Protocol of the Session on June 5, 2003

(Zurufe von der CDU)

Herr Frisch, das, was ich vorhin gesagt habe, werde ich noch einmal wiederholen. In Italien käme niemand auf den Gedanken, das so zu tun. Deshalb stelle ich infrage, ob wir in Deutschland es so tun sollten. Nicht mehr und nicht weniger.

(Beifall der SPD – Billen, CDU: Herr Präsident, vergessen Sie nicht, eine Rüge zu erteilen!)

Für die SPD-Fraktion hat Frau Kollegin Raab das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dieses ewige Gemecker, Gegacker, Geschimpfe und Schlechtgerede von der CDU zum Thema Weinbau ist unerträglich.

(Beifall der SPD und der FDP)

Ich bin in der ersten Legislaturperiode in diesem Haus und habe noch nie – weder im Ausschuss noch hier – ein positives Wort von Ihnen zu diesem Thema gehört. Nur wenn man von etwas begeistert ist, kann man auch andere davon begeistern. Von dem rheinlandpfälzischen Wein, ob weiß oder rot,

(Kramer, CDU: Oder rosé!)

kann man begeistert sein. Wir haben gute Qualitäten und sollten sie nicht in dieser Form schlechtreden.

(Beifall der SPD und der FDP – Staatsminister Bauckhage: Sehr schön! – Frau Schneider, CDU: Wer redet denn hier immer über schlechte Qualität? Wir etwa? Das ist der absolute Hammer, ehrlich!)

Ich möchte gern zu zwei Punkten der Regierungserklärung Stellung beziehen, nämlich zum Thema „Wein und Tourismus“ und zum Thema „Wein und Gastronomie“.

(Unruhe im Hause – Glocke des Präsidenten)

Wir haben Tourismus in einer herrlichen Kulturlandschaft, die durch den Weinbau geprägt ist. Herr Minister Bauckhage sprach auch die hervorragende Arbeit des Kulturamtes Bernkastel an! Ich möchte der Vollständigkeit halber auch noch die sehr guten Initiativen des Kulturamts Mayen erwähnen, das gute Programme an Ahr, Mittelrhein und Mosel hervorgebracht hat: Apolloweg, Skulpturenweg, Calmont-Kloster-Stuben-Projekt – das sind nur wenige Beispiele, die zeigen, welche ganzheitlichen Ansätze verfolgt werden.

All diesen Projekten ist gemein, dass sie die Kulturlandschaft gleichermaßen stärken wie auch die Weinwirtschaft und den Tourismus. Diesen Weg müssen wir gemeinsam gehen. Deshalb unterstützen wir auch die Aussagen zur Agrarverwaltungsreform, die diesen Weg stützen.

(Beifall der SPD)

Ich komme zum Thema „Wein und Gastronomie“. Der Agrarausschuss hat sich mit dem Erfolgskonzept der Vermarktung von trockenem Weißwein in Südtirol und im Trentin auseinander gesetzt, um zu lernen, wie man komplette Jahrgänge von frischen, fruchtigen und trockenen Weißweinen wie Riesling, Burgundersorten oder Sauvignon trotz des Rotweinbooms restlos verkauft. Ein Stichwort, das dabei immer wieder fiel, war, dass die Vermarktung zuerst über die Gastronomie angestrengt worden ist, egal, ob Genossenschaft oder Direktvermarkter. Dies geht nur, wenn Qualität und auch Preis stimmen.

Wir können daraus lernen: Der Preis in Deutschland ist okay. Darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Aber über die Qualität müssten wir reden.

(Jullien, CDU: Der Preis ist okay! Ho, ho!)

Die Qualität muss und kann besser werden. Viele Maßnahmen zeigen, wie man das macht.

(Unruhe im Hause)

Wein ist ein idealer Essensbegleiter. Gerade Weißwein passt zu vielen Speisen. Er ist bekömmlich, und eine Qualitätskellerwirtschaft garantiert ein gesundes Pro

dukt, das sich durch einen großen Gehalt von Acide Cinamice auszeichnet.

(Beifall der SPD)

Wir brauchen eine Qualitätsoffensive, wir brauchen eine gute Vermarktung, und dann werden auch die Preise steigen.

(Billen, CDU: Was ist denn nun? Die Preise waren doch okay!)

Gastronomie und eine konsequente Umsetzung zeigt dies. Wir haben auch im nördlichen Bereich von Rheinland-Pfalz gute Initiativen. Die IHK in Koblenz mit ihrem Hauptgeschäftsführer, Herrn Podzun, und die Wein- und Sommelierschule leisten gute Dienste.

Wir haben einige starke regionale Initiativen wie „Köche und Winzer der Terrassenmosel“, die eine Vorreiterrolle haben. Wir haben Wettbewerbe wie „Der beste Schoppen“. Aber was nützt uns jeder Wettbewerb, wenn wir diese Weine nicht auf den Karten in der Gastronomie wiederfinden?

Wir brauchen einen Verbund von Weinwirtschaft, Tourismus und Vermarktung, und der Minister hat Wege aufgezeigt, mit denen auch von politischer Seite mit kleinen Ansatzpunkten geholfen werden kann.

Steillagenweinbau ist Qualitätsweinbau. Trockene weiße Weine mit fruchtigen Aromen sind gegenwärtig der Renner in den USA, aber auch in Großbritannien und in Skandinavien. Wenn der Markt danach fragt, müssen wir mehr davon produzieren. Doch auf einer Weinpräsentation in Koblenz sagte kürzlich ein mittelalter Winzer zu mir: Hier stellen die Spitzenwinzer nur noch den trockenen Weißen her. Das ist mir zu kompliziert, und das ist auch nicht typisch für die Mosel.

Meine Damen und Herren, mit dieser Haltung kommen wir nicht weiter. „Zu kompliziert“ kann kein Argument sein. Wir haben viele Spitzenwinzer, die zeigen, dass Kellerwirtschaft dies hervorbringen kann. Diejenigen, denen es schwer fällt, sollten ihr gutes Traubenmaterial verkaufen, anstatt schlechten Fasswein zu produzieren, der herumvagabundiert und anschließend vernichtet werden muss.

„Nicht typisch“ ist ebenfalls kein Argument; denn von Glykolskandalen will ich nicht sprechen, und vor 100 Jahren war vielleicht etwas anderes typischer als heute. Wir brauchen regionaltypische Weine, und dafür können wir sehr gute trockene Weißweine anbieten.

Ich möchte ein Wort an die Winzerinnen und Winzer richten. Sie haben Chancen, Sie haben Wachstumschancen. Produzieren Sie im Weißweinbereich moderne trockene Weine! Produzieren Sie regionaltypische Weine! Schließen Sie sich den Qualitätsoffensiven der Genossenschaften und der Weinbauverbände an! Nutzen Sie Bewirtschaftungsverträge, reduzieren Sie die Erträge

und machen Sie großartige Weine! - Das wird uns helfen.

Danke.

(Beifall der SPD und der FDP)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht Frau Kollegin Elke Kiltz. Sie haben noch fünf Minuten Redezeit.

Ich werde sie ausschöpfen bis zum bitteren Ende, Herr Kollege.

(Zuruf von der SPD: Wie war das noch einmal mit dem Dornfelder?)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich muss zunächst einen Versprecher berichtigen. Ich habe vorhin „Scheurebe“ statt „Schieferblume“ gesagt. Das ist eigentlich unverzeihlich.

(Jullien, CDU: Erklären Sie einmal die Schieferblume von der Mosel!)

Dieser wunderbare Ökoriesling heißt „Schieferblume“, weil man es schmeckt, dass er auf Schieferböden an der Mosel gewachsen ist.

(Billen, CDU: Und man riecht’s!)

Ich möchte noch einmal auf Frau Kollegin Schneider zurückkommen. Sie sagen immer, die Landesregierung habe kein Konzept. Das würde ich in Teilen unterstreichen.

(Dr. Weiland, CDU: Wieso nur in Teilen?)

Aber wo ist denn Ihres, Frau Kollegin? - Ich habe noch keines gesehen. Ich bin seit sieben Jahren im Landtag.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Frau Schneider, CDU)

Mich stört es, wenn Sie zum wiederholten Mal sagen: Die CDU ist die einzige Fraktion, die die Winzer in Rheinland-Pfalz vertritt. Das ist so etwas von lächerlich!

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Im Keller hört man doch schon die Bartwickelmaschine rattern, weil Sie es schon so oft gesagt haben. Es wird aber durch Wiederholung nicht wahrer.

(Kramer, CDU: Nicht so laut, nicht so laut!)

Ich sage Ihnen, die CDU ist zumindest in der Gestalt, wie sie sich im Landtag des Öfteren präsentiert, ein Risikofaktor für die Weinwirtschaft in Rheinland-Pfalz.