Protocol of the Session on May 4, 2017

Bemerkenswert ist auch, dass die CDU im Antrag auf Trends wie „Baby Led Weaning“ als Gefahr hinweist.

Meine Damen und Herren, das Lernen durch Babys, Breikost zu essen, ist seit Jahrhunderten und Jahrtausenden immer wieder erfolgreich umgesetzt worden. Das ist keine Modeerscheinung, sondern das ist ganz normal und nichts Neues.

(Beifall bei der SPD)

So werden wir dies ablehnen.

Meine Damen und Herren, setzen wir weiter in RheinlandPfalz auf ein breites Informationsangebot

(Glocke des Präsidenten)

und auf mündige Rheinland-Pfälzerinnen und RheinlandPfälzer als Mütter und Väter in puncto Ernährung und für sich selbst.

Danke schön.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es liegen mir zwei Wortmeldungen für Kurzinterventionen vor. Als Erstes Herr Abgeordneter Frisch. Bitte schön.

Verehrte Frau Kollegin Anklam-Trapp, Sie haben davon gesprochen, dass Menschen, die sich vegan ernähren, das aus tierethischen Gesichtspunkten heraus machen. Ich respektiere diese Haltung selbstverständlich, aber bei dem, was wir vorgetragen haben, geht es auch um ethische Probleme. Es geht nämlich um die Gesundheit und das Leben von Menschen. Dann sollten Sie auch zur Kenntnis nehmen, dass eine ernsthafte Absicht dahintersteht. Ich finde es nicht nur respektlos Ihren vortragenden Kollegen gegenüber, sondern auch nicht angemessen gegenüber diesem ernsthaften Thema, wie sich weite Teile der AmpelFraktionen eben verhalten haben. Ich muss das an dieser Stelle einmal ganz, ganz deutlich sagen.

(Beifall der AfD – Zurufe von SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das ist kein parlamentarischer Umgang miteinander.

Ich weiß auch nicht, was dagegen sprechen soll, dass man einen entsprechenden Hinweis neben anderen Maßnahmen, die sicher auch sinnvoll sind, auf den von uns genannten Seiten geben kann; denn natürlich sind viele Menschen informiert, aber es gibt auch immer wieder welche, die eben die entsprechenden Informationen nicht haben. Das machen wir in allen Bereichen so.

Ich kann überhaupt keinen vernünftigen Grund erkennen, warum wir nicht diese zusätzliche Maßnahme ergreifen. Es geht um die Gesundheit und das Leben gerade unserer Kleinsten, unserer Kinder. Da sollten wir doch gemeinsam eine solche Sache unterstützen.

Vielen Dank.

(Beifall der AfD)

Für eine weitere Kurzintervention auf die Rede von Frau Anklam-Trapp erteile ich das Wort Frau Abgeordneter Dr. Groß.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau AnklamTrapp, ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie sich in der Biochemie nicht auskennen.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Das ist aber nett von Ihnen! – Unruhe bei der SPD)

Ja, ja, ja.

Die von Ihnen angebrachten Nahrungsmittel, Hülsenfrüchte, Weizen, Roggen, Gerste, Mais etc., sind Phytine, Hexaphosphorsäureester – vielleicht haben Sie davon schon einmal etwas gehört –, die als Zentralatom Zink, Calcium, Magnesium, Eisen etc. gespeichert haben, sind leider eine sehr schlechte Nahrungsquelle, Mineralstoffquelle für den menschlichen Körper, weil unser Magen-Darm-Trakt die da nicht herauslösen kann. So ist das ganz einfach.

Das Zweite, das ich sagen möchte, ist: Sie sprachen von der Brustmilch, die dann ausreicht. Dann müssen Sie bitte einmal die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gut durchstudieren, die genau das beobachtet hat. Es gab solche Fälle, die beschrieben worden sind. Sie müssen sich ansehen, wie die Kinder von Müttern aussehen und zur Welt kommen, die sich ausschließlich vegan ernähren,

(Zuruf der Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD)

die ausschließlich ihre Brustmilch geben: geistige Retardierung, Minderwuchs etc. Das Thema ist zu ernst, um es so ins Lächerliche zu ziehen. Da sollten Sie sich einfach einmal mehr fachkundig machen.

