Er sagt – in Rheinland-Pfalz gehen wir von der Grundlage aus –, dass Rheinland-Pfalz im Kindergartenbereich und im Krippenbereich erheblich bessere Personalstandards hat als alle vergleichbaren Bundesländer.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich finde es nicht so schlecht, dass wir das Thema heute in einer Aktuellen Stunde diskutieren; denn der künftige Personalbedarf in der Kindertagesbetreuung ist ein aktuelles Thema und auch ein drängendes Thema,
Zunächst halte ich es für eine sehr vernünftige und in dem Zusammenhang auch lobenswerte Vorgehensweise, seitens der politischen Verantwortungsträger zu sagen, wir bekommen da möglicherweise ein Problem und möchten gerne eine fundierte Grundlage haben, um dieses Problem zu beleuchten, und geben deshalb eine Prognose in Form eines Gutachtens in Auftrag.
Je nach Auswirkung der verschiedenen Variablen, des Rechtsanspruchs, der Beitragsfreiheit, der unterschiedlichen Ausstattung von Betreuungsplätzen, der Arbeitsbedingungen, haben wir gesehen, es können sich sehr unterschiedliche Szenarien ergeben. Ich war erstaunt, wie weit das dann teilweise auseinanderklafft. Gerade weil die Variablen und ihre Auswirkungen sehr komplex sind, war es gut, das Gutachten so zu stellen, dass man es trotz der großen Komplexität schafft, sich hinterher so zu konzentrieren, dass man realistische Szenarien aufgezeichnet bekommt. Insofern fand ich dieses Gutachten sehr hilfreich.
Auch wenn man sich im Weg des Ausbaus der Kindertagesbetreuung hier im Hause oft uneins war, wir haben alle auf allen Ebenen, im Bund, in den Ländern und auch in den Kommunen, gemeinsam beschlossen, dass wir uns auf diesen Weg machen wollen, einen Ausbau der Betreuung für die unter Dreijährigen voranzutreiben, eine Differenzierung der Angebote, erweiterte Öffnungszeiten und einen Ausbau der Kindertagespflege. Das ist politischer Konsens. Dieser Weg erzeugt insgesamt einen höheren Bedarf, das heißt, der Bedarf wäre meiner Ansicht nach – das muss ich an die Adresse der CDU richten – unabhängig der politischen Zuständigkeit und der Regierung hier im Hause entstanden.
Frau Kollegin Dickes, wenn ich dann Herrn Professor Sell richtig verstehe, dann wäre es auch so, dass, wenn man nun vor dem Hintergrund des quantitativ insgesamt erhöhten Fachkräftebedarfs aufgrund dieser Ausbauwünsche, die wir alle haben, zusätzlich noch die Standards anheben würde, man laut der Studie, die uns vorliegt, einen noch höheren Fachkräftebedarf erzeugen würde. (Zuruf von der SPD: Natürlich!)
denn Sie fordern das immer wieder. Wenn Sie die politischen Möglichkeiten und auch das nötige Geld dazu gehabt hätten, hätten Sie vielleicht auch sogar bessere Standards zugrunde gelegt, aber dann hätten Sie jetzt ein verschärftes Problem in diesem Bereich. Das muss man dann ehrlicherweise in dieser Debatte auch sagen.
Ich wage auch weiterhin zu behaupten, dass, egal welche Regierung wir in den letzten Jahren gehabt hätten, niemand wirklich darangegangen wäre, die Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher massiv zu verbessern, weil eben die anderen Dinge auf der Agenda standen und man diesen Bereich nicht so sehr stark im Blick hatte.
Wir haben zwar die Qualifikationsmöglichkeiten angehoben – für die Leitungen gibt es die Studienmöglichkeiten an der Fachhochschule Koblenz, für Erzieherinnen und Erzieher gibt es mittlerweile auch Weiterqualifizierungsmöglichkeiten in Form eines Studiums –, aber wirkliche Karrieresprünge oder auch finanzielle Vorteile und Weiterentwicklungen in dem Bereich sind für die Menschen, die dort arbeiten, damit leider nicht verbunden. Das muss man ehrlicherweise dann hier auch sagen.
Wenn man da etwas verbessern möchte, dann geht das nur sehr kleinschrittig und im Konsens mit den Trägern, den Kommunen vor Ort, und dem Land. Dann müssen wir uns an einen Tisch setzen und mit allen Beteiligten überlegen, wie das funktionieren könnte.
Fest steht, dass weder das Land noch die Träger umhinkommen werden, in Zukunft multidimensionale Maßnahmen in irgendeiner Form einzuleiten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Uns werden, wenn man das ganz realistische einfache Szenario zugrunde legt, rund 2.000 Erzieherinnen und Erzieher und rund 550 Tagespflegepersonen fehlen. Bis zum Jahr 2013 wird das eintreten.
Das heißt, man muss relativ schnell handeln und von verschiedenen Seiten an das Problem herangehen. So habe ich es zumindest verstanden.
Dazu ist mir noch in den Sinn gekommen – auch nach sorgfältigem Lesen der Studie –, dass, wenn man jetzt an 18 Standorten fachschulische Angebote hat, es möglicherweise sinnvoll wäre, die Ausbildungsmöglichkeiten in der Fläche noch etwas breiter zu streuen, weil die Studie feststellt, dass Erzieherinnen und Erzieher offensichtlich nicht so mobil sind, dass sie gerne umziehen und sich auch über die Kreisgrenzen hinaus dann räumlich verändern, sodass man da möglicherweise noch einen zusätzlichen Ansatzpunkt hätte.
glaube ich, wird es jetzt ein bisschen einfacher, über ein Thema zu reden, das uns in der Tat zu Recht alle beschäftigt, weil es ein wichtiges Thema ist.
Aber ich sage Nein zu dem grundsätzlich alles schlechtreden und Apokalypsen aufzeigen, die einfach so nicht eintreten. Das wird der Sache nicht gerecht. Es ist der Sache sogar hinderlich, und vor allem wertschätzt es nicht die Arbeit all derer in diesem Bereich, wie Frau Dickes das hier wieder getan hat.
Liebe Frau Dickes, das einzige, was ich an Ihrer Rede wirklich gut fand, war der Dank an meine Referatsleiterin. Weil sie ja nicht selbst an das Pult kommen kann – Frau Roth, dahinten sitzt sie –, sage ich, den Dank, den nehmen wir wirklich gern an. Wir sind auch der Meinung, wir haben eine absolut qualifizierte Vertreterin für den Kindertagesstättenbereich in unserem Ministerium, die verantwortlich ist, die bundesweit Anerkennung erfährt. Das steht auch der Ministerin nicht schlecht an, an der Stelle dafür einmal ganz herzlich zu danken.
Ich finde es gut, wenn Sie sich auf seriöse Quellen beziehen. Frau Roth ist eine solch seriöse Quelle. Ich finde es auch gut, wenn Sie sich auf Herrn Professor Sell beziehen. Das ist auch eine solch seriöse Quelle.
Es wäre nur gut, wenn Sie dann auch im Rahmen dessen bleiben würden, was die wirklich sagen. Immer gefährlich wird es da, wo Sie Ihre eigenen Interpretationen anfügen. Die gehen nämlich haarscharf an dem vorbei, was in dem Gutachten von Professor Sell zu lesen ist.
Eine ganz neue Kategorie sind 8 % und 18 % Ausfall. Was das sein soll, das finden Sie in keinem Gutachten. Das ist eine Erfindung von Ihnen, glaube ich. Es hilft auch überhaupt nicht weiter. Es ist auch überhaupt nicht beschreibbar für die Kita. Das ist schon merkwürdig.
Gehen wir einmal zum Realistischen. Wir haben einen hohen Bedarf, wir haben Handlungsbedarf, aber wir haben keinen massiven Erzieherinnenmangel und schon gar keine landesweit gravierende Mangelsituation, sondern wir haben die Situation, dass in dem Szenario, das als realistisch eingeschätzt wird, wir 2.000 Erzieherinnen und Erzieher mehr beschäftigen wollen, in der Kindertagespflege rund 550 Personen.
Das haben wir im Bildungsausschuss gesagt. Das haben wir Ihnen auch in dem Gutachten am 9. Juni übermittelt. Wir haben auch schon die Wege mit aufgezeigt.
Was ich Ihnen nicht vorwerfe, weil Sie es noch nicht wissen können – ich sage es Ihnen heute nur schon, damit Sie sich darauf vorbereiten –, es gibt neben dem Gutachten von Professor Sell jetzt auch eine bundesweite Studie. Die bundesweite Studie wird Ende Juni, Anfang Juli öffentlich vorgestellt.
Diese bundesweite Studie ist vom Deutschen Jugendinstitut gemacht. Da ist Herr Professor Rauschenbach ein sehr bekannter Mensch im Bereich der Frühpädagogik. Der kommt – ich darf zitieren – zu folgendem Ergebnis:
„Rheinland-Pfalz gehört zu den westlichen Ländern, in denen der Fehlbedarf unter den Rahmenbedingungen des Szenarios 1 bis 2013 eine überschaubare Herausforderung darstellt. Der Fehlbedarf beläuft sich auf ca. 600 Personen. Durch eine moderate Steigerung der Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen könnte diese Lücke geschlossen werden.“
Das wird Ende des Monats bundesweit veröffentlicht werden. Damit stehen wir deutlich besser da als eine Reihe von anderen Ländern, und damit haben wir jetzt zwei seriöse Quellen, die sich mit diesem Thema auf verantwortungsvolle Art und Weise auseinandersetzen. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass diese Herausforderung bewältigbar ist.
Es werden von Herrn Professor Sell – das ist der Verdienst dieser Studie vor allen Dingen auch – Wege und konkrete Handlungsfelder aufgezeigt, zum Beispiel die Ausbildungskapazitäten – Frau Morsblech hat es angesprochen – an den Fachschulen.