Protocol of the Session on October 12, 2005

...................................................................................................................................... 6749 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................... 6712, 6717, 6752, 6753 Abg. Dr. Enders, CDU:................................................................................................................................ 6736 Abg. Dr. Gebhart, CDU:........................................................................................................... 6710, 6711, 6716 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.............................................................................................................. 6747, 6748 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................................................ 6743 Abg. Dröscher, SPD:................................................................................................................................... 6737 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................................... 6722, 6729 Abg. Frau Leppla, SPD:............................................................................................................................... 6754 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................... 6750 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 6749 Abg. Hohn, FDP:...................................................................................................................... 6713, 6718, 6752 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................................... 6721 Abg. Lammert, CDU:................................................................................................................................... 6752 Abg. Lewentz, SPD:........................................................................................................................... 6719, 6727 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 6739, 6740, 6742 Abg. Mertes, SPD:....................................................................................................................................... 6742 Abg. Ramsauer, SPD:....................................................................................................................... 6711, 6717 Abg. Rüddel, CDU:...................................................................................................................................... 6745 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................ 6720, 6728 Abg. Stretz, SPD:......................................................................................................................................... 6752 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 6723 Eymael, Staatssekretär:............................................................................................................................... 6719 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:............................................................................. 6714, 6753 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:............................................. 6730, 6747 Mertin, Minister der Justiz:........................................................................................................................... 6751 Präsident Grimm:...............................................6710, 6711, 6712, 6713, 6714, 6716, 6717, 6718, 6719, 6720

6721, 6722, 6723, 6727, 6728, 6729, 6749 Vizepräsident Itzek:...........................................6736, 6737, 6739, 6740, 6742, 6743, 6745, 6747, 6748, 6749

6750, 6751, 6752, 6753, 6754, 6755

101. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 12. Oktober 2005

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 101. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Schriftführende Abgeordnete sind Nils Wiechmann und Dieter Klöckner. Letzterer führt die Rednerliste.

Wir haben einige Abgeordnete, die heute nicht teilnehmen können, und zwar die Abgeordneten Marianne Grosse, Michael Hörter, Erhard Lelle, Hedi Thelen, Ulla Schmidt und Dr. Edmund Geisen sowie die Staatsminister Hans-Artur Bauckhage und Gernot Mittler.

Ich freue mich, zu Beginn der Sitzung zwei Kollegen, auch in Ihrem Namen, zu einem runden Geburtstag gratulieren zu können, und zwar wurde am 4. Oktober Vizepräsident Jürgen Creutzmann 60 Jahre alt, herzlichen Glückwunsch und alles Gute!

(Beifall im Hause)

Der Kollege Michael Billen wurde am 4. Oktober 50 Jahre alt, auch ihm von dieser Stelle herzliche Glückwünsche!

(Beifall im Hause – Frau Spurzem, SPD: In Abwesenheit!)

Meine Damen und Herren, die ausgedruckte Tagesordnung liegt Ihnen vor. Hinweise dazu habe ich nicht zu machen. Gibt es Einsprüche, Widersprüche oder Hinweise zu dieser Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann kann ich sie so feststellen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE

„Folgen der drohenden Verschärfung der Chemikalienrichtlinie ‚REACH’ bei den Beratungen des Europäischen Parlaments für die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/4562 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Dr. Gebhart.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn wir heute über die Neuregelung der Chemikalienpolitik in Europa reden, dann reden wir über eines der größten einzelnen Gesetzgebungsvorhaben, das sich Europa jemals auf seine Fahnen geschrieben hat.

Im Ziel herrscht große Einigkeit: Nachhaltige Entwicklung, Schutz von Mensch und Umwelt auf der einen Seite, und auf der anderen Seite wollen wir Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bewahren und verbessern. Das ist das Ziel.

Meine Damen und Herren, aber wenn wir uns die konkreten Vorlagen, die im Moment auf dem Tisch liegen, ansehen, zunächst den Kommissionsentwurf über 1.000 Seiten, dann müssen wir feststellen – wir haben darüber vor wenigen Wochen debattiert –, dass gravierende Mängel bestehen. Das Ziel wird am Ende nicht erreicht.

(Ramsauer, SPD: Das wissen Sie?)

In den letzten Tagen hat sich viel bewegt. Zunächst gab es Hoffnung. Im Industrie- und im Wettbewerbsausschuss des Europäischen Parlaments wurden vernünftige Kompromisse gefunden. Aber diese Hoffnung wurde vor wenigen Tagen stark getrübt.

Was ist passiert? Der federführende Umweltausschuss im Europäischen Parlament hat mit den Stimmen der Sozialisten, der Liberalen und der GRÜNEN sinnvolle Vorschläge, die bereits gefunden waren, wieder über den Haufen geworfen. Der Verordnungsentwurf wurde an mehreren Stellen ganz empfindlich verschärft.

Meine Damen und Herren, die Landesregierung vertritt im Land regelmäßig eine durchaus vernünftige Position im Hinblick auf die Chemikalienpolitik.

(Pörksen, SPD: Oh, wie großzügig! – Dr. Weiland, CDU: In diesen Fällen selten! – Zuruf der Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich will das ausdrücklich sagen. Ich begrüße dies. Meine Damen und Herren von der Landesregierung – auch das muss ich sagen –, Ihr Problem ist aber, dass Ihre eigenen Leute in Brüssel sich nicht an diese Positionen halten.

(Beifall der CDU)

Wir müssen leider immer wieder feststellen, dass es Ihnen nicht gelingt, die eigenen Leute in Europa auf eine vernünftige Position zu bringen. Deswegen fordere ich die Landesregierung und Sie, Herr Beck, auf, nutzen Sie Ihre Möglichkeiten in Brüssel und Berlin. Nur dann – wirklich nur dann – helfen Sie unserem Land wirklich weiter.

(Beifall der CDU – Pörksen, SPD: Schon geht es los!)

Meine Damen und Herren, wenn das, was der Umweltausschuss wünscht, so beschlossen würde, dann wäre das fatal für unsere Wirtschaft, auch in Rheinland-Pfalz für unsere Chemieindustrie, einer der größten Arbeitgeber im Land. Mehr als 55.000 Menschen sind direkt beschäftigt. Meine Damen und Herren, das sollte uns zu denken geben.

Warum wäre es so fatal, wenn das beschlossen würde, was der Umweltausschuss favorisiert? Vieles von dem,

was dort vorgeschlagen wird, wäre unglaublicher bürokratischer Aufwand. Stoffe würden vom Markt verschwinden, nicht deswegen, weil sie so gefährlich wären, sondern schlicht und ergreifend deswegen, weil allein die Registrierungskosten nicht bezahlt werden könnten.

Die Kosten wären immens. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen wären hart getroffen. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Meine Damen und Herren, das kann und darf nicht die Lösung für die Probleme an unserem Standort Deutschland sein.

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, was wäre die Alternative? Die Alternative wäre ein ausgewogeneres, ein besseres „REACH“, das heißt vernünftige Testanforderungen, weg von der reinen Mengenorientierung, weg von der befristeten Zulassung, Geschäftsgeheimnisse wahren. Meine Damen und Herren, das sind nur einige, aber sehr wichtige Punkte.

Frau Ministerin Conrad, Sie haben vor wenigen Tagen einen Brief an die Europaabgeordneten geschrieben.

(Zuruf von der SPD: Das ist richtig!)

In diesem Brief haben Sie unter anderem dafür geworden, dass die Registrierung von Stoffen in der Regel in Konsortien erfolgen soll. Die Intention, die dahintersteckt, unnötige Tierversuche vermeiden, ist mit Sicherheit richtig. Das muss mit Sicherheit geregelt werden: Tierversuche vermeiden, doppelte Tierversuche für ein und denselben Stoff vermeiden. Ich denke, das ist auch eine moralische Verpflichtung, die wir alle haben.

Wenn wir es aber zur Regel machen, dass nun auch solche Daten, die nicht in Zusammenhang mit Tierversuchen stehen, ebenfalls in Konsortien geteilt werden müssen, dann ist es gefährlich, weil wichtige Informationen, wichtig aus Wettbewerbsgründen, wichtige und zum Teil vertrauliche Informationen, zum Beispiel über Anwendungen, auf diesem Weg preisgegeben werden könnten.

(Glocke des Präsidenten)

Davon können wir ausgehen, am Ende sind es nicht die rheinland-pfälzischen Unternehmen, die von dieser Regel profitieren würden, die rheinland-pfälzischen Unternehmen mit ihrem großen Know-how. Es werden eher die ausländischen Wettbewerber sein.

Ihr Vorschlag ist gut gemeint, aber ich habe erhebliche Zweifel, dass dieser Vorschlag wirklich zu Ende gedacht ist.

(Beifall der CDU – Dr. Gölter, CDU: So ist es!)

Herr Kollege, die Redezeit ist längst überschritten.

Sie würden mit diesem Vorschlag der heimischen Wirtschaft einen Bärendienst erweisen.

Herr Kollege!

Ich bitte Sie, ich fordere Sie auf, überdenken Sie diesen Vorschlag. Nehmen Sie ihn zurück.

(Beifall der CDU – Schwarz, SPD: Ist Ihre Regierungs- erklärung zu Ende?)

Lieber Herr Kollege, auch wenn Sie noch nicht so lange im Landtag sind, so wissen Sie dennoch, dass man sich an die Geschäftsordnung zu halten hat.

(Zuruf von der CDU: Das gilt aber auch für alle!)

Herr Ramsauer spricht für die SPD-Fraktion.