Für die Universitäten bedeutet das konkret, neben fachwissenschaftlichen auch verstärkt fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Studienteile anzubieten.
Theorie und Praxis sind in allen Phasen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und damit von Anfang an eng, enger als bisher, zu verzahnen.
Im Vorbereitungsdienst sollen die jungen Leute nach unseren Vorstellungen selbstbewusst und praxisorientiert mehr Verantwortung übernehmen und mehr als bisher selbstständigen Unterricht erteilen.
Ein Zitat aus der „Zeit“: Wenn Lehrerinnen und Lehrer nicht ständig lernen, verlernen sie das Lehren. Kaum eine Berufsgruppe ist zum lebenslangen Lernen ähnlich gnadenlos verdonnert wie die Lehrer; denn die Gesellschaft wandelt sich und mit ihr die Schule. –
Diese dritte Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung soll auch die Voraussetzungen für zusätzliche Qualifizierungen schaffen und damit auch – ich denke, das ist in aller Sinn – für ein berufliches Weiterkommen.
Die Evaluation der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in allen Phasen und in ihrer Gesamtheit ist ein entscheidender Ansatz für ihre Verbesserung, die wir auch ganz klar einfordern.
Wir wollen, dass qualifizierte Quereinsteigerinnen und -einsteiger auch die Chance haben, Lehrerin oder Lehrer zu werden. Lassen wir uns offen sein, die persönlichen und beruflichen Erfahrungen dieser Menschen mit einzubringen.
Ich meine, die Schulen und damit die Schülerinnen und Schüler können nur davon profitieren. Für Seiteneinsteiger gilt dies schon ab diesem Schuljahr. Diese Möglichkeit ist offen.
Ein weiterer Punkt, der uns sehr wichtig ist, ist, dass die Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer keine Sackgasse sein darf. Wenn ein Lehrer irgendwann einmal feststellt, dass er kein Lehrer bleiben will, so soll und muss es Alternativen geben. Eine für uns ganz entscheidende politische Vorgabe ist, dass sich die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer durch Neuregelungen nicht verlängern darf.
Meine Damen und Herren, wir sind der Auffassung, dass die bestehenden Strukturen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung eine gute Basis sind. Akteure sind Universitäten, Studierende, Schulbehörden, Studienseminare, Prüfungsämter, Fort- und Weiterbildungsstätten, Berufsverbände sowie nicht zuletzt natürlich auch die Lehrerinnen und Lehrer. Ihnen trauen wir zu, dass sie sich im Rahmen unserer Vorgaben durch Weiterentwicklungen verbessern. Diese Verbesserungen werden wir allerdings auch einfordern.
Meine Damen und Herren, wir wollen, dass Lehrerinnen und Lehrer für ihren schönen, aber auch schwierigen Beruf gut ausgebildet werden. Wir wollen, dass sie durch Fort- und Weiterbildung engagiert und fit bleiben.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Mit dem gesellschaftlichen Wandel einher geht die Debatte über den Wandel unseres Bildungssystems. „Schule neu entdecken“ fordert Hentwig. Herr Professor Dr. Struck fordert: „Neue Lehrer braucht das Land.“
Diese Debatte, die bereits seit den 60er-Jahren geführt wird, erhielt nun durch die Ergebnisse der TIMS-Studie neue Nahrung. Da jeder weiß, dass unser Wohlstand eng mit unserem Bildungssystem verknüpft ist, ließ das schlechte Ergebnis der Studie alle aufhorchen und die Bildungspolitik zu einem zentralen Thema der politischen Auseinandersetzung werden. Das halte ich auch für richtig.
Ob allerdings ein Kritiker, wie beispielsweise der Arbeitgeberpräsident Hundt, Recht hat, wenn er behauptet, viele deutsche Lehrer seien unqualifiziert und viele Schüler dumm, so bezweifele ich dies. Auf der gleichen Welle lag bekanntlich auch Bundeskanzler Schröder, als er von Lehrern als „faule Säcke“ sprach. Solche Kritik ist destruktiv, pauschalierend und unangebracht.
Das Ergebnis der TIMS-Studie verpflichtet andererseits die Politik, sich dieser Problematik, nämlich der Leistungsfähigkeit unseres Schulsystems, anzunehmen. Der Zusammenhang, der hierbei zwischen guter Schule und Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer gezogen wird, ist sicherlich unbestritten. Frau Baumann hat das angesprochen. Eine gute Schule kann es nur mit guten Lehrerinnen und Lehrern geben.
Mit dieser Definition beginnt zugleich das Dilemma der Definition: Was ist eine gute Schule, und was sind gute Lehrerinnen und Lehrer? – Zugegeben, eine Definition für eine gute Schule ist mehr als schwierig. Sicherlich könnte man einen ganzen Katalog von Merkmalen aufführen und würde doch Gefahr laufen, wichtige Aspekte zu übersehen.
Dies vorausgeschickt muss ich dennoch feststellen, dass die Definition einer guten Schule bei Ihrem Antrag mehr als dürftig ausfällt.
Mit Binsenwahrheiten beschreiben Sie unter Abschnitt I Nr. 1 Ihres Antrags die gute Schule. Für die CDU definiert sich die gute Schule vom Ergebnis her als ein Lernort, an dem junge Menschen zu selbstverantwortlichen
Unter Abschnitt I Nr. 2 Ihres Antrags gehen Sie auf die Aufgaben von Schule ein. Den hierbei angesprochenen Aufgaben und Zielsetzungen stimmen wir durchaus zu. Dennoch fällt auf, dass der Verfasser dieses Antrags den betreffenden Artikel unserer Landesverfassung, Artikel 33, weitgehend außen vor lässt. Wenn sich schon ein Artikel unserer Landesverfassung explizit mit der Zielsetzung der Schule befasst, so meine ich, dass er auch beachtet werden sollte. Für die CDU ist er jedenfalls von grundlegender Bedeutung. Deshalb will ich ihn in Erinnerung rufen. Mit der Erlaubnis der Frau Präsidentin zitiere ich Artikel 33 der Verfassung für Rheinland-Pfalz: „Die Schule hat die Jugend zur Gottesfurcht und Nächstenliebe, Achtung und Duldsamkeit, Rechtlichkeit und Wahrhaftigkeit, zur Liebe zu Volk und Heimat, zum Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt, zu sittlicher Haltung und beruflicher Tüchtigkeit und in freier demokratischer Gesinnung im Geiste der Völkerversöhnung zu erziehen.“
Sicherlich ist das nicht mehr die Sprache unserer Zeit. Es geht aber um die angesprochenen Inhalte. Die CDUFraktion ist davon überzeugt, dass wir auf diese genannten Zielsetzungen nicht verzichten dürfen. Sie sind die Grundlage unserer abendländisch-christlichen Kultur.
Was in der Schule unternommen werden muss, ist unter Abschnitt I Nr. 3 des Antrags angesprochen worden. Auch in diesem Fall fehlen meines Erachtens wichtige Aspekte oder sind unterbelichtet. Zukunftsfragen werden nur am Rande angesprochen. Europa und Globalisierung, der Fortschritt in Wissenschaft und Forschung sowie die Bedeutung einer sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit fehlen fast ganz. Andere Fragen, die für die Schulwirklichkeit und das Schulklima von Bedeutung sind, werden wohl bewusst ausgelassen. Ich meine zum Beispiel die Frage der richtigen Schulwahl, die Verkürzung der Schulzeit, notwendige Reformen im Berufsschulwesen oder in der Oberstufe der Gymnasien. Auch in diesem Fall wird die Taktik verfolgt, Konfliktfelder nicht zu benennen, sondern auszuklammern.
Genauso geht es im zweiten Teil, dem eigentlichen Hauptanliegen des Antrags, der Lehrerbildung, weiter. Unter Abschnitt II heißt es: „Ganz bewusst sind keine detaillierten, strukturellen und organisatorischen Vorgaben gemacht.“ Das klingt vernünftig und lässt Raum für Diskussionen. Man zeigt sich offen für Anregungen.
Meine Damen und Herren von der SPD-Fraktion, es gibt aber auch das Ergebnisprotokoll eines Forums für Lehrerbildung aus dem Jahr 1992, durchgeführt unter der Leitung von Frau Ministerin Dr. Götte. Um Ihre wahren Absichten und Ziele zu erfahren, lohnt sich diese Lektüre.
Bevor ich auf diese Verschleierungstaktik eingehe, mache ich noch eine grundsätzliche Bemerkung. Wenn
man über eine Neugestaltung der Lehrerausbildung nachdenkt, sollte man sich zunächst einmal mit den wichtigsten Anforderungen dieses Berufs auseinander setzen. Nach einer Strukturanalyse des Deutschen Bildungsrats sind Erziehen, Unterrichten, Beurteilen, Beraten und Innovieren die grundlegenden Arbeitsfelder aller Lehrkräfte. Ihr Antrag entbehrt einer solchen systematischen Funktionsbeschreibung. Eine schlechte Analyse kann aber keine gute Grundlage für Verbesserungsvorschläge sein.
Defizite des Ausbildungssystems müssen durch Veränderungen im Studium, Defizite des einzelnen Lehrers und der einzelnen Lehrerin durch Weiterbildungsmaßnahmen behoben werden.
Ich komme zurück zur Verschleierungstaktik. Unter Abschnitt II Nr. 5 sprechen Sie von einer Ausrichtung auf ein Berufsstudium. Was heißt das? Die Ausrichtung des Studiums auf einen Beruf kann nicht gemeint sein; denn das war das Lehrerstudium schon immer. Ist damit eine Verlagerung des Studiums, beispielsweise des Studiums der Berufsschullehrerinnen und -lehrer, an die Fachhochschule gemeint? Wenn das der Fall ist, dann sollten Sie das klar sagen. Die CDU-Fraktion hält an einer Ausbildung dieser Lehrer an der Universität fest. Meinen Sie damit die radikale Kürzung des fachwissenschaftlichen Studienanteils für Gymnasiallehrer?
Befürworten Sie die Verschulung des Pädagogikstudiums? Leitet sich daraus eventuell ein künftiges Fachhochschulstudium ab? Ist die Neubelebung der Pädagogischen Hochschule angedacht? Das sind Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden müssen.
Wir werden jedenfalls an einem universitären Studium festhalten. „Schmalspurpädagogen“ sind untaugliche Alternativen.
Ein weiteres Beispiel Ihrer Vernebelungstaktik ist, dass gemeinsame Studieninhalte für alle Lehramtsstudierenden zu prüfen seien. Wie zurückhaltend, meine Damen und Herren von der SPD-Fraktion. Hat Sie schon wieder der Mut verlassen? Im Forum „Lehrerausbildung“ waren Sie mutiger. Dort wird Ihr Ziel klar: Der Einheitslehrer! – Auch dazu unser entschiedenes Nein. Ich bin gespannt, wie die FDP diesen Aspekt bewerten wird.
Große Bedenken haben wir auch gegen Ihre Forderung, in der Vorbereitungszeit mehr eigenverantwortlichen Unterricht als bisher zu verlangen. Wir lehnen das ab,
weil das für diesen Personenkreis eine weitere Belastung bedeutet und dann zwangsweise die Beratungsfunktion zu kurz kommen wird.
Viertes Beispiel: Es heißt, wer Angebote und Freiräume erhält, muss sie auch nutzen. Gemeint ist die Weiterund Fortbildung. Kommt also die Fortbildungspflicht? Nur Mut, kann ich da nur sagen. Wir werden Sie dabei unterstützen.
Neben den angesprochenen Kritikpunkten will ich auch ansprechen, welche Vorschläge wir mittragen werden. Die Fortbildungspflicht habe ich schon genannt. Auch die Förderung und Anerkennung von Studienzeiten im Ausland gehört dazu. Ebenso die Ausweitung des Praxisanteils im Studium. Ob dies nun über ein Praxissemester oder über längere Praktika geht, will ich einmal offen lassen. Auch ein Qualifikationsangebot für ein berufliches Weiterkommen scheint sinnvoll, zum Beispiel für Bewerber um Schulleiterfunktionen.