Protocol of the Session on April 25, 2007

................................................................................................................................ 1224, 1227 Abg. Dr. Enders, CDU:...................................................................................................................... 1207, 1225 Abg. Dr. Krell, SPD:........................................................................................................................... 1229, 1232 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:........................................................................................................................ 1202 Abg. Dr. Schmitz, FDP:...................................................................................................................... 1204, 1208 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..................................................................................................... 1217, 1220 Abg. Frau Grosse, SPD:.................................................................................................................... 1203, 1207 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:........................................................................................................... 1231, 1233 Abg. Frau Leppla, SPD:............................................................................................................................... 1226 Abg. Frau Morsblech, FDP:............................................................................................................... 1216, 1220 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 1208 Abg. Henter, CDU:....................................................................................................................................... 1222 Abg. Hörter, CDU:.............................................................................................................................. 1209, 1214 Abg. Keller, CDU:.............................................................................................................................. 1218, 1221 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................ 1227, 1236 Abg. Mertin, FDP:.............................................................................................................................. 1210, 1215 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 1223 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 1214 Bruch, Minister des Innern und für Sport:................................................................................ 1211, 1224, 1225 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:............................................ 1219, 1234 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:.......................................... 1205 Präsident Mertes:.........................................................1202, 1203, 1204, 1205, 1207, 1208, 1209, 1210, 1211.....................................................................................1214, 1215, 1216, 1217, 1218, 1219, 1220, 1221, 1222 Vizepräsident Bauckhage:............................................................................................. 1232, 1233, 1236, 1237 Vizepräsident Schnabel:..................................................................1223, 1224, 1225, 1226, 1227, 1229, 1231

22. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 25. April 2007

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seien Sie herzlich willkommen zur 22. Sitzung des Landtags in Mainz! Die Tagesordnung liegt Ihnen vor. Gibt es dahin gehend Wünsche oder Anregungen? – Das ist nicht der Fall. Dann gehe ich davon aus, dass sie so beschlossen ist. Herzlichen Dank!

Entschuldigt fehlen heute die Kollegen Ramsauer, Zuber, Dr. Gebhart, Lammert, Lelle, Licht und Wirz.

Am 25. März 2007 ist unser Kollege Thomas Weiner 50 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Am heutigen 25. April 2007 feiert unsere Kollegin Jeanette Wopperer ebenfalls einen runden Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch von uns allen!

(Beifall im Hause)

Sie haben noch etwas Zeit, bis Sie das Alter von Thomas Weiner erreicht haben. Wenn eine Kollegin oder ein Kollege an einem Plenartag Geburtstag hat, gibt es immer eine Kiste Wein. Sie steht hier. Ich bringe sie Ihnen nachher.

Als Gäste im Landtag begrüße ich Mitglieder des Jugend-Musikvereins Dernbach. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Abgeordnete Bettina Brück und den Abgeordneten Arnold Schmitt.

Ich rufe nun den ersten Teil der

AKTUELLEN STUNDE

auf:

„Folgen von Altersstruktur der Ärzteschaft und Nachwuchsmangel für die ärztliche Versorgung in Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/1011 –

Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Rosenbauer.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz titelt in

einer aktuellen Pressemitteilung: „Neue Arztstatistik: Fast jeder vierte Arzt ist zwischen und 50 und 59 Jahren alt.“ Diese Zahl aus der neuen Ärztestatistik belegt zum einen, dass Patienten von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen behandelt werden. Diese Zahl dokumentiert zum anderen jedoch eine besorgniserregende Entwicklung. Wenn ich heute von einer Gefährdung für die Gesundheitsversorgung spreche, dann zitiere ich die Ausführungen von Herrn Professor Dr. Frieder Hessenauer, den Vorsitzenden der Landesärztekammer RheinlandPfalz. Herr Professor Dr. Hessenauer spricht von einer Gefährdung.

