So erforscht das Transferlabor „Mensch-MaschineInteraktion“ in Bielefeld Potenziale intuitiver Benutzerschnittstellen. Die SmartFactoryOWL in Lemgo, eine gemeinsame Initiative der Fraunhofer Gesellschaft und der Hochschule OWL in Lemgo, zeigt die Wandlungsfähigkeit und Effizienz der intelligenten Fabrik. Im „Systems Engineering LIVE LAB“ in Paderborn erfahren Besucher alles über die neuesten Methoden für die vorausschauende Entwicklung technischer Systeme.
Ferner wird der Wissenstransfer auch zwischen Unternehmen gefördert. So wurde der Firma topocare GmbH aus Gütersloh, die sich auf Hochwasserschutz spezialisiert hat, durch den Landmaschinenhersteller CLAAS geholfen, indem ein Simulationsmodell entwickelt worden ist, welches den Einsatz der Materiallogistik, Einsatzort und Helfereinsatz optimal aufeinander abstimmt. Durch dieses Projekt kann die Firma topocare GmbH die von ihr entwickelte Deichbaumaschine, die in einer Stunde so viele Barrieren aus sandgefüllten Geotextilschläuchen herstellen kann wie sonst 420 Helfer mit 10.000 Sandsäcken, über eine Smartphone-App nun in ITbasierter Dienstleistung anbieten.
Mit den bereits erzielten positiven Erfahrungen der Transferprojekte gehen die Aktivitäten jetzt weiter in die Breite und über die Region Ostwestfalen-Lippe hinaus. „it’s OWL“ ist mit Forschungseinrichtungen aus Bielefeld, Lemgo und Paderborn gemeinsam mit dem EffizienzCluster LogistikRuhr und der RWTH Aachen Träger eines der ersten fünf nationalen Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 des Bundeswirt
Wie sieht der Ausblick aus? Wir haben die Situation, dass für 70 % des Mittelstands der Einsatz digitaler Technologien noch keine bzw. derzeit nur eine sehr geringe Relevanz hat. Dabei repräsentiert der Mittelstand 99 % aller deutschen Unternehmen, verzeichnet 60 % aller Beschäftigungen und erbringt 55 % der gesamtdeutschen Wirtschaftsleistung.
Damit gibt es hier noch viel zu tun bei der Sensibilisierung für Industrie 4.0. Unter dem Motto „Stärken stärken“ bzw. „Gutes noch besser machen“ sind wir gehalten, dieses erfolgreiche Projekt über den 31. Dezember 2017 hinaus fortzuführen. Dabei soll auch der Themenbereich „Arbeit 4.0“ einbezogen werden, jedoch nicht das derzeit erfolgreiche Transferprojekt insgesamt dominieren. Außerdem macht es Sinn, auch andere Landesteile von den Erfahrungen von „it’s OWL“ profitieren zu lassen.
Am Ende lässt sich das Erfolgsmodell von Ostwestfalen-Lippe auf das gesamte Land übertragen. Und – das sei an dieser Stelle angeführt – von Ostwestfalen-Lippe lernen heißt Erfolg lernen. Wir sind in der Tat eine der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch im
Bund, und wir haben mit einer sehr erfreulichen Wirtschaftsentwicklung allein schon dieses Jahr dazu beigetragen, indem wir 2,8 % in dem Gesamtbereich der Produktionsentwicklung zugelegt haben. Der Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen lag übrigens bei minus 0,8 %, der des Bundes bei 0,8 %. Also, von OWL lernen heißt Erfolg lernen.
Deshalb sind alle herzlich eingeladen, an diesem Projekt mitzuwirken. Wir bitten heute um Zustimmung für diesen gemeinsamen Antrag. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Nettelstroth. – Dann wollen wir hören, ob der erste Rheinländer, der jetzt zu dem Thema spricht, Herr Brockes, das auch so sieht. Für die FDP-Fraktion Herr Brockes, bitte schön.
Vielen Dank, Herr Präsident. In der Tat, auch als Niederrheiner kann ich zum Thema „it’s OWL“ einiges beisteuern. So hoffe ich jedenfalls.
Meine Damen und Herren! Das Thema Industrie 4.0 beschäftigt uns im Landtag im Wirtschaftsausschuss schon die ganze Legislaturperiode über. In unterschiedlichsten Bereichen haben wir das Thema immer wieder auf der Agenda gehabt.
Wir waren mit dem Wirtschaftsausschuss auf der HANNOVER MESSE und haben uns vor einigen Jahren gerade zu dieser Thematik informiert. Wir haben gemeinsam eine Ausschussreise gemacht, die nicht in die Ferne gegangen ist, sondern nach Ostwestfalen, und haben uns dort angesehen, wie Industrie 4.0, wie „it’s OWL“ funktioniert.
Deshalb, meine Damen und Herren, kann man wirklich sagen: Immer wieder, wenn man beim Thema Industrie 4.0 ankommt, kommt man auch bei „it’s OWL“ heraus. Das ist gut; das ist wirklich eine erfolgreiche Geschichte.
Deshalb habe ich vor einigen Monaten – Herr Minister, ich hoffe, ich darf das sagen –, als Sie mich hier im Plenum ansprachen, ob man gemeinsam etwas machen könnte, um dieses Projekt weiter langfristig zu sichern, spontan meine Bereitschaft erklärt, das zu unterstützen, ohne mich im Vorfeld mit meiner Fraktion rückzukoppeln.
Insofern waren wir dann etwas verwundert, als in der vergangenen Woche der Antrag allein der Koalitionsfraktionen auf dem Tisch lag. Aber, meine Damen und Herren, da ich wusste, dass es hier um eine gute Sache geht, habe ich die Initiative ergriffen und versucht, eine gemeinsame Initiative daraus zu machen. Das ist gelungen, und das freut mich. Deshalb mein Dank auch an die Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren, es gab einige kleinere Hürden, die da gelöst werden mussten. Denn aus unserer Sicht ist es sicherlich nicht der richtige Weg, wenn man einem Cluster, das selbst seine Schwerpunkte setzt und damit sehr nah an der Problematik ist, von außen vorgibt, welche Themen man behandeln sollte.
Aber „Arbeit 4.0“ ist ein wichtiges Themenfeld, das eng mit Industrie 4.0 zusammenhängt. Das haben wir bereits in der Enquetekommission zur Zukunft der Chemie gesehen und auch dort in unserem Abschlussbericht festgehalten. – Ich sehe ein Nicken bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Enquetekommission. Ich denke, deshalb ist es richtig, dass wir dies entsprechend berücksichtigt haben und nun hier einen gemeinsamen Antrag vorlegen können.
Meine Damen und Herren, wir können mit dem heutigen Beschluss festhalten: Egal, wie die Mehrheiten im kommenden Jahr nach dem 14. Mai hier in diesem Hause aussehen werden – es wird eine breite Unterstützung dafür geben, „it’s OWL“ fortzusetzen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich bin froh, dass ich als Niederrheiner auch Ostwestfalen an dieser Stelle behilflich sein konnte. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank. – Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Zuschauer daheim! Im Jahr 2011 wurde der Forschungsverbund „Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe“, kurz „it’s OWL“, gegründet und im Jahr darauf mit 40 Millionen € des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ausgestattet. Das war der Startschuss für eine Forschungskooperation zwischen mehr als 180 Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Organisationen aus der Region OstwestfalenLippe.
Dieser Forschungsverbund hat sich die Aufgabe gesetzt, die vernetzte Produktion zu erforschen und den Wissenstransfer zu kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken. Denn kleine und mittlere Unternehmen im Netzwerk haben nach unserer Auffassung eine größere Zukunft als altbekannte Monolithen, die Großkonzerne.
Wir Piraten werden diesem Antrag zustimmen, weil er Ausdruck einer Hoffnung auf echte Innovation ist. Er ist eine Aufforderung an die Landesregierung, den Forschungsverbund weiterzuführen, auch wenn die Bundesförderung ausläuft. Hier gilt es neue finanzielle Wege zu suchen, zum Beispiel Landesmittel.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass auch die Neu- oder Umgestaltung der Arbeitswelt in den Fokus der Forschung von „it’s OWL“ rückt. Vielleicht steht OWL – owl – ja auch für die sprichwörtliche Eule, und wir dürfen auf ein bisschen Weisheit hoffen.
Gleichzeitig sind wir nicht mit auf den Antrag gegangen als Ausdruck einer Differenz; denn der Begriff „Industrie 4.0“, aufgepumpt mit Erzählungen, Mythen und Halbwahrheiten, ist eben kein Ausdruck von Weisheit, sondern eine nur in Deutschland vorzufindende Marking-Spezialsprechblase, die jegliche kritische Reflexion bislang vermissen lässt. Der womöglich mit KI-Unterstützung laufende technische Produktionsprozess eines Produktes von den Rohstoffen bis zum Kunden wird klassische Unternehmensgrenzen zwangsläufig aufweichen.
