Protocol of the Session on September 15, 2005

Noch viel interessanter ist die Liste der Unterzeichner. Wenn ich sie lese, bin ich restlos begeistert, wie viel Prominenz der untergegangenen Führungsriege die SPD aufbieten muss, um so wenig zustande zu bringen. Da kann ich nur feststellen: Das ist wahrlich ein Meisterstück des intellektuellen Gigantismus.

(Beifall von der CDU - Zuruf von Ralf Jäger [SPD])

- Es ist ja doch noch Leben in Ihnen.

(Ralf Jäger [SPD]: Sie haben einen Fehler gemacht! Jetzt haben Sie meine Aufmerk- samkeit!)

- Ja. Es freut mich ja, dass noch Leben in Ihnen ist.

Herr Abgeordneter Müller, es gibt eine Zwischenfrage des Herrn Kollegen Dr. Vesper. Möchten Sie sie zulassen?

Aber selbstverständlich.

Dann geben wir Herrn Vesper mal ein bisschen Saft. Bitte schön.

Herr Kollege Müller, könnte es sein, dass es eine geheime Übereinkunft gibt, dass jeder und jede, der oder die diesen Antrag unterschrieben hat, dann als Belohnung eine Karte zu einem WM-Spiel bekommt?

(Allgemeine Heiterkeit)

Dieser Gedanke liegt mir völlig fern. Ich weiß es nicht. Herr Dr. Vesper, die Frage können wir ja im Sportausschuss vielleicht noch einmal intensiv diskutieren. Dann haben wir ja Zeit dafür.

Bei der Fußball-WM 2006 in unserem Land müssen natürlich die organisatorischen und sicherheitstechnischen Voraussetzungen stimmen und deshalb vorher entsprechend abgearbeitet werden. Dazu gehören die Aufstellung von Großleinwänden zur Spielübertragung, die Verlängerung der Öffnungszeiten der Außengastronomie und die Ausweitung des Ladenschlusses, Kulturprogramme und vieles mehr.

Es ist doch völlig klar, dass die entsprechenden Ministerien die Aufgabe haben, die rechtlichen Regelungen für ein gelungenes Weltfest herzu

stellen, obwohl das in unserem bürokratisierten Land ja schon schwierig genug ist. Aber da habe ich volles Vertrauen in die Landesregierung.

In einer Presseerklärung vom heutigen Tage - man wundert sich ja sowieso, was für eine Hektik vor dem 18. September noch ausbricht - …

(Marc Jan Eumann [SPD]: Wundern tut man sich nur bei Ihrer Rede, Herr Müller! Sonst ist alles klar!)

- Ja, wunderschön. Ich freue mich darüber, dass ich Sie um diese Zeit kurz vor Mitternacht noch unterhalten kann. Das muss ich schon sagen.

(Allgemeine Heiterkeit)

… fordert die SPD-Fraktion ebenfalls zum Thema Fußball-WM 2006 die Gewährleistung der Sicherheit der Übertragung auf öffentlichen Plätzen - als wenn das nicht alles schon bundesweit und international längst in der Planung wäre, übrigens auch durch Ihren Innenminister. Irgendwie läuft die SPD hinter der Musik her.

(Beifall von der CDU - Zuruf von der CDU: So ist es!)

- Ja, aber das ist ja in Ordnung, solange wir die Musik machen.

(Beifall von der CDU)

Pflicht und Aufgabe ist es für uns alle: Bei der WM muss sich Deutschland bestens präsentieren. Jeder, und zwar jeder gerade auch im Ausland, erwartet von uns eine perfekte Organisation. Aber das ist doch nur ein Teil der Veranstaltung. Entscheidend ist doch die Umsetzung des Mottos „Zu Gast bei Freunden“.

In den letzten 23 Jahren war ich selbst bei 17 Welt- und Europameisterschaften im Fußball und in der Leichtathletik,

(Zurufe: Boah!)

unter anderem in den USA, in Mexiko und in Japan. Jetzt gleich können Sie „Boah“ sagen: Immer auf eigene Kosten, Herr Dr. Vesper!

(Beifall von CDU und FDP)

Die organisatorische Perfektion einer solchen Veranstaltung ist die Voraussetzung für viel mehr, nämlich für die sympathische Darstellung des Gastgeberlandes einerseits und für das Wohlbefinden aller Gäste andererseits, und zwar auch für das Wohlbefinden der eigenen Landsleute.

Ich meine ausdrücklich, dass sich die Aktivitäten nicht nur auf 18 Großstädte im Land beschränken dürfen, sondern dass jede kleine Stadt und jedes

Dorf auch mitfeiern soll und mitfeiern will. Ich habe das zum Beispiel 1990 in Italien erlebt. Das ganze Land feierte und nicht nur die Spielorte. So muss eine Weltmeisterschaft sein.

Übrigens haben wir ja bereits beim Weltjugendtag erfahren, wie ein solch gelungenes Ereignis unserem Land dient, und die WM ist noch viel größer. Dafür wollen wir und werden wir - auch gemeinsam, nehme ich an - alles tun.

Ich weiß genau - jeder, der die Materie kennt, weiß das auch genau -:

(Marc Jan Eumann [SPD]: Der Ball ist rund!)

Die Fans feiern nicht nur ihre Mannschaften, sondern zunehmend auch sich selbst, und je schöner die Feier, umso besser die Erinnerung an das Gastgeberland. - Herzlichen Dank.

(Beifall von CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter Müller. - Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat der Abgeordnete Dr. Vesper das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist wirklich schwierig, diese Rede zu toppen,

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

weil Herr Müller eigentlich schon alle wichtigen Aspekte, die bei diesem großen Thema überhaupt denkbar sind, angesprochen hat.

Wir wissen jetzt: Er ist wirklich weit herumgekommen und schon überall gewesen. Ich würde gern beim DFB anklopfen, ob Sie nicht für die letzten Monate noch mit der Organisation der WM beauftragt werden können.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Aber es geht um ein ernstes Thema. Deswegen sollten wir als Erstes beschließen - in diesem Landtag natürlich sorgfältig vorbereitet durch den Sportausschuss -, dass Deutschland Weltmeister wird.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann, wenn das eintreten sollte, irgendwelche immissionsschutzrechtlichen Bedenken, Herr Uhlenberg, gegen die Feiern in allen Städten unseres Landes ins Feld geführt werden könnten.

Public Viewing, also die Großveranstaltungen am Rande der Spiele, ist außerordentlich wichtig. Als Sportminister habe ich mich sehr dafür eingesetzt,

dass akzeptable Bedingungen geboten werden. Denn wir wissen alle, nur wenige Fans können Karten erhalten. Viele Fans sind darauf angewiesen, das großartige Erlebnis der Fußballweltmeisterschaft über die Bildschirme zu verfolgen, und sie wollen das gern gemeinsam tun. Deswegen ist es gut, dass Public Viewing möglich ist.

In der Tat finden die Veranstaltungen meistens abends statt. Von daher muss es auch möglich sein, dann abends anschließend den Sieg zu feiern oder die Niederlage zu betrauern. Ich persönlich sehe da die Konfliktlage nicht ganz so brisant, wie das im SPD-Antrag zum Ausdruck kommt. Ich gehe davon aus, dass man das wird regeln können.

Der letzte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist sehr wichtig, weil wir insofern eine große Verantwortung tragen: Dieser Antrag wird an den Sportausschuss überwiesen. Dann wird es unter Umständen eine Anhörung geben. Es müssen natürlich alle Aspekte beachtet und beraten werden. Eventuell muss der Umweltminister hinzugezogen werden. Wir müssen aber aufpassen, dass wir den Antrag noch vor der WM verabschieden. Denn sonst müsste die WM am Ende noch verschoben werden, und das wollen wir ja alle nicht. - Vielen Dank.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Vielen Dank, Herr Dr. Vesper. - Für die Fraktion der FDP hat Herr Rasche das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle freuen uns auf die Fußball-WM in Deutschland. 3,2 Millionen Gäste werden insgesamt erwartet, ein großer Teil davon in Nordrhein-Westfalen.