Aber sei’s drum! Ich nehme es mit großer Gelassenheit zur Kenntnis. Die neue Landesregierung hat überzeugend bewiesen, dass auch sie inter
national bedeutende Großveranstaltungen mit Sach- und Fachkunde und vor allen Dingen Begeisterung uneingeschränkt meistern kann.
In dem Zusammenhang gestatten Sie mir eine Anmerkung. Wenn man sich so ansieht, wer von der ehemaligen Regierung im letzten Jahr dieses Haus – manchmal fluchtartig – verlassen hat, dann könnte man als Spötter schon feststellen: Diese Exministerinnen und Exminister haben längst entschieden, wo die Zukunft des Landes Nordrhein-Westfalen liegt, nämlich mit Sicherheit nicht bei ihnen selbst. Wen wundert das auch bei dem Erscheinungsbild einer kraftlosen Opposition!
(Ralf Jäger [SPD]: Das hätten Sie wohl gern, Herr Müller! – Rainer Schmeltzer [SPD]: Das war ja ein nettes Wortspiel!)
Ich zitiere Herrn Farthmann, Herr Dr. Vesper – und zwar ohne Genehmigung der Präsidentin, wie ich eben noch von Ihnen erfahren durfte –, der festgestellt haben soll, dass diese – er meinte dabei allerdings nur die SPD – eh nur politisches Leergut verwalte.
Aber, meine Damen und Herren, man muss ja auch gönnen können. Ihnen, Herr Dr. Vesper, wünsche ich alles Gute und eine glückliche Hand für Ihr neues Amt. Aber vergessen Sie uns Nordrhein-Westfalen nicht! Man sollte immer daran denken, wo man hergekommen ist.
Aber seien Sie völlig unbesorgt: Die Koalition der Erneuerung sieht den Sport auch weiterhin als eine wesentliche Aufgabe, die es noch stärker als früher zu fördern gilt, wie unter anderem das soeben vorgestellte Modell der fünf neuen Sportschulen beweist. Diese neuen Sportschulen werden die frühzeitige Talenterfassung und die sportliche Entwicklung zum Spitzensportler fördern, ohne die schulische Ausbildung zu vernachlässigen. Wir wollen nicht nur Weltmeister im Veranstalten sein, sondern noch mehr Weltmeister bei den Erfolgen.
Selbstverständlich wird Nordrhein-Westfalen auch in den nächsten Jahren das führende Sportland in Deutschland sein. Genauso selbstverständlich wird es uns eine große Freude sein, ehemals führende Sportpolitiker des Landes NordrheinWestfalen bei diesen Gelegenheiten begrüßen zu können. Wir werden uns also sicherlich wiederse
hen, Herr Dr. Vesper. Aber was soll der Antrag in der Sache? Ich könnte jetzt viel dazu sagen – ich habe auch noch Zeit –, aber Sie haben nichts zu dem Antrag gesagt, ich tue es jetzt auch nicht, obwohl hier einiges steht.
Die Forderungen an die Landesregierung sind natürlich überflüssig, weil das alles schon gemacht wird.
Aber eine Äußerung in Ihrer Rede, Herr Dr. Vesper, hat mich davon überzeugt, dass wir das Richtige tun, wenn wir den Antrag gleich ablehnen. Sie haben eben gesagt, Ihr erster Antrag sei abgelehnt worden. Der Kreis schließt sich: Dann werden wir den letzten Antrag auch wieder ablehnen.
Ich wünsche uns allen schöne Sportferien – ich hoffe zumindest, dass die Herbstferien so sind –, bedanke mich beim Parlament und bitte um Nachsicht, dass ich meine Rede dramatisch gekürzt habe.
Vielen Dank, Herr Kollege Müller. – Ich erlaube mir den freundlichen Hinweis, dass Ihre Rede so dramatisch gekürzt dann auch wieder nicht war.
Als nächste Rednerin hat nun für die Fraktion der SPD die Fraktionsvorsitzende Hannelore Kraft das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag. Lieber Herr Kollege Vesper, „2006 – vier erfolgreiche Weltmeisterschaften in NRW – Nordrhein-Westfalen ist und bleibt das Sport- und Fußball-Land Nr. 1“ lautet der Titel. Ich sage an dieser Stelle als Sportfan, nicht als Sportpolitikerin: Diese Weltmeisterschaften haben diesem Land viel Spaß gemacht und den Menschen in diesem Land große Freude gebracht. Ich weiß – und ich sage an dieser Stelle ausdrücklich Danke dafür –, dass der ehemalige Sportminister es mit geschafft hat, diese vier Weltmeisterschaften nach NRW zu holen.
Auch von meiner Seite nur noch ein paar persönliche Worte: Lieber Herr Vesper, lieber Michael, ich bin seit 2000 in diesem Landtag. Wir sind ein Stück des Weges gemeinsam gegangen – auch im Kabinett. Es war nicht immer ein einfacher Weg – daraus haben wir auch nie einen Hehl gemacht –, aber es war ein sehr sympathischer Weg.
Du warst als Politiker immer verlässlich, ein Mensch, mit dem man Deals aushandeln konnte, die standen, der eine geradlinige Politik gemacht hat, einen geraden Weg gegangen ist und nicht immer den einfachen Weg gewählt hat. Ich hoffe, dass du das in deinem neuen Amt, in deiner neuen Funktion, beibehältst.
Da ist eine Menge für Nordrhein-Westfalen drin. Ich glaube, wenn wir da eine gute Position haben, können auch andere sportpolitische Entscheidungen durchaus zum Nutzen von NordrheinWestfalen ausfallen. Wie ich dich kenne, wirst du immer Lokalpatriot für unser Land bleiben. Darauf freue ich mich. Und denk dran: Wir alle sind große Olympiafans! Schönen Dank und alles Gute für dich!
Vielen Dank, Frau Kollegin Kraft. – Als nächster Redner hat für die Fraktion der FDP der Kollege Rasche das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Dr. Vesper, Sie sprachen eben so nett die Präsidentin an. Da strahlt ein bisschen Grün. Sie strahlen heute völlig in Blau. Ich weiß nicht, ob man darin nicht doch eine heimliche Sympathie für die FDP erkennen kann.
Ich höre hier von links, diese Interpretation treffe nicht zu. Vielleicht ist es aber doch so, denn vielleicht sind Sie ja doch ein vernünftiger Mensch.
Meine Damen und Herren, die FDP schließt sich selbstverständlich den bereits geäußerten guten Wünschen an. Wir wünschen dem Kollegen Vesper alles Gute in seinem neuen Amt, viel Freude an den neuen Aufgaben und eine immer glückliche Hand bei seinen Entscheidungen. Mögen Sie
in Frankfurt ebenso viele nette Kollegen vorfinden, wie Sie sie hier im Landtag über Jahre stets auf allen Seiten um sich hatten!
Der Kollege Vesper hat ohne Zweifel als Minister und auch als Abgeordneter Spuren hinterlassen. Befragt man die Datenbank der Landtagsdokumentation, so sind für die 13. Legislaturperiode immerhin 225 Einträge zu finden und jetzt im Endspurt, in der 14. Periode immerhin noch stolze 108. Auch die Pressedatenbank verzeichnet immerhin 1.355 Dokumente seit dem 1. Januar 1999.
In einem der ersten Presseartikel wird Herr Vesper gefragt: Was ist Ihr Traumjob außer Minister unter Clement? – Antwort Vesper: Botschafter in Windhuk. – Nun, es ist statt Namibia das schöne Hessen geworden. So ist das Leben halt. Aber ich bin überzeugt davon: Diese Aufgabe ist nicht weniger interessant.
Ihre Erfahrungen werden Sie mitnehmen. Gerade die letzten anderthalb Jahre Ihrer Parlamentszugehörigkeit dürften Ihnen gezeigt haben, wie eine neue Mannschaft mit viel Elan, konstruktiver Arbeit und vor allem mit Teamwork alte Strukturen aufbrechen und in kurzer Zeit viel für die Menschen bewegen kann.
Insofern freut es mich auch außerordentlich, dass Sie, Herr Kollege Vesper, nach der Wahl noch einige Monate in Düsseldorf ausgehalten haben, um diese Aufbruchstimmung noch erleben zu können.
Ob Sie in Düsseldorf oder in Frankfurt tätig sind, ein Traum bleibt bestehen: Olympische Spiele in Nordrhein-Westfalen. Vielleicht können wir diesen Traum gemeinsam verwirklichen.
Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund fