Protocol of the Session on January 21, 2004

.......................................................................................................................4188 Abg. Billen, CDU:...............................................................................................................................4217 Abg. Bischel, CDU:............................................................................................................................4156 Abg. Böhr, CDU:................................................................................................................................4124 Abg. Bracht, CDU:....................................................................................................................4175, 4182 Abg. Burgard, SPD:...........................................................................................................................4193 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................4201, 4223 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................4184, 4199 Abg. Dr. Geisen, FDP:..................................................................................................... 4224, 4225, 4226 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................4220 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 4208, 4221, 4223 Abg. Frau Mohr, SPD:...............................................................................................................4196, 4199 Abg. Frau Schmitt, SPD:....................................................................................................................4123 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................4147, 4157, 4182, 4190, 4192 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................4158 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................4138 Abg. Nink, SPD:.................................................................................................................................4207 Abg. Ramsauer, SPD:...............................................................................................................4177, 4183 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................4218 Abg. Schwarz, SPD:..........................................................................................................................4206 Abg. Weiner, CDU:............................................................................................................................4205 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................4194, 4199 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...................................4211, 4217 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................4164 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................4191 Präsident Grimm:................................................................................................... 4122, 4124, 4138, 4147 Vizepräsident Creutzmann:..................................................................................... 4156, 4157, 4158, 4164 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................4199, 4201, 4205, 4206, 4208, 4211, 4217, 4218, 4220, 4221 4223, 4224, 4225, 4226, 4227 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................4175, 4177, 4182, 4183, 4188, 4190, 4191, 4192, 4193, 4194 4196

63. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 21. Januar 2004

Die Sitzung wird um 9:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 63. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Manfred Nink und Matthias Lammert. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Anne Spurzem, Erhard Lelle und Christine Schneider.

Am 18. Januar konnte ein Kollege einen runden Geburtstag feiern. Herr Kollege Frisch, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum 60. Geburtstag.

(Beifall im Hause)

Zur Tagesordnung darf ich einige Feststellungen vorweg treffen: Zu den Punkten 4 und 5 der Tagesordnung – es handelt sich dabei um die Änderungen des Abgeordnetengesetzes und die Änderungen des Fraktionsgesetzes – ist mit der Feststellung der Tagesordnung gleichzeitig die Frist zwischen der ersten und zweiten Beratung der beiden Gesetzentwürfe abzukürzen.

Ebenfalls mit der Feststellung der Tagesordnung sollte gemäß § 130 der Geschäftsordnung folgende Abweichung von der Geschäftsordnung beschlossen werden: Die Abstimmungen über die Gesetzentwürfe in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung, Punkte 4 und 5 der Tagesordnung, sowie über den Antrag, Punkt 6 der Tagesordnung – Privatisierung der naomi technologies AG –, erfolgen am Freitag nach den Abstimmungen zum Landeshaushaltsgesetz 2004.

Die Ausschussüberweisung zu Punkt 3 der Tagesordnung – Landesreferenzzinsgesetz – erfolgt zum Abschluss der Beratung der Einzelpläne 04, 12 und 20.

Die Abstimmungen über Änderungsanträge und die Beschlussempfehlung zum Landeshaushaltsgesetz 2004 erfolgt nicht nach Einzelplänen gegliedert. Stattdessen erfolgt eine gebündelte Abstimmung über die Änderungsanträge in der zeitlichen Reihenfolge des Eingangs. Auf Wunsch wird über einzelne Haushaltsänderungsanträge wie auch über einzelne Empfehlungen in der Beschlussempfehlung getrennt abgestimmt.

Über die Entschließungsanträge wird erst nach Abstimmung über alle Einzelpläne und das Landeshaushaltsgesetz abgestimmt, und zwar auch in diesem Fall in der Reihenfolge des zeitlichen Eingangs. Ihnen wird aufgefallen sein, dass es sich bei diesem Verfahren um ein bewährtes Verfahren handelt.

Gibt es Bemerkungen zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann kann ich diese Tagesordnung so feststellen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Wahl eines Mitglieds des Landtags in den Verwaltungsrat der Wiederaufbaukasse Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/2799 –

Wer diesem Wahlvorschlag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Das ist einstimmig.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

Landeshaushaltsgesetz 2004 (LHG 2004) Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 14/2520 – Zweite Beratung

dazu: Beschlussempfehlung des Haushaltsund Finanzausschusses – Drucksache 14/2820 –

Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses – Drucksache 14/2821 –

Änderungsantrag der Fraktion der CDU – Drucksachen 14/2823/2858 –

Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 14/2827 –

Entschließungsanträge der Fraktion der CDU – Drucksachen 14/2822 und 14/2824 bis 14/2826 –

Entschließungsanträge der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksachen 14/2828 bis 14/2846, 14/2851 bis 14/2857, 14/2859/2860 –

Entschließungsanträge der Fraktionen der SPD, CDU, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksachen 14/2847/2861 –

Entschließungsanträge der Fraktionen der SPD und FDP – Drucksachen 14/2848 bis 14/2850 –

Finanzplan des Landes Rheinland-Pfalz für die Jahre 2003 bis 2007 Unterrichtung durch die Landesregierung – Drucksache 14/2521; Vorlage 14/2625 –

Ich erteile zunächst zur Berichterstattung der Frau Abgeordneten Schmitt, der Vorsitzenden des Haushaltsund Finanzausschusses, das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Beschlussempfehlung und der schriftliche Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses liegen Ihnen vor. Gestatten Sie mir zum Verlauf und zu den Ergebnissen der Beratungen deshalb nur folgende Anmerkungen: Weil die Entwicklung der Steuereinnahmen bei der Haushaltsaufstellung noch nicht absehbar war, wird der Landtag am Ende dieser Woche, also am Freitag, entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten statt einem Doppelhaushalt einen Haushalt nur für ein Jahr, für eben dieses Jahr 2004, verabschieden.

Das hat allerdings den Vorteil, dass wir damit anschließend wieder die Möglichkeit zu einem Doppelhaushalt 2005/2006 hätten und damit den im Jahr 2006 neu zu wählenden Landtag nicht über das Jahr seiner Wahl hinaus binden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Landtag hat auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Verabschiedung im Haushalts- und Finanzausschuss verschoben, und zwar vom ursprünglich geplanten Dezembertermin 2003 auf den Januar 2004. Zwar ist es nach unserer Verfassung vorgesehen, dass der Haushalt regelmäßig vor Beginn der entsprechenden Haushaltsperiode verabschiedet wird, aber ich denke, die einvernehmliche Verschiebung war sinnvoll, weil wir so vor allem die Steuerreform vom Dezember 2003 berücksichtigen konnten.

Damit außerdem allen Fraktionen die Informationen des Finanzministers nach Abschluss der Gespräche im Vermittlungsausschuss zu den entsprechenden Auswirkungen auf den Haushalt in Rheinland-Pfalz zugänglich gemacht und berücksichtigt werden konnten, haben sich die Fraktionen darauf verständigt, die Frist zur Abgabe der Änderungsanträge, also der so genannten Deckblätter, für die abschließenden Beratungen im Ausschuss zu verlängern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in der Sache ermöglichten die Ergebnisse der vereinbarten Steuerreform es jetzt dem Ausschuss, dem Parlament einen Haushalt vorzuschlagen, in dem die Neuverschuldung, und zwar entgegen dem ursprünglichen Entwurf, nun doch unter den veranschlagten Investitionen liegt.

Die Landesregierung hatte in ihrem Haushaltsentwurf das Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform zunächst einmal voll veranschlagt. Mehreinnahmen aus Gegenfinanzierungsmaßnahmen wurden nicht angesetzt, auch um Risiken eines niedrigeren Wirtschaftswachstums abzudecken.

Der Regierungsentwurf musste deshalb davon ausgehen, dass die Neuverschuldung die veranschlagten Investitionen überschreiten würde. Dies – das wissen Sie – lässt die Verfassung nur ausnahmsweise zu, um eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts abzuwehren.

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss sind nun geringere Steuerausfälle zu erwarten, und die Berufung auf diese Ausnahmevorschrift ist in Rheinland-Pfalz im

Unterschied zu manchen anderen Ländern, beispielsweise Hessen, nicht mehr erforderlich.

Der Haushalts- und Finanzausschuss ist sich durchaus bewusst, dass die Verschuldung nach wie vor sehr hoch ist. Gerade aber deshalb ist die Senkung der Neuverschuldung unter die Verfassungsgrenze das wohl wichtigste Ergebnis der Beschlussempfehlung des Ausschusses.

Darüber hinaus vermindern sich die Ausgaben des Landes aufgrund der Beschlüsse des Ausschusses um ungefähr 5 Millionen Euro auf 16,285 Milliarden Euro. Die bereinigten Gesamteinnahmen steigen gegenüber dem Nachtragshaushalt 2003 um 0,3 % und die bereinigten Gesamtausgaben um 0,8 %.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich denke, allen im Haus ist bewusst, dass die gegenwärtige Haushaltslage zur Aufgaben- und Ausgabenkritik zwingt.

Bei den Personalausgaben, die über 40 % der Gesam tausgaben ausmachen, waren deshalb weitere Einschnitte unvermeidlich. Bereits im Vorfeld der Beratungen wurden deshalb, wie im Übrigen auch im Bund und in anderen Ländern, Leistungen für die Landesbeamten zurückgeführt.

