Protocol of the Session on September 10, 2003

.......................................................................................................................3524, 3525 Abg. Creutzmann, FDP:......................................................................................... 3522, 3527, 3530, 3538 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................3542, 3552, 3554, 3557, 3565 Abg. Dr. Gölter, CDU:.........................................................................................................................3530 Abg. Dr. Schiffmann, SPD:........................................................................................................3553, 3555 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................3541, 3546 Abg. Frau Grosse, SPD:.....................................................................................................................3540 Abg. Frau Hammer, CDU:.........................................................................................................3543, 3545 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................3531, 3535 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:......................................................................................3543, 3559 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................... 3521, 3526, 3539, 3547 Abg. Hartloff, SPD:....................................................................................................................3520, 3525 Abg. Hohn, FDP:.......................................................................................................................3555, 3562 Abg. Hörter, CDU:........................................................................................................... 3541, 3542, 3555 Abg. Jullien, CDU:..............................................................................................................................3519 Abg. Klöckner, SPD:..........................................................................................................................3552 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................3560, 3565 Abg. Nink, SPD:.................................................................................................................................3534 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................3535, 3537 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................3529, 3530 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................3536, 3538 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................3527 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................3563 Glahn, Staatssekretär:........................................................................................................................3533 Mertin, Minister der Justiz:..................................................................................................................3549 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................3523 Präsident Grimm:............................................3519, 3520, 3521, 3522, 3523, 3524, 3525, 3526, 3527, 3529 3530, 3531, 3533, 3534, 3535, 3536, 3537, 3538, 3539, 3540 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................3551 Vizepräsident Creutzmann:..............................3541, 3542, 3543, 3545, 3546, 3547, 3549, 3551, 3552, 3553 3554, 3555, 3556, 3557, 3559, 3560, 3562, 3563, 3565, 3566 Zuber, Minister des Innern und für Sport:....................................................................................3539, 3556

53. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 10. September 2003

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 53. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Ich hoffe, dass Sie sich in den Ferien gut erholt haben. Ich freue mich, dem Kollegen zum 50. Geburtstag gratulieren zu können. Welchem Kollegen? Er ist leider nicht anwesend. Herrn Walter Wirz hätte ich gleich gratuliert, aber Herrn Dr. Weiland hätte ich gern zum runden Geburtstag gratuliert. Er wird möglicherweise später noch kommen.

Herr Wirz, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Bleiben Sie gesund.

(Beifall im Hause)

Zur Tagesordnung ist anzumerken, dass die noch fehlenden Drucksachen zu Punkt 8 der Tagesordnung – Drucksache 14/2463 – und zu Punkt 21 der Tagesordnung – Drucksache 14/2468 – fristgerecht verteilt wurden.

Meine Damen und Herren, ich freue mich, heute besondere Gäste im Landtag begrüßen zu können. Auf der Zuschauertribüne begrüße ich eine Delegation aus dem Salzburger Landtag mit Herrn Landtagspräsidenten Griessener. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag und schöne Tage in Rheinland-Pfalz!

(Beifall im Hause)

Wenn gegen die vorliegende Tagesordnung keine Einwände erhoben werden, stelle ich sie so fest. – Das ist der Fall.

Meine Damen und Herren, ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE

„Haltung der Landesregierung zur geplanten Kürzung der Entfernungspauschale für Berufspendler“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/2461 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Jullien.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn es im Rahmen der Diskussion um die Steuerreform und die damit verbundene Finanzierung zwei geplante Maßnahmen gibt, die die Steuerzahler in über

aus großem Maß belasten, dann sind dies die angedachte Abschaffung der Eigenheimzulage sowie die Reduzierung der Entfernungspauschale für Berufspendler.

Während in puncto Abschaffung der Eigenheimzulage die Landesregierung und auch Sie, Herr Finanzminister Mittler, sehr deutlich Stellung bezogen haben und sich für einen Beibehalt der Eigenheimzulage ausgesprochen haben, fehlt uns in Sachen Reduzierung und Kürzung der Entfernungspauschale ein genauso klares Signal seitens der Landesregierung.

Die CDU-Fraktion hat diese Aktuelle Stunde beantragt, um von der Landesregierung zu erfahren, ob sie in Sachen Reduzierung der Entfernungspauschale eine Vorstellung hat oder ob sie sich der steuerpolitischen Geisterfahrt der rotgrünen Bundesregierung anschließt.

(Zuruf von der CDU: Jawohl!)

Meine Damen und Herren, wir haben seit gestern schon wieder eine neue Variante auf dem Tisch. Man muss sich fragen, was Bundesfinanzminister Eichel noch für eine Kompetenz hat, wenn ihm sein Vorschlag, den er im Entwurf des Haushaltsbegleitungsgesetzes vorges ehen hat, von der eigenen Fraktion gekippt wird, meine Damen und Herren.

Ihnen ist sicherlich bekannt, dass im Haushaltsbegleitungsgesetz vorgesehen war, die Entfernungspauschale derart zu kürzen, dass nunmehr ab einer Entfernung zum Arbeitsplatz von 21 Kilometern – also die einfache Wegstrecke – eine Pauschale in Höhe von 40 Cent gezahlt werden sollte.

Dies hätte zur Folge gehabt, dass mit Sicherheit der Effekt, der durch das Vorziehen der Steuerreform eingetreten wäre, dazu geführt hätte, dass bei einer monatlichen Erstattung durch das Vorziehen von zirka 40 Euro im Monat derjenige Arbeitnehmer, der unter 20 Kilom eter zu seinem Arbeitsplatz fahren muss, keine steuerliche Entlastung gehabt hätte.

Im Gegenteil, er hätte eine steuerliche Mehrbelastung bis zu einem Betrag von jährlich zirka 240 Euro gehabt.

(Itzek, SPD: Wenn er über den Freibetrag kommt!)

Meine Damen und Herren, insoweit kann auch zu diesen Steuerreformvorschlägen gesagt werden, dass sie unsozial und unausgewogen sind und genau diejenigen am härtesten treffen, die eigentlich aus der Steuerreform den größten Nutzen haben sollten. Sie treffen einmal die Familien und zum anderen vor allem die Berufspendler in Rheinland-Pfalz, die auf das Auto angewiesen sind, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen.

(Beifall der CDU)

Seit gestern hören wir, dass eine neue Arbeitsgruppe eingerichtet werden soll, die mich nur noch daran erinnert, dass es unter Bundeskanzler Schröder Arbeitsgruppen gibt, die irgendwelche Konzepte erarbeiten und nunmehr eine dahin gehende Regelung angestrebt

werden soll, dass der erste Vorschlag von Bundesfinanzminister Eichel nicht zum Tragen kommen soll, sondern es eine Entfernungspauschale in Höhe von 15 Cent für jeden gefahrenen oder wie auch immer zurückgelegten Kilometer zum Arbeitsplatz geben soll.

(Frau Spurzem, SPD: Im Gegensatz zur sächsischen CDU!)

Meine Damen und Herren, das Ziel, das damit verfolgt wird, ist das gleiche. Es soll eine steuerliche Einnahmenkompensierung in Höhe von drei Milliarden Euro erzielt werden.

Wer versucht, den Menschen in Deutschland und Rheinland-Pfalz klar zu machen, dass diese Steuerreform ausgewogen ist, dem kann man nur sagen, dass das einzige und alleinige Ziel der Kürzung der Entfernungspauschale eine verkappte Steuererhöhung ist, nicht mehr und nicht weniger, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU)

In diesem Zusammenhang wollen wir von der Landesregierung heute wissen und Sie fragen, wo die Reise hingeht, Herr Ministerpräsident? Welche Haltung hat die Landesregierung zu der beabsichtigten Kürzung der Eigenheimzulage?

(Zuruf des Abg. Pörksen, SPD)

Herr Ministerpräsident Beck, ich erinnere Sie daran, dass Sie einmal sehr lautstark verkündet haben, Rheinland-Pfalz sei ein Pendlerland.

(Glocke des Präsidenten)

Noch am 18. Juni dieses Jahres haben sie ausgeführt, dass Sie einen Subventionsabbau zur Finanzierung der Steuerreform fordern, die Entfernungspauschale davon allerdings nicht berührt werden darf.

Insoweit wiederhole ich das, was ich bereits gesagt habe: Die von der Bundesregierung beabsichtigte Kürzung der Entfernungspauschale ist und bleibt eine verdeckte Steuererhöhung, die gerade diejenigen trifft, die ihren Arbeitsplatz nicht unmittelbar vor der Haustür haben.

Reden Sie auf Ihre Genossen in Berlin ein, dass diese Pläne zur Kürzung der Entfernungspauschale so schnell wie möglich vom Tisch kommen. Sie sind als Ministerpräsident für die Menschen in Rheinland-Pfalz verantwortlich und nicht für eine unseriöse und unsoziale Finanzierung dieser Steuerreform, Herr Beck.

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, Herrn Dr. Weiland nachträglich zum 50. Geburtstag zu gratulieren.

(Beifall im Hause)

Ich freue mich, auf der Zuschauertribüne Anwärterinnen und Anwärter des Finanzamts Trier begrüßen zu können. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag, meine Damen und Herren!

(Beifall im Hause)

Es spricht Herr Abgeordneter Hartloff.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! RheinlandPfalz ist ein Land, in dem Pendler leben, in dem Pendler arbeiten. Das kann ich Ihnen als jemand, der aus einem Kreis kommt, in dem man ein Auswanderermuseum und ein Musikantenlandmuseum hat, bestätigen, nicht weil wir so musikalisch wären, sondern weil niemand zu essen hatte und deshalb weggehen musste.

Ich kann Ihnen das sagen. Ich weiß auch um die Belastungen der Menschen, die tagtäglich zur BASF fahren, die in den Rhein-Main-Raum kommen, die das bei rücksichtsloseren Fahrweisen auf Autobahnen und anderen Straßen tagtäglich hinter sich bringen.

Genau deshalb machen wir eine Verkehrsinfrastrukturpolitik.

Genau deshalb bemühen wir uns aber auch seit 50 Jahren gemeinsam darum, dass diese Nachteile ländlicher Struktur abgemildert und ausgeglichen werden, da wir keine Perspektive darin sehen, wieder ein Auswanderungsland zu werden. Wir sind auch weit davon entfernt. Dort hinein passt die Konversionspolitik und unsere Strukturpolitik. Ein Mosaikstein daraus sind auch steuerliche Anreize oder Anrechnungen für diejenigen, die arbeiten. Das ist traditionell gewachsen und gilt auch für die Entfernungspauschale.

Ich darf in diesem Zusammenhang daran erinnern, als die Ökosteuer in der letzten Stufe erhöht wurde, war es insbesondere auch das Land Rheinland-Pfalz, das mit den damals noch verbundenen Möglichkeiten im Bundesrat dafür gesorgt hat, dass die Entfernungspauschale erhöht wurde. Herr Kollege Jullien, deshalb denke ich, es ist nicht Schaum vor dem Mund gefragt, sondern wir müssen uns fragen: Wo können Subventionen gekürzt werden? Wo kann man sparen? Wo und in welcher Form ist dies vertretbar machbar?