Protocol of the Session on September 15, 2011

Ich bleibe einfach einmal beim DGB und auch bei Ihren Verantwortungen. Vergangene Woche hatte ich ein Gespräch mit DGB-Chef Sommer. Er sagte: Frau Klöckner, ich habe den Wahlkampf in Rheinland-Pfalz intensiv mit beobachtet und habe auch Wahlkampfunterstützung gemacht. Ich bin SPD-Mitglied.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Er hat bestimmt Frau Klöckner gewählt!)

Aber Frau Klöckner, ich musste eine Veranstaltung absagen auf Einladung von Herrn Beck und der AFA, also der Arbeitnehmergesellschaft oder der – – –

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Was?)

Sie sagen „was“, Frau Brede-Hoffmann. Sie sind allwissend?

(Ramsauer, SPD: Arbeitsgemeinschaft für Arbeitneh- merfragen, Frau Klöckner!)

Aber eines will ich noch sagen. Was sagt Herr Sommer, warum er die Veranstaltung abgesagt hat bei der AWO in Koblenz? Weil just die AWO in Koblenz, mit der Sie sprechen und mit Herrn Sommer über gute Arbeitsbedingungen reden wollten, Zeitarbeitsverträge abschließen, dass sie befristet Pflegepersonal einstellen und unter Tariflohn bezahlen. Deshalb hat der DGB-Chef abgesagt. Da haben Sie Verantwortung, und dann können Sie letztlich auch einmal Stellung dazu beziehen.

(Dr. Weiland, CDU: Sagen Sie etwas dazu!)

Lieber Herr Hering und liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, bleiben wir doch einmal da, wo Sie Verantwortung haben, was Sie hier lösen können.

(Fuhr, SPD: Was sagen Sie zum Mindestlohn? – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Stimmen Sie dem An- trag zu? Das würde uns viel mehr interessieren!)

In Berlin haben Sie es in den sieben Jahren nicht gelöst. Ich weiß, dass es Sie nicht viel interessiert, was Fakten angeht, Frau Brede-Hoffmann.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Stimmen Sie zu?)

Sie sind echt goldig.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Ich bin nicht goldig!)

Lesen Sie doch einfach weiter, dann stört es auch nicht weiter.

Wir sollten uns noch einmal anschauen, was bei uns mit den Lehrern in Rheinland-Pfalz passiert ist: Kettenverträge, Leiharbeitsverhältnisse, befristete Verträge, eine

Hängepartie kurz vor der Verlängerung. Schwangere Frauen bekommen keine Verträge verlängert.

(Starker Beifall der CDU)

Das ist doch unwürdig gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Gleich wird abgestimmt, und dann werden wir sehen, wie Sie abstimmen!)

Sie sprechen von der Tariftreue. Sie haben noch nicht einmal Interesse für Tariftreue bei den eigenen Beamten. Sie warten noch nicht einmal die Tarifverhandlungen ab und sprechen auch bei anderen von Tariftreue. Was ist denn das für ein Kram?

(Beifall der CDU)

Über das Arbeitnehmerentsendegesetz und über die Arbeitnehmerüberlassungsregelung ist es uns gelungen, dass 4 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Dumpinglöhnen geschützt wurden.

(Frau Anklam-Trapp, SPD: Und der Rest?)

Sie sprechen vom Rest. Es wäre schön, Sie hätten einmal unter Rot-Grün angefangen. Sie haben doch noch nicht einmal angefangen. Wir haben die Branchen hereingeholt.

(Fuhr, SPD: Dann stimmen Sie doch zu!)

Jetzt haben wir ein Problem, Stichwort Tarifautonomie.

(Frau Anklam-Trapp, SPD: Wie geht es weiter?)

Wir haben den einzelnen Tarifvertragsparteien, die wichtig sind – wir bekennen uns zur Sozialen Marktwirt- schaft – – –

(Zuruf der Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD – Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist doch ein vorgeschobenes Argument!)

Sie hätten doch eben etwas Konkretes sagen können. Es ist ja schön, dass Sie sich hier profilieren müssen, aber dann sagen Sie einmal etwas Konkretes.

(Zurufe von der SPD)

Was war denn bei Rot-Grün gewesen? Bei Rot-Grün hat es nämlich nicht geklappt.

Liebe Freunde, wie ist es denn bei uns in der CDU? Es ist auch schön, dass Sie etwas aufgreifen. Ich gönne Ihnen doch, dass Sie auch einmal ein Thema haben.

(Glocke des Präsidenten)

Das ist doch klar. Wir sind aber in einem Diskussionsprozess, bei dem wir klar angekündigt haben, dass wir keine Partei sind, die mit Basta von oben nach unten etwas bestimmt. Bei uns wird diskutiert.

(Heiterkeit bei der SPD)

Wir sind eine Partei, in der diskutiert wird. Wir werden im November auf dem Parteitag etwas beschließen.

Ich nenne einen zweiten Punkt. Eines ist klar, wir müssen den Bereich, in dem wir keine Tarifbindung haben, regeln.

(Zuruf der Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD)

Da ist eine Chance, dass wir in der Zeitarbeit, die im Querschnitt vorzufinden ist, die nicht tariflich sortieren und geordneten Branchen übernehmen. Das ist der Unterschied zu Rot-Grün und Linke, dass wir uns als Staat nicht einseitig einmischen, sondern dass wir auf die Tarifautonomie der einzelnen Beteiligten setzen. Das ist das, was uns qualitativ unterscheidet.

Ich kann Ihnen Folgendes anbieten: Nehmen Sie in Ihren Antrag das auf, dann stimmen wir ihm zu. Nehmen Sie in dem Antrag auf, dass Sie die Behandlung der eigenen Wachleute, der eigenen Lehrer und dass Sie den Umgang mit den Beamten der Landesregierung geißeln, dann stimmen wir zu. Wenn Sie das aufnehmen, sind wir beieinander, und dann stimmen wir mit. Jetzt liegt es an Ihnen.

(Beifall der CDU)

Zu einer Kurzintervention erteile ich Herrn Kollegen Hering das Wort.

Frau Klöckner, wir haben Sie provozieren können, hier zu dem Thema zu reden. Sie haben es vermieden, sich zu der Frage zu äußern, ob Sie für einen gesetzlichen Mindestlohn sind oder nicht.

(Beifall der SPD)

Sie haben vor dem Parteitag nicht den Mut, diese Aussage zu treffen.

(Frau Klöckner, CDU: Da müssen Sie zuhören!)

Sie machen Politik nicht mit einem festen Standort und einem klaren Wertegerüst, sondern Sie machen sie mit dem Blick, wie sich Mehrheiten in der Gesellschaft und auf Parteitagen entwickeln. Das ist Ihre Richtschnur, und nicht eine klare Werteordnung. Sie haben hier keine Position und nicht den Mut zu sagen, ob Sie für gesetzlichen Mindestlohn sind oder nicht.

(Frau Klöckner, CDU: Da haben Sie nicht zugehört!)

Ich habe genau zugehört wie die übrigen Teilnehmer im Parlament.