Protocol of the Session on April 5, 2017

Herr Kollege Laschet, die Redezeit.

Ihr eigenes LKA sagt: Wir hatten belastbare Erkenntnisse, der Mann musste in Haft genommen werden. – Und was tun Sie im Ausschuss? Es heißt, das war nur eine Tischvorlage. – Eine Tischvorlage!

Herr Laschet, die Redezeit.

Mein Gott, wenn ein LKABeamter das auf einen Bierdeckel geschrieben hätte, hätte ich gesagt: Was schreibt er denn da? Dem müssen wir nachgehen. – Man kann doch nicht immer einfach alles wegwischen, was Beamte aufschreiben.

(Beifall von der CDU)

Herr Kollege Laschet, die Redezeit ist um 1:30 Minuten überschritten.

Ich schließe damit, Frau Präsidentin, dass ich sage: Die Behörden in Berlin haben Fehler eingestanden. Man kennt die Mängel im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum, man arbeitet an diesen Mängeln. Aber in Nordrhein-Westfalen gilt nur das Prinzip, wie Sie es so schön am Sonntag genannt haben, dass hier Kinkerlitzchen aufgebauscht würden. Ich sage Ihnen: Das sind keine Kinkerlitzchen. Das ist ein leibhaftiger Skandal, den Sie zu verantworten haben, Sie persönlich in diesem Land.

(Lebhafter Beifall von der CDU – Beifall von der FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege Laschet. – Zur Information für die anderen Kolleginnen und Kollegen: Herr Kollege Laschet hat die Redezeit um 2:10 Minuten überzogen. Selbstverständlich bekommen das jetzt alle anderen ebenfalls dazugerechnet.

Für die SPD-Fraktion hat Herr Kollege Römer das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eines ist gerade wieder deutlich geworden: Die Opposition hat sich im Fall Amri in eine tückische Zwickmühle manövrieren lassen.

(Widerspruch von der CDU)

Entweder, Herr Kollege Laschet, Sie beteiligen sich an der Sachaufklärung im Untersuchungsausschuss, oder Sie nutzen den Terroranschlag für eine Kampagne – für Ihre Kampagne.

(Zurufe von der CDU)

Beides gleichzeitig – Sie wissen das – geht nicht. Aufklärung oder Kampagne, das sind die Alternativen. Sie haben sich für die Kampagne entschieden; das haben wir gerade gemerkt.

(Beifall von der SPD)

Ich kann das ja sogar ein Stück weit nachvollziehen, ich bin lange genug dabei. Ich weiß, wie groß die Versuchung einer Kampagne sechs Wochen vor der Wahl gewesen sein muss. Aber für Ihre aggressive Rücksichtslosigkeit, Herr Kollege Laschet, auch für die Irrationalität Ihrer Fraktion in den vergangenen Tagen und Wochen ist die Landtagswahl allein keine Erklärung, schon gar keine Entschuldigung. Um das zu verstehen, muss man schon auf Kategorien der Psychologie zurückgreifen.

(Josef Hovenjürgen [CDU]: Es gibt nichts zu entschuldigen! Das ist unentschuldbar, was Sie hier machen!)

„Die Reaktionen des Menschen“

so heißt es bei Wikipedia, das können Sie nachlesen –

„können bei zunehmender Angst nicht-rational und nicht-sozial werden, …“

Dieses unvernünftige und unzweckmäßige Verhalten wird als Panikverhalten bezeichnet. Ja, Herr Kollege Laschet, das ist die Erklärung für Ihr Gebaren. Sie sind in Panik.

(Beifall von der SPD – Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN)

Deshalb ignoriert die CDU, die Opposition, Fakten und verbreitet Verschwörungstheorien.

Wirklich schäbig aber – das will ich Ihnen auch sehr persönlich sagen –

(Zurufe von der CDU)

ist Ihr Versuch, die Regierung zu treffen, indem Sie einen anerkannten Wissenschaftler um seinen guten Ruf bringen wollen. Das ist unfassbar.

(Zuruf von Josef Hovenjürgen [CDU])

Das zeugt von der panischen Rücksichtslosigkeit, von der ich eben gesprochen habe.

(Armin Laschet [CDU]: Reden Sie mit mir oder mit wem?)

Ja. Herr Prof. Kretschmer, Herr Laschet, steht in Berufungsverhandlungen …

(Zuruf von Armin Laschet [CDU])

Herr Laschet, ich spreche Sie an. Sie haben das gerade gesagt. – … mit der Universität Bielefeld. Aber sowohl auf das Berufungsverfahren als auch auf die Berufungsverhandlungen hat die Landesregierung nicht den geringsten Einfluss.

(Henning Rehbaum [CDU]: Das glaube, wer will!)

Die Landesregierung hat damit nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das ist von Gesetzes wegen, Herr Kollege Laschet, ausschließlich eine Angelegenheit der Universität. Das wissen Sie ganz genau,

(Beifall von der SPD – Zurufe von der CDU)

und trotzdem behaupten Sie, Herr Prof. Dr. Kretschmer sei befangen gewesen.

Im Übrigen, Herr Kollege Laschet: Zeitungsberichten zufolge ist Herr Prof. Kretschmer auch CDU-Mitglied. Das spricht nicht gegen ihn, aber das trifft Sie doch besonders mit Ihrer maßlosen, unverschämten Kritik an einem unbescholtenen Wissenschaftler, meine Damen und Herren.

(Beifall von der SPD – Zurufe von der CDU)

Ich füge hinzu: Offensichtlich wissen Sie gar nicht, was Sie anrichten. Sie treffen doch damit die gesamte Wissenschaftslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Sie stellen alle unter Generalverdacht, Herr Kollege Laschet.

(Beifall von der SPD – Vereinzelt Beifall von den Grünen)

Die Wahrheit ist ja eine andere. Der einzige Grund, warum Sie sich, Herr Kollege Laschet, zu den Vorwürfen gegen Herrn Prof. Dr. Kretschmer haben hinreißen lassen, ist, dass er Ihre Vorwürfe, die Vorwürfe der Opposition, nicht bestätigen konnte und sie zum Teil sogar widerlegt hat.

(Armin Laschet [CDU]: Hatte er alle Doku- mente?)

Dabei zwingt Sie doch überhaupt niemand, sich seine Schlussfolgerungen zu eigen zu machen.

(Armin Laschet [CDU]: Hatte er alle Doku- mente?)

Aber anstatt sich auf der Sachebene mit dem Gutachten auseinanderzusetzen, suggerieren Sie, Herr Prof. Dr. Kretschmer hätte sich unter Druck setzen lassen oder der Regierung eine Gefälligkeit erwiesen. Sie wissen ganz genau, wie ehrabschneidend und wie rufschädigend ein solcher Vorwurf ist.

(Beifall von der SPD – Vereinzelt Beifall von den Grünen)

Herr Kollege Laschet, nehmen Sie das gegenüber Herrn Prof. Kretschmer endlich zurück!

Meine Damen und Herren, es waren CDU und FDP, die unbedingt noch einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen wollten.

(Christian Möbius [CDU]: Ist das Thema nicht wichtig genug?)

Jetzt haben wir den Untersuchungsausschuss, der in der Kürze der Zeit die Aufklärung leisten muss, die noch zu leisten ist. Was aber müssen wir erleben? Die Einzigen, die emsige Ausschussarbeit leisten, sind die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen.