Wir haben uns viel Mühe gegeben, den Planfeststellungsbeschluss, der ursprünglich vom Oberverwaltungsgericht wegen Rechtswidrigkeit aufgehoben wurde, nachzubessern. Wir wollten ihn qualitativ besser ausstatten, was uns gelungen ist. Das OVG hat dann die Rechtmäßigkeit bestätigt und entschieden, dass keine Revision zugelassen wird. Gegen diese Nichtzulassung der Revision hat der BUND die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen. Wir sind der Überzeugung und haben es gegenüber dem BUND kommuniziert, dass wir eine Rechtsposition erlangt haben, die es erlaubt, die weiteren Untersuchungen in Auftrag zu geben. Wir werden die notwendigen Untersuchungen nach Absprache mit dem Bund in Auftrag geben.
Grundsätzlich gibt es noch die Möglichkeit, den Europäischen Gerichtshof mit einer möglicherweise langen Verfahrensdauer anzurufen. Wir werden die Frage der Finanzierung jetzt zügig klären und uns von der Frage weiterer Rechtsmittel nicht abhalten lassen, nachdem das OVG dieses für uns positive Urteil erlassen hat.
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dorothea Schäfer, Christine Schneider und Alexander Licht (CDU), Stand der Planungen zur Einrichtung eines Studiengangs Weinbau in RheinlandPfalz – Nummer 4 der Drucksache 15/1750 – betreffend, auf. Ich erteile Frau Kollegin Schneider das Wort.
Es geht um den Stand der Planungen zur Einrichtung eines Studiengangs Weinbau in Rheinland-Pfalz. Wir fragen die Landesregierung:
1. Durch wen und in welcher Form (Zeitpunkt, Anzahl der Befragten etc.) wurde die oben erwähnte Befragung durchgeführt?
4. Welche Finanzmittel müsste die Landesregierung für die Einrichtung und die Aufrechterhaltung eines Weinbau-Studiengangs in Rheinland-Pfalz bereitstellen?
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Beruf der Winzerinnen und Winzer hat wie kaum ein anderer in den letzten Jahren an Image gewonnen. Dies war nur durch einen tiefgreifenden Strukturwandel möglich. Moderne Betriebe, beste Produktqualität und qualifizierte Winzerinnen und Winzer sind Basis für diese hervorragende Entwicklung in RheinlandPfalz. Wir wollen uns mit dem Erreichten nicht zufriedengeben, sondern durch Investitionen in Ausbildung an unseren weinbaulichen Kompetenzzentren den positiven Trend im Weinbau unterstützen.
Ein Baustein dieser Strategie ist die Einrichtung eines dualen Fachhochschulstudiengangs, der insbesondere auf die Betriebsleiterausbildung zugeschnitten werden soll. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Frage nach dem Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs im Weinbau gestellt. Ich habe mir von unseren Weinbauexperten versichern lassen, dass in Deutschland jährlich nur 235 Winzermeister, Weinbautechniker und -ingenieure ausgebildet werden, obwohl ein deutlich höherer Bedarf besteht.
Es ist davon auszugehen, dass der Betriebsleiterbedarf für die 8.000 deutschen Vollerwerbsbetriebe im Weinbau damit nur zu knapp drei Viertel gedeckt wird. Dazu kommen noch Personalanforderungen aus Kellereien, Genossenschaften, Weinlaboren und anderen Firmen der Branche. Es fehlen also jährlich mindestens 100 qualifizierte Nachwuchskräfte. Wir sind gut beraten, diese Lücke zu schließen.
Im anderen Falle geht es unserer Weinwirtschaft genauso wie unseren Weinbauschulen, die seit einigen Jahren Probleme haben, ausgeschriebene Stellen für Referendare und Berater mit Weinbauexperten zu besetzen.
Die Landesregierung unterstützt die Weinbranche bei der Qualifizierung der Nachwuchskräfte auf allen Ebenen. Das gilt für die betriebliche Ausbildung, für die schulische Fortbildung und hoffentlich bald auch für einen dualen Weinbaustudiengang. Die Zahl der Betriebsleiter mit Hochschulabschluss nimmt in der Agrarwirtschaft seit Jahren zu. Größere Betriebe und mehr Schulabgänger mit Hochschulreife werden diesen Trend unterstützen.
Nach unserer Auffassung besteht ein Bedarf für einen dualen Studiengang in Rheinland-Pfalz, da es diesen in Deutschland nirgendwo gibt.