Im Rahmen der Haushaltsberatungen wurde in den Ausschüssen und Fraktionen auch der rechtzeitig vorgelegte Finanzhilfebericht der Landesregierung mitberaten. Außerdem wurden im Regierungsentwurf Ansätze weitergeführt, mit denen die Leistungsorientierung und die Transparenz des Haushalts erhöht werden soll. So wird das Instrument des Leistungsauftrags im Haushaltsgesetz näher ausgestaltet.

Der Haushalt enthält wiederum vier Pilot-Leistungsaufträge, darunter einen Leistungsauftrag für das neue Landesamt für Geologie und Bergbau im Einzelplan des Wirtschaftsministeriums. Die Einzelpläne und die einzelnen Kapitel werden jeweils durch Vorworte im Haushaltsplan erläutert.

Im Übrigen bleibt es dabei, dass der Landtag zweimal pro Jahr die so genannten Budgetierungsberichte erhält, in denen die Landesregierung über den Vollzug der flexibilisierten Haushalte und die Erfüllung der Leistungsaufträge berichtet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Fraktionen haben sich am Rande der Haushaltsberatungen außerdem im Grundsatz darauf verständigt, wie die Transparenz und die Steuerungsmöglichkeiten des Haushalts in Zukunft weiterentwickelt werden sollen. Auf der Grundlage eines Antrags der SPD und FDP und eines Antrags der CDU-Fraktion wird der Haushalts- und Finanzausschuss dem Plenum nach Abschluss dieser Haushaltsberatungen dazu eine Empfehlung vorlegen, die im nächsten Haushalt ihre Berücksichtigung finden soll.

Ein Ziel der neuen Haushaltsinstrumente ist es, Fachund Finanzverantwortung in der Exekutive miteinander zu verbinden. Das gilt auch für das Parlament selbst. Klärungsbedürftig ist aus unserer Sicht allerdings noch der Weg, um bei den Haushaltsberatungen Fach- und

Haushaltspolitik noch optimaler als bisher zu verbinden. Ich hatte bereits in meinem Bericht zum Nachtragshaushalt 2003 dieses Thema angesprochen. Nach der Geschäftsordnung wird der Haushaltsentwurf an den Haushalts- und Finanzausschuss zur Beratung unter Beteiligung der Fachausschüsse überwiesen. Das wissen Sie. Ich denke aber, offen ist, ob dies auch weiterhin wie in den letzten Jahren in der Form geschehen sollte, dass die Fachausschüsse allein die einzelnen Haushaltspläne beraten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in seiner abschließenden Beratung lagen dem Haushalts- und Finanzausschuss neben zwei gemeinsamen Änderungsanträgen der Fraktionen der SPD und FDP sowie Änderungsanträgen der Fraktionen der CDU und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen vor, der die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Hinzert betraf. Außerdem reichten SPD, CDU und FDP einen gemeinsamen Antrag zum Einzelplan 01 ein. Insgesamt stimmte der Haushalts- und Finanzausschuss über 206 einzelne Änderungsvorschläge ab.

Angenommen wurden die Anträge der beiden Koalitionsfraktionen von SPD und FDP, einige von ihnen mit den Stimmen der Oppositionsfraktionen. Diese Anträge zielten insbesondere auf die Umsetzung der Ergebnisse der Steuerreform und die Absenkung der Nettoneuverschuldung unter die Regelgrenze der Verfassung ab. Schwerpunkte waren außerdem unter anderem ein Sofortprogramm über 3 Millionen Euro zur Stärkung der Hochschulen, die finanzielle Absicherung des Rheinland-Pfalz-Taktes im öffentlichen Nahverkehr, von Veranstaltungen zu Kultur und Tourismus sowie die Versicherung von Schäden bei ehrenamtlicher oder freiwilliger Tätigkeit. Trotz Mehrausgaben an einzelnen Stellen beantragte die Koalition eine Einsparung von insgesamt 5 Millionen Euro.

Angenommen wurde auch der gemeinsame Antrag von SPD, CDU und FDP sowie der Antrag aller vier Fraktionen zum Bau einer Gedenkstätte im ehemaligen KZ Hinzert. Keine Mehrheit fanden – mit einer Ausnahme – die Anträge der beiden Oppositionsfraktionen. Die CDUFraktion zielte mit ihren 30 Einzelvorschlägen darauf ab, die Neuverschuldung insgesamt um 102 Millionen Euro zu senken. Sie beantragte insbesondere, insgesamt 450 Stellen zu streichen und die Ausgaben und Kredite der Landesbetriebe zu verringern. Die Umweltpolitik sowie die Förderung des Wohnungsbaus, des Arbeitsmarkts und der Wirtschaft sollten sich nach den Vorschlägen der CDU auf die wesentlichen Maßnahmen konzentrieren.