Protocol of the Session on January 24, 2019

(Hendrik Wüst, Minister für Verkehr: Das ist die einzige Schönfärberei!)

Wunderbar. Das ist ja interessant. Es ist total schön.

(Vereinzelt Zurufe und Heiterkeit)

Das Entscheidende ist doch: Es war Mike Groschek, der hier gesessen und vom Pisa-Schock für die Infrastruktur geredet hat. Es war Mike Groschek, der dafür gesorgt hat, dass die Mittel für den Verkehr deutschlandweit aufgestockt worden sind.

(Vereinzelt Beifall von der SPD)

Es war Mike Groschek, der dafür gesorgt hat, dass die Mittel nach oben gepfiffen worden sind – die Mittel, die ihr jetzt ausgeben könnt.

(Zuruf von Matthias Kerkhoff [CDU])

Was hier behauptet wird, ist doch grober Unfug.

Jetzt erzähle ich noch etwas aus dem Nähkästchen.

(Zuruf von Dietmar Brockes [FDP])

2010 hättet ihr Straßen.NRW in die Pleite geführt. Wir mussten als erstes Regierungshandeln 50 Millionen Euro zuschießen, weil sie pleite waren.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN – Zu- ruf von der SPD: So war das!)

Es ist wirklich jämmerlich. Es gibt so viele Politikfelder, in denen man streiten kann. Aber ich habe seit sieben Jahren hier im Plenum immer gesagt: In der Verkehrspolitik glaubt euch und uns allen keiner mehr, weil die Leute erlebt haben, dass es für eine Umgehungsstraße 40, 50 Jahre gebraucht hat – egal, wer regiert hat. Die Planungen für alle möglichen Projekte haben 30, 40 Jahre gedauert.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Über Jahre,

(Dietmar Brockes [FDP]: Wer hat denn da re- giert? – Unruhe – Glocke)

in denen ihr für die Bundespolitik verantwortlich wart, ist die Investitionstätigkeit des Staates heruntergefahren worden.

(Beifall von der SPD – Dr. Günther Bergmann [CDU]: Sie müssen etwas von Umgehungs- straßen erzählen!)

Ich glaube, es geht am Ende um die Frage der Ehrlichkeit.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Die Ehrlichkeit habt ihr eben nicht.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Bis heute lobt ihr eure Trump-Plakate. Bis heute seid ihr stolz darauf, so eine unseriöse Wahlkampfführung gemacht zu haben, weil ihr meint, das sei erfolgreich.

(Bodo Löttgen [CDU]: Seit wann duzen wir uns?)

Aber am Ende zerstört es das Vertrauen in Politik. Davon bin ich fest überzeugt.

(Beifall von der SPD)

Jetzt kommen wir zum nächsten Punkt. Was ihr heute hier abzieht, ist das Schlimmste. Ihr versucht im Nachhinein noch, zu täuschen und zu tricksen. Ihr versucht, die Zahlen im Nachhinein auch noch umzudrehen.

Der ADAC, der jahrelang der beste Freund der CDU war, ist auf einmal nicht mehr koscher, wird hier in Reden gesagt. Was macht der ADAC da? Da kann

man ja einmal auf seine Homepage gucken. Ganz merkwürdig: Der ADAC hat am 17. Januar 2019 mit dem jüngsten Staubericht für das abgelaufene Jahr verkündet, dass die Staus im Vergleich zum Jahr 2017 erneut zugenommen haben. Die Anzahl der Staus hat sich in NRW um 5,2 % erhöht.

(Zuruf von Bodo Löttgen [CDU])

Es gibt so viele Staus in NRW wie nie zuvor. Nach Berechnungen des ADAC sind es 486.000 km Stau.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das sind Rekordwerte für Nordrhein-Westfalen. Und der ADAC erhebt diese Daten seit zehn Jahren immer nach derselben Methode.

(Zuruf von der CDU)

Wollt ihr das etwa infrage stellen?

Umso erstaunlicher ist, was CDU und FDP machen. Sie behaupteten vor Weihnachten, dass der Stau um 4 % abgenommen habe. Jetzt die Frage: Wie kommt es denn zu diesem Widerspruch? Sehr interessant!

(Matthias Kerkhoff [CDU]: Zuhören! Das hat der Minister gerade gesagt!)

Die Frage, die sich stellt, ist: Habt ihr eigentlich den Dezember in der Staustatistik mitberücksichtigt?

(Daniel Sieveke [CDU]: Können Sie uns mal siezen?)

Haben Sie eigentlich den Monat Dezember mitberücksichtigt? Haben Sie eigentlich die Baustellen aus der Statistik herausgerechnet? Haben Sie eigentlich das Prinzip, wie man einen Stau definiert – 35 km/h oder 40 km/h –, geändert, oder haben Sie es nicht geändert?

(Hendrik Wüst, Minister für Verkehr: Alles gleichgeblieben!)

Wenn das alles gleichgeblieben ist, ist es ja sehr erstaunlich, dass der ADAC vollkommen anderer Auffassung ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben nicht nur in Trump’scher Manier Wahlkampf gemacht, sondern verbiegen die Fakten anschließend ebenfalls in Trump’scher Manier. Das ist unanständig.

(Beifall von der SPD – Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN)

Ich möchte gerne einmal wissen, wie die Fachleute im Ministerium und vor allen Dingen bei Straßen.NRW diese Vorgehensweise denn in Wirklichkeit sehen. Wahrscheinlich dürfen sie aber nicht dazu sprechen, weil man das so, wie man es jetzt gemacht hat, weiter nach draußen vertreten will.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es war Mike Groschek, der an vielen Stellen versucht hat, dieses Land nach vorne zu bringen.

(Zuruf von der CDU: Was?)

Er hat mit seinen Beiträgen dafür gesorgt, dass die Mittel da sind, die Ihnen die Möglichkeit geben, jetzt etwas zu entwickeln.

(Unruhe bei der CDU)

Eines wäre aber nötig. Deswegen bedanke ich mich beim Kollegen Middeldorf. Ich will das klar sagen. Sie sind der Koalitionspolitiker, der zum ersten Mal hier im Parlament gesagt hat: Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis, weil es ein schwieriges Jahrzehnt wird. – Herr Middeldorf, das ist hochanständig. Das rechne ich Ihnen hoch an. Das wäre der richtige Weg.

(Vereinzelt Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

Ich würde mir sehr wünschen, dass bei all den Sprechblasen, die der Minister hier gerade losgelassen hat, einmal zwei Dinge in den Mittelpunkt kämen.