Zu Frage 1: Eine förmliche Befragung durch ein externes Institut hat nicht stattgefunden. Bei der von mir im Ausschuss für Landwirtschaft und Weinbau genannten Befragung handelt es sich um ein Stimmungsbild aus einer
Berufsschulklasse Weinbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz in Neustadt. Dies wurde so von mir auch im Ausschuss mitgeteilt. Das können Sie aus dem Protokoll ersehen.
Zu Frage 2: Diese informelle Befragung von Schülerinnen und Schülern hatte die Ermittlung der Weiterbildungsabsichten dieser Berufsschulklasse zum Ziel. Gefragt wurde nach Qualitätskriterien der Schüler für ihre weitere Aus- und Fortbildung. Dabei wurde deutlich, dass ein dualer Studiengang in Weinbau und Önologie von Schülerinnen und Schülern mit Hochschulreife als interessante Alternative zum gegenwärtigen Studienangebot betrachtet wird. Vor allem die Verzahnung von Studium und beruflicher Ausbildung wurde positiv hervorgehoben.
Die zeitliche Einsparung eines Jahres gegenüber der jetzigen Situation, das heißt Lehre mit nachfolgendem Studium, ist für die Schüler ebenfalls attraktiv. Das gilt sowohl für diejenigen, die keine Betriebe besitzen, als auch für jene, die nach dem Studium den elterlichen Betrieb übernehmen wollen. Handlungsorientierung und Berufsnähe wurden von allen Befragten als weitere wichtige Qualitätskriterien genannt.
Zu Frage 3: Neben dem Bedarf ist nach den Ergebnissen der interministeriellen Arbeitsgruppe zwischen dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau gefragt worden. Diese ist seit Mai tätig. Wir haben den Ausschussmitgliedern die Zusammensetzung mit Schreiben vom 12. Dezember mitgeteilt.
Konkrete Ergebnisse dieser Arbeit sind wichtige Eckpunkte für den angedachten Studiengang, die ich Ihnen gerne zusammengefasst vortrage. Es wird einen dualen Studiengang mit bis zu 30 Studienanfängern geben, Abschluss Bachelor und Winzer, Dauer sechs Semester, das heißt insgesamt 90 Studierende. Ziel ist die Ausbildung von Betriebsleitern für größere Familienbetriebe und für Führungspositionen in Kellereien. Studienschwerpunkte sind Weinbau und Betriebswirtschaft.
Die Organisation soll möglichst hochschulübergreifend erfolgen, das heißt, verschiedene Fachhochschulen des Landes unter Einbezug des Dienstleistungszentrums in Neustadt sind beteiligt.
Zur Ausstattung: Fünf Professoren und zwei bis drei Assistenten. – Dies ist zunächst abstrakt nach den üblichen Betreuungsrelationen ermittelt.
So weit zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppe, die aber noch in den infrage kommenden Hochschulen und im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum besprochen werden. Die abschließende Entscheidung hierzu wird bis Ende Februar nächsten Jahres erfolgen, wer die Trägerschaft konkret übernimmt.
Zu Frage 4: Aus der Personalausstattung ergibt sich eine wichtige Antwort auf die Frage der Finanzierung. Darüber hinausgehende Einzelheiten werden nach der Detailplanung, die im Frühjahr nächsten Jahres erfolgt, beziffert, die dann rechtzeitig vor dem Studienbeginn
2009 vorliegt. So wird derzeit geprüft, welche vorhandenen Ressourcen mit genutzt werden können. Auch hiervon wird der Finanzbedarf abhängig sein. Wir haben hier gute Voraussetzungen, da die technischen Einrichtungen, die wir für die praktische Ausbildung in einem solchen Studiengang benötigen, am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt vorhanden sind.
Können Sie mir den Unterschied zwischen einem Bachelor-Studiengang in Geisenheim und einem BachelorStudiengang, den Sie einrichten wollen, erklären?
Herr Eymael, den kann ich Ihnen sehr wohl erklären. Wir werden einen dualen Studiengang in Rheinland-Pfalz angegliedert an eine oder mehrere Fachhochschulen mit Ausbildungsort Neustadt einrichten. Es gibt derzeit keinen dualen Studiengang im Bereich des Weinbaus. Weinbau ist der Wirtschaftsbereich, in dem sehr viele zunächst die Lehre als Winzerin oder Winzer absolvieren und danach ein Studium anschließen. Es besteht ein hoher Bedarf bei den jungen Menschen, das im dualen Studiengang zu kombinieren, weil sie damit ein Jahr Ausbildungszeit sparen, damit für sich auch Kosten sparen und wir die Möglichkeit haben, eine sehr praxisbezogene Ausbildung insbesondere mit der Zielsetzung für Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter zu konzipieren.
Bei den vorhandenen Ausbildungsgängen im Weinbau – Sie müssten das wissen, Sie sind selbst Absolvent von Geisenheim und in den Gremien der Ehemaligen engagiert – ist der Bachelor sehr stark naturwissenschaftlich ausgestaltet. Wir wollen einen stärker auch betriebswirtschaftlich und praxisbezogenen Studiengang mit der Zielsetzung konzipieren, insbesondere für Betriebsleiter auszubilden. Sie wissen, dass es in Geisenheim darüber hinaus die „Getränketechnologie“ und „Internationale Weinwirtschaft“ mit jeweils 40 Absolventen gibt.
In Heilbronn gibt es einen Studiengang mit sehr stark betriebswirtschaftlich und auf Marketing orientierten Ausbildungsinhalten. Das ist auch differenziert von dem, was wir in Rheinland-Pfalz vorhaben. Dort hat man – den großen Bedarf erkennend, der besteht – 2004 einen Studiengang mit 30 Studienanfängern etabliert. Man musste dort sehr schnell einen Numerus clausus einführen, weil die Vielzahl der Bewerberinnen und Bewerber nicht berücksichtigt werden konnte und bei weitem nicht allen ein Studienplatz in Heilbronn geboten werden konnte. Die Abgrenzung können wir also sehr
Ich will zum Abschluss anfügen, dass es zum Beispiel in Frankreich ein viel breiteres und differenziertes Angebot der Möglichkeit gibt, einen akademischen Abschluss im Weinbau zu erzielen, als das derzeit in Deutschland der Fall ist.
Ich packe zwei Fragen ineinander. Mir ist zum einen immer noch nicht die Beantwortung der Frage 4 klar, welche Finanzmittel das Land Rheinland-Pfalz glaubt aufbringen zu müssen, um diesen dualen Studiengang einzurichten.
Sie sprechen nach der Umfrage von einem großen Bedarf, den Sie bei der Befragung ermittelt haben. Ich möchte jetzt doch noch einmal wissen, wer die Befragung durchgeführt hat, wer den Fragebogen entworfen hat und was genau in diesem Fragebogen abgefragt wurde.
Wir werden eine Befragung mit der Zielsetzung durchführen, wie sinnvoll es ist, einen solchen Studiengang einzuführen.
Diese Frage haben wir beantwortet. Wir wollen eine Befragung bei den Interessenten für solche Studienangebote auch bei den Betrieben durchführen. Wir werden auch in engem Kontakt mit den Betrieben das Studienangebot so konzipieren, auch mit den Lehrinhalten, um das zu tun, was Ausbildung auch soll, nämlich praxisorientiert für die konkreten Bedürfnisse der Wirtschaft auszubilden. Das wird Zielsetzung der Befragung sein. Eine solche Befragung werden wir in den nächsten Monaten durchführen, um diese Ergebnisse zu erhalten.
Entschuldigung, Frau Schneider. Ich habe Ihnen die Personalausstattung genannt. Ich habe Ihnen dargelegt,
dass, was sonst bei einem solchen technisch-naturwissenschaftlichen Studiengang der Fall ist, enorme Erstinvestitionen zu tätigen sind. Das entfällt weitgehend aufgrund der guten Möglichkeiten, die wir am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt haben. Eine abschließende Kostenschätzung und -ermittlung werden wir Anfang des Jahres 2008 vornehmen. Eine vorläufige Kostenermittlung hat ergeben, dass wir deutlich weniger an Kosten pro Jahr aufwenden müssen, als wir derzeit in gemeinsame Forschungsprojekte nach Geisenheim seitens des Landes finanzieren, was wir auch zukünftig noch weiter machen wollen.
Um die Dimension darzustellen, es wird erheblich kostengünstiger sein, in Rheinland-Pfalz einen Studiengang zu konzipieren, als das zu tun, was wir derzeit machen, nämlich gemeinsame Forschungsanstrengungen in Geisenheim in Hessen mitfinanzieren. Das sind 1,3 Millionen Euro, die derzeit jährlich an gemeinsamen Forschungsanstrengungen vom Land Rheinland-Pfalz nach Hessen gezahlt werden.