Hierzu brauchen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen. Der Bildungsgang Hauptschule benötigt kleine Lerngruppen. Wir brauchen eine noch engere Kooperation mit den Eltern, Betrieben und dem wohnortnahen gesellschaftlichen Umfeld. Das kostet Zeit und Mühe. Der Bildungsgang Hauptschule braucht auch Möglichkeiten für eine besonders intensive individuelle Förderung. Deshalb hat sich die FDP-Landtagsfraktion dafür ausgesprochen, den Bildungsgang Hauptschule grundsätzlich als ganztagsschulischen Bildungsgang auszubauen.
Wir glauben, dass es gerade für Hauptschülerinnen und -schüler besonders wichtig ist, in einer zentralen Abschlussprüfung nachweisen zu können, welche Kompetenzen sie erworben haben. Ob wir jungen Menschen, die sich mit dem schulischen Lernen schwerer tun als andere und die sehr praxisorientiert im Hinblick auf eine Berufsausbildung auf ihre zukünftige Laufbahn vorbereitet werden müssen, gerecht werden und ihnen eine Perspektive in dieser Gesellschaft anbieten können, wird ganz entscheidend davon abhängen, welche Rahmenbedingungen wir ihnen bieten.
Bisher hat die Landesregierung auch dabei zugesehen, dass immer mehr Jugendliche nach dem Absolvieren der Hauptschule in vielen Teilen unseres Landes kaum noch einen Ausbildungsplatz finden. Sie haben dabei zugesehen, dass gerade die städtischen Hauptschulen in den sozialen Brennpunkten zunehmend mit schwierigsten Lernbedingungen kämpfen.
Leider hat auch die SPD-Landtagsfraktion bereits im Ausschuss signalisiert, dass sie weder unserem Antrag auf einen zukunftsgerichteten Bildungsgang Hauptschule zustimmen wird noch – das wäre das Mindeste gewesen – dem CDU-Antrag für ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Rahmenbedingungen Folge leisten kann.
Wenn Sie jetzt die Strukturdebatte in den Blick nehmen und bis zum Herbst ein Konzept für die Zukunft der Hauptschule und ihre Schülerinnen und Schüler vorlegen werden, werden wir Sie vor allem an Ihren pädagogischen Antworten messen; denn diese sind für die Zukunft der jungen Menschen entscheidend.
Die Antwort darf – das muss noch einmal deutlich gesagt werden – nicht weiterhin so aussehen, dass gerade diejenigen, die besonders gute Rahmenbedingungen, Erfolgserlebnisse und intensives Bemühen statt häufiger Abwertung brauchen, wie es heutzutage oft gegenüber Hauptschülerinnen und -schülern passiert, die auch weniger Wettbewerbsdruck als andere vertragen können, weiterhin nach und nach in großen unübersichtlichen Gesamtschulsystemen untergebracht werden, in denen sie oft wie die schwächsten Gymnasiasten be
handelt werden und ihre Lernbedürfnisse und Perspektiven nicht besser, sondern schlechter aufgehoben sind.
Mir bleibt, zu hoffen – damit habe ich es geschafft, die Redezeit nicht auszuschöpfen –, dass die Ablehnung unseres Antrags, die wir gleich erleben werden, aus der Tatsache heraus beruht, dass wir eine Oppositionsfraktion sind und nicht, dass Sie grundsätzlich das pädagogische Konzept ablehnen und sich seitens der SPDFraktion und der Landesregierung bei Ihren künftigen Überlegungen trotzdem dazu durchringen können, das eine oder andere zu kopieren, um für die Hauptschülerinnen und -schüler einen deutlich aufgewerteten Bildungsgang zu schaffen, der sich als durchgängiges pädagogisches Konzept in den Schulen der Zukunft flächendeckend wiederfindet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich der Abgeordneten Frau Dickes von der CDU-Fraktion das Wort erteile, darf ich Ihnen mitteilen, dass auf die Berichterstattung verzichtet worden ist.
Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Im Gegensatz zu meiner Kollegin Frau Morsblech habe ich die Hoffnung auf die späte Einsicht noch nicht ganz aufgegeben. Deshalb bitte ich Sie alle um Unterstützung für einen Antrag, dem Sie neben der Unterschrift von Herrn Bracht noch mindestens 40.000 weitere hinzufügen sollten, nämlich die der rheinland-pfälzischen Hauptschülerinnen und Hauptschüler – eigentlich sogar noch viel mehr; denn auch die Eltern und Lehrer wollen unbedingt Unterstützung für ihre Kinder.
Sie alle und mit ihnen fast jeder, der sich mit dem Thema Hauptschule beschäftigt, begrüßen unseren Antrag, weil er, wie zum Beispiel die GEW ziemlich drastisch ausgedrückt hat, die unerträgliche Situation an den Hauptschulen mildern kann.
