Vielleicht müssten Sie das einmal innerhalb ihrer Partei ausdiskutieren. Dann würden wir hier nicht so verwirrt. Das wäre dankenswert für uns.
Ich war mir nicht darüber im Klaren, dass Sie das Bedürfnis haben, die Diskussion über die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung allgemein in eine hochschulpolitische Debatte zur Frage Bachelor und Master umzuwandeln.
Frau Kollegin, lassen Sie sich gesagt sein, dass zum Beispiel Herr Professor Landfried „höchstselbst“ der Meinung ist, dass die Addition dieser Studiengangarten, dort, wo wir als Land gestalten können – das können wir zum Beispiel über das Hochschulgesetz des Landes Rheinland-Pfalz –, eine ganz wünschenswerte und wichtige Ergänzung und Erweiterung ist und er einen besonderen Wert darauf legt, dass dieses hinzu kommt.
Frau Kollegin, in diesem Land hat noch niemand gesagt, wir ersetzen ersatzlos alle Studiengangarten und Abschlüsse durch Bachelor und Master, sondern wir finden das eine wesentliche, im internationalen Niveau wünschenswerte und wahrscheinlich unersetzbare Neuerung in unserem Studiensystem, ohne andere Arten von Abschlüssen deswegen ersatzlos zu streichen. Deswegen verstehe ich gar nicht, gegen welche Windmühlenflügel Sie da gekämpft haben.
Sie haben das bestimmt weder von Herrn Minister Zöllner noch von Herrn Kollegen Kuhn, von mir oder von Herrn Dr. Schmidt oder jemandem sonst aus meiner Fraktion gehört.
Ich habe vorhin angesetzt zu erläutern, warum ich glaube, dass es gerade in dem Studiengang von Lehrerinnen und Lehrern ein wesentlicher Punkt sein kann, in einer konsekutiven Studienart einen Zwischenabschluss, der zertifizierend wirkt, zu erwerben; denn anders, als Sie meinen, wer Bildungswissenschaftler braucht, bin ich der Meinung, dass eine Dienstleistungsgesellschaft und eine Wissensgesellschaft auf allen Ebenen des Lebens Weiterbildner braucht, Menschen, die über pädagogische Kenntnisse und didaktische Fähigkeiten verfügen und die mit diesen Kenntnissen und Fähigkeiten und einem fachwissenschaftlichen Basisstudium sehr wohl auch an vielen anderen gesellschaftlichen Punkten lehrend tätig sein können. „Lebenslanges Lernen“ heißt das schöne Stichwort. Denen wird ein Bachelor-Abschluss wahrlich mehr helfen als eine Zwischenprüfung, die andere Leute sich wünschen, die in sich gar nicht verkehrt wäre, aber eine zertifizierende Zwischenprüfung, die einen Bachelor darstellt, ermöglicht den Übergang in einen anderen Studiengang mit dem Abschluss Diplom oder Magister oder in einen anderen Master-Studiengang, der konzipiert ist.
Jetzt noch zur Frage der fachwissenschaftlichen Qualifikation im Hinblick auf verschiedene Schularten: Wir befürworten ein fachwissenschaftlich hochqualitatives Studium. Wir befürworten Module, die in Kerncurricula Basiswissen der einzelnen Fächer für alle Studierenden in diesen Fachwissenschaften für künftig alle Lehrämter vermitteln.
Frau Kollegin, im Besonderen zu Ihnen gesagt: Die Freiheit einer Universität – Sie kennen sie, ich kenne sie, wir kennen sie auch von innen – muss es auch weiterhin möglich machen und wird es auch in solchen Studiengängen weiterhin möglich machen, dass dazu die ergänzenden Module nach dem Interessensschwerpunkt des oder der Studierenden gewählt werden. Die Schwierigkeitsgrade, in die man sich hineinbegeben möchte, die Intensität der Beschäftigung mit bestimmten Teilaspekten des eigentlichen Fachs, an dem man das fachwissenschaftliche Studium macht, werden weiterhin möglich sein.
Wir werden keine verschulten Studiengänge entwickeln; denn diese sieht weder das künftige Hochschulgesetz noch der Vorschlag des Ministers vor. Es werden die entsprechenden Flexibilitäten im Studium gewahrt bleiben. Der Minister hat darauf hingewiesen, welche ver
schiedenartige Schwerpunktsetzungen in diesem von ihm vorgeschlagenen System enthalten sind. Ohne Frage werden wir Wert darauf legen, dass diese Flexibilität vorhanden ist, auch und im Übrigen in andere Bundesländer hinein und heraus. Das ist einer der wesentlichen Bausteine, auf die wir weiterhin Wert legen und die uns übrigens auch in allen Gesprächen immer wieder als wesentlicher Baustein genannt werden.
Herr Präsident, meine Damen und Herren. Nach dem Beitrag der Abgeordneten Frau Kohnle-Gros mache ich drei Bemerkungen, um Legendenbildungen vorzubeugen.
Erstens: Ich wäre von irgendeinem Vorschlag abgerückt. – Meine Damen und Herren, ich habe nichts anderes gemacht, als ich es bei der Einbringung des Vorschlags auch gemacht habe. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Chance mit einem Schritt nach vorn auch damit verbunden ist, dass man Nebeneffekte beachten muss, und die Nebeneffekte treten auf. Ich habe aufgezeichnet, dass sich einige Probleme schon geklärt haben und andere Probleme noch geklärt werden müssen, aber das Konzept sich eher bestätigt als infrage gestellt hat.
Zweitens: Ich will der Legendenbildung vorbeugen, die Hochschulseite würde einen solchen Ansatz nicht unterstützen.
Frau Kohnle-Gros, wenn es zwei Institutionen in diesem Land, in der Bundesrepublik Deutschland, gibt, die die Autorität oder die Chance haben, für die Hochschulen und die Wissenschaft zu sprechen, dann sind dies der Wissenschaftsrat und die Hochschulpräsidenten- oder Rektorenkonferenz.
Zum Ersten ist nur festzustellen, dass übrigens der einzige Reformvorschlag für die Reform der Lehrerinnenund Lehrerausbildung, der konsistent ist, vom Wissenschaftsrat ausgeht.
Das hätte er nicht gemacht, wenn er nicht dringendsten Reformbedarf sehen würde. Er schlägt ein Modell vor, selbstverständlich aus seiner Sicht konsekutiv, mit einem reinen Fach-Bachelor ohne jegliche pädagogische oder fachwissenschaftliche Elemente, nur einen kurzen, auf die Schularten ausgerichteten Master-Studiengang und eine Organisation in Fachbereichen für Lehrerbildung,
also ein Modell, das ich mich nach den Äußerungen in diesem Parlament mit der Bedeutung des Lehrerberufs nicht wagen würde, in diesem Parlament auch gegenüber der CDU vorzuschlagen.
Zuweilen gibt es eine entsprechende Konferenz der Hochschulrektoren- und -präsidenten, die sich mit der Lehrerausbildung befasst hat. Ergebnis ist, dass die Diskussion eindeutig ergeben hat, dass der einzige konkrete Vorschlag, der letzten Endes auch den Vorstellungen der entsprechenden Hochschulen des Landes, der Bundesrepublik Deutschland, entspricht, der von uns vorgelegte Vorschlag ist.
Drittens: Das Gerücht, dieses Land würde flächendeckend Bachelor und Master durchpeitschen im Gegensatz zu anderen, wobei Sie sich als Wahrer des Guten durch die alten Studiengänge profilieren wollen. – Frau Kohnle-Gros, sonst beziehen Sie sich doch immer auf Ihren Vorbildcharakter Baden-Württemberg. Ich weise darauf hin, dass dieser Minister ausdrücklich gesagt hat, er werde die Hochschulen des Landes nicht flächendeckend zu Bachelor und Master zwingen. Er ist aber sehr wohl der Meinung, dass das in den attraktiven Bereichen zukunftsträchtige Studiengänge sind. Deswegen sollen und können sie eingerichtet werden.
Mein geschätzter Kollege aus Baden-Württemberg hat gesagt, es werde am Ende der Legislaturperiode nur noch Master- und Bachelor-Studiengänge in BadenWürttemberg geben. Der Ansatz kommt also aus Ihrer Ecke. (Hartloff, SPD: Welcher Partei gehört er an?)
Frau Kohnle-Gros, bei einem Punkt haben Sie allerdings Recht. Heute ist noch nicht alles zu allem gesagt worden. Ich gehe davon aus, dass das auch nicht Sinn der Aktuellen Stunde gewesen ist.
Meine Damen und Herren! Herr Kuhn, es ist mir nach Ihrem zweiten Beitrag, obwohl Sie in Ihrer ersten Rede gesagt haben, dass Sie in Ihrem zweiten Beitrag konkret erläutern würden, was Sie vorschlagen, nicht klar geworden, in welche Richtung Sie gehen.
Sie haben zwar versucht, sich von der CDU abzugrenzen, die meint, sie meine dasselbe wie Sie. Der Philologenverband meint auch, Sie meinten das Gleiche wie der Philologenverband, nämlich einen Sonderweg für die Gymnasiallehrer. Ich habe in dem, was ich öffentlich von Ihnen gehört habe, nichts zu den anderen Bereichen gehört, also von anderen Schularten, die sich bei der Anhörung zu den Anträgen der Fraktionen sowie zu dem Modell, das Herr Zöllner vorgestellt hat, skeptisch geäußert haben. Herr Professor Dr. Zöllner hat den Mut gehabt, diese zu benennen. Es waren die Sonderschulpädagogen, die gesagt haben, dass sie nicht ohne weiteres in das Modell passten. Außerdem waren es die Lehrer an den berufsbildenden Schulen und an den Gymnasien.
Aber der Philologenverband hat sich prinzipiell gegen diese Art der Reform gewandt. Bisher habe ich nur das aus Ihrem Mund gehört, aber keine Lösungsvorschläge.
Es erscheint nicht besonders glaubwürdig, wenn Sie behaupten, Sie seien völlig unabhängig und interessensungebunden.
Wir dagegen sagen: Wenn es um die Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung geht, die dringend notwendig ist, dann gibt es drei verschiedene Interessenlagen. An erster Stelle stehen die Interessen der Schülerinnen und Schüler. An zweiter Stelle stehen die Notwendigkeit und das Interesse, das Bildungssystem weiterzuentwickeln, weil wir in der Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft anderen Erfordernissen unterliegen.
Das geht auch in Ihre Richtung, Frau Kohnle-Gros. Man kann nicht so verzagt an eine Reform herangehen und hier und da ein bisschen mit einem Praktikum usw. herumdrehen. Wir müssen sehen, dass wir völlig neue Erfordernisse haben und die Grundausbildung in einem Studium mit dem kombinierbar machen müssen, was an Weiterbildung geplant ist. Das muss lebenslang geschehen, also im berufswissenschaftlichen Bereich, im fachpädagogischen Bereich, aber auch im fachwissenschaftlichen Bereich. Auch darauf muss diese Reform eine Antwort geben.
Ein drittes Interesse muss an der Qualifikation, an der Zufriedenheit und an der Verbesserung dessen bestehen, was Lehrerinnen und Lehrer lehren und lernen können. Diese drei Interessen müssen klar in dieser Reform umgesetzt werden.
Das sehen wir in den Vorschlägen, das nicht mehr schulartgebunden, sondern schulstufengebunden zu machen. Ferner muss eine Weiterbildungsphase integriert werden, und Hochschulen müssen durch Zentren für Lehrerausbildung qualifiziert werden, um strukturelle Voraussetzungen zu schaffen. Das ist doch eine gute Grundlage. Dann muss man nicht so verzagt und interessensgebunden daran herangehen, wie Sie das tun, Frau Kohnle-Gros und Herr Kuhn.
Noch ein Wort zur Frage des Bedarfs nach Bildungswissenschaftlern. Ich halte diese Entwicklung für sehr erforderlich. Vor allen Dingen von Ihnen von der CDU und von der FDP wurde immer wieder beklagt, dass bestimmte Wissensbereiche in der Schule überhaupt nicht abgedeckt würden. Dann wird gefordert, dass Unternehmerinnen und Unternehmer in die Schulen gehen und über die Wirtschaft berichten sollen. Es ist etwas dran, wenn es darum geht, die Schule zu öffnen.
Dann müssen wir aber auch die Voraussetzung dafür schaffen, dass Lehrerinnen und Lehrer, die nicht mehr in diesem Bereich arbeiten wollen, andere Berufschancen haben. Sie wissen, dass das bisher ziemlich mau aussah. Wer den Beruf des Lehrers ergriffen hat, der war quasi „verdonnert“, diesen Beruf bis zum Lebensende auszuüben.
Über den konsekutiven Studiengang, aber auch über die Weiterbildungsmöglichkeiten besteht die Möglichkeit, sehr viel offener zu arbeiten und damit Schule offener zu machen für diejenigen, die hineinkommen wollen, aber auch für diejenigen, die aufgrund langjähriger Unterrichtserfahrung und Unterrichtsfrustration wieder herauskommen wollen. Auch dafür muss diese Reform geeignet sein. Dann kann man nicht bei kleinen Reförmchen und Veränderungen bleiben, sondern man muss mit einer großen inhaltlichen Diskussion und inhaltlichen Reform daran gehen. Darüber hinaus ist eine Reform notwendig, die die Strukturen verändert, und zwar so, dass sie die inhaltlichen Interessen abdecken können.