Protocol of the Session on January 18, 2007

Verkehrsprojekte in der Region Trier Besprechung der Großen Anfrage der Fraktion der FDP und der Antwort der Landesregierung auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksachen 15/119/225/623 –

Die Fraktionen haben vereinbart, diesen Tagesordnungspunkt abzusetzen.

Ich rufe Punkt 13 der Tagesordnung auf:

Die gesundheitliche Situation von Frauen in Rheinland-Pfalz Besprechung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD und der Antwort der Landesregierung auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksachen 15/326/605/665 –

dazu: Eine geschlechterbezogene Gesundheits- vorsorge weiter ausbauen Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/706 –

Stärkere Berücksichtigung frauenspezifischer Aspekte in der Gesundheitsversorgung Antrag der Fraktion der CDU – Entschließung – – Drucksache 15/715 –

Ich erteile der Abgeordneten Frau Steinruck das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Gesundheit hat ein Geschlecht. Sie ist männlich oder weiblich. In der Bundesrepublik ist die Notwendigkeit einer geschlechtsspezifischen Betrachtung von Gesundheit und Krankheit seit Beginn der Frauenbewegung auf der Tagesordnung. Dass sich Frauen und Männer in Bezug auf den Verlauf und die Behandlung von Krankheiten unterscheiden, ist nicht neu.

Seit Kurzem hat man jedoch begonnen, diese Unterschiede systematisch zu erforschen, und zwar mit zum Teil überraschenden Ergebnissen. Neben frauenspezifischen Erkrankungen wie Brustkrebs sterben beispielsweise mehr Frauen an Herzkrankheiten als Männer. Fest steht, Forschung und Behandlung im Gesundheitswesen gehen immer noch zu häufig von einem geschlechtsneutralen Gesundheitskonzept aus und orientieren sich einseitig an der Körperlichkeit und der psychosozialen Befindlichkeit eines Mannes. Das werden wir ändern müssen.

Außerdem reagieren Frauen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit im körperlichen Aufbau auf Medikamente auch anders als Männer. Dennoch werden die meisten Medikamente an Männern getestet, weil dies offenbar unkomplizierter ist.

Die SPD-Landtagsfraktion hat sich in der letzten Legislaturperiode im Rahmen ihrer Anhörung „Neue Ansätze in

der geschlechterbezogenen Gesundheitsvorsorge“ des Themas angenommen. Unser Anliegen ist es zu verdeutlichen, dass wir Einfluss nehmen müssen, damit die Aufdeckung von Defiziten im Bereich der Gesundheitsvorsorge, der Gesundheitsberatung und medizinischen Behandlung von Frauen sowie die Entwicklung von Maßnahmen und Vorschlägen zur Behebung der Defizite weiter konsequent verfolgt werden.

Auch auf der politischen Ebene ist das Thema „Frauen und Gesundheit“ immer stärker ins Blickfeld gerückt. So wurde im Mai 2001 der Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland veröffentlicht, und in der rheinland-pfälzischen Initiative, dem Gender Mainstreaming, werden auch geschlechtsspezifische Gesundheitsaspekte behandelt; denn eine gleichberechtigte und beiden Geschlechtern Rechnung tragende Gesundheitsversorgung ist unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Gesundheitspolitik in Rheinland-Pfalz.

Meine Kollegin Kathrin Anklam-Trapp wird im Detail auf die Ergebnisse der Großen Anfrage und unseren Antrag eingehen.

Vielen Dank.

(Beifall der SPD)

Für die CDU-Fraktion hat Herr Abgeordneter Dr. Enders das Wort.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Damen der CDU-Fraktion haben mich gebeten, zu diesem Thema zu sprechen, weil sie mir die fachliche Kompetenz zutrauen, dazu etwas zu sagen.

Die Große Anfrage und die Beantwortung ist eine sehr wichtige Datensammlung, die mit sehr viel Fleiß zusammengestellt wurde. Wenn man das zusammenfasst, ist es ein kleines Buch von fast über 90 Seiten. Darin steht sehr viel.

Vor allen Dingen findet man interessante und auch relevante geschlechterspezifische Aspekte von Krankheit und Gesundheit, die verdeutlichen, dass wir bei aller Gleichwertigkeit der Geschlechter nicht gleichartig sind. Viele Studien haben aufgezeigt, dass es im Gesundheitsbereich Unterschiede gibt. Das ist gut so.

(Hartloff, SPD: Wo Sie recht haben, haben Sie recht!)

Das betrifft leider auch die Lebenserwartung. Hier schneiden die Männer etwas schlechter ab. Es betrifft die Mortalitätsraten, die Krankheitsarten und auch gesundheitliche Einschränkungen aufgrund von gesundheitsbeeinflussenden körperlichen oder biologischen

Bedingungen, aber auch die Inanspruchnahme von präventiven Angeboten.

Wenn man die gesamte Beantwortung liest – das ist sehr zeitaufwändig – kann man letztendlich nur einige Aspekte herausgreifen, die man kurz anspricht und bewertet. Das möchte ich tun.

Der erste Punkt, den ich für wichtig halte, ist der Krankenstand. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Tendenz vorhanden ist, dass der Krankenstand bei Männern deutlich über dem der Frauen liegt. Das lässt sich tendenziell sowohl bei der AOK als auch bei anderen Krankenkassen feststellen. Das ist eigentlich völlig klar. In der heutigen Zeit ist es immer noch so, dass Berufe, die draußen stattfinden und stark körperlich anstrengend sind, noch mehrheitlich von Männern ausgeübt werden.

Beim Krebs haben wir das Problem – auch das wird sehr ausführlich diskutiert –, dass die Prävalenz – das ist der Anteil Erkrankter an der Gesamtbevölkerung – in Rheinland-Pfalz aufgrund des relativ kurzen Bestehens des Krebsregisters seit 1997 und wegen des bisher noch nicht durchgeführten Mortalitätsausgleichs noch nicht ermittelt wurde.

Aus kleineren Ländern, wie zum Beispiel dem Saarland, gibt es Zahlen, die unseren nahekommen. So gibt es die Top 6 der Krebserkrankungen. Ich will zwei herausgreifen. An zweiter Stelle steht das Mamma-Karzinom und an sechster Stelle das Lungen-Karzinom, das bei Frauen auf dem Vormarsch ist.

Die Inanspruchnahme von Prävention, Vorsorge und Früherkennung ist nicht nur wichtig, weil man langfristig Kosten spart, sondern auch, weil die Lebensqualität des Einzelnen verbessert und seine Lebenserwartung deutlich verlängert wird.

In der Beantwortung der Großen Anfrage zeigt sich, dass Frauen die Gesundheitsleistungen im Sinne von Prävention häufiger in Anspruch nehmen und sich auch an Maßnahmen zur Vorsorge und Früherkennung stärker beteiligen. Ich darf alle Kollegen, die ein gewisses Lebensalter überschritten haben, fragen: Waren Sie schon zur Vorsorge? – Wenn man diese Frage einmal intern stellt, kommt man auf ganz schlechte Zahlen.

In dem Zusammenhang ist interessant, dass bei den privaten Kassen die Tarife für die Frauen immer etwas höher als die für die Männer sind. Das passt nicht ganz zu dieser Analyse.

Ich möchte einen dritten, sehr ernsten Punkt herausgreifen. Das ist HIV. Wenn auch die Aids-Neuerkrankungen in Rheinland-Pfalz bei beiden Geschlechtern in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen haben – auch das hat etwas mit der Prävention und auch der Therapie zu tun –, ist leider bei den HIV-positiven Laborfällen, nämlich bei solchen, die infiziert, aber noch nicht erkrankt sind, ein leichter Anstieg feststellbar. Weltweit betrifft das vor allen Dingen die Frauen. In Deutschland hängt das hauptsächlich damit zusammen, dass homosexuelle Männer mit hoher Promiskuität zu diesen Zahlen beitragen. Das ist klar und eindeutig belegt.

Deswegen haben wir auch wieder höhere Infektionszahlen, die nicht mit den Krankheitszahlen gleichzusetzen sind.

Vorletzter Punkt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen – dieser Punkt ist sehr wichtig, die Kollegin hat das vorhin angesprochen –, bei denen Rauchen als bedeutender Risikofaktor gilt. Die Diskussion, die wir seit einigen Monaten im Land und auch in diesem Hause führen, zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, dort vernünftige Prävention zu betreiben.

Obwohl Männer immer noch etwas häufiger rauchen als Frauen, stellen in diesem Zusammenhang gerade junge Frauen eine besondere Risikogruppe dar. Man hat festgestellt – dafür bin ich sehr dankbar, dass das erwähnt wurde –, dass Frauen, die rauchen und die Pille nehmen, ein 14-mal höheres Risiko haben als Nichtraucherinnen, die keine Pille nehmen, an Herz-KreislaufErkrankungen zu erkranken.

Hinzu kommt das Übergewicht, das ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

Bei den Mamma-Tumoren kann man feststellen, dass die Inzidenz seit 1970 steigt, aber die Mortalität seit Mitte der 90er-Jahre sinkt. Man konnte noch im November letzten Jahres im Ärzteblatt verfolgen, dass selbst Studien-Institute, die früher sehr kritisch waren, mittlerweile einräumen, dass die Mammografie die Sterblichkeit bei Brustkrebs senkt.

Deswegen ist es gut, dass wir neben einem mittlerweile brusterhaltendem OP-Regime – Operationen führen nicht mehr zur Verstümmelung – auch ab 2007 dann die qualitätsgesicherte Mammografie als Screening haben. Ich hoffe, dass das auf einem guten Weg ist und auch gut umgesetzt wird. Wir werden das beobachten.

Die CDU-Fraktion hat zu dieser Anfrage auch einen Antrag formuliert. Wir haben ihn als Ergebnis der Antwort gesehen. Wir haben ihn kurz, zielgerichtet und prägnant formuliert. Im Endeffekt geht er in die gleiche Richtung wie der Antrag der SPD-Fraktion mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Deswegen werden wir nicht nur unserem Antrag zustimmen, sondern sind auch der Ansicht, dass wir den Antrag der SPD-Fraktion unterstützen sollten, weil er in die gleiche Richtung geht.

Abschließend möchte ich noch sagen – das gehört zum Antrag –, eine Voraussetzung für eine optimale Berücksichtigung frauenspezifischer Belange ist, dass wir verstärkt Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen intensivieren. Diesbezüglich gibt es noch Informationsdefizite, die durch Ausbildung verbessert werden könnten. Prävention spielt dabei eine ganz besonders wichtige Rolle.

Wir Männer geben ein schlechtes Beispiel, wenn es um Prävention, um Krebsfrüherkennung geht. In der Beantwortung der Anfrage heißt es, über 50 % der Frauen würden Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Ich weiß nicht, wie genau die Zahl zu definieren ist, es müssten aber mehr sein. Auch diese 50 % sind noch zu wenig.

Sie stellen richtigerweise fest, dass gerade bei sozial benachteiligten Frauen noch mehr dafür gesorgt werden müsste, dass diese gezielter einsehen, dass es wichtig ist, diese Krebsfrüherkennungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen.

Ich will abschließend sagen, dass die Gesundheitsberichterstattung wichtig ist, um das alles bewegen und verfolgen zu können, wie es in anderen Ländern, wie Baden-Württemberg – diesmal nicht Bayern –, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt geschieht.

Ein letzter Hinweis sei mir gestattet. Bei aller Ausführlichkeit der Berichterstattung und der Beantwortung fehlt ein Aspekt, der nicht beantwortet werden konnte, weil er nicht abgefragt wurde, das ist der Aspekt – obwohl es keine Krankheit ist – Frau und Schwangerschaft und Frau und Geburt. Das hätte man vielleicht noch mit abfragen können, weil es ein ganz wesentlicher Punkt und von gesundheitspolitischer Bedeutung ist.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall der CDU und bei der SPD)

Das Wort hat Frau Kollegin Schellhaaß.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das „Handelsblatt“ von heute zitiert in einem Artikel Verdis Rigoletto: „Oh wie so trügerisch sind Weiberherzen.“

Sie können sich vorstellen, wie es weitergeht.

(Zuruf des Abg. Hartloff, SPD)

Die schreiben nämlich, der Ausspruch könnte von einem Kardiologen stammen. Eine aktuelle Studie mehrerer deutscher Kliniken fand heraus, dass ein BelastungsEKG bei 72 % der Männer, aber nur bei 46 % der Frauen zuverlässige Ergebnisse liefert.

(Zuruf des Abg. Hartloff, SPD)