Die CDU hat in einem Antrag ein Sofortprogramm für die Hauptschule gefordert. Auch die FDP hat einen Antrag zur Stärkung der Hauptschule gestellt. Dafür gab es beim schriftlichen Anhörungsverfahren fast nur Zuspruch, und zwar weit über 80 Prozent.
Wir werden noch viel Zeit haben, uns damit auseinanderzusetzen. Es geht um die mehr als 40.000 Schülerinnen und Schüler, die im Moment die Hauptschule besuchen und das Bedürfnis nach und das Recht auf bestmögliche Förderung haben.
Diese können sie aber unter den momentanen Rahmenbedingungen nur bedingt bekommen. Das ist soziale Ungerechtigkeit schlechthin. Die Schülerinnen und Schüler, die heute eine Hauptschule besuchen, brauchen jetzt eine Chance; denn in ein paar Jahren, wenn vielleicht die große Schuldiskussion beendet ist, haben sie die Schule längst verlassen. Dann ist es zu spät. Deshalb wollen wir jetzt sofort Hilfe.
Die Forderungen, die wir im Antrag gestellt haben, kommen von den Lehrern, den Betroffenen selbst, die in einer Fraktionsanhörung Ende Januar ziemlich deutlich über die Probleme an den Hauptschulen gesprochen haben. Dabei hatten wir durchweg sehr engagierte Pädagoginnen und Pädagogen vor uns sitzen. Man hat gemerkt, dass es ihnen ausschließlich um die Schülerinnen und Schüler geht, wenn sie zum Beispiel kleinere Klassen mit maximal 20 Kindern fordern.
Ein Lehrer aus meinem Kreis hat es ziemlich klar ausgedrückt. Er unterrichtet eine Klasse mit 29 Schülerinnen und Schülern. 14 davon sind verhaltensauffällig und leiden unter dem ADHS-Syndrom. Hätte er nur 20 Kinder, hätte er nur neun oder zehn verhaltensauffällige Kinder und damit die Möglichkeit, sich mit diesen wesentlich individueller auseinanderzusetzen.
Meine Damen und Herren, die individuelle Förderung ist im Schulgesetz festgeschrieben. Alle unsere Forderungen haben in den Kommentaren der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, des Deutschen Lehrerverbands und vielen weiteren eine breite Zustimmung gefunden. Wir brauchen neben den kleineren Klassen vor allem genügend Lehrerinnen und Lehrer und keinen Unterrichtsausfall; denn wenn Unterricht nicht gegeben wird, kann er auch nicht gut sein.
Dann kann es auch nichts aus der Steigerung der Grundkenntnisse in Deutschland Mathematik werden, von der wir immer wieder reden.
Außerdem stimmen uns die Fachleute zu, dass wir ab sofort und gleich eine flächendeckende Einführung der Schulsozialarbeit und die Beseitigung des Fachlehrermangels brauchen und gleichzeitig viel mehr Förderunterricht, um schwächere Schüler aufzufangen.
Ganz ausdrücklich loben möchte ich die Landesregierung für die Ankündigung, auf unsere Anregung hin versuchsweise an den Trierer und Koblenzer Haupt
Es bleibt zu hoffen, dass die landesweite Einführung nicht zu lange auf sich warten lässt; denn man muss es ganz klar sagen, auch in Bad Kreuznach und Ludwigshafen herrscht Bedarf, Herr Pörksen.
All denen, denen nicht die Hauptschule, sondern die Hauptschüler am Herzen liegen, können sich den Forderungen eigentlich nicht verschließen. Sie könnten bei gutem Willen der Landesregierung schon im kommenden Schuljahr umgesetzt werden.
Aber auch langfristig müssen uns die Hauptschüler am Herzen liegen und nicht ein Bildungssystem totgeredet werden. Die Zahl der Hauptschüler hat in den letzten Jahren gravierend abgenommen, das liegt aber unter anderem mit daran, dass es vielerorts überhaupt keine Hauptschulen mehr gibt, die Schüler besuchen könnten.
Das Schülerklientel der zweizügigen Schule blieb weitgehend erhalten. Die Zahlen haben nur leicht abgenommen. Aber laut Statistik gibt es jetzt in Waldböckelheim pro Jahrgang 40 bis 50 Hauptschüler weniger. Das ist das, was Statistik ausmacht und den Ruf der Hauptschule weiterhin ganz massiv beschädigt. Es ist eine bewusste Vernachlässigung.
Vielen Dank, Frau Abgeordnete. Darf ich Sie fragen, nachdem Sie hier eine Reihe von Forderungen aufgestellt haben, mit welchen Haushaltsziffern Sie die Umsetzung dessen, was Sie hier fordern, veranschlagt haben?
Da ich von der Seriosität der CDU-Fraktion ausgehe, haben Sie sich darüber doch sicherlich Gedanken gemacht.