Protocol of the Session on November 6, 2013

..................................................................................................................................... 3743 Abg. Billen, CDU:..................................................................................................................... 3716, 3721, 3754 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................. 3754 Abg. Frau Beilstein, CDU:................................................................................................................. 3747, 3758 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................... 3758 Abg. Frau Dickes, CDU:.................................................................................................................... 3755, 3756 Abg. Frau Dr. Machalet, SPD:..................................................................................................................... 3739 Abg. Frau Fink, SPD:................................................................................................................................... 3754 Abg. Frau Klamm, SPD:.............................................................................................................................. 3753 Abg. Frau Klöckner, CDU:................................................................................................................. 3724, 3729 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................................. 3711, 3715, 3752 Abg. Frau Mohr, SPD:....................................................................................................................... 3734, 3735 Abg. Frau Neuhof, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 3717 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................. 3744, 3751 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 3732 Abg. Haller, SPD:............................................................................................................................... 3747, 3755 Abg. Hartenfels, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................. 3722, 3736, 3746, 3752 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 3753 Abg. Hering, SPD:................................................................................................................... 3723, 3731, 3732 Abg. Hürter, SPD:.............................................................................................................................. 3718, 3722 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................................. 3755 Abg. Kessel, CDU:................................................................................................................... 3738, 3739, 3742 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................. 3725, 3740, 3749 Abg. Noss, SPD:............................................................................................................ 3712, 3715, 3748, 3757 Abg. Oster, SPD:......................................................................................................................................... 3759 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 3756 Abg. Ramsauer, SPD:................................................................................................................................. 3745 Abg. Ruland, SPD:....................................................................................................................................... 3743 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 3734 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 3746 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 3745, 3757 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................................... 3710, 3714, 3715 Abg. Zehfuß, CDU:...................................................................................................................................... 3753 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.................................................................................................................. 3746 Frau Dreyer, Ministerpräsidentin:................................................................................................................ 3728 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:........................... 3719 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:.................................... 3737 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:............................................................................. 3745 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:............................................ 3713, 3727, 3750, 3759 Langner, Staatssekretär:............................................................................................................................. 3741 Präsident Mertes:......................................................... 3710, 3711, 3712, 3713, 3714, 3715, 3716, 3717, 3718..................................................................................... 3719, 3720, 3722, 3723, 3724, 3725, 3726, 3728, 3729................................................................................................................................................. 3731, 3732, 3733

............................................. 3743, 3744, 3745, 3746, 3747, 3748, 3749, 3750, 3751........................................................................................................................................................... 3752, 3753 Vizepräsident Schnabel:.............................................. 3734, 3735, 3736, 3738, 3739, 3740, 3741, 3742, 3743 Vizepräsidentin Frau Klamm:.................................................................... 3754, 3755, 3756, 3757, 3758, 3759

58. Sitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 6. November 2013

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine Damen und Herren, seien Sie herzlich willkommen zur 58. Plenarsitzung! Herr Winter und Herr Wäschenbach werden mich bei der Sitzungsleitung unterstützen. Entschuldigt sind die Kollegen Fuhr, Günther und Reichel sowie Staatsminister Schweitzer, Staatssekretär Häfner und Staatssekretärin Reiß, jeweils dienstlich wegen bundesweiter Konferenzen.

Meine Damen und Herren, wir haben heute eine Gratulation zu einem Geburtstag. Frau Brück, herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Die obligatorischen Flaschen stehen hier oben und können abgeholt werden. Sie können mit Ihren Fraktionskollegen oder dem Landtag eine rauschende Party feiern.

Wir kommen zur Tagesordnung. Änderungsanträge und Entschließungsanträge werden bei dem jeweiligen Tagesordnungspunkt gesondert aufgerufen. Gibt es Wünsche zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall, dann ist sie so beschlossen. Herzlichen Dank.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Atomwaffen aus Rheinland-Pfalz abziehen statt aufrüsten“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/2949 –

In der ersten Runde stehen 5 Minuten Redezeit und in der zweiten Runde 2 Minuten zur Verfügung.

Herr Wiechmann, Sie haben das Wort.

