beglückwünscht hat. Seit vielen Jahren setzt sich die FDP in Nordrhein-Westfalen für eine grundlegende praxisgerechte Reform der Lehrerausbildung ein, die mit einer gelingenden individuellen schulischen Förderung aller Kinder und Jugendlichen in unserem Land untrennbar im Zusammenhang steht. Die FDP und die CDU haben dies in dem neuen Schulgesetz verankert.
Nun haben wir die Eckpunkte hierfür, die eine hervorragende Grundlage für das neu auf den Weg zu bringende Lehrerausbildungsgesetz bilden. Ich sage auch an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Schulministerin Barbara Sommer und an unseren Innovationsminister Andreas Pinkwart für die hervorragende Arbeit, die sie geleistet haben.
Viel zu lange ging die Lehrerausbildung in unserem Land an den Erfordernissen der Wirklichkeit vorbei. Sie ist immer intransparent geblieben, zu praxisfern, ließ wesentliche Elemente der Pädagogik, Didaktik, Diagnosekompetenz und der Psychologie vermissen und zeigte angehenden Lehrern nicht, wie neue erfolgreiche Methoden des Unterrichts und der vielfältigen pädagogischen Begleitung der Schülerinnen und Schüler umgesetzt werden können.
Nicht zuletzt öffnete die bisherige Ausbildung den Lehramtsstudenten viel zu spät den Blick dafür, ob sie für diesen Beruf gewappnet sind und sich in ihrer Berufswahl bestätigt sehen durften oder ob ein anderer Beruf nicht doch vielleicht für sie geeigneter und damit auch besser für unsere Kinder gewesen wäre. Für die FDP ist eine grundlegende Reform der Lehrerausbildung deshalb ein Herzensanliegen. Nun ist es endlich so weit.
Nachdem die von der schwarz-gelben Landesregierung eingesetzte Baumert-Kommission ihre Bestandsaufnahme zur aktuellen Situation und Vorschläge zur anstehenden Reform der Lehrerausbildung vorgelegt hat, konnten die beiden Ministerien in enger Abstimmung die Eckpunkte für eine wahrhaftige Reform der Lehrerausbildung präsentieren. Nochmals herzlichen Dank und Glückwunsch zu diesem überzeugenden und wirklich gelungenen Ansatz.
Organisatorisch wird die neue Lehrerausbildung eingebettet in den Bologna-Prozess. Inhaltlich ist sie die mutigste Qualitätsreform, die die bisherigen dramatischen Unzulänglichkeiten erkennt und das Übel bei der Wurzel packt und genau dort ansetzt, wo die bisherige rot-grüne Lehrerausbildung versagt hat.
So wird es künftig Zentren für Lehrerbildung an den Universitäten geben, die den Rang von Fakultäten haben werden, in denen die zentrale Verantwortung für alle Lehramtsstudiengänge liegt, verknüpft mit interdisziplinärer und unterrichtsbezogener Forschung. Unsere bisherigen Studienseminare, die alle bestehen bleiben und künftig zu Zentren für schulpraktische Lehrausbildung werden, erhalten ein stärkeres Gewicht als bisher und werden wichtiger Knotenpunkt für eine tatsächliche Verzahnung zwischen universitärer Phase und Schulpraxis. Der Vorbereitungsdienst verkürzt sich in zwei Schritten auf dann 12 Monate und schließt mit dem Staatsexamen ab.
Was ein Lehrer in Nordrhein-Westfalen künftig zwingend an Kompetenzen beherrschen muss, um dem individuellen Lernanspruch der Schüler sowie den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, wird wichtiger Teil des Akkreditierungsverfahrens von Studiengängen sein, an dem die Schulseite maßgeblich beteiligt sein wird. Wir setzen die Qualitätsmaßstäbe.
Künftig gliedert sich das Lehramtsstudium für alle Schulformen in ein dreijähriges Bachelor- und ein zweijähriges Masterstudium mit viel früheren und insgesamt deutlich stärkeren Praxisanteilen. Für alle Lehrämter gelten gleiche Ausbildungszeiten, also auch für Grundschullehrkräfte. Dies begrüße ich ganz besonders. Wir zeigen damit, dass wir die ersten Schuljahre unserer Kinder für ganz entscheidende halten. Wir werten dieses Lehramt auf und bereiten unsere angehenden Grundschullehrkräfte, die dann hoffentlich verstärkt männlichen Geschlechts und nicht fast ausnahmslos wie bisher Lehrerinnen sein werden,
so gut auf ihren Beruf vor, dass unsere Grundschulkinder mit dem bestmöglichen Rüstzeug ihren Weg auf die weiterführende Schule antreten können. Dies halte ich für ein ganz wichtiges Signal: eine in den Inhalten und Schwerpunkten zwar unterschiedliche, in der Wertigkeit jedoch gleiche Ausbildung für alle Lehrämter.
Bevor unsere angehenden Lehrkräfte ihr Studium aufnehmen, schicken wir sie erst einmal zehn Wochen in ein Vorpraktikum. Da wird sich bei dem einen oder anderen bereits herausstellen, ob seine Berufsvorstellungen tatsächlich zu ihm passen. Denn im selben Haus auf der anderen Seite sieht die Welt oft ganz anders aus.
Das zweite wichtige Praktikum schließt sich bereits im ersten Jahr des Bachelorstudiums an. Es findet außerschulisch statt, z. B. in der Jugendhil
Das dritte und letzte Praktikum im Rahmen der universitären Ausbildung kommt dann im Masterstudium. Es ist die längste Praxisphase in der Ausbildung und dauert ein ganzes Semester. Sowohl in ihrer Struktur als auch in den Inhalten geht die neue Lehrerausbildung mit Siebenmeilenstiefeln in die Zukunft. Wir sparen nicht an ihr, weil sie für den wohl wichtigsten Beruf für die schulische Ausbildung unserer Kinder qualifiziert. Deshalb geben wir ihr 100 Millionen € zusätzlich mit auf den Weg. Das ist eine gute Botschaft. Dies ist uns die neue Lehrerausbildung wert.
Danke schön, Frau Pieper-von Heiden. – Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege Prof. Bovermann.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die SPD begrüßt, dass die Landesregierung nun endlich die Grundlagen und Grundsätze der neuen Lehrerausbildung in Nordrhein-Westfalen vorgestellt hat. Zuletzt hatten wir sie in einem Antrag im März des Jahres dazu aufgefordert. Wir freuen uns natürlich auch, dass Sie den Titel unseres damaligen Antrages „Beste Lehrerausbildung für besten Unterricht“ teilweise übernommen haben, zeigt es doch, dass diese Landesregierung zuweilen lernfähig ist.
Allerdings möchte ich zu Beginn meiner Rede dem Bild entgegenwirken, das Sie in Ihrem Antrag zur Begründung dieser Aktuellen Stunde entwerfen. Demnach hätten Sie bei der Regierungsübernahme geradezu ein Chaos in der Lehrerausbildung vorgefunden und sich sogleich selbst zielstrebig daran gemacht, einen Reformprozess einzuleiten.
Dazu beteiligten sich ab dem Jahr 2002 mehrere Universitäten an einem Modellversuch, der noch bis zum Sommersemester 2009 hätte dauern sollen, den Sie jetzt allerdings abbrechen.
Wenn Sie jedoch an den Ergebnissen interessiert sind, empfehle ich Ihnen die Lektüre der Empfehlungen der Baumert-Kommission. Dort finden Sie nämlich auf Seite 26 eine positive Würdigung dieser Modellversuche und den Hinweis auf das – ich zitiere – „hohe Niveau der Reformorientierung in der Lehramtsausbildung“.
Zum anderen verlief die Reformdiskussion bei Ihnen keineswegs zielorientiert und konfliktfrei. Bis heute werden Ihre Zeitpläne für eine Reform der Lehrerausbildung in NRW immer wieder korrigiert und hinausgeschoben. Nachdem sich die beteiligten Ministerien offensichtlich intern nicht einigen konnten, wurde schließlich externer Sachverstand herangezogen. Doch bevor die Expertenkommission unter Leitung von Herrn Prof. Baumert ihre Erkenntnisse vorlegen konnte, ging Herr Stahl als ausgewiesener Experte in Lehrerbildungsfragen mit eigenen Eckpunkten an die Öffentlichkeit.
Einen Tag, bevor Prof. Baumert seine Vorstellungen im Schulausschuss erläutern konnte, präsentierten Frau Sommer und Herr Prof. Pinkwart nun ihre Grundüberlegungen, die sie heute gerne feiern möchten.
Ihre Ideen stützen sich weitgehend auf die Empfehlungen der Baumert-Kommission – das ist auch gut so – und wären ohne die Erfahrungen aus den von der rot-grünen Landesregierung eingeleiteten Modellversuchen gar nicht denkbar.
Doch das Thema ist viel zu wichtig, um lange über die Urheberschaft zu streiten. Ich möchte einige Punkte aus den vorgestellten Grundlagen und Grundsätzen aufgreifen und auf die zahlreichen noch offenen Fragen hinweisen.
Positiv zu bewerten ist die einheitliche Studiendauer für alle Lehrämter entsprechend der Empfehlungen der Baumert-Kommission. Allerdings sollte die teils schulform-, teils schulstufenbezogene Differenzierung noch einmal überdacht werden.
Die ideologische Ableitung aus der Begabungslehre und der Bezug zum schwarz-gelben Schulgesetz lässt allerdings eher das Gegenteil erahnen, Herr Witzel.
Die Sonderstellung des Lehramts Gymnasium und die Aufteilung des Lehramts Gesamtschule auf die verschiedenen Bereiche sind einfach nicht mehr zeitgemäß.
Bei Baumert können Sie zwischen den Zeilen nachlesen, dass die Unterschiede in den Tätigkeitsanforderungen für Lehrer zwischen den Schulformen der Sekundarstufe I nur noch sehr gering sind. Das sollte sich auch in der Lehrerausbildung wiederfinden, zumal die Gefahr besteht, dass bei gleich langer Dauer und gleicher Besoldung das Lehramt Hauptschule, Realschule und Gesamtschule eher unattraktiv erscheint.
Hinsichtlich der Praxisanteile im Studium weichen Sie von den Empfehlungen der Expertenkommission ab. Baumert ist in Bezug auf die Ausweitung der praktischen Studienanteile in der ersten Phase eher skeptisch. Er fordert nicht mehr, sondern bessere Praxis.
Das Schulassistenzpraktikum wirft eine Reihe von Problemen auf. Die Kandidaten dürften so kurz nach dem Abitur noch stark der Schülerrolle verhaftet und schon kaum zu einer kritischen Reflexion in der Lage sein.
Zudem dürfte die Organisation des Praktikums zwischen Abitur und Studienbeginn äußerst schwierig sein.
Das Ba-Praktikum muss fachdidaktisch ausgerichtet sein. Daher verbietet sich allerdings die von Ihnen vorgeschlagene Anrechnung des Schulassistenzpraktikums, das ganz anders ausgerichtet sein soll.