Protocol of the Session on April 24, 2002

............................................................................................................................1439 Abg. Böhr, CDU:................................................................................................................................1433 Abg. Bracht, CDU:.............................................................................................................................1425 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................1458, 1465 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................1444, 1469 Abg. Dröscher, SPD:..........................................................................................................................1468 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................... 1443, 1448, 1451 Abg. Frau Thelen, CDU:.....................................................................................................................1467 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................. 1426, 1434, 1438 Abg. Hohn, FDP:.......................................................................................................................1452, 1462 Abg. Jullien, CDU:..............................................................................................................................1437 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................1429, 1436 Abg. Lammert, CDU:....................................................................................................... 1439, 1455, 1456 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................1467, 1469 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................1435 Abg. Mittrücker, CDU:...............................................................................................................1461, 1466 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................1441, 1449 Abg. Ramsauer, SPD:........................................................................................................................1428 Abg. Redmer, SPD:...........................................................................................................................1456 Abg. Schnabel, CDU:.........................................................................................................................1448 Abg. Stretz, SPD:.....................................................................................................................1459, 1466 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................1463 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................1470 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................1430 Präsident Grimm:............................................1425, 1426, 1427, 1429, 1430, 1433, 1434, 1435, 1436, 1437 1438, 1439, 1441, 1442, 1444, 1446, 1447, 1448, 1449, 1451 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................1452, 1454, 1455, 1456, 1457, 1459, 1461, 1462, 1463, 1465 1466, 1467, 1468, 1469, 1470, 1472 Zuber, Minister des Innern und für Sport:....................................................................................1446, 1454

22. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 24. April 2002

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 22. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Alexander Fuhr und Gerd Schreiner. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten ErnstGünter Brinkmann, Hildrun Siegrist, Peter Anheuser und Walter Wirz.

Gestatten Sie mir einige Hinweise zur Tagesordnung. Die Fraktionen sind übereingekommen, in der 22. Plenarsitzung am Mittwoch die beiden Themen zum Haushalt, die von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Fraktion der CDU beantragt worden sind, in einer ungeteilten Aktuellen Stunde zu behandeln.

Der Antrag der Fraktion der SPD für eine Aktuelle Stunde zum Thema „Fußball-WM 2006“ wird am Donnerstag in einer geteilten Aktuellen Stunde behandelt, in der außerdem der Antrag der Fraktion der FDP „Ausbau der Verkehrsverbindungen innerhalb des Flughafensystems Frankfurt-Hahn“ aufgerufen wird.

Zu Punkt 5 der Tagesordnung, Landesgesetz zur Änderung datenschutzrechtlicher Vorschriften – Drucksache 14/772 – betreffend, ist die Beschlussempfehlung – Drucksache 14/1013 – am Dienstag verteilt worden. Die Frist zwischen der Verteilung der Beschlussem pfehlung und der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs ist mit der Feststellung der Tagesordnung abzukürzen.

(Unruhe im Hause)

Gibt es zur Tagesordnung noch Anmerkungen, oder gibt es noch Änderungswünsche? – Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung so fest.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE „Verfehlte Haushaltspolitik – Landeshaushalt 2002 ohne Deckung“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 14/1002 –

„Der Doppelhaushalt 2002/2003 und der Finanzplan des Landes Rheinland-Pfalz für die Jahre 2001 bis 2005 nach den Beschlüssen des Finanzplanungsrates vom März 2002 und den bekannt gewordenen Bewirtschaftungsauflagen der Landesregierung“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/1003 –

Der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist zuerst eingegangen. Frau Kollegin Thomas müsste deshalb sprechen.

(Zuruf der Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mertes, SPD: Ja, wo ist sie denn? Sie sitzt wohl noch an der Rechenmaschine!)

Aber unter den obwaltenden Bedingungen sind Sie sicher damit einverstanden, dass die CDU-Fraktion beginnt.

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Bracht.

Meine Damen und Herren! Damit das klar ist: Ich spreche nicht für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sondern für die Fraktion der CDU.

(Itzek, SPD: Dann macht es doch gemeinsam!)

Ich begründe den Antrag der Fraktion der CDU.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wann hat es das schon einmal gegeben, dass eine Landesregierung nur zwölf Tage, nachdem ein Haushalt durch das Parlament verabschiedet wurde, diesen in weiten Teilen zur Makulatur und für ungültig erklärt, indem sie eine Bewirtschaftungssperre von 133 Millionen Euro, 260/270 Millionen DM verfügt. Meine Damen und Herren, das ist ein einmaliger Vorgang.

(Beifall der CDU – Schmitt, CDU: Unglaublich!)

Wir haben deshalb diese Aktuelle Stunde beantragt, weil wir der Meinung sind, dass die damit verbundene unehrliche Haushalts- und Finanzpolitik dieser Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen der letzten Wochen diskutiert werden muss.

Wir werfen Ihnen vor, daß Sie dieses Parlament und die Öffentlichkeit bei den Haushaltsberatungen und der Haushaltsverabschiedung im März dieses Jahres getäuscht haben. Wir werfen Ihnen vor, dass Sie gegen besseres Wissen einen Haushalt mit der Konsequenz durchgeboxt haben, dass Sie unmittelbar darauf eine Bewirtschaftungssperre erlassen mussten.

Jetzt weiß keiner, wie er diesen Haushalt einzuschätzen hat. Erhebliche Investitionen bleiben zum Beispiel, wie wir das erlebt haben, ohne Mitwirkung des Parlaments auf der Strecke.

Meine Damen und Herren von der Regierungskoalition und der Regierung, Sie wussten deutlich vor der Verabschiedung von Haushalts- und Finanzplan, welche Beschlüsse Sie unmittelbar nach der Verabschiedung im Finanzplanungsrat mit tragen und welche Maßnahmen für das laufende Haushaltsjahr Sie einleiten würden oder

einleiten müssten. Dennoch haben Sie, Regierung und Regierungsfraktionen, einen Haushalt verabschiedet, der keine Vorsehung für das beinhaltete, was Sie und jeder klar Denkende längst wussten.

Schlimmer noch, meine Damen und Herren: Sie haben unsere Einsparvorschläge, die bemerkenswerterweise ziemlich genau in der Höhe lagen, über die Sie eine Bewirtschaftungssperre verfügt haben, einfach vom Tisch gefegt und uns als dümmliche Jungen hinstellen wollen, was Ihnen natürlich nicht gelungen ist.

Sie haben argumentiert, die von Ihnen im Haushaltsentwurf vorgeschlagenen Ausgaben seien unabwendbar und für die Konjunktur zwingend notwendig. Unsere Vorschläge und Einsparungen, Einsparungen überhaupt seien hingegen konjunkturschädlich und realitätsfern.

Meine Damen und Herren, was realitätsfern war, zeigt sich heute: Ihr Haushaltsplan, sonst nichts.

(Beifall der CDU)

Den Kern Ihrer Argumentation stellte sogar die Behauptung dar, dass das Land ausschließlich ein Einnahmenproblem und kein Ausgabenproblem hat.

(Itzek, SPD: Genau so ist es!)

Meine Damen und Herren von der Regierung und der Koalition und Sie im Besonderen, Herr Itzek, wären Sie uns gefolgt, bräuchten Sie heute nicht der Unredlichkeit bezichtigt zu werden;

(Itzek, SPD: Dann hätten wir das Chaos, ach du lieber Gott!)

denn wie falsch Ihre Behauptungen waren, haben Sie nach der Verabschiedung des Haushalts durch Ihr eigenes Handeln und Tun bewiesen.

Die Landesregierung und die Koalitionsfraktionen haben einige wenige Tage nach der Verabschiedung des Haushalts im Landtag das exakte Gegenteil von dem getan, was Sie im Landtag vertreten und durchgesetzt haben. Sie haben Einsparungen im laufenden Haushalt in der von uns geforderten Größenordnung verfügt. Sie haben dem Finanzplanungsrat zugesagt, den Ausgabenzuwachs ab 2004 auf 1 % zu begrenzen.

Meine Damen und Herren, Sie haben aber vor allem Ihr Kernargument widerrufen, es gäbe ausschließlich ein Einnahmenproblem. Im Finanzplanungsrat haben Sie vielmehr rechtlich, politisch verbindlich und offiziell unterschrieben, dass eine Rückführung bis zur Vermeidung der Neuverschuldung ohne eine Halbierung der Ausgabensteigerung nicht zu machen ist.

Sie haben sogar betont, dass die Steuermindereinnahmen dieses Jahres derzeit Rheinland-Pfalz weniger hart treffen als den Bund und die anderen Länder.

Meine Damen und Herren, der von Ihnen wider besseres Wissen vor fünf Wochen durchgesetzte Doppelhaushalt 2002/2003 und der Finanzplan 2001 bis 2005 sind damit

in wesentlichen Teilen schon jetzt außer Kraft gesetzt und Makulatur.

Mit dieser Ihrer bewussten Politik haben Sie gegen den Grundsatz von Klarheit und Wahrheit des Haushalts verstoßen. Die Finanzverfassung verpflichtet Regierung und Parlament, alle zu erwartenden Einnahmen und notwendigen beabsichtigten Ausgaben im Haushalt wahrheitsgemäß zu veranschlagen. Dies hat die Regierung nicht getan.

Deshalb ist nach diesem Maßstab auch anzuzweifeln, ob die Landesregierung und die Mehrheitsfraktionen Buchstaben und Geist des Grundgesetzes, der Landesverfassung, des Haushaltsgrundsätzegesetzes und der Landeshaushaltsordnung gefolgt sind.

(Glocke des Präsidenten)

Ich komme zum Schluss.

(Zuruf von der SPD: Haben Sie überhaupt schon angefangen?)

Meine Damen und Herren von der Regierung, mit dieser unredlichen Politik haben Sie der Glaubwürdigkeit der Politik sehr geschadet. Sie haben zudem das Parlament und die Öffentlichkeit nach meiner Meinung bewusst hintergangen.

(Beifall der CDU – Itzek, SPD: Oh, oh!)

Es spricht Frau Abgeordnete Thomas als Antragstellerin.

(Mertes, SPD: Sie kamen doch zu spät! Jetzt sind Sie dran! – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Jetzt sind Sie dran!)