Protocol of the Session on February 11, 2004

...................................................................................................................4394, 4399 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................4393, 4398 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 4421, 4426, 4435 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................... 4424, 4427, 4436 Abg. Dr. Weiland, CDU:......................................................................................................................4434 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..............................................................................................4386, 4392 Abg. Frau Grosse, SPD:.....................................................................................................................4419 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.....................................4396, 4399, 4405, 4406, 4407 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:.......................................................................................... 4400, 4412, 4437 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................4389 Abg. Frau Raab, SPD:........................................................................................................................4434 Abg. Frau Reich, SPD:.......................................................................................................................4395 Abg. Frau Schmitt, SPD:....................................................................................................................4437 Abg. Frau Thelen, CDU:.....................................................................................................................4429 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................. 4413, 4415, 4433 Abg. Hohn, FDP:................................................................................................................................4408 Abg. Keller, CDU:.....................................................................................................................4385, 4391 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................4407 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................4401, 4414 Abg. Schwarz, SPD:..........................................................................................................................4416 Abg. Weiner, CDU:............................................................................................................................4418 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................4387, 4393 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............................................4431 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................4427 Mertin, Minister der Justiz:..................................................................................................................4397 Präsident Grimm:............................................4385, 4386, 4387, 4389, 4390, 4391, 4392, 4393, 4394, 4395 4396, 4397, 4398, 4399, 4400, 4401, 4404, 4406, 4407, 4408 4410, 4412 Prof. Dr. Hofmann-Göttig, Staatssekretär:............................................................................................4390 Stadelmaier, Staatssekretär:...............................................................................................................4436 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................4413, 4414, 4415, 4418, 4419, 4421, 4424, 4426, 4427, 4429 4431, 4433, 4434, 4435, 4436, 4437 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................4410

66. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 11. Februar 2004

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur 66. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Barbara Schleicher-Rothmund und Erwin Rüddel. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Monika Fink, Anne Kipp, Sigurd Remy, Dr. Gerhard Schmidt, Anne Spurzem, Erhard Lelle und Christine Schneider sowie Frau Staatsministerin Doris Ahnen. Ministerpräs ident Kurt Beck wird erst ab 16:00 Uhr an der Plenarsitzung teilnehmen können.

Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten Tagen runde Geburtstage gefeiert haben, und zwar Herr Kollege Christoph Böhr. Er ist 50 geworden. Ich würde ihm persönlich gratulieren, aber ich habe ihm selbstverständlich schon gratuliert. Wir dürfen ihm dennoch in Abwesenheit alles Gute wünschen.

(Beifall im Hause)

Ich sprach von runden Geburtstagen. Das gilt für die weiteren Geburtstagskinder nur bedingt. Es ist eher eine Schnapszahl. Herr Ministerpräsident Kurt Beck ist am 5. Februar 55 Jahre geworden. Herzliche Glückwünsche nachträglich.

(Beifall im Hause)

Dasselbe gilt für die Kollegin Christine Baumann. Auch ihr gratulieren wir ganz herzlich.

(Beifall im Hause)

Gestatten Sie mir einige Hinweise zur Tagesordnung: Zu Punkt 2 der Tagesordnung: Die Fraktion der CDU hat mit Schreiben von heute ihren Gesetzentwurf – Drucksache 14/321 – zurückgezogen. Gemäß § 69 Abs. 2 der Geschäftsordnung ist die Rücknahme nach der endgültigen Beschlussfassung im federführenden Ausschuss gegen den Widerspruch einer Fraktion nicht möglich. Erhebt sich Widerspruch gegen die Rücknahme? – Das ist nicht der Fall.

Zu Punkt 3 der Tagesordnung: Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat ihren Gesetzentwurf – Drucksache 14/1796 – ebenfalls zurückgezogen, allerdings vor der Beschlussfassung im federführenden Ausschuss.

Zu den Punkten 4, 7, 8, 9, 10 und 11 der Tagesordnung ist anzumerken, dass die Beschlussempfehlungen am Dienstag verteilt worden sind. Da beabsichtigt ist, die Gesetzentwürfe in der heutigen Sitzung zu beraten, ist mit der Feststellung der Tagesordnung die Frist zwi

schen Verteilung der Beschlussempfehlungen und der Beratung des Gesetzentwurfs abzukürzen.

Dies gilt auch für die Anträge zur Ausbildungsplatzsituation der Fraktionen der SPD, der FDP und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Es geht darum, dass die Tagesordnung um die Anträge der Fraktionen der SPD und FDP – Drucksache 14/2891 – und dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 14/2894 – zu ergänzen ist. Mit der Feststellung der Tagesordnung ist die Frist ebenfalls abzukürzen. Erhebt sich dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann kann ich mit dieser Maßgabe die Tagesordnung feststellen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Fehlende Konzepte der Landesregierung zur Bekämpfung des hohen strukturellen Unterrichtsausfalls an den berufsbildenden Schulen des Landes“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/2882 –

Es spricht Herr Abgeordneter Keller.

(Itzek, SPD: Oh!)

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Landtag beschäftigt sich heute wieder einmal mit einem Thema, das immer mehr eine bildungspolitische Bankrotterklärung dieser Landesregierung darstellt:

(Beifall der CDU – Zurufe von der SPD: Oh!)

Es betrifft den seit Jahren andauernden dramatischen Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen.

Es wird leider immer deutlicher, dieser Landesregierung fehlen nicht nur die entsprechenden Konzepte zum Abbau des hohen Unterrichtsausfalls, sondern dieser Landesregierung – das ist eigentlich noch schlimmer – fehlt auch der Wille.

(Beifall der CDU)

Anders kann man es sich nicht erklären, dass sie seit Jahren für die Schulart, die mit Ausnahme der Grundschule von den meisten Schülerinnen und Schülern besucht wird, bewusst eine flächendeckende Unterrichtsunterversorgung zwischen 7 % und 8 % – in Vollzeitlehrerstellen umgerechnet 300 plus/minus – bei einer Schulart in Kauf nimmt, bei der das Aggressions- und Gewaltpotenzial mit am höchsten ist.

(Zuruf des Abg. Stretz, SPD)

Darüber werden wir morgen auf Antrag des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingehend reden.

(Beifall der CDU)

Bei der letzten Bildungsdebatte habe ich gesagt, die berufsbildenden Schulen sind das Stiefkind dieser Landesregierung.

(Zuruf des Staatsministers Bauckhage: Ah, was!)

Ich nehme diesen Ausdruck zurück, wenn Sie wollen, sogar mit Bedauern, aber nicht etwa, weil er übertrieben gewesen wäre, sondern das Gegenteil ist der Fall. Dieser Landesregierung sind offenkundig viele tausende Schülerinnen und Schüler schnurzpiepegal.

(Beifall der CDU)

Die Realität und die mangelnden Aktivitäten beweisen dies.

So sieht die Unterrichtsausfallhitliste an den berufsbildenden Schulen aus. Im Bundesvergleich sind wir dabei Spitze. Wir wollen ja immer Spitze sein. Da sind wir mit Sicherheit auch Spitze.

Aus Zeitgründen nur die ersten sechs: Kirchen 16,33 %; Ingelheim 14,3 %; Bad Dürkheim 13,92 %; Boppard 12,6 %; Mainz II 12,36 %; Ludwigshafen Hauswirtschaft und Sozialpädagogik 11,15 %.

Hinzu kommt noch laut KultusministerkonferenzStatistik, dass Rheinland-Pfalz im bundesweiten Vergleich des wöchentlichen Unterrichtsvolumens der Berufsschulen seit Jahren auf dem vorletzten – ich sage auf dem beschämenden vorletzten – Platz liegt. Allein zur Erreichung des Bundesdurchschnitts müsste man um über 10 % Unterrichts- und Personalvolumen zulegen.

Angesprochen auf den überdurchschnittlich hohen Unterrichtsausfall verweist die Landesregierung in jüngster Zeit auf Bewerbermangel. Diesen gibt es, nur ist er nicht vom Himmel gefallen. Diese Landesregierung hat den massiven Bewerber- und Lehrermangel selbst mit herbeigeführt.

Es gab in der Vergangenheit genügend Hinweise der Betroffenen und Aufforderungen sowie Anträge zu handeln seitens CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – leider ohne nennenswerten Erfolg.

Ausschlaggebend für den massiven Lehrermangel ist ihre ab 1997 praktizierte Zwangsteilzeitstellenpolitik. Dadurch trieben Sie viele Absolventen in andere Bundesländer – diese haben sie mit Kusshand genommen – und in die freie Wirtschaft.

Erst auf den permanenten Druck der Oppositionsparteien hat die FDP Druck in der Koalition gemacht.

(Zurufe von der SPD: Oh!)

Herr Kuhn, ich habe Sie bereits gelobt.

Dann wurden volle Verträge angeboten, aber leider etwas zu spät. Die große Lücke ist geblieben.

Um zu mehr Referendaren zu kommen, also um zu mehr Nachwuchs zu kommen, haben wir einen Antrag auf Erhöhung der Referendargehälter gestellt. Der Antrag wurde abgelehnt. Wieder wurde eine Chance für mehr Berufsschullehrer vertan.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Das Geld haben Sie nicht bereitgestellt!)

Nur zur Information: Ein lediger Berufsschullehrerreferendar bekommt etwa 400 Euro.

So mancher Auszubildende bekommt mehr als jemand mit Hochschulabschluss. Wenn man zusätzlich die schwierigen Arbeitsbedingungen berücksichtigt, braucht man sich nicht zu wundern, dass es an Nachwuchs mangelt.

(Glocke des Präsidenten – Itzek, SPD: War das der Bericht von Ruanda? – Beifall der CDU)