Vielen Dank. Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Nach Angaben des „SPIEGEL“ vom vergangenen Sonntag erwägen die USA die Stationierung neuartiger Atomwaffen in Europa, in Deutschland und damit auch bei uns in RheinlandPfalz. Das geht laut „SPIEGEL“ aus einem Bericht der Nationalen Nuklearen Sicherheitsbehörde an den USKongress hervor. Die Behörde behält sich die Möglichkeit vor, Atomwaffen mit neuen Fähigkeiten zu bauen. Voraussetzung dafür sei, dass die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Sprengköpfe erhöht werden könne. Das dürfte im Ergebnis dazu führen, dass die mutmaßlich noch in Deutschland gelagerten freifallenden Atombom

ben des Typs B61 – das habe ich auch erst erfahren und lesen müssen – zu präzisen Lenkwaffen umgerüstet werden. Ab 2019 sollen nach aktuellen Plänen die runderneuerten Bomben hergestellt werden.

Meine Damen und Herren, solche Meldungen lösen verständlicherweise bei vielen Menschen Besorgnis und Unbehagen – so will ich es einmal nennen – aus, insbesondere am mutmaßlich einzigen Standort in Deutschland, an dem diese Waffensysteme gelagert werden. Ca. 20 Bomben dieses Typs lagern – gesicherten Informationen zur Folge – bei uns in Rheinland-Pfalz in Büchel. Sie gefährden seit Jahrzehnten die rheinland-pfälzische Bevölkerung und unsere Umwelt. Damit muss endlich Schluss sein. Deswegen ist es wichtig, dass wir dies im Landtag thematisieren, meine Damen und Herren.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

Es ist so, dass nach der Bundestagswahl 2009 SchwarzGelb im Koalitionsvertrag versprochen hat, sich innerhalb der NATO für den Abzug der noch verbliebenen US-Atomwaffen aus Deutschland einzusetzen. Allerdings trugen sie weder 2010 in Lissabon, als das neue strategische Konzept der NATO beschlossen worden ist, noch beim NATO-Gipfel 2012 in Chicago irgendwie diesem auch parteiübergreifenden Bundestagsbeschluss und Landtagsbeschluss – wir selbst haben uns dazu häufig genug positioniert, meistens gemeinsam positioniert – Rechnung, die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abzuziehen, um die strategische Bedeutung von Atomwaffen im Bündnis zu reduzieren.

Statt den Abzug in die Wege zu leiten, hat die Bundesregierung der Modernisierung dieser Waffensysteme zugestimmt und damit auf Jahre, auf unbestimmte Zeit zementiert, dass solche Atomwaffen auch weiter in Rheinland-Pfalz stationiert bleiben.

Die USA wollen die in Deutschland stationierten Waffen mit Milliarden modernisieren, damit sie mindestens bis 2050 einsetzbar sind. Die Bundesregierung hat bisher dabei tatenlos zugeschaut.

Meine Damen und Herren, die – wenn man es zusammenfasst – katastrophale abrüstungspolitische Bilanz der schwarz-gelben Bundesregierung war und ist ein herber Rückschlag für die weltweite nukleare Abrüstung. Deutschland und die NATO halten sich leider immer noch das Konzept der nuklearen Abschreckung und die Option des Ersteinsatzes vor Augen und daran fest. Die Bundeswehr stellt weiterhin Tornados und Einsatzkräfte zum Abwurf von Atomwaffen bereit.

Gerade vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin ist es umso wichtiger, an die künftige Bundesregierung zu appellieren und weiter für den Abzug der Atomwaffen aus Rheinland-Pfalz und für eine weltweite nukleare Abrüstung zu kämpfen. Deutschland – also auch Rheinland-Pfalz – muss an der nuklearen Abrüstung beteiligt werden. Der Abzug der in Büchel stationierten Atomwaffen muss auch aus Rheinland-Pfalz vorangetrieben werden. Das ist Aufgabe der neuen Bundesregierung.

Meine Damen und Herren, ich hoffe, dass insbesondere Sie, Frau Kollegin Klöckner, die Sie so nah am Zentrum der Macht sind – behaupten Sie zumindest –, ganz konkret etwas für die Menschen, für die Bedürfnisse der Menschen in Rheinland-Pfalz tun können. Hier können Sie sich bei Ihrer Partei in Berlin dafür einsetzen, dass das schwarz-gelbe Abrüstungsfiasko der vergangenen Jahre nicht weiterhin eine Fortsetzung erfährt, sondern durch eine vernünftige Abrüstungspolitik ersetzt wird. Das ist eine Aufgabe, die Sie, Frau Kollegin Klöckner, mit auf den Weg bekommen. Ich hoffe, dass Sie da erfolgreich sind.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

Meine Damen und Herren, für die Stationierung von USAtomwaffen gibt es keinerlei Begründung und keinerlei Rechtfertigung.

(Glocke des Präsidenten)

Wir, die rot-grüne Landesregierung, haben uns sehr klar dafür ausgesprochen, dass diese Atomwaffen sofort abgezogen werden. Wir werden das weiterhin in Berlin tun. (Glocke des Präsidenten)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, wir wünschen uns Sie an unserer Seite, und dann bekommen wir das tatsächlich hin.

Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Ich erteile Frau Kollegin Kohnle-Gros das Wort.

Meine Damen und Herren! Das ist ein Thema, das uns mit schöner Regelmäßigkeit in Rheinland-Pfalz und in der Bundesrepublik beschäftigt. Das geschieht nach dem Motto „alle Jahre wieder“. Die letzte Debatte in Deutschland hatten wir genau vor einem Jahr, und zwar unter anderem im Bundestag. Aber auch die Kolleginnen und Kollegen vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben das in diesem Landtag mit Kleinen Anfragen usw. immer wieder hochgeholt.

Herr Kollege Wiechmann, ich habe mir das angesehen, was in „SPIEGEL ONLINE“ gestanden hat. Aktuell und wirklich etwas Neues ist das überhaupt nicht, sondern das Thema wird immer wieder aufgekocht und hochgeholt.

(Beifall der CDU)

Sie haben Ihren Spaß daran und rufen es hier wieder auf.

(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Ich kann Ihnen gern mein Archiv und das meiner Kollegin, Anke Beilstein, zur Verfügung stellen, wo Sie nachlesen können, wie oft das hier eine Rolle gespielt hat.

Wenn Sie schon eine Anfrage an Ihre Landesregierung stellen, dann empfehle ich Ihnen, das durchzulesen, was Ihnen der Innenminister dazu schreibt, insbesondere zu der Frage, wo man welche Dinge in Deutschland nach dem „common sense“ diskutiert. Die Verteidigungsaufgaben gehören danach zum Bund. Das ist im Grundgesetz so festgeschrieben.

(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

All das, was die NATO betrifft – da nehme ich die Anfrage von Ihnen Herr Wiechmann, 16/19 aus dieser Legislaturperiode –, hat Ihnen der Innenminister genau aufgeschrieben, dass alle mit dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis zusammenhängenden Fragen nicht national, sondern im Bündnis zu behandeln sind und dort entschieden werden.

(Beifall der CDU – Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Ich will an der Stelle noch einmal deutlich sagen, damit dort die höchste Sicherheitsstufe gewährleistet werden kann, ist die Geheimhaltung dieser ganzen Fragen ein wichtiges Instrument.

(Beifall der CDU – Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „DER SPIEGEL“!)

Auch das steht so drin.

Jetzt lassen Sie mich einmal etwas sagen. Darauf komme ich nachher noch an anderer Stelle. Ministerpräsident Beck hat vor geraumer Zeit einen CDUAbgeordneten, dessen Wahlkreis in Rheinland-Pfalz liegt, beim Bundeskanzleramt angeschwärzt und hat darauf gedrungen, dass genau diese Geheimhaltung eingehalten wird und nicht über mutmaßliche und angebliche Waffensysteme, Lagerungsorte oder was auch immer öffentlich spekuliert wird.

(Beifall bei der CDU – Baldauf, CDU: So ist das!)

Auch da gibt es den Konsens, dass das in der Tat so nicht gemacht wird, meine Damen und Herren. Ich will jetzt aber noch etwas sagen. Wenn wir schon über USamerikanische Waffensysteme diskutieren, dann hätte ich doch an Sie alle – Frau Ministerpräsidentin, aber vor allem auch die Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen – die Frage: Was haben Sie eigentlich in nächster Zeit in Rheinland-Pfalz mit den US-Streitkräften vor? –

(Beifall der CDU)

Ich habe mir das jetzt eine ganze Zeit lang angeschaut. Ich muss sagen, es gibt jetzt schon ein paar Indizien,

dass Sie hier einen Strategiewechsel vornehmen. Ich will nur beispielhaft diese Aktuelle Stunde, die kritischen Anfragen, die von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die letzten Jahre, seit Sie hier in der Regierungsverantwortung sind, kommen, aber auch das Asyl nennen, das einem Whistleblower aus Amerika hier gewährt werden soll.