Frau Ministerin Dreyer sagt lapidar, die ärztliche Versorgung im Land Rheinland-Pfalz sei gesichert. Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz widerspricht dem. Die ärztliche Versorgungslücke drohe immer größer zu werden. Es gehen wesentlich mehr Ärzte in den Ruhestand, als junge Ärzte nachrücken.

Zur Erinnerung: Die CDU-Fraktion hat den Ärztemangel bereits vor fünf Jahren im Plenum erstmals thematisiert. Noch zu Jahresbeginn teilt das Ministerium mit, Staatssekretär Dr. Auernheimer rechne in den nächsten zehn Jahren nicht mit einem Ärztemangel.

Die Kassenärztliche Vereinigung konstatiert nur ein Jahr später: Der Ärztemangel hat in Rheinland-Pfalz bereits begonnen. – Ich zitiere die Ausführungen des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz: Das Problem zieht sich nicht nur durch ländliche Regionen wie die Eifel. – Herr Professor Dr. Hessenauer fordert dringend notwendige gemeinsam erarbeitete Konzepte, um die gefährliche Entwicklung zu stoppen. Wir erinnern noch einmal daran: Von diesem Konzepten haben wir bereits im Jahr 2002 gesprochen.

Zur weiteren Begründung: Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil der 60- bis 65-jährigen Ärztinnen und Ärzte um 37,8 % gestiegen. Einen ähnlichen Zuwachs verzeichnet die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen mit 24,4 %. Die Entwicklung der Zahl der niedergelassenen Ärzte verstärkt diese Eindrücke. Der Anteil der 60- bis 65Jährigen ist seit dem Jahr 2000 um 44,2 % gestiegen, während der Anteil der 35- bis 39-Jährigen um 40,7 % zurückgegangen ist. Der Personalmangel spiegelt sich auch in der wachsenden Rate der ausländischen Ärzte wider. Im beleuchteten Zeitraum von nur sechs Jahren ist die Zahl der ausländischen Mediziner in RheinlandPfalz um 17,8 % gestiegen.

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Staatssekretär, die drohende Versorgungslücke ist ein Problem.

(Beifall bei der CDU)

Diese Einschätzung traf wortwörtlich die Landesärztekammer bereits im April 2005. Im April 2007 sind im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz 59 % der Allgemeinmediziner über 50 Jahre alt. Lediglich 6 % der Allgemeinmediziner sind jünger als 40 Jahre. Im Bereich der ehemaligen Kassenärztlichen Vereinigung Pfalz sind sogar über 63 % über 50 Jahre alt und lediglich 3 % unter 40 Jahre alt.

Nicht einmal 60 % aller Absolventen eines Medizinstudiums nehmen die Tätigkeit letztlich in einer Klinik oder in einer Praxis auf. In Rheinland-Pfalz waren im März 2007 14 von 28 Planungsbereichen für Hausärzte offen. Im Jahr 2002 waren es lediglich 5 Bereiche.

Frau Ministerin, wir bitten entschieden darum: Verkennen Sie nicht das Problem des Ärztemangels! Bleiben Sie ehrlich gegenüber Ärzten, aber vor allem gegenüber den Patienten! Wir müssen den Arztberuf attraktiver gestalten, aber nicht mit Dementi oder Marketing, sondern mit besseren Rahmenbedingungen.

Sehr geehrte Frau Ministerin, ich zitiere aus Ihrer Rede vom 19. Januar 2006: „Wir sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass wir in Rheinland-Pfalz nicht von einem Ärztemangel sprechen können. Ich betone noch einmal, dass die Landesregierung das Thema immer sehr ernst genommen hat und weiß, dass es vor allem ländliche Bereiche gibt, in denen die Nachbesetzung von Praxen Sorgen macht. Darum müssen wir uns kümmern. Wir haben in diesem Bereich unglaublich viel Instrumentarien.“ Sie sprachen also schon vor anderthalb Jahren von Instrumentarien, die eine Trendwende herbeiführen könnten. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen hingegen, dass sich die Problematik verschärft hat.

(Glocke des Präsidenten)

Sehr geehrte Frau Ministerin, entweder sind Ihre Instrumentarien wirkungslos, oder sie wurden nicht eingesetzt. Deshalb frage ich Sie: Was haben denn Ihre unglaublich vielen Instrumentarien bewirkt? Welche haben Sie eingesetzt, sodass wir heute über diese Zahlen sprechen?

Vielen Dank.

(Beifall der CDU)

Das Wort hat Frau Kollegin Grosse.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Rosenbauer, Sie haben recht: In einzelnen Regionen in Rheinland-Pfalz finden wir im Hinblick auf die ärztliche Versorgung keine einfache Situation vor. In Krankenhäusern und vereinzelt in Praxen – wobei ich „vereinzelt“ betone – gibt es tatsächlich Schwierigkeiten, frei gewordene Stellen zu besetzen. Aber deshalb von einem Ärztemangel zu sprechen, ist nicht nur nicht richtig, sondern falsch. Ich halte es sogar für unverantwortlich.

(Beifall bei der SPD)

Noch nie hat es in Rheinland-Pfalz mehr Ärztinnen und Ärzte gegeben. Dies gilt sowohl für Krankenhäuser als auch für niedergelassene Fachärzte.

Herr Kollege Dr. Rosenbauer, außerdem darf ich Ihnen im Hinblick auf die Definition der Unterversorgung auf die Sprünge helfen. Wenn der Versorgungsgrad bei

hausärztlicher Betreuung unter 75 % der bedarfsgerechten Versorgung liegt, dann spricht man von einer Unterversorgung. Bei Fachärzten liegt diese Quote bei 50 %. Ich darf Ihnen sagen, dass in keinem einzigen Planungsbereich in Rheinland-Pfalz eine Unterversorgung herrscht, im Gegenteil. Das ist eine Aussage des Landesausschusses der Ärzte sowie der Krankenkassen.

Meine Damen und Herren, in den meisten Planungsbereichen haben wir sogar eine Überversorgung, und zwar sowohl was Allgemeinmediziner als auch Fachärzte angeht. Auch die Überversorgung erkläre ich gern noch einmal. Das bedeutet, dass über 110 % der bedarfsgerechten Versorgung vorhanden sind, das heißt, die Kassenärztliche Vereinigung darf in diesem Bereich keine Niederlassung mehr zulassen.

(Pörksen, SPD: Das tut sie auch nicht! – Dr. Rosenbauer, CDU: Das ist ein ganz anderes Thema!)

Es ist kein anderes Thema.

(Dr. Rosenbauer, CDU: Dann hat Herr Professor Dr. Hessenauer unrecht?)

Ich will doch gerade versuchen, Ihnen zu erklären, dass Sie gerade eine Abhandlung der demografischen Entwicklung darlegten, die wir aber nicht nur bei den Ärzten, sondern auch bei anderen kennen. Wenn Sie zuhörten, könnten wir besser miteinander klarkommen.

Ich will Ihnen kurz etwas erklären. Es gibt unterschiedliche Instrumentarien. Herr Dr. Rosenbauer, wenn Sie sagen: „Frau Ministerin, Ihre Instrumentarien“, dann ist das vielleicht ein Denkfehler; denn ich denke, es gibt viele Dinge, die bundespolitisch angestoßen werden müssen.

(Dr. Rosenbauer, CDU: Das Zitat Ihrer Ministerin!)

Sie können einfach nicht zuhören.

(Pörksen, SPD: Die Ministerin wird gleich kommen! Keine Angst!)

Die Ministerin ist ein wichtiger Baustein, was diese Instrumentarien angeht, aber die Große Koalition in Berlin ist ein mindestens ebenso wichtiger Baustein, sehr geehrter Herr Kollege.

Was können wir bei der Struktur tun, wie wir sie vorfinden, die im Moment – ich betone es noch einmal – bis auf einzelne Regionen völlig in Ordnung ist? Über die Altersstruktur reden wir später.