Es ist klar, wohin die Reise gehen soll. Sie wollen Bildungsgerechtigkeit und opfern dafür Bildungsqualität. Sie werden aber keine Chancen verbessern, wenn Sie das Leistungsprinzip aufgeben, Frau Löhrmann.
Das Gymnasium ist unsere beliebteste und erfolgreichste Schulform. Insbesondere das Gymnasium hat in den letzten Jahren unter dieser Vernachlässigung gelitten. Immer mehr Kinder und Jugendliche wechseln auf das Gymnasium. Es ändert sich dort also die Schülerschaft. Dort ist deshalb auch mehr individuelle Förderung notwendig. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist genauso für die Eltern von Kindern am Gymnasium wie an allen anderen Schulformen ein wichtiges Thema.
Aber mit diesen praktischen Problemen werden die Gymnasien in Nordrhein-Westfalen nahezu alleingelassen. Die aktuelle Diskussion über G9 oder G8, Frau Löhrmann, ist der Blitzableiter, mit dem die Eltern deutlich machen, dass sie im Alltag von dieser Landesregierung alleingelassen werden.
Das zeigt die praktischen Probleme und die Sorgen. Es ist gerade in der Debatte hier in wunderbarer Klarheit von Frau Hendricks noch einmal auf den Punkt gebracht worden. Auf den Zuruf „Was haben Sie eigentlich für die Gymnasien in den letzten vier Jahren, wo praktische Probleme sichtbar waren, gemacht?“ ist Ihre Antwort: Wir haben Netzwerke gegründet. Warum haben Sie nicht gleich gesagt, wir haben einen Arbeitskreis gegründet? Denn: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis.
Frau Hendricks, das haben Sie hier heute gesagt; das ist Ihre Bilanz. Als erfahrene Schulpolitikerin konnten Sie nichts anderes sagen, was Sie für die Gymnasien tun wollen, als „Netzwerke haben wir gegründet“.
Deshalb, meine Damen und Herren, überrascht es auch nicht, dass viele Eltern jetzt wegen der Förderbedingungen am Gymnasium besorgt sind, dass es dort in der Praxis Probleme gibt und scheinbar das G8-Abitur dafür verantwortlich gemacht wird. In Wahrheit ist es aber die Vernachlässigung dieser Schulform, beispielsweise bei der Lehrerversorgung, der Klassengrößen, beim Ganztag, auch bei neuen pädagogischen Angeboten, die ebenfalls dort benötigt werden.
Beispiel Unterrichtsorganisation: Frau Löhrmann, meine Fraktion hat Ihnen in den letzten Jahren regelmäßig nahegelegt, die Hausaufgaben der Schülerinnen und Schüler während der Förderstunden im regulären Schulangebot anfertigen zu lassen, um die Nachmittage zu entspannen und Freizeit zu ermöglichen. Das haben Sie weggewischt.
sieren, zu ermöglichen, dass nicht alle Züge eines Gymnasiums in den Ganztagsbetrieb wechseln müssen, damit die Eltern weiter Wahlfreiheit haben und nicht gezwungen sind, an eine Gesamtschule zu gehen. Sie haben dann hier gesagt: Nein, nein, das ist alles Unsinn. – Frau Beer hat das hier in Bausch und Bogen als praxisfern verurteilt.
Das ist interessant. Sie rufen „Ja!“ dazwischen. Denn bemerkenswert ist doch, dass sich jetzt bei den Gesprächen beim Runden Tisch zu G8 eine Arbeitsgruppe auch mit der Flexibilisierung des Ganztags beschäftigt, Frau Beer.
Aber das Gymnasium braucht eine hinreichende Ganztagsversorgung, weil es sonst durch die kalte Küche in den Ganztagsbetrieb geht. In der Praxis – hier sind ja Schülerinnen und Schüler und Bürgerinnen und Bürger da – ist doch schon sichtbar, dass man bis weit in den Nachmittag Zeit in der Schule verbringt. Also durch die kalte Küche ist das Gymnasium in Wahrheit an vielen Stellen schon eine Ganztagsschule.
Was aber fehlt, sind die hinreichenden Ressourcen. Wenn es nämlich keine echte Ganztagsschule ist, dann fehlen Lehrerstellen. Dann fehlt ein ein qualifiziertes Angebot am Nachmittag, für eine Flexibilisierung der Unterrichtszeiten. Es fehlt dann auch eine Mensa für ein gemeinsames Mittagessen.
keine Privilegierung für das Gymnasium, aber die Schüler, Eltern und Lehrer am Gymnasium haben das Recht auf die gleichen fairen Rahmenbedingungen, die Sie auch an anderen Schulformen schaffen, Frau Löhrmann. Das dürfen Sie denen nicht vorenthalten.
Wenn ich also jetzt mit Ihnen hier gemeinsam die erste Zwischenbilanz des Schulkonsenses zu ziehen habe, Frau Löhrmann, dann muss ich sagen: Die Zwischenbilanz ist für mich: Der Schulkonsens war ein Trojanisches Pferd, mit dem Sie in Wahrheit Ihre ideologischen bildungspolitischen Vorstellungen in Nordrhein-Westfalen verwirklichen wollten.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Kollege Herr Lindner, wenn Sie von dem Schulkonsens als Trojanischem Pferd reden, muss ich sagen: Das war gerade eine Hoppe-Hoppe-ReiterVorstellung, die Sie hier mit Ihrer Rede abgeliefert haben. Denn Sie haben leider verschwiegen, wer für die „kalte Küche Gymnasium“ ab 2006 in der Verantwortung war.
Herr Lindner, den grundlegenden Dissens mit Ihnen können wir aber aushalten. Aber Hallo! Der Kollege ist damals aus der Bildungskonferenz ausgestiegen. Er hat sich aus dem Diskurs verabschiedet. Den haben Sie offensichtlich nicht mehr aufgenommen.
Die Kollegen und Kolleginnen der FDP vor Ort sind da ein Stückchen weiter. Das hat die Ministerin eben gesagt. Die haben nämlich erkannt, was mit dem Schulkonsens geleistet worden ist, dass die Energien in Schulentwicklung hineingehen und nicht mehr in unproduktive ideologische Auseinandersetzungen, wie Sie die hier gerade auch wieder aufgemacht haben. Die sind nämlich weit weg von der Schulformdebatte, die Sie hier geführt haben, und von der Separationsdebatte. Denn nichts anderes ist es. Das ist die alte FDP wieder durch die Hintertür, Herr Lindner. Nicht weniger haben Sie uns heute hier wieder präsentiert.
Dann will ich gerne zu Herrn Laschet kommen. Ich will mal das Positive vorwegnehmen. Ich glaube, der Kollege Laschet ist noch mal in sich gegangen. Er ist noch mal in sich gegangen, weil er vor Ort, glaube ich, auch vernommen hat, dass die Anfragen kommen: Wohin geht es denn mit dem neuen Landesvorsitzenden der CDU? Wohin geht es denn eigentlich mit dem neuen Fraktionsvorsitzenden? Wird da der Schulkonsens so langsam zerbröselt? Ich sage nicht, Laschet – und es würde Sinn machen – ist ein Witterungspolitiker.
Nein, er ist eher „The Black Surfer“ der CDU, der auf die nächste Stimmungswelle aufspringt. Es ist ja nun mal so: Mit Ihren Pirouetten in der Positionierung kommen ja selbst die CDU-Leute vor Ort kaum noch mit,
und das gerade in der G8- und G9-Debatte. Das haben wir ja nun erlebt. Da ist ja der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, der sich zunächst zu dem Thema äußert. Dann kommt der Fraktionsvorsitzende. Der sagt erstmal was anderes. Dann wird sich so langsam wieder an Positionen herangerobbt, bis zu Ihrer heutigen Positionierung hier. Da sage ich erstmal: Prima! Gut, dass Sie sagen, Sie wollen miteinander am Schulkonsens festhalten. Das ist erstmal ganz wichtig.
Vielleicht noch ein kleiner Hinweis, weil Sie in der Tat damals bei den Schulkonsensverhandlungen ja nicht dabei waren: Das gegliederte Schulsystem steht seit jeher in der Landesverfassung. Jetzt steht das längere gemeinsame Lernen auch in der Landesverfassung. Das ist beim Schulkonsens herausgekommen.
Bei dem, was Sie hier vorgetragen haben, darf ich vielleicht auch noch mal daran erinnern: Sie haben gesagt, der Unterrichtsausfall ist ein Thema. – Ja, das muss es sein. Das muss uns auch hier beschäftigen.