Neben den angesprochenen Kritikpunkten will ich auch ansprechen, welche Vorschläge wir mittragen werden. Die Fortbildungspflicht habe ich schon genannt. Auch die Förderung und Anerkennung von Studienzeiten im Ausland gehört dazu. Ebenso die Ausweitung des Praxisanteils im Studium. Ob dies nun über ein Praxissemester oder über längere Praktika geht, will ich einmal offen lassen. Auch ein Qualifikationsangebot für ein berufliches Weiterkommen scheint sinnvoll, zum Beispiel für Bewerber um Schulleiterfunktionen.
Um gute Lehrerinnen und Lehrer in guten Schulen zu haben, spricht sich die CDU für eine wesentliche Verbesserung der Berufsberatung für Studienanfänger aus. Zu diesem Bereich hat im Übrigen Bayern hervorragende Vorschläge unterbreitet.
Zum Schluss noch eine Anmerkung zum Seiteneinsteigerprogramm: Ihre Begründung hierfür in Abschnitt II Nr. 12 ist wirklich lächerlich. Sie geben damit jede Professionalität des Lehrerberufs auf. Daran sollten wir aber im Interesse aller Beteiligten dringend festhalten. Seiteneinsteiger sind nur eine Behelfslösung in Zeiten mit entsprechendem Lehrermangel.
Das gesellschaftliche Ansehen des Lehrerberufs zu fördern und damit junge Menschen in ausreichender Zahl für diesen Beruf zu gewinnen, ist der wesentlich bessere Weg. Dies ist aber der Landesregierung bisher nicht gelungen. Eher hat sie die Junglehrer unseres Landes mit ihren Dreiviertelstellen aus dem Land vertrieben. Leider!
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben uns die Redezeit geteilt; denn ich werde auf die Ziele der Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung und auf den Rahmen, in dem sich Schule
heute bewegt, und auf die Anforderungen an Lehrerinnen und Lehrer eingehen, während der hochschulpolitische Sprecher der Fraktion, Herr Kuhn, konkret auf die universitäre und praktische Ausbildung eingehen wird.
Trotzdem möchte ich vorher noch einmal etwas zum Herrn Kollegen Lelle sagen: Herr Lelle, Sie haben außer dem, dass Sie zum Schluss eine bessere Berufsberatung gefordert haben, wenig konstruktive Vorschläge unterbreitet.
Der Applaus gibt mir Recht. Ich habe sehr gut zugehört. Sie haben als Einziges vorgeschlagen, dieses Papier aufzublähen, weil Sie verschiedene Dinge, die Sie dann aber selbst wieder kritisiert haben, darin nicht gefunden haben. Herr Lelle, es kann auch sein, dass man etwas in ein Papier nicht hineinschreibt, weil man es einfach nicht möchte. Das bezog sich vor allem auf die letztgenannten Teile, auf die Herr Kuhn sicherlich auch noch eingehen wird.
Über das Programm der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger werden wir uns sicherlich auch morgen früh im Zusammenhang mit der Unterrichtssituation zum Schulbeginn unterhalten. Wenn Sie das Papier gelesen hätten, hätten Sie schon merken können, dass die Landesregierung sehr viel Wert auf eine Weiterqualifikation legt.
Im Übrigen handelt es sich dabei derzeit um 12 Pers onen. Zum Glück benötigen wir auch gar nicht mehr. Darüber unterhalten wir uns aber morgen.
Die praxisnahe Modernisierung der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung ist ein erklärtes Ziel der Koalition von SPD und FDP in der Koalitionsvereinbarung für diese Legislaturperiode. Wir gehen dabei von einer guten Grundlage der fachlichen und pädagogischen Lehrerausbildung aus, die wir im Sinne gesellschaftlicher Veränderungen und auch damit zusammenhängender Aufgaben von Schule weiterentwickeln möchten.
Die Reform wird zum Einen deshalb notwendig, weil in den vergangenen Jahren neue Schultypen wie die Regionale Schule oder auch die Duale Oberschule entwikkelt worden sind und mit dem erklärten Ziel der Einrichtung eines flächendeckenden Ganztagsschulangebots sowie eines Angebots für Hochbegabtenförderung an den drei Universitätsstandorten in Rheinland-Pfalz neue Herausforderungen und auch neue Fördermöglichkeiten und somit neue pädagogische Ansätze und Konzepte zum Tragen kommen.
Zum anderen ist es das erklärte Ziel dieser Koalition, den Schulen selbst mehr Handlungsmöglichkeiten und mehr Freiräume zur eigenständigen Profilbildung zu eröffnen. Hierbei soll auch das Qualitätsmanagement,
das bereits von der Frau Kollegin Baumann angeführt wurde, eine starke Rolle spielen, mit dem wir in Form von flächendeckenden Tests als erstes Bundesland begonnen und eine Vorreiterrolle eingenommen haben. Unter anderem in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung rheinland-pfälzischer Unternehmerverbände soll dieses Qualitätsmanagement in Form eines Wettbewerbs weiter vorangebracht werden.
Bei all diesen von den Koalitionspartnern angestoßenen und vorangebrachten Maßnahmen und Entwicklungen steht für uns nur eines im Vordergrund, nämlich die Entwicklung und die Chancen unserer Kinder und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz zu fördern.
Schülerinnen und Schüler und damit auch die Schule als lehrende Institution und als Lern- und Lebensraum dieser Schülerinnen und Schüler sind heute erheblich veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und zum Teil auch sehr temporeichen Entwicklungen ausgesetzt. Die Lebensbedingungen in den Familien haben sich verändert. Die Schule muss dieser Entwicklung in erheblich stärkerem Maße durch Erziehung und Vermittlung sozialer Kompetenzen Rechnung tragen. Bessere Möglichkeiten hierzu und mehr Freiraum für diese pädagogischen Aufgaben wollen wir auch durch die familienpolitische Maßnahme des Ganztagsschulangebots schaffen.
In einer mehr multikulturellen Gesellschaft mit anderen Arbeits- und Familienbedingungen ist die ständige Diskussion, aber auch die Erziehung hin zu und das Hineinwachsen in ein Werte- und Regelsystem eine weitere wichtige Aufgabe, die in der Schule Platz haben muss.
Neue Medien haben die Möglichkeiten der Informationssuche und der Kommunikation erheblich erweitert und damit aber auch ein Angebot geschaffen, mit dem jeder junge Mensch zuerst einmal lernen muss umzugehen. Diese Vielfalt wird sich in Zukunft in unaufhaltbarem Tempo weiterentwickeln, und mit den technischen Möglichkeiten haben sich bekanntlich auch die Arbeitswelt und das ökonomische Umfeld fortentwickelt. Diesem Umbruch müssen junge Menschen heute auch gewachsen sein.
Ich kann dann noch die Europäisierung, die Globalisierung ansprechen, die Vermittlung von Sprache, aber auch von verschiedenen Wertesystemen, das Kennenlernen von Kulturen und Mentalitäten, die sicherlich Anforderungen darstellen. Ich kann die Politikverdrossenheit ansprechen und das Hinführen an Demokratie, das sicherlich eine immer wichtigere Aufgabe wird.
Ich könnte die Liste noch endlos fortsetzen. Eigentlich kann ich auch mit den Anforderungen aufhören; denn ich möchte nur deutlich machen, dass das Spektrum der
Veränderungen, die die Gesellschaft heute und in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, sehr groß ist und es eine wichtige und umfassende Aufgabe ist, die Schule und gerade auch unsere Lehrerinnen und Lehrer, die Schule gestalten müssen, und unsere Schülerinnen und Schüler auf den richtigen Weg zu bringen, weshalb eine Reform geboten ist.
Aufgabe von Schule ist die Förderung der individuellen Anlagen, Fähigkeiten und Talente unserer Kinder und Jugendlichen. Die Schule schafft die Voraussetzungen dafür, dass sie später einen Beruf erlernen und ausüben, ein Studium aufnehmen und sich weiterqualifizieren können. Neben den eigentlichen Lerninhalten zählen auch die Basisqualifikationen dazu. Auch das ist von Frau Kollegin Baumann bereits angesprochen worden. Da geht es um Lerntechniken, um Lesen, Schreiben, Rechnen und auch um den Umgang mit neuen Medien.
Regeln, Normen und Werte müssen vermittelt werden – das sagte ich bereits –, aber auch Kreativität und Leistungsbereitschaft müssen gefördert werden. All das stellt an unsere Lehrerinnen und Lehrer hohe Anforderungen. Sie müssen einen guten Unterricht bieten, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Individualität fördern können, sie aber auch vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen familiären und sozialen Probleme lehren können und sie zur Eigenverantwortung befähigen.
Schwächen und Begabungen zu erkennen, ist ebenfalls ein Thema. Dazu ist Offenheit, Flexibilität und eine hohe pädagogisch-didaktische Kompetenzpraxis, Erfahrung und Motivation und ein hohes Wissen über die oben angesprochenen Bereiche notwendig.
Wenn man sich den Leistungskatalog, den die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern leisten muss, ansieht, dann haben wir meiner Meinung nach schon sehr umfassende politische Ziele für diese Ausbildung formuliert.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich danke der bildungspolitischen Sprecherin für ihre hervorragenden Ausführungen. Ich werde mich sehr kurz fassen. Ich muss zunächst einmal das richtig stellen und zurückweisen, was Herr Lelle gesagt hat. Hierbei
1. Wir bleiben bei der universitären Ausbildung. Es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt, daran zu zweifeln.
2. Es wird keine Änderung im universalen Bereich geben, auch wenn Sie das spekulativ vermuten. Das ist aus dem Antrag nicht erkennbar.
3. Das Phantom eines Einheitslehrers, wie hier beschworen, wird es nicht geben. Das ist nicht aus dem Antrag ersichtlich.
4. Das Seiteneinsteigerprogramm ist ein gutes Programm. Ich traue auch Seiteneinsteigern zu, sich die methodischen und didaktischen Kompetenzen anzueignen.