........................................................................................3678, 3680, 3684, 3688, 3700, 3715 Abg. Baldauf, CDU:................................................................................................................. 3652, 3655, 3677 Abg. Bauckhage, FDP:................................................................................................................................ 3721 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................................... 3673 Abg. Dötsch, CDU:...................................................................................................................................... 3713 Abg. Dr. Enders, CDU:................................................................................................................................ 3727 Abg. Dr. Gebhart, CDU:..................................................................................................................... 3708, 3712 Abg. Dr. Mittrücker, CDU:............................................................................................................................ 3725 Abg. Dr. Schmitz, FDP:............................................................................................................ 3693, 3723, 3729 Abg. Dröscher, SPD:................................................................................................................................... 3692 Abg. Eymael, FDP:...................................................................................................................................... 3703 Abg. Frau Beilstein, CDU:........................................................................................................................... 3683 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 3728 Abg. Frau Leppla, SPD:..................................................................................................................... 3682, 3714 Abg. Frau Mohr, SPD:....................................................................................................................... 3701, 3710 Abg. Frau Raab, SPD:................................................................................................................................. 3682 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:........................................................................................................................ 3709 Abg. Günther, CDU:..................................................................................................................................... 3702 Abg. Guth, SPD:................................................................................................................................ 3704, 3707 Abg. Haller, SPD:............................................................................................................................... 3708, 3717 Abg. Hartloff, SPD:............................................................................................................................ 3657, 3676 Abg. Heinrich, SPD:..................................................................................................................................... 3724 Abg. Henter, CDU:....................................................................................................................................... 3686 Abg. Hörter, CDU:........................................................................................................................................ 3678 Abg. Hüttner, SPD:...................................................................................................................................... 3679 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 3674 Abg. Maximini, SPD:.................................................................................................................................... 3719 Abg. Mertin, FDP:........................................................................................................................................ 3662 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 3699 Abg. Presl, SPD:.......................................................................................................................................... 3713 Abg. Rüddel, CDU:............................................................................................................................ 3690, 3718 Abg. Schnabel, CDU:................................................................................................................................... 3698 Abg. Schweitzer, Harald, SPD:.................................................................................................................... 3688 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................................... 3706 Beck, Ministerpräsident:.................................................................................................................... 3644, 3667 Bruch, Minister des Innern und für Sport:............................................................ 3680, 3685, 3686, 3697, 3716 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:............................................. 3711, 3712 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:................................ 3695, 3730 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.................................. 3705, 3707, 3722 Stadelmaier, Staatssekretär:....................................................................................................................... 3726 Präsident Mertes:........................................................................................................... 3644, 3652, 3655, 3657 Vizepräsident Bauckhage:.................................3684, 3685, 3686, 3688, 3690, 3692, 3693, 3695, 3697, 3723.........................................................................................................3724, 3725, 3726, 3727, 3728, 3729, 3730 Vizepräsident Schnabel:....................................3676, 3677, 3678, 3679, 3680, 3681, 3682, 3683, 3710, 3711...........................................................................3712, 3713, 3714, 3715, 3716, 3717, 3718, 3719, 3721, 3722 Vizepräsidentin Frau Klamm:............................3662, 3667, 3673, 3674, 3698, 3699, 3700, 3701, 3703, 3704............................................................................................................................. 3705, 3706, 3707, 3708, 3709
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste! Ich eröffne die 60. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.
Zum ersten Mal im rheinland-pfälzischen Landtag, zumindest als Abgeordneter, ist Heiko Sippel als Nachfolger von Walter Zuber. Herr Kollege Sippel, herzlich willkommen!
Meine Damen und Herren, wir haben jetzt einige Zeit keine Plenarsitzung mehr gehabt, sodass es viele Geburtstage gibt, die zu feiern sind oder schon gefeiert wurden. Am 4. Januar hatte unser Kollege Josef Keller den 60. Geburtstag. Lieber Herr Keller, alles Gute, und wir erwarten viel Leidenschaft in den nächsten Jahren!
Frau Vizepräsidentin Hannelore Klamm hat auch einen runden Geburtstag gehabt. Herzlichen Glückwunsch, liebe Frau Klamm, und weiterhin gute Zusammenarbeit!
Frau Christine Baumann hat ebenfalls in diesem Lebensjahr einen wunderbaren runden Geburtstag, den sie gut gefeiert hat, wie sie mir gesagt hat. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihre Zukunft!
Jetzt würden wir den Hunsrücker Thomas Auler auch gern feiern, aber er ist noch auf dem Weg. Er ist 50 geworden. Das ist ja auch etwas Wunderschönes. Lieber Herr Auler, wo Sie auch immer sind, wir wünschen Ihnen alles Gute!
Christoph Böhr ist 55 Jahre alt geworden. Lieber Christoph Böhr, alles Gute für die Zukunft und Gesundheit!
Meine Damen und Herren, ich frage Sie, ob Sie Hinweise zur Tagesordnung haben. – Wir werden heute ohne Mittagspause tagen und beginnen mit der Feststellung der Tagesordnung. Es gibt keinen Widerspruch.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich danke zunächst dem Landtag für die Änderung der Tagesordnung aus gegebenem Anlass. Die heutige Landtagssitzung ist der besonderen finanz- und weltwirtschaftlichen Situation geschuldet. Ihr bedenkliches Gesamtausmaß können wir alle noch nicht vollständig ermessen. Fest steht, wir befinden uns in einer Finanzmarktkrise, deren Ausmaß in der Nachkriegszeit einmalig ist. Wie lange die Krise dauert und welche Spuren sie am Ende für die Menschen, die Betriebe, die Volkswirtschaften hinterlässt, hängt auch davon ab – ich betone „auch davon ab“ –, wie entschlossen und zielgerichtet wir staatlicherseits darauf reagieren.
Wir in Rheinland-Pfalz haben als erstes Land schon im Herbst 2008 ein eigenes Programm zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Betriebe in besonders betroffenen Branchen beschlossen. Auch haben wir das Konjunkturpaket I des Bundes unterstützt. Wir werden auch das Konjunkturpaket II mittragen und unterstützen. Insbesondere werden wir das Investitionsprogramm in Rheinland-Pfalz zusammen mit den Kommunen zügig, zielgenau und effektiv umsetzen.
Ich bin überzeugt davon, dass die Bürgerinnen und Bürger zu Recht in dieser Krisensituation erwarten, dass alle Politikerinnen und Politiker sich an der Lösung der Probleme verantwortungsbewusst beteiligen. Ich erlaube mir deshalb, an alle Fraktionen in diesem Hohen Hause zu appellieren: Bitte begleiten Sie konstruktiv die Umsetzung des Investitionspaketes in unserem Land Rheinland-Pfalz! –
Meine Damen und Herren, zunächst will ich die grundsätzliche Haltung des Landes skizzieren. Wir befinden uns ohne Zweifel in einer Weltwirtschaftskrise, deren Ursache eine internationale Finanzwirtschaft ohne Re
geln, zumindest ohne ausreichende Regeln ist: Zu wenig oder keine staatliche Bankenaufsicht, keine Selbstkontrolle und nationale und internationale Verflechtungen von Bankinstituten in unvorstellbarem Ausmaß, dazu ein zügelloses Gewinnstreben – das alles hat unsere Volkswirtschaft in eine Krise bisher ungekannter Größe gestürzt.
Die Herausforderungen, vor denen Deutschland jetzt steht, sind groß. Die deutsche Wirtschaft befindet sich trotz guter Verfassung zum Beginn des Jahres 2009 in einer ernsten Situation. Deutsche Unternehmen – besonders auch Unternehmen in Rheinland-Pfalz – sind wegen ihrer Exportorientierung und wegen ihrer starken Stellung auf den Märkten vom weltweit gleichzeitigen Abschwung besonders betroffen.
Im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung wird für das laufende Jahr ein Rückgang der realen Bruttoinlandsproduktzahlen von mehr als 2 % vorausgesagt. Bestandteil der Prognose ist, dass es im Laufe dieses Jahres bereits wieder zu einer gewissen Erholung der Wirtschaft kommt. Es gilt jetzt, die positiven Anzeichen zu erkennen, auf die eigenen Stärken zu setzen und das Potenzial – dort, wo es nötig ist – durch aktives Handeln der Verantwortlichen zu unterstützen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle eines besonders hervorheben: Rheinland-Pfalz hatte bisher ausgezeichnete und steigende Exportwerte beim verarbeitenden Gewerbe, hauptsächlich in den EU-Raum. Mit einer Exportquote von rund 50 % lag unser Land konstant in der Spitzengruppe der Länder. Der Export ist verantwortlich für mehr als 40 % des gesamten rheinland-pfälzischen Wirtschaftswachstums. Entsprechend stark wirkt sich der Exportrückgang aus. Gegenüber dem November 2007 sank der Index des Auftragseingangs im verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorjahresmonat um 40 %, in Deutschland insgesamt um 22,4 %. Die Auslandsaufträge sind sogar um 49,6 % zurückgegangen, in Deutschland um 30 %. Massive Einbrüche der Umsätze in der rheinland-pfälzischen Industrie waren erstmals im November 2008 mit einem Minus von 10 % gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. –
In dieser Situation muss sich die rheinland-pfälzische Wirtschaft mit allen Kräften behaupten. Unsere zahlreichen starken Mittelständler sind auf den Weltmärkten so gut vertreten, weil darunter viele innovative und äußerst konkurrenzfähige Unternehmen sind.
Die neuesten Arbeitslosenzahlen zeigen, die Auswirkungen der Krise sind auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt zu spüren. Es gibt Branchen, die zum Glück weniger oder nicht betroffen sind, aber für die ca. 18.000 Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter, die zuletzt in Rheinland-Pfalz gemeldet waren, ist die Krise eine reale Lebenssituation. Auch die Frauen und Männer, die über Zeitarbeit beschäftigt waren und deren Arbeitsverhältnisse abrupt beendet worden sind, sind direkt betroffen. Sie alle spüren die Krise deutlich. Sie haben weniger Geld im Portemonnaie. Sie machen sich existenzielle Sorgen um die Zukunft ihrer Arbeit und ihrer Familien.
Hier will ich hervorheben, die Entscheidung der Bundesregierung war richtig, die Bezugszeit von Kurzarbeiter
geld auf 18 Monate zu verlängern. Diese Regelung trägt wesentlich zur Entspannung auf dem Arbeitsmarkt bei. Dass auch Kurzarbeit mit sinnvoller Qualifizierung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbunden wird, bewirkt: Bei uns im Land gehen diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Krise mit verbesserten Voraussetzungen hervor. Das stärkt langfristig die Betriebe. Das alles dient der Überbrückung in schwieriger Zeit.
Wir können die wirtschaftlichen Verhältnisse in unseren Abnehmerländern nicht unmittelbar beeinflussen, aber wir können den rheinland-pfälzischen Unternehmen helfen, ihre internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Zugleich können wir durch unsere landesinternen Programme und vor allem durch Investitionsprogramme die gesamtwirtschaftliche Entwicklung unterstützen und den Binnenmarkt stärken. Dieser Verantwortung werden wir nachkommen.
Die derzeitige Krise ist eine globale Krise. Sie ist nicht isoliert durch ein Land zu bewältigen. Gemeinsames, abgestimmtes Handeln ist erforderlich. Die Europäische Union hat sich hier bewährt.
Ohne den Euro und ohne den Binnenmarkt stünde Deutschland in dieser Situation bedeutend schlechter da. Europa hat gemeinsames Handeln verabredet und gleichzeitig die notwendigen Freiräume für nationale Besonderheiten gelassen. Protektionismus würde uns nur tiefer in die Krise führen.
Ich begrüße ausdrücklich die Entscheidung des neuen amerikanischen Präsidenten, vom Kongress und vom Senat, aktiv auf die Krise zu reagieren. Dies wird weltweit von hoher Bedeutung sein.
Die Rettungspakete für die Banken – so unwirklich die Summen den Bürgerinnen und Bürgern sowie uns allen erscheinen – haben eine wichtige schützende Funktion. Es ist ihr Ziel, das Geld der Sparerinnen und Sparer zu sichern und den Unternehmen dringend notwendige Kredite zu ermöglichen. Ohne das Eingreifen des Staates würde der Finanzkreislauf zusammenbrechen. Erhebliche Einbrüche in der gesamten Wirtschaft wären die zwangsläufige Folge.
Wir werden als Landesregierung mit den Geldinstituten und mit der Finanzwirtschaft in der kommenden Woche über die aktuelle und reale Situation in unserem Land reden.
Wir brauchen neue Regeln, die die Banken weltweit verpflichten, wieder ihre ursprünglichen Aufgaben zu erfüllen, nämlich für die Bürgerinnen und Bürger und für die Wirtschaft Finanzdienstleister zu sein. Wir brauchen international abgestimmte Maßnahmen, insbesondere eine bessere Finanzmarktaufsicht, überarbeitete Liquiditätsvorschriften und stärkere Eigenkapitalanforderungen. Mir ist dabei besonders wichtig: Die Spitzen der Unternehmen müssen wieder individuelle Verantwortung übernehmen. Dazu müssen die teilweise einseitig renditeorientierten und risikofördernden Anreiz- und Vergütungssysteme angepasst werden. Wir brauchen – auch das will ich unterstreichen – umfassende Bilanzierungspflichten und eine verbesserte internationale Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden.
Deshalb fordert die rheinland-pfälzische Landesregierung die Bundesregierung auf, eine klare Position bei der Neuordnung der internationalen Finanzmärkte zu beziehen und diese Regeln dann auch durchzusetzen.