigt sich also ein ganz unterschiedliches Bild.
Wir achten immer darauf, dass sich die Schulen nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Wir haben ganz deutlich den Eindruck, dass mit den Gymnasien, die die allgemeine Hochschulreife vermitteln, und den Realschulen plus, die mit der Fachoberschule eine Fachhochschulreife vermitteln, und den Integrierten Gesamtschulen, die beides vermitteln können, ein breites Angebot gegeben ist.
Wichtig ist uns, dass das rheinland-pfälzische Schulsystem erstens vielfältig ist und zweitens eine hohe Durchlässigkeit hat. Das funktioniert ganz hervorragend. Die Schülerinnen und Schüler, die sich nach der vierten Klasse für eine Schulart entscheiden, haben immer noch die Möglichkeit, in die eine oder andere Schulart zu wechseln, je nach ihren Fähigkeiten, Absichten und ihrer Zielrichtung.
Frau Ministerin, Sie haben dargestellt, dass ein relativ hoher Anteil in der Realschule plus den qualifizierten Sekundarabschluss I macht, was sehr erfreulich ist. Wie sieht es anschließend aus? Haben Sie Informationen, wie viele dieser Schüler die Möglichkeit nutzen, in die gymnasiale Oberstufe zu wechseln und dort ihre schulische Bildung fortzusetzen, und sich der Anteil dieser Schüler dann auf das berufliche Gymnasium bzw. auf das normale Gymnasium verteilt?
Herr Abgeordneter Frisch, da dies nicht Gegenstand der Mündlichen Frage war, habe ich diese Zahlen nicht dabei. Wir liefern Sie Ihnen gerne nach, soweit wir sie statistisch vorliegen haben. Das müssen wir noch einmal nachprüfen.
Vielen Dank, Frau Abgeordnete Brück. Dieses Projekt „Keiner ohne Abschluss“ ist enorm erfolgreich. Wir schaffen es dadurch, dass Schülerinnen und Schüler, bei denen ab einem gewissen Zeitpunkt absehbar ist, dass sie möglicherweise den Berufsreife-Abschluss nicht erreichen, durch eine besonders spezielle Unterstützung, einer stärkeren Beteiligung in der Praxis, diesen Abschluss am Ende erreichen können.
Das heißt, man schaut sehr früh, welche Schülerinnen und Schüler das sind. Sie schließen dann quasi eine Art Vertrag mit den Lehrkräften und den Betrieben ab, strengen sich besonders an, müssen bestimmte Leistungen erzielen, wozu auch soziale Kompetenzen gehören, und schaffen es dann durch den stärkeren Besuch von Betrieben und durch mehr Praktika, ihre schulischen Leistungen zu verbessern.
Das führt dazu, dass ungefähr 85 % der Schülerinnen und Schüler tatsächlich dann den Berufsreife-Abschluss schaffen. Das führt dazu, dass von diesen Schülerinnen und Schülern wiederum über 90 % einen Anschluss haben. Sie gehen entweder weiter zur Schule in Richtung Sekundarabschluss I oder fangen eine Lehre an und machen eine duale Ausbildung.
Dieses Projekt, das bislang an zehn Schulen läuft, ist sehr erfolgreich. Deshalb haben wir uns entschlossen, zum kommenden Schuljahr das Projekt zu erweitern. Wir haben drei weitere Realschulen plus, die ab dem künftigen Schuljahr die Option haben, dieses Projekt „Keiner ohne Abschluss“ anzugehen. Es ist sehr personalintensiv, sodass klar ist, in dieses Projekt müssen mehr Ressourcen hineingegeben werden als in den normalen Abschluss. Wir haben also jetzt drei Schulen mehr, die dieses Projekt machen, sodass wir künftig 13 Schulen in Rheinland-Pfalz haben, an denen dieses Projekt läuft, was mich persönlich sehr freut. Ich freue mich auch darüber, dass es bei den Schulen ein solch großes Interesse hat.