(Beifall der AfD)

Zur Erwiderung erteile ich das Wort Frau Abgeordnete Anklam-Trapp. Bitte schön.

Sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Nicht ich habe das Thema ins Lächerliche gezogen. Diese Antwort möchte ich an Herrn Frisch und Frau

Dr. Groß gerne geben. Ganz und gar nicht! Ich habe Ihren Antrag aufgearbeitet, habe Ihnen sogar die Begrifflichkeiten erklärt, wie die Landeszentrale wirklich heißt, und habe über Tierethik gesprochen, weil das durchaus eine der Motivationen von Frauen und Männern ist, die sich für eine vegane Lebensweise entscheiden.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Sie reden wieder haarscharf an der Sache vorbei!)

Frau Dr. Groß, vielen herzlichen Dank für Ihren kleinen Exkurs in Biochemie. Das hat dem Parlament sicherlich gut getan.

(Zurufe von der AfD)

Das ist aber nicht der Punkt, über den wir heute sprechen; denn die Frage der Nahrungsergänzungsmittel habe auch ich in meiner Rede angesprochen. Das brauchen wir nicht. Ich persönlich brauche das ganz und gar nicht.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Sie meinen, Sie brauchen keine Sachkenntnis!)

In diesem Sinne, diesen Vortrag sollten Sie in der AfDFraktion noch einmal machen. Vielleicht hilft das dann auch in Ihren eigenen Reihen.

Meine Damen und Herren, die Landeszentrale für Gesundheitsförderung e. V. leistet mit ihren Partnern eine wichtige Arbeit bei den Bausteinen für die Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz, für die Information und den Wissensvorsprung. Deswegen werden wir diese erfolgreiche Arbeit sicherlich fortsetzen.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Nun hat das Wort Herr Abgeordneter Dr. Gensch von der Fraktion der CDU.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich kurz ein paar Anmerkungen vorab machen.

Erstens: Ich habe beide Wortbeiträge, sowohl von Ihnen, Frau Dr. Groß, als auch von Ihnen, Frau Anklam-Trapp, eigentlich als fachlich fundiert wahrgenommen und kann jetzt die Schärfe in der Auseinandersetzung nicht so ganz nachvollziehen.

Zweitens: Sie haben unterschiedliche Zahlen zur Anzahl der Veganer in Deutschland genannt. Da muss ich Ihnen sagen: Mir ist kein zentrales Register bekannt. Mir ist auch nicht bekannt, dass sich zum Beispiel Herr Schweitzer irgendwo angemeldet hat.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU)

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung diskutiert einen

relativ breiten Raum. Die Zahlen bewegen sich zwischen 80.000 und 800.000 Personen.

Zum „Baby Led Weaning“: Nun, es geht bei dieser speziellen Ernährungsform darum, dass man direkt nach der Muttermilch beginnt mit fester Kost zu starten, wie Karottenstückchen oder solchen Dingen. Das ist etwas, was man aus medizinischer Sicht doch etwas kritisch betrachten muss.

(Beifall des Abg. Dr. Denis Alt, SPD – Heiterkeit im Hause – Vereinzelt Beifall im Hause)

Der Beifall kommt aus völlig ungewohnter Richtung. Lassen Sie mich zu meinem eigentlichen Vortrag kommen.

Wir diskutieren also heute den Antrag der AfD-Fraktion „Warnung vor den Gefahren veganer Ernährung für Kinder“ und den durch die CDU vorgelegten weiterführenden Alternativantrag „Gute Ernährung von Anfang an“.

Der Antrag der AfD thematisiert einen wichtigen Sachverhalt, muss man sagen. Er reicht aber in der geforderten Konsequenz aus unserer Sicht nicht weit genug.

Es ist schon so – das möchte ich Ihnen allen als Mediziner sagen –, dass für Föten, Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche insbesondere in Wachstums- und Entwicklungsphasen nicht unerhebliche Gefahren durch bestimmte Ernährungsformen und Selektivernährung bestehen. Hierbei gilt das medizinische Grundprinzip, dass das Risiko für eine Nährstoffunterversorgung bzw. für einen Nährstoffmangel umso größer ist, je stärker die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist.