Eine MINT-Förderung ohne akademische Ausbildung geht nicht. Wie will die CDU denn zu Lehrern und – das haben wir in der letzten Woche auch gehört –, insbesondere auch zu Lehrerinnen, kommen, die diese Fächer unterrichten können? Wie will sie denn den notwendigen Nachwuchs in den Studienfächern der Ingenieur- und Naturwissenschaften gewinnen, wenn den MINT-Fächern nicht auch in der Sekundarstufe II Rechnung getragen wird?
Der CDU-Antrag verkennt zudem, wie vielfältig bereits heute die Möglichkeit einer Verbindung von beruflicher Ausbildung mit der Erlangung der Fachhochschulreife oder der allgemeinen Hochschulreife ist.
Das Interesse an diesen Wegen ist deutlich gewachsen, ebenso wie das Interesse junger Menschen an einem dualen Studium. Ein Beispiel wurde eben von der Kollegin benannt.
Unser Bildungssystem soll Chancen eröffnen und Kinder und junge Menschen mit vielfältigen Angeboten unterstützen, verbunden mit der Anerkennung der verschiedenen Bildungswege. Und das kann nicht eine einseitige Ausrichtung von Schulen oder Kindern bedeuten.
Wir sind gespannt, ob es von der CDU nach diesem Antrag im Ausschuss eine inhaltliche Fundierung geben wird, die uns im Hinblick auf die Fachkräfteausbildung tatsächlich voranbringen kann. – Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe CDU, wir freuen uns über diesen Antrag, denn vielen Aussagen können wir sehr gut zustimmen, weil wir zu vielen dieser Themen Initiativen erarbeitet haben, etwa zur wichtigen Rolle der dualen Ausbildung, zu Berufskollegs, zum MINT-Bereich, zur Rolle des Handwerks oder der ungesunden Abiturfixierung. Wir teilen daher die Situationsbeschreibung in hohem Maße.
Die duale Ausbildung bildet die zweite wichtige Säule unseres Ausbildungssystems. Deutschland verfügt mit 5,7 % nicht umsonst über die geringste Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Aus Sicht der Freien Demokraten verdanken wir das gerade auch der dualen Ausbildung. Es ist erfreulich, wenn inzwischen sogar die OECD diese hervorragende Verbindung aus schulischer und betrieblicher Ausbildung anerkennt. Gleichzeitig muss man in Richtung OECD aber auch ganz klar sagen: Es ist inhaltlich absurd und verheerend für die duale Ausbildung, wenn behauptet wird, dass Kinder von Akademikern mit einer Ausbildung einen Bildungsabstieg vollziehen.
Ja, es gibt eine Art Abiturfixierung in Deutschland. Es läuft etwas schief, wenn junge Menschen, die vielleicht mit einer Ausbildung viel glücklicher wären, in großer Zahl an Hochschulen scheitern.
Wir müssen viel stärker dafür werben, dass eine Ausbildung ein gleichwertiger Weg ist, der darüber hinaus viele weitere Wege öffnet.
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist erfreulich, dass Sie, Frau Ministerin Löhrmann, inzwischen vermehrt die Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung betonen.
Gleichzeitig gibt es aber auch einen Wermutstropfen in diesen süßen Wein. Es sind nämlich besonders die Grünen, die den Eindruck erwecken, ohne Abitur sei man nur ein halber Mensch.
Sehr geehrte Frau Ministerin, wer inzwischen den hohen Wert der dualen Ausbildung schätzt, sollte an Berufskollegs nicht willkürlich Stellen streichen.
Wer die Berufskollegs als Steinbruch behandelt, die für den angeblichen Erfolg Ihrer Präventionspolitik
Die CDU spricht auch die MINT-Förderung an. – Richtig, Herr Kaiser, wir haben in der letzten Woche eine hochinteressante Anhörung zum FDP-Antrag zur Stärkung des MINT-Bereichs erlebt. Von Universitäten über Lehrerverbände bis hin zu Wirtschaftsvertretern gab es eine breite Unterstützung dafür, dass wir die Anstrengungen massiv verstärken müssen. Es kann nicht sein, dass nordrheinwestfälische Schülerinnen und Schüler im Bundesvergleich verheerend abschneiden und Rot-Grün weitgehend einfach zur Tagesordnung übergehen.
Ich erinnere nur an die Warnung des renommierten Bildungsforschers Olaf Köller, der erklärte, Nordrhein-Westfalen rutsche langsam in die BremenLiga ab.
Die CDU fordert nun neben dem bestehenden Fach Technik die Einführung einer durchgehenden technischen Grundbildung. Gerade für NordrheinWestfalen als Industrie- und Technologiestandort ist dieser Bereich tatsächlich von zentraler Bedeutung.
Aus Sicht der FDP müssen wir aber den MINTBereich generell aufwerten. Aber zum MINTBereich zählen sechs Fächer. Warum zum Beispiel gilt die Forderung für Technik nicht ebenso für Informatik?
Leider wären wir gegenwärtig schon froh, wenn die Landesregierung bestehenden Fachunterricht im MINT-Bereich sichern könnte. Die Prognosen für die Sicherung des zukünftigen Lehrkräftebedarfs sind mehr als düster; demnach liegen sie für Technik bei 21 %. Selbst wenn man Technik als Bezugswissenschaft in den MINT-Fächern intensivieren würde, benötigen wir dennoch entsprechende Lehrkräfte. Es dürfte daher schwierig werden, zusätzlichen Unterricht auch nur ansatzweise abzudecken.
Die FDP wird im Rahmen von mehr Schulfreiheit weitere Vorschläge unterbreiten, wie wir trotz der widrigen Bedingungen den gesamten MINT-Bereich stärken können. Dazu zählt zweifelsohne auch der wichtige Bereich der Technik.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die CDU stellt ihren Antrag als einen zweiten Teil in eine Reihe mit ihrem Antrag „Gymnasien in ihrem pädagogischen Auftrag stärken“. Nimmt man dies mit in den Blick, zeigt sich die seit Jahrzehnten unveränderte bildungspolitische Grundhaltung. Ihr Denken ist immer noch geprägt von der Unterscheidung zwischen praktischer und theoretischer Begabung,
auch wenn Sie mittlerweile gelernt haben, den Ausdruck „Begabung“ in den Antragstexten zu vermeiden. Frau Spanier-Oppermann hat gerade schon ausgeführt, dass es diese Trennung eigentlich nicht mehr geben darf.
Jetzt treibt Sie die Sorge um, in Zukunft drohe ein Mangel an Schulabgängern nach der Sek. I, die in eine duale betriebliche Ausbildung übergehen. Dann könnte der Fachkräftebedarf in Zukunft kaum gedeckt werden. Um diese Gefahr abzuwenden, müsse das Verhältnis zwischen beruflicher und akademischer Bildung wieder in Balance gebracht werden.
Das finde ich – ehrlich gestanden – unglaublich. Das sehen wir ganz anders. Es macht überhaupt keinen Sinn, die duale Ausbildung gegen ein Abitur und ein anschließendes Studium auszuspielen.
Wir wollen erreichen, dass die Quote der Abschlüsse innerhalb eines Jahrganges in den kommenden zwei Jahrzehnten deutlich erhöht wird, um den Bedarf der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Wirtschaft an gut ausgebildeten Fachkräften zu decken. Dies wollen wir erreichen, indem mehr Schüler zur Hochschulreife gebracht werden und ein Studium beginnen.
Auch sollen die Abbrecherquoten deutlich gesenkt werden. Ich denke, es gibt durchaus Programme, die bei Studienanfängern, die zu dem Schluss kommen, das Studium ist vielleicht doch nicht das Richtige, zu der Überlegung führen, dann in eine Ausbildung zu gehen. Ich meine, dazu ist eine Menge auf den Weg gebracht worden.
Darüber hinaus gilt es, die Qualität und Flexibilität beruflicher Ausbildungswege zu erhöhen. Diese sollen, wo immer es sinnvoll ist, zu einem Fachhochschul- oder Universitätsstudium ausgebaut werden.
Ich möchte noch einmal auf das duale Studium hinweisen. Das ist, wie ich finde, ein sehr guter Weg für junge Erwachsene. Auf diesem Gebiet können wir in NRW noch einiges tun. Wenn ich andere Bundesländer wie Baden-Württemberg sehe, ist da noch eine Menge Luft nach oben. Das eröffnet gute Chancen, tatsächlich Praxis mit Theorie zu verbinden.
Liebe Mitglieder der CDU-Fraktion, Ihre Fokussierung allein auf eine Ausbildung in technischpraktischer Kompetenz verkennt leider auch das rasende Tempo der digitalen Revolution. Technische Berufe werden sich verändern. Das müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen.
So wird prognostiziert, dass zum Beispiel im Bereich Maschinenbau der Zerspanungsmechaniker bald von der Berufsbildfläche verschwunden sein wird. Andere Menschen mit anderen Qualifikationen werden diese Aufgabe übernehmen müssen. Sie müssen einen Computer programmieren und ihn bedienen können.
Zudem haben wir absehbar erhebliche Handlungsbedarfe bei den Pflegeberufen. Auch hier stehen wir vor immer größer werdenden fachlichen Herausforderungen. In diesem Feld wird es immer mehr darum gehen, auch ein theoretisches Wissen zu vermitteln, und dann man wird das Abitur haben müssen.
Vor allem ist eine gute Allgemeinbildung, mit der man das Lernen lernt, immer noch die beste Voraussetzung, um auf einem durch digitale Revolution immer dynamischer werdenden Arbeitsmarkt zurechtzukommen.
In Ihrem Antrag fehlt besonders der Blick auf all jene Jugendliche, deren Integration in Ausbildung und Beruf bisher nicht gelungen ist.