........................................................................................................................... 5522, 5528 Abg. Bracht, CDU:....................................................................................................................................... 5491 Abg. Dr. Enders, CDU:..............................................................................5480, 5481, 5493, 5499, 5532, 5538 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.............................................................................................................. 5487, 5490 Abg. Dr. Schmitz, FDP:........................................................................................ 5486, 5489, 5491, 5534, 5553 Abg. Dr. Weiland, CDU:..................................................................................................................... 5517, 5521 Abg. Eymael, FDP:................................................................5480, 5481, 5484, 5486, 5494, 5500, 5507, 5524 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:..................................................................................... 5484, 5489, 5503, 5530 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..................................................................................................... 5515, 5520 Abg. Frau Brück, SPD:............................................................................................................ 5490, 5510, 5514 Abg. Frau Dickes, CDU:.................................................................................................................... 5511, 5515 Abg. Frau Fink, SPD:................................................................................................................................... 5484 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 5480 Abg. Frau Meurer, CDU:.............................................................................................................................. 5541 Abg. Frau Morsblech, FDP:............................................................................................................... 5509, 5513 Abg. Frau Schäfer, CDU:............................................................................................................................. 5545 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 5491, 5536 Abg. Frau Schneider, CDU:........................................................................................... 5481, 5483, 5502, 5547 Abg. Frau Thelen, CDU:.................................................................................................................... 5491, 5550 Abg. Frau Wagner, FDP:............................................................................................................................. 5542 Abg. Hartloff, SPD:.................................................................................................................. 5492, 5523, 5528 Abg. Klöckner, SPD:.................................................................................................................................... 5537 Abg. Kuhn, FDP:...................................................................................................................... 5518, 5521, 5539 Abg. Langner, SPD:..................................................................................................................................... 5478 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 5485, 5506 Abg. Mertin, FDP:........................................................................................................................................ 5529 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 5497 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 5486 Abg. Schwarz, SPD:................................................................................................................ 5486, 5507, 5546 Abg. Sippel, SPD:........................................................................................................................................ 5551 Abg. Strutz, FDP:........................................................................................................... 5482, 5485, 5504, 5543 Abg. Wansch, SPD:..................................................................................................................................... 5540 Abg. Wehner, SPD:..................................................................................................................................... 5544 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 5495 Bruch, Minister des Innern und für Sport:...................................................................... 5478, 5480, 5481, 5529 Dr. Klär, Staatssekretär:.............................................................................................................................. 5539 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:.............. 5512, 5515, 5519, 5520, 5522 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:............ 5487, 5489, 5490, 5491................................................................................................................................................. 5501, 5535, 5555 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.............. 5482, 5484, 5485, 5486, 5487............................................................................................................................. 5505, 5508, 5525, 5526, 5548 Präsident Mertes:.........................................................5478, 5480, 5481, 5482, 5483, 5484, 5485, 5486, 5487....................................................................................................................................... 5489, 5490, 5491, 5492
...........................................5492, 5494, 5495, 5497, 5499, 5500, 5501, 5502, 5503.....................................................................................5504, 5530, 5532, 5533, 5535, 5536, 5538, 5539, 5540....................................................................................................................................... 5541, 5542, 5544, 5545 Vizepräsident Schnabel:..............................................5505, 5506, 5507, 5508, 5510, 5511, 5512, 5513, 5514.....................................................................................5515, 5516, 5546, 5547, 5548, 5549, 5551, 5553, 5555..................................................................................................................................................................... 5557 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................5518, 5519, 5520, 5521, 5522, 5523, 5524, 5525, 5526........................................................................................................................................................... 5528, 5529
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie zur 93. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz herzlich begrüßen.
Die Tagesordnung haben wir gestern schon beschlossen, sodass wir die Beratungen in der so festgestellten Tagesordnung fortsetzen können.
Frau Kollegin Hannelore Klamm ist für heute Vormittag entschuldigt. Entschuldigt sind ebenfalls die Kollegen Günther und Presl und Staatsminister Dr. Kühl, der an der Finanzministerkonferenz in Berlin teilnimmt, sowie Frau Staatssekretärin Reich, die an der Justizministerkonferenz teilnimmt.
Ich rufe zunächst die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Jochen Hartloff, Hans Jürgen Noss, David Langner und Peter Wilhelm Dröscher (SPD), Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes – Nummer 1 der Drucksache 15/4731 – betreffend, auf.
1. Welche Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz erwartet die Landesregierung in Bezug auf die geplante Verkürzung der Wehr- und Zivildienstdauer von neun auf sechs Monate?
2. Wie ist die Haltung der Landesregierung zur beabsichtigten freiwilligen Verlängerung um drei bis sechs Monate?
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Für die Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Jochen Hartloff, Hans Jürgen Noss, David Langner und Peter Wilhelm Dröscher wie folgt:
Der Bundestag hat am 17. Juni 2010 – also noch nicht sehr lange her, vielmehr sehr kurzfristig – mit der Mehrheit von CDU/CSU und FDP die Verkürzung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate ab dem 1. Juli 2010, also in der Frist sehr kurzfristig, beschlossen.
Die SPD-Fraktion hat im Deutschen Bundestag gegen das Gesetz gestimmt. Angesichts der Debatte über eine komplette Abschaffung der Wehrpflicht ist die Verkürzung des Wehrdienstes eine überstürzte Aktion, so die Argumentation der Opposition.
Sie sind mit mir sicher einer Meinung, dass die Beibehaltung und Ausgestaltung der Wehrpflicht ebenso wie die Dauer des Grundwehrdienstes zwingend sicherheitspolitisch zu begründen ist. Allein haushaltspolitisch kann und sollte eine solche Diskussion nicht geführt werden. Durch die jetzige, wie ich finde, vorauseilende Reform, die der einzig konkreten Vereinbarung im gesamten Koalitionsvertrag entspricht, wird der Wehrdienst im Grunde genommen zu einem sechsmonatigen Praktikum bei der Bundeswehr verkommen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Aussetzung oder Abschaffung der Wehrdienstzeit wird die Bundeswehr damit zu zusätzlichen überflüssigen Strukturveränderungen gezwungen, die zusätzliche Kosten verursachen. Sie werden auch Personal binden. Ein Nutzen für die Truppe ist für den Bereich des Ersatzdienstes selbst nicht zu erkennen.
Die allgemeine Wehrpflicht hat sich in den vergangen 54 Jahren bewährt. Sie steht dafür, dass sich die Gesellschaft in ihrer gesamten sozialen Breite und unterschiedlichen weltanschaulichen Überlegungen und Überzeugungen in der Bundeswehr widerspiegeln konnte.
Die Bundeswehr im Einsatz ist eine Armee von Freiwilligen. Die wahrscheinlichsten Einsätze der Bundeswehr sind heute und in absehbarer Zukunft Beiträge zur internationalen Krisenbewältigung. Hierbei werden aus guten Gründen keine Wehrdienstleistenden herangezogen.
In der Diskussion ist daher auch ein freiwilliger Wehrdienst, der über einen verbesserten Wehrsold und eine Sozialversicherung der Zivildienstleistenden hinaus gefördert und durch ein Bündel von Vorzügen belohnt werden sollte, mit Sicherheit sinnvoll.
Dazu gehören auch eine zertifizierte Qualifizierung und Bonuspunkte bei der Einstellung im öffentlichen Dienst im Vergleich zu gleichwertig Qualifizierten oder zur Verkürzung von Wartezeiten auf Studienplätze. All dies wäre möglich.
Mit der Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate müssen jährlich mehr Rekruten eingezogen werden; die Zahl der Wehrpflichtigen wird bundesweit von 40.000 auf 50.000 steigen. Hiermit kann zwar, wie durch das Gesetz vorgesehen, die Wehrgerechtigkeit leicht verbessert werden, die geringe Einberufungsquote von ca. 13 % pro Jahr wird jedoch nur unwesentlich erhöht werden können.
Insgesamt wird mit einer Erhöhung der Wehrpflichtigen und der Verkürzung der Wehrdienstzeit der Ausbildungsaufwand an Personal, Material und Infrastruktur deutlich zunehmen.
Die mit der Kürzung des Wehrdienstes einhergehende Kürzung des Zivildienstes wird erhebliche Auswirkungen im Rettungsdienst, aber auch in sozialen Bereichen des Landes Rheinland-Pfalz haben.
Ich hatte zu einem Informationsgespräch der Vertreter der Sanitätsorganisationen im Innenministerium eingeladen. Sie wissen, das Innenministerium ist für den Rettungsdienst zuständig, nicht für die Pflege. Der ArbeiterSamariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter-Unfall-Hilfe, alle Dienste waren da, auch die AOK, die ich dazugebeten hatte.
Nur nach den bisherigen Schätzungen beim Deutschen Roten Kreuz ist im Bereich des Rettungsdienstes mit über 160 neuen beziehungsweise zusätzlichen Stellen zu rechnen. Die Mehrkosten werden dort mit etwa 6,3 Millionen Euro angeführt.
Wenn man die Stellen in der Pflege dazunehmen würde, denke ich, reden wir über noch deutlich andere Kosten, die auf die Träger zukommen werden.
Durch die Verkürzung des Ersatzdienstes werden die Einsatzmöglichkeiten erheblich eingeschränkt. Dies führt insgesamt zu grundsätzlichen Überlegungen, überhaupt noch Zivildienstleistende einzustellen.
Hinzu kommt, dass bislang aus dem Potenzial der Zivildienstleistenden – das ist nicht zu unterschätzen, wenn man mit den Rettungsdiensten redet – rund 25 % später im Rettungsdienst oder in der Pflege ihren Beruf gefunden haben.
Zu Frage 2: Nach dem geplanten Wehrrechtsänderungsgesetz sollen Zivildienstleistende die Möglichkeit haben, nach Ablauf der Dienstzeit von künftig noch sechs Monaten noch drei bis sechs Monate weiter zu arbeiten, wenn sie das wollen.
Die Landesregierung lehnt diese Form der Kompensation der Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes grundsätzlich ab, weil das Gesetz vorsieht,
Zivildienst- und Wehrdienstleistende in der Zeit der freiwilligen Verlängerung des Dienstes unterschiedlich zu besolden,
für soziale Einrichtungen ein neues öffentlichrechtliches Dienstverhältnis zu schaffen, in dem die Arbeitskräfte weit unterhalb des Mindestlohnes eingestellt werden,
und weil der Zivildienst künftig wohl im Regelfall faktisch doppelt so lange dauern wird, wie der Wehrdienst. Aus diesen Gründen lehnen wir das ab.
Gemäß Artikel 12 a Abs. 2 Grundgesetz ist der Zivildienst ausschließlich als Ersatzdienst für ansonsten zu leistenden Wehrdienst verfassungsrechtlich zulässig. Die Ausgestaltung des Pflichtteils des Wehrdienstes ist deshalb zur entscheidenden Vorgabe für die Ausgestaltung des Zivildienstes geworden. Beide Dienste, also Zivildienst und Wehrdienst, sind im Ergebnis im Grundsatz gleichzubehandeln.
Freiwillig zusätzlich Wehrdienstleistende erhalten künftig ab dem siebten Monat Wehrdienst einen Wehrdienstzuschlag in Höhe von 613,50 Euro. Freiwillig zusätzlich Wehrdienstleistende ersetzen damit Zeitsoldaten mit kurzen Verpflichtungszeiten und übernehmen deren Aufgaben im Inland. Durch den Wehrdienstzuschlag wird die Gehaltsdifferenz zum Zeitsoldaten ausgeglichen.
Das Wehrrechtsänderungsgesetz enthält nun Regelungen zum Sold und zum Entlassungsgeld bei einem freiwilligen zusätzlichen Zivildienst, die von den oben geschilderten gesetzlichen Regelungen für freiwillig zusätzlich Wehrdienstleistende abweichen. Ein Zivildienstzuschlag liegt lediglich im Ermessen der Dienststelle, also nicht mehr bezahlt vom Bund, sondern liegt im Ermessen der Dienststelle, die diesen Zuschlag in voller Höhe tragen muss. Das liegt also beim Träger allein. Der Zuschlag wird allein von diesem zu zahlen sein.
Diese Ungleichbehandlung der Zivildienstleistenden ist nicht nachvollziehbar. Bei allen Trägern des Zivildienstes besteht ein erhebliches Interesse der Einsatzstellen an einer Verlängerung, die dann folgerichtig auch mit einem Zuschlag bezahlt werden muss. Also diejenigen, die dann kommen, müssen auch entsprechend bezahlt werden.
Auch das Entlassungsgeld erhöht sich durch den freiwilligen zusätzlichen Zivildienst nicht, da laut Begründung Fehlzeiten bis zum Ausbildungs- oder Studienbeginn, deren Überbrückung aus dem Entlassungsgeld finanziert werden sollen, durch die verlängerte Dienstzeit geradezu vermieden werden sollen.
Bei einem freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst diene das dort sehr wohl erhöhte Entlassungsgeld zudem ebenso wie der obligatorische Soldzuschlag auch dem Ziel der Anerkennung der erklärten Bereitschaft zum Auslandseinsatz bzw. anderen besonderen Verwendung. Eine vergleichbare Situation sei im Zivildienst nicht gegeben. Auch diese Begründung halte ich nicht für nachvollziehbar.
Um die Verlängerung des Zivildienstes nach der vorherigen Kürzung durchzusetzen, haben die Koalitionsfraktionen den freiwilligen sozialen zusätzlichen Zivildienst als öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis ausgestaltet. Dieser ist weder dem klassischen Zivildienst und dessen Sold zugeordnet noch dem freiwilligen Dienst, bei dem es kein Gehalt, sondern ein Taschengeld gibt.
Trotzdem werden den Zivildienstleistenden in den neu geschaffenen Diensten Löhne gezahlt, die unter 4 Euro
in der Stunde liegen. Ich denke, dass die Berliner Koalition damit einen neuen Niedriglohnsektor schafft, was wir nicht wollen können.
Die Landesregierung, insbesondere meine Kollegin Dreyer, steht aus den oben genannten Gründen der neuen Regelung einer freiwilligen Verlängerung des Zivildienstes aufgrund dieser eben beschriebenen Regelungen ablehnend gegenüber. Insbesondere der vereinbarte Mindestlohn in der Pflege würde durch einen solchen neu geschaffenen Dienst im sozialen Bereich konterkariert.