Protocol of the Session on August 28, 2002

........................................................................................................ 1875, 1877, 1894 Abg. Brinkmann, SPD:..............................................................................................................1897, 1898 Abg. Creutzmann, FDP:.................................................................................................. 1873, 1880, 1896 Abg. Dr. Altherr, CDU:.......................................................................................................................1904 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................1888, 1906, 1907, 1908, 1912 Abg. Dr. Enders, CDU:.......................................................................................................................1899 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.......................................................................................... 1884, 1887, 1900, 1905 Abg. Dr. Weiland, CDU:.....................................................................................................................1889 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................1877, 1895 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:............................................................................................................1881 Abg. Frau Reich, SPD:.......................................................................................................................1913 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................... 1892, 1914, 1915, 1916 Abg. Frau Weinandy, CDU:................................................................................................................1905 Abg. Hohn, FDP:...............................................................................................................................1910 Abg. Jullien, CDU:.......................................................................................................... 1890, 1917, 1918 Abg. Kramer, CDU:...................................................................................................................1883, 1887 Abg. Kuhn, FDP:............................................................................................................ 1893, 1915, 1917 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................... 1885, 1887, 1900 Abg. Mittrücker, CDU:........................................................................................................................1909 Abg. Presl, SPD:...............................................................................................................................1891 Abg. Redmer, SPD:........................................................................................................ 1874, 1881, 1895 Abg. Rösch, SPD:.............................................................................................................................1882 Abg. Stretz, SPD:.....................................................................................................................1907, 1909 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................1889 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................1911 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:...........................................1886, 1902 Mertin, Minister der Justiz:.........................................................................................................1878, 1894 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................1918 Präsident Grimm:............................................1873, 1874, 1875, 1877, 1878, 1880, 1881, 1882, 1883, 1884 1885, 1887, 1888, 1889, 1890, 1891, 1892, 1893, 1894, 1895 Vizepräsident Dr. Schmidt:..............................1895, 1896, 1897, 1898, 1899, 1900, 1902, 1903, 1905, 1906 1907, 1908, 1909, 1910, 1911, 1912, 1914, 1915, 1916, 1917 1918, 1919

28. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 28. August 2002

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 28. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Simone Huth-Haage und Alexander Fuhr. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt ist für heute die Abgeordnete Hedi Thelen.

In den letzten Wochen konnten einige Kolleginnen runde Geburtstage feiern: am 14. Juli Frau Kollegin Monika Fink, am 16. Juli Frau Kollegin Ulla Schmidt und am 3. August Frau Vizepräsidentin Friedel Grützmacher. Ich denke, ich darf allen ganz herzlich auch in Ihrem Namen heute noch einmal nachträglich gratulieren.

(Beifall im Hause)

Heute feiert Herr Kollege Norbert Mittrücker seinen 51. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, wir gedenken heute nicht nur der Geburtstage, sondern wir erinnern auch daran, dass vor 25 Jahren Peter Altmeier gestorben ist.

Meine Damen und Herren, er gehörte nicht nur dem Landtag von der ersten bis zur sechsten Wahlperiode an, er war auch Landesvorsitzender der CDU von 1947 bis 1966. Von 1947 bis 1969 war er Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz.

Peter Altmeier gehörte, wie es so schön heißt, zu den Männern der ersten Stunde des von der französischen Besatzungsmacht neu gegründeten Landes RheinlandPfalz. Zu seinen politischen Sternstunden zählte sicherlich die mit seiner Initiative verbundene Konferenz der elf Länderchefs der drei westlichen Zonen auf dem Rittersturz bei Koblenz im Juli 1948, wo die Grundsätze der deutschen Weststaatsgründung fixiert wurden.

In seiner 22 Jahre währenden Ministerpräsidentschaft trug er nicht nur maßgeblich zum Wiederaufbau und zur Konsolidierung des Landes Rheinland-Pfalz bei, sein besonderes Verdienst war auch die administrative und strukturelle Vereinigung der Teile unseres Landes. Ebenfalls mit seinem Namen verbunden ist sein Beitrag zur Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens als Länderanstalt mit Sitz in Mainz, aber auch und vor allem die besondere Pflege der Beziehungen zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich.

Aus tiefer Überzeugung förderte er die Versöhnung mit Frankreich, indem er zahlreiche Städtepartnerschaften und die Partnerschaft unseres Landes mit Burgund

vermittelte. Diese Partnerschaft feiern wir in diesem Jahr durch Besuche des Präsidenten des Conseil Régional Ende September in Mainz. Der Ministerpräsident weilte aus diesem Anlass vor wenigen Wochen in Dijon.

Peter Altmeier gilt daher zu Recht als einer der Architekten des modernen Rheinland-Pfalz. Durch seinen konsequenten Einsatz zugunsten der inneren Stärkung des Landes gelang es ihm, das künstlich geschaffene Gebilde Rheinland-Pfalz wirtschaftlich zu stabilisieren. Er leistete einen Beitrag dazu, ein gemeinsames Lebensgefühl und eine gemeinsame Identität zu schaffen. Wir haben Peter Altmeier in dankbarer Erinnerung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Tagesordnung liegt Ihnen vor. Gibt es Hinweise oder Bedenken zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung so fest.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Situation der Justiz in Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 14/1342 –

Es liegen zwei Anträge vor, sodass die Aktuelle Stunde geteilt ist, wie es die Geschäftsordnung vorsieht. Zunächst rufe ich den Antrag der FDP-Fraktion auf. Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Creutzmann.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Entgegen den völlig falschen Darstellungen der CDU-Fraktion im Rahmen ihrer Pressekonferenz vor ca. zwei Wochen

(Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da fragen Sie einmal die Richtigen!)

ist durch die unumgänglichen Sparmaßnahmen weder die Handlungsfähigkeit noch die Effizienz der Justiz in Rheinland-Pfalz auch nur im geringsten gefährdet. Dies möchte ich für die FDP-Fraktion mit aller Deutlichkeit zu Beginn meiner Rede zum Ausdruck bringen.

Meine Damen und Herren, ich habe Verständnis dafür, dass in Anbetracht der anstehenden Bundestagswahl das politische Tagesgeschäft vom Wahlkampf überschattet wird. Trotzdem darf man mit Wahlkampfpolemik nicht das Vertrauen unserer Justiz gefährden. Auf nichts anderes aber zielen Ihre Kritik und Ihre Vorwürfe an der Justizpolitik der rheinland-pfälzischen Landesregierung, meine Damen und Herren von der CDU-Fraktion.

Ich finde dies unhaltbar, unverantwortlich und unredlich, zumal Sie versucht haben, mit Zahlenspielereien einen falschen Eindruck von den Belastungen und der Belastbarkeit der rheinland-pfälzischen Justiz zu liefern. Die leider unumgänglichen Mittelkürzungen im Justizbereich

werden in höchst verantwortungsvoller Weise wahrgenommen.

Auch wenn der Einzelplan des Ministeriums der Justiz ein klassischer Verwaltungshaushalt mit geringem oder kaum vorhandenem Gestaltungsspielraum ist, so ist es der Landesregierung trotzdem gelungen, Kosten so einzusparen, dass die Justiz die Herausforderung der Zukunft annehmen und insgesamt ihre wichtige Aufgabe als dritte unabhängige Gewalt im Staatsgefüge umfänglich wahrnehmen kann.

Da die Aufgaben der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten überwiegend gesetzlich definiert sind, ist der Handlungsspielraum des Justizministers mehr als gering. Deshalb kann das Justizministerium die auf sie entfallende Einsparquote auch nicht in voller Höhe erfüllen.

Das hat die Landesregierung veranlasst, 2,76 Millionen Euro der globalen Minderausgaben und 14,5 Millionen Euro der Haushaltssperre durch Auflösung von Rücklagen und Inanspruchnahme von Bonusrücklagen des Finanzministeriums zu erbringen. Damit hat die Landesregierung in ihrer Gesamtheit zum Ausdruck gebracht, dass sie die begrenzten Einsparmöglichkeiten im Justizbereich bei ihren Überlegungen voll berücksichtigen will.

Meine Damen und Herren, auch die Behauptung der CDU-Fraktion, die Justiz in unserem Land ginge auf dem Zahnfleisch, entbehrt jeder sachlichen Grundlage und ist schlichtweg falsch. Ich möchte dies wie folgt verdeutlichen:

Trotz des Sparzwangs hat die Landesregierung im Strafvollzug das Personal durch 150 Neueinstellungen im mittleren und allgemeinen Vollzugsdienst deutlich erhöht und damit die Sicherheit in rheinland-pfälzischen Justizvollzugsanstalten trotz der anhaltend hohen Gefangenenzahl und der mit diesen einhergehenden gestiegenen Anforderungen des Personals im Strafvollzugsdienst merklich verbessert.

Gleiches gilt im Übrigen für den Bereich der Bewährungshilfe, in dem fünf neue Stellen geschaffen wurden, und für die Gerichtsvollzieher, die ebenso wie der gesamte Bereich des Strafvollzugs von den neuerlichen Sparmaßnahmen ausgenommen bleiben.

Die Einsparungen in anderen Bereichen der Justiz sind zwar schmerzlich, müssen jedoch in der Gesamtschau gesehen werden. Bei einem Personalabbau von 70 Stellen pro Haushaltsjahr von insgesamt 5.068 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Justiz unseres Landes muss diese Zahl zweifelsfrei relativiert werden, dies auch, weil für die Gerichte und Staatsanwaltschaften in den letzten fünf Jahren Maßnahmen im Wert von rund 26 Millionen Euro, hauptsächlich Baumaßnahmen, durchgeführt wurden und sich derzeit Maßnahmen mit einem Volumen von rund 15 Millionen Euro in Ausführung befinden.

Die rheinland-pfälzischen Gerichte und Staatsanwaltschaften waren auch in den letzten Jahren wieder eine

wichtige Anlaufstelle für unsere rheinland-pfälzischen Bürgerinnen und Bürger.

Allein die 46 Amtsgerichte im Land haben im vergangenen Jahr 69.000 Zivilstreitigkeiten erledigt. Die Arbeitsbelastung bewegt sich damit auf sehr hohem Niveau. Dies möchte ich nicht verschweigen. Gleichwohl hat dies kaum Auswirkung auf die Verfahrensdauer, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen von der CDU dies fälschlicherweise so interpretieren. Ich werde dies im zweiten Teil meiner Rede noch einmal darstellen.

Ich möchte eine Anmerkung machen, die sicherlich auch von den Kollegen in ihren Redebeiträgen aufgenommen wird, wie das Verhalten des Oberstaatsanwalts dieser Tage zu dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz zu bewerten ist.

Meine Damen und Herren, für die FDP ist dies eine ganz einfache Sache: Urteile des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz sind von jedem Bürger, aber auch von jedem Staatsanwalt und von jeder Institution zu respektieren. Deswegen können wir die Ausführungen, die Herr Puderbach dieser Tage in der Öffentlichkeit gemacht hat, nur bedauern.

(Zuruf des Abg. Bischel, CDU)

Ich kann nicht für den Justizminister sprechen, dazu muss er etwas sagen. Aber für die FDP-Fraktion habe ich dies zum Ausdruck gebracht.

(Beifall der FDP und der SPD – Lelle, CDU: Einverstanden, Herr Creutzmann! Einverstanden!)

Es spricht nun Herr Abgeordneter Redmer.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wahr ist, dass wir seit Jahrzehnten auf allen öffentlichen Ebenen über unsere Verhältnisse gelebt haben. Daher muss auch keine Partei mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. Aber wahr ist auch, dass daher eine Korrektur erforderlich ist und diese Landesregierung alles tut, um diese Korrektur zu erreichen. Das können wir bei der Opposition und insbesondere bei der CDU aber so nicht erkennen. Sparen predigen, aber gleichzeitig immer mehr Ausgaben fordern, das passt nicht zusammen.

(Beifall der SPD und der FDP – Itzek, SPD: So ist es!)

Es ist vollkommen klar, dass die Korrektur weh tut, Sparen Konflikte schafft und es viel leichter ist, alle öffentlichen Interessen zu bedienen. Aber es gibt überhaupt keine Alternative zu dieser Sparpolitik, wenn wir künftigen Generationen noch vernünftige Perspektiven bieten wollen.

Bei Ihnen sieht das so aus, dass Herr Böhr in der Haushaltsdebatte einen Sparpakt fordert und Sie in einer Presseerklärung vom 21. Mai dieses Jahres den finanzpolitischen Offenbarungseid der Regierung fordern, gleichzeitig aber alle Fachpolitiker munter den Geldbeutel öffnen und Mehrausgaben fordern dürfen.

(Itzek, SPD: Der eine sagt hü, der andere hott! – Beifall der SPD und der FDP)

Ein besonders peinliches Beispiel dieser Art von Politik war die Pressekonferenz zur Justizsituation am 16. August. Ich lese Ihnen einmal den Eingangssatz Ihrer Tischvorlage vor: