Protocol of the Session on June 1, 2005

................................................................................................................. 6279, 6282, 6285 Abg. Billen, CDU:......................................................................................................................................... 6289 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:......................................................................... 6261, 6265, 6292 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.............................................................................................................. 6268, 6285 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................................................ 6277 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..................................................................................................... 6252, 6257 Abg. Frau Morsblech, FDP:......................................................................................................................... 6254 Abg. Frau Thelen, CDU:.............................................................................................................................. 6286 Abg. Fuhr, SPD:........................................................................................................................................... 6290 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 6281 Abg. Hohn, FDP:...................................................................................................................... 6260, 6265, 6292 Abg. Lelle, CDU:................................................................................................................................ 6251, 6256 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 6259, 6264 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 6266, 6274, 6284 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 6270 Abg. Stretz, SPD:............................................................................................................................... 6258, 6263 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................... 6253, 6258 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:............................................................................ 6255 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:............................................................................. 6262, 6288 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................... 6282 Mertin, Minister der Justiz:........................................................................................................................... 6286 Präsident Grimm:...............................................6251, 6252, 6253, 6254, 6255, 6256, 6257, 6258, 6259, 6260

6261, 6262, 6263, 6264, 6265, 6266, 6268, 6270 Vizepräsidentin Frau Hammer:..........................6274, 6277, 6279, 6281, 6282, 6284, 6285, 6286, 6288, 6289

6290, 6291, 6292, 6293

94. Sitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 01. Juni 2005

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 94. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz. Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Dr. Edmund Geisen und Simone Huth-Haage. Letztere führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute der Abgeordnete Franz Josef Bischel und Herr Staatsminister Professor Dr. Jürgen Zöllner. Er befindet sich wegen der gleichzeitig stattfindenden Kultusministerkonferenz in Quedlinburg.

Meine Damen und Herren, die Tagesordnung liegt Ihnen vor. Alternativanträge zu den Punkten 9 bis 13 und 14 der Tagesordnung sind eingegangen und werden bei den entsprechenden Punkten der Tagesordnung aufgerufen.

Gibt es sonstige Hinweise, Anmerkungen oder Änderungswünsche zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die Tagesordnung so festgestellt.

Wir kommen zu Punkt 1 der Tagesordnung:

AKTUELLE STUNDE

„Umsetzung des Schulversuchs ‚Selbstverantwortliche Schule’“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/4175 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Lelle.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zunächst einmal eine Anmerkung, weil ich immer wieder darauf angesprochen werde. Das war nicht das Nudelholz meiner geliebten Frau, sondern eigene Unbedarftheit.

(Zuruf von der SPD: Aber sie hätte Recht gehabt!)

Vielleicht wünscht mir mancher dies anschließend.

Meine Damen und Herren, mit großen Erwartungen und Hoffnungen ist im Februar der Modellversuch „Selbstverantwortliche Schule“ gestartet worden. Zwölf Schulen sollten daran teilnehmen, mehr als gewöhnlich. Das zeigt schon, welche Bedeutung Sie diesem Schulversuch zugemessen haben, Frau Ministerin.

Nun nach wenigen Wochen aber kommt das Eingeständnis. Es gibt ein klägliches Echo, 18 Meldungen.

Was das Klägliche daran ist: Keine einzige Realschule, kein einziges Gymnasium ist dabei.

(Beifall bei der CDU – Zuruf der Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, das ist für mich ein Reinfall. Ein Reinfall deshalb, weil Sie erproben wollten, wie die Schule nach Ihren Vorstellungen einmal aussehen sollte, Frau Ministerin.

Der Start mit acht Schulen und der Hoffnung, dass sich in nächster Zeit noch vier weitere Schulen aus dem Realschul- und Gymnasialbereich melden, ist kläglich.

(Schweitzer, SPD: Wie Ihre Rede!)

Ich prophezeie Ihnen, Sie werden natürlich diese vier Schulen bekommen; denn jetzt beginnt die Bearbeitung von verschiedenen Schulleitungen, damit man doch noch mitzieht.

Meine Damen und Herren, aber von Anfang an stand dieser Modellversuch unter schlechten Vorzeichen. Ich darf daran erinnern, wie Sie in diesem Zusammenhang mit Ihrem Koalitionspartner umgegangen sind.

(Staatsminister Bauckhage: Was?)

Manche behaupten, Sie waren gar nicht informiert, Herr Kuhn. Andere, die das ein bisschen gnädiger sehen, sagen, Sie waren nicht ausreichend informiert.

Frau Ministerin, auf jeden Fall steht fest, Sie haben damit Ihrem Koalitionspartner mächtig vor den Kopf gestoßen.

(Beifall der CDU – Rösch, SPD: Wer war das?)

Der Gedanke kam mir.

Ihre Erklärung in der Parlamentsdebatte, Noten kämen wieder neben der Verbalbeurteilung hinzu, war schlicht und einfach eine Beruhigungspille.

(Beifall bei der CDU)

Den Nachweis hierfür kann ich sehr leicht antreten, meine Damen und Herren; denn es gibt ein zweites Schreiben aus dem Ministerium von Herrn Bechberger in Ihrem Namen verfasst und unterschrieben. Da heißt es – Herr Kuhn, hören Sie genau zu –, dass zunächst auch bei der Einführung von individuellen Lernberichten in den Zeugnissen ergänzende Ziffernnoten ausgewiesen werden.

Meine Damen und Herren, was heißt das? Zunächst einmal: Das ist gar nichts. Das ist Augenwischerei.

(Hartloff, SPD: Zunächst einmal ist der Untergang des Abendlandes verschoben!)

Das heißt, Sie bleiben im Grundsatz bei der notenfreien Schule, Frau Ministerin. So muss das klipp und klar festgestellt werden. Herr Kuhn und meine Damen und Herren von der FDP, ich frage mich schon: Sind Sie damit wirklich zufrieden? Für mich ist das unglaublich.

Frau Ministerin, Sie haben im Ausschuss für Bildung und Jugend auch die Verweigerungsgründe angesprochen. Ich will sie gern noch einmal aufgreifen. Sie sprachen davon, dass diese Verweigerung Folge der Diskussion im Parlament gewesen sei.

Dem stimme ich zu, das sehe ich auch so; denn in der Diskussion ist das Mäntelchen, das Sie Ihrem Schulversuch gegeben haben, entzaubert, enttarnt worden. Das Mäntelchen hieß „mehr Selbstverantwortung für die Schule und mehr Förderung“.

Beides sind Punkte, die wir auch unterstützen. Dagegen wird niemand etwas sagen.

In den Rahmenbedingungen, die Sie dann genannt haben, wird Ihre wahre Vorstellung von Schule deutlich. Diese Rahmenbedingungen sind vor Ort nicht als akzeptabel angesehen worden. Das ist nachvollziehbar.

(Beifall der CDU)

Sie haben den Zeitdruck genannt. Da kann ich nur sagen: „Wie immer“, wenn aus Ihrem Haus etwas auf die Schulen zukommt.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Wie immer!)

Ja, Frau Brede-Hoffmann.

Immer setzen Sie Schulen in zeitliche Zwänge und lassen ihnen nicht ausreichend Zeit, die Dinge zu diskutieren. Das ist ein grober Fehler.

(Beifall der CDU)

Die Ministerin hat auch gesagt, die Gremienbeteiligung sei unvollständig. Meine Damen und Herren, bei diesem Zeitdruck ist das kein Wunder. Ich frage mich schon, ob in Ihrem Haus die Abläufe, die notwendig sind, nicht bekannt sind.

Häufig wird auch genannt, dass sich die Schulen parallel in einem Schulentwicklungsprogramm befinden, das sie verwirklichen wollen. Deshalb hört man landauf, landab die Klagen, dass ständig neue Anordnungen und Projekte initiiert werden und die eigentliche Aufgabe, nämlich der Unterricht, zu kurz kommt.

Einen weiteren Verweigerungsgrund will ich noch hinzufügen, Frau Ministerin.

(Glocke des Präsidenten – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Sie hätten sich ja nicht zu melden brauchen!)

Die Realschulen und die Gymnasien haben erkannt, wohin bei ihnen die Reise gehen soll. Ich werde in der