Was bedeutet das für die Identitäten und Loyalitäten der darin arbeitenden Menschen? Ich benutze mal ein einfaches Bild: Gehört meine Loyalität dem Endprodukt Toaster oder meiner Firma, die die Heizwendeln herstellt? Was macht es mit mir als Mensch, wenn ich mit pseudoautonomen, selbsttätig agierenden Algorithmen und Maschinen zusammenarbeite? Denn selbsttätiges und auch anpassungsfähiges maschinelles Verhalten unterscheidet sich ganz grundsätzlich von autonomem, zu begrifflicher Reflexion fähigem menschlichen Handeln in sozialer Praxis.
Gestützt auf längst widerlegte Hypothesen des Funktionalismus wird, wie leider allgemein üblich, die maschinelle Welt der Signale und Daten bislang unzulässig mit der sozialen Welt von Bedeutungen, Intentionalität und Reflektion gleichgesetzt. Indem diese unterschiedlichen Vorgänge einander gleichgesetzt werden, entsteht einerseits der Eindruck, Maschinen könnten Intelligenz entwickeln, während andersherum menschliches Verhalten, menschliches Handeln auf determiniertes maschinelles Verhalten reduziert wird – gewissermaßen als vermenschlichende Selbsttäuschung der KI-Forschung.
So können wir dabei zusehen, wie sich vor unseren Augen eine neue Art von Hexenwahn verbreitet, diesmal in Gestalt vermeintlich intelligenter Maschinen: „Oh, die Superintelligenz, sie wird uns alle umbringen.“ Auch hinsichtlich des Ausmaßes, den sie an Angst und Schrecken verbreiten, stehen sie den Hexen in nichts nach. Dabei werden die eigentlichen Probleme, wie etwa instrumentelles Handeln mit in ihrem Verhalten undurchschaubaren Maschinen gelingen soll, noch nicht einmal angesprochen.
Das sind längst keine akademischen Fragen mehr. Vielmehr zeigen sie auf, wie stark die digitale Transformation unser Denken herausfordert. Fest steht schon jetzt: One size fits all – diesen Facebook-Ansatz wird es in der Welt der Zukunft und dem Business-to-business-Bereich nicht mehr geben.
Eines muss bei all den Herausforderungen klar sein: Den Menschen gilt es in den Mittelpunkt unseres wirtschaftlichen Denkens zu stellen. Denn die Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt das Selbstverständnis der in die Arbeitsabläufe eingebundenen Personen unterliegen einem großen Umbruch. Dabei habe ich die Finanzierung der Sozialsysteme, die sich auch verändern muss, noch nicht mal angesprochen.
Wir Piraten kämpfen für eine souveräne Haltung der Technologie gegenüber – und zwar jenseits des blinden Gegensatzes von Hype und Horror. Wer mehr dazu wissen will: Meine Partei hat auf dem Bundesparteitag in Wolfenbüttel am 28. August dieses Jahres mit großer Mehrheit ein sehr weitgehendes netzpolitisches Manifest für das Informationszeitalter beschlossen.
Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn die Mutter in Lippe geboren ist, man selbst einen Großteil des Studiums in Bielefeld hat absolvieren dürfen, vor allem aber, wenn man als Wirtschaftsminister relativ häufig in der Region unterwegs ist, dann ist die Verbundenheit zu dieser Region nicht einfach nur Teil einer Rede, sondern tatsächlich vorhanden.
Wenn man Wirtschaftsminister ist und sich mit den Unternehmen in dieser Region unterhält – so, wie wir das heute Nachmittag auch wieder getan haben; diesmal mit der IHK und dem engeren Führungskreis der IHK Lippe –, dann wird deutlich: „it’s OWL“ ist einer der größten Erfolge in diesem Land in den letzten zehn Jahren. Es ist eines der besten Vorzeigeprojekte, die wir haben. Die Abgeordneten aller Fraktionen haben das, was da gemacht wird, woran da gearbeitet wird und welche Akteure da zusammenarbeiten, schon im Detail erklärt; deswegen will ich das gar nicht alles wiederholen.
Ich will nur für diejenigen, die in der Vorbereitung dieses gemeinsamen Antrages noch an den einzelnen Worten gefeilt haben, ergänzen: Wir hatten als Landesregierung gemeinsam mit „unternehmer nrw“ und den Gewerkschaften vor 14 Tagen in Neuss eine große Konferenz mit mehreren Hundert Teilnehmern zum Thema „Wirtschaft und Arbeit 4.0“. Wie geht es weiter?
Agenda genau dieses Thema – Wie gestaltet sich gute Arbeit in Zukunft? – ganz prominent auf ihre Tagesordnung setzen würden. Insofern wird das dort automatisch – ob es jetzt hier eine besondere Erwähnung findet oder nicht – eine große Rolle spielen.
Ich durfte – ebenfalls erst vor wenigen Wochen – Ende letzten Monats die Verleihung an „it’s OWL“ als Akt des Fortschritts vornehmen. Wir haben in den Räumlichkeiten der imposanten Handwerkskammer zu Bielefeld gemeinsam noch einmal darüber gesprochen, was eigentlich die Erfolgsfaktoren sind. Da die Abgeordneten schon so viele Erfolgsfaktoren genannt haben, will ich mich im Wesentlichen auf zwei Dinge konzentrieren:
Da ist zum einen das massive Engagement der Wirtschaft zu nennen, insbesondere finanziell. Die haben da keinen Gesprächskreis gegründet, sondern die legen seit Jahren Millionen Euro auf den Tisch, um diese Projekte zu finanzieren. Finanziert wird das jeweils zur Hälfte durch öffentliche Förderung und das, was die private ostwestfälisch-lippische Wirtschaft dort auf den Tisch legt.
Zum anderen ist entscheidend, dass es vor Ort Menschen gibt, die dafür die Verantwortung tragen. Ob im Management mit Herrn Korder, Herrn Weber, Herrn Dumitrescu und dem gesamten Team; ob im Board mit Herrn Prof. Gausemeier an der Spitze, aber auch Herrn Sommer, den ich hier noch einmal erwähnen möchte – ebenso viele andere, von Miele bis Beckhoff; man könnte sie jetzt alle nennen, man darf eigentlich keinen vergessen –: Sie alle bringen aktiv, mit ihrem persönlichen Einsatz zum Ausdruck, dass sie hinter dieser Idee stehen. Das alles in der Kooperation der Wirtschaft, der öffentlichen Förderer und der Hochschullandschaft, die ebenfalls von uns weiter ausgebaut wird, macht diesen Erfolg aus.
Deswegen hatten Frau Schulze und ich großes Verständnis, als vor einigen Monaten die gerade genannten Personen am Rande des Zukunftsforums Lippe, das wir durchgeführt haben, auf uns zugekommen sind und gefragt haben: Wie soll es nach 2017 weitergehen?
Frau Schulze und ich waren gern bereit, zu sagen: Wenn es in unserer Hand liegt, wollen wir – idealerweise auch mit Bundesförderung; dem Bund steht es frei, über 2017 hinaus weiterhin Projekte zu unterstützen – sicherstellen, dass, angefangen bei dem Management, dann aber auch für die Projekte diese Erfolgsstory weitergeschrieben wird.
Natürlich sind – das mögen Sie uns nachsehen – Frau Schulze und ich davon überzeugt, dass wir auch weit über 2017 hinaus dieses Wort geben können. Aber wir wissen alle auch, dass es neue Konstellationen geben kann. Deswegen war es so wichtig – das ist wirklich auch Ihr großer Erfolg der hier vertretenen Fraktionen –, dass es zu einem solchen gemeinsamen Antrag gekommen ist. Auch wenn die
Damit gibt der gesamte Landtag der Region Ostwestfalen-Lippe heute das Signal: Unabhängig von einem Wahlausgang wird es weitergehen mit der Unterstützung und der Förderung dieses wunderbaren Projekts, das wir im Land haben und das nicht nur für Ostwestfalen-Lippe große Bedeutung hat, sondern – das haben wir an anderer Stelle immer wieder zum Ausdruck gebracht – auch als Blaupause für andere Regionen dienen kann, die sich erst noch auf den Weg machen müssen, diese Kooperation zu lernen und dann auch zu leben.
Deswegen geht an Sie alle, die Sie in den Fraktionen dafür Verantwortung tragen, ein ganz herzlicher Dank dafür, dass dieses einmütige Signal heute nach Ostwestfalen-Lippe gesandt wird. – Herzlichen Dank.