Ich möchte noch einige Worte zu der Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sagen, um später noch zum Qualitätsmanagement zu kommen. Wir brauchen eine Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, die stärker auf die Lehrerpersönlichkeit abzielt und diese fördert und es somit ermöglicht, Lehrerpersönlichkeiten für den einzelnen Anwärter zu entwickeln, die die Kompetenz des Motivierens fördern und den Schüler dazu bringen, um die Ecke zu denken und Sachverhalte so zu erfassen, dass er sich dafür interessiert und selbst mehr nachforscht. Auch dies hat Frau Brede-Hoffmann schon gesagt.
Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, den wir im Auge behalten sollten, wenn wir uns um die Reform der Lehrerausbildung kümmern.
Meine Damen und Herren, ich begrüße Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse der Realschule Bad Marienberg. Außerdem freue ich mich über den Besuch von Landfrauen aus Prüm. Seien Sie alle herzlich begrüßt!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Ministerin Ahnen, Sie haben in der Beantwortung der Mündlichen Anfrage ausgeführt, dass vieles gut und richtig sei und in Rheinland-Pfalz schon vieles getan werde. Ich frage mich, wie Sie sich dann die Ergebnisse der PISAStudie erklären, die auch in Rheinland-Pfalz erhoben worden sind.
Ich frage mich, ob dies im Rahmen der nächsten Ausschusssitzung noch einmal detailliert im Zusammenhang
mit dem Insterburg-Plan besprochen und möglicherweise auch der neuen Klemm-Studie gegenübergestellt werden kann, die ich ebenfalls gern behandeln würde.
Wir haben Oppositionsreden von den Regierungsfraktionen gehört, und wir haben gehört, dass jeder aus dieser Studie machen kann, was er möchte. Die Regierungsfraktionen versuchen mit einer vermehrten Einführung von Ganztagsangeboten sozusagen einmal wieder ihre Eier legende Wollmilchsau der rheinland-pfälzischen Schulpolitik auszupacken.
Die PISA-Studie, also der Leistungstest zur Analyse der Leistungsfähigkeiten und der Lebenstüchtigkeit unserer Schülerinnen und Schüler, hat die Leistungen von 15jährigen Schülerinnen und Schülern getestet. Auch die am Test beteiligten rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler sind mit ihren Leistungen ein Erfolg bzw. leider ein Misserfolg der Bildungspolitik der vergangenen neun Jahre.
Ich bin noch nicht so lange im Parlament, aber wenn ich mich recht erinnere, waren die jetzigen Regierungsfraktionen in den letzten neun Jahren für die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz verantwortlich.
Für uns haben die Ergebnisse der PISA-Studie die Mängel des strikt gegliederten deutschen Bildungssystems und der mangelnden Förderung Benachteiligter schonungslos offen gelegt.
Die Ausweitung des Ganztagsangebots an rheinlandpfälzischen Schulen und die Trippelschritte, die Sie jetzt bei der Kindertagesbetreuung versuchen, reichen in keiner Weise als Antwort auf die Ergebnisse der PISAStudie aus.
Rheinland-Pfalz braucht statt immer neuer Varianten von Einsparkonzepten endlich einen Paradigmenwechsel weg von den Investitionen in Straßen und Beton hin zu umfassenden Investitionen in Kindertagesstätten, in Schulen und in Hochschulen.
Im Hinblick auf die Haushaltsberatungen möchte ich folgende Passage aus dem „Spiegel“ zitieren: „Die Wurzel des Bildungsübels liegt aus Sicht des OECD-Manns Schleicher“ – das ist derjenige, der für die OECD-Studie für Deutschland verantwortlich war – „im Umgang mit dem Geld. Der deutsche Staatshaushalt spricht von Investitionen, wenn es um Autobahnen geht. Bildungsausgaben sind für ihn keine Investitionen, das sind Kosten.“ Genau das ist die Problematik an der Diskussion, die wir über die derzeitige Bildungspolitik führen.
Die Ursachen für das schlechte Abschneiden lassen sich für unsere Fraktion direkt an den Sprachprogrammen
auch an den rheinland-pfälzischen Schulen ablesen: Kürzungen der Stundentafel, durchschnittlich 10 % Unterrichtsausfall, nur 10 % mehr Lehrkräfte bei 20 % mehr Schülerinnen und Schülern. – Hinzu kommt eine überholte Erzieherinnen- und Lehrkräfteausbildung.
Zu dem, was Frau Kollegin Morsblech gerade zu ihren geplanten Elitegymnasien ausgeführt hat, möchte ich sagen, genau das steht im klaren Gegensatz zu den Ergebnissen dieser Studie. Das ist der falsche Weg mit mehr Auslese und mehr Förderung. Wir brauchen mehr Förderung für Schülerinnen und Schüler, die benachteiligt sind.
PISA macht uns zuallererst auf die Förderung benachteiligter Schülerinnen und Schüler aufmerksam. Sie haben nichts Besseres zu tun, als für Ihre Eliteschulen zu werben.
Der neue OECD-Bildungsvergleich hat deutlich nachgewiesen, dass auch die Leistungsspitze der Schülerinnen und Schüler in integrierten Schulsystemen besser gefördert wird.
(Glocke des Präsidenten – Frau Kohnle-Gros, CDU: Man muss immer bei einem Vergleich genau hinschauen!)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Debatte wird uns noch ein wenig länger begleiten. Herr Abgeordneter Wiechmann, es ist zum jetzigen Zeitpunkt schon überraschend, wie dezidiert Sie das alles schon wissen.
Gleichzeitig richten Sie an die Regierung und an die anderen Fraktionen den moralischen Appell, man müsse sich doch erst einmal in Ruhe damit befassen. Ich sage, Sie haben Recht. Man muss sich in Ruhe damit befassen. Niemand hat hier vorn gestanden, der gesagt hätte, alle Probleme sind gelöst. Niemand hat das gesagt. Wir müssen uns aber überlegen, auf welchem Niveau wir ansetzen. Deswegen ist eine Bestandsaufnahme der jetzigen Situation mit der Verknüpfung von Perspektiven meines Erachtens schon der geeignete Weg.
Ich möchte aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal sechs Punkte festhalten. Ich möchte als Erstes einen Punkt nennen, bei dem es mich freut, dass er auch hier zum Ausdruck gekommen ist und bei dem sich in der Bundesrepublik Deutschland etwas getan hat. Es gibt inzwischen eine große Übereinstimmung, dass wir solche Studien brauchen und auch in weiten Teilen des Bildungssystems akzeptiert wird, dass der internationale, der nationale Vergleich und auch der Vergleich im Land sinnvoll und notwendig sind. Wir haben das in Rheinland-Pfalz frühzeitig so gesehen. Ich weiß aber, auf welche Widerstände mein Kollege Zöllner gestoßen ist, als er am Anfang diese Frage diskutiert hat. Ich halte es für einen Fortschritt, dass wir heute gemeinsam der Meinung sind, wir brauchen so etwas.
Die Studien machen deutlich, dass die Qualität schulischer Ausbildung im Mittelpunkt der Bemühungen stehen muss. Hätte es noch eines solchen Beleges bedurft – aus meiner Sicht hat es das nicht –, so wäre PISA der Beleg dafür gewesen, dass wir ein systematisches Qualitätsmanagement brauchen, was übrigens nicht eine Eintagsfliege ist, sondern eine Maßnahme über viele Jahre.
Ich möchte einen dritten Punkt erwähnen. Es gibt Handlungsbedarf, und es ist nachhaltiges Handeln gefordert. Es ist aber natürlich schon bemerkenswert, dass zum Beispiel der Schwerpunkt Grundschule jetzt zum Gegenstand einer Befassung in der Kultusministerkonferenz gemacht und dann sehr wohl geschaut wird, dass Rheinland-Pfalz und einige andere in diesem Punkt schon etwas auf den Weg gebracht haben. Da braucht man sein Licht auch nicht unter den Scheffel zu stellen.
Natürlich ist es bemerkenswert, dass jetzt auf einmal bundesweit 16 Kultusministerinnen und Kultusminister beschließen, dass wir mehr vorschulische und mehr schulische Ganztagsangebote brauchen. Das ist eine Debatte, die noch vor wenigen Wochen absolut kontrovers verlaufen wäre. Ich sage bei aller Bescheidenheit, mit dieser Entwicklung hat das Land Rheinland-Pfalz etwas zu tun.
Ich möchte noch einmal sagen, niemand will den Eindruck erwecken, dass damit alle Probleme gelöst seien. Wir haben aber Antworten, die wir in Teilbereichen geben können. Aus meiner Sicht haben wir tragfähige Antworten. Mit der Ganztagsschule haben wir vor allen Dingen in den auch von Ihnen problematisierten Bereichen eine tragfähige Antwort, nämlich gerade für die, die besondere sprachliche Probleme und besondere soziale Probleme haben. Es liegt auf der Hand, dass Ganztagsschule ein Angebot sein kann.
Ich habe aber auch schon in meiner Antwort deutlich gemacht, wir bedürfen weiterer Anstrengungen. Bei diesen weiteren Anstrengungen steht für mich insbeson
dere die Lern- und Unterrichtskultur im Mittelpunkt, also das, wo wir besonders schlecht abschneiden, nämlich das Wissen und die Fähigkeiten in Anwendungssituationen auch benutzen zu können. Damit müssen wir uns befassen. Damit sind wir auch bei der Frage der Unterstützung von Lehrertätigkeit. Wir wollen deren Professionalität weiter stärken, dies durch Fortbildung, aber auch durch eine Reform der Lehrerausbildung. Wir wollen aber auch insgesamt eine Diskussion mit allen Beteiligten, das heißt, mit Politik, die selbstverständlich Verantwortung übernehmen muss, aber auch eine Diskussion mit Lehrerinnen und Lehrern, mit Schülerinnen und Schülern und mit Eltern gemeinsam über den Stellenwert von Lernen in dieser Gesellschaft, weil wir der festen Überzeugung sind, auch hier brauchen wir eine neue Diskussion.
(Beifall bei SPD und FDP und der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU – Pörksen, SPD: Haben Sie richtig zugehört? – Frau Kohnle-Gros, CDU: Ja! Ihr habt nicht verstanden, was sie gemeint hat! – Pörksen, SPD: Ich habe mich nur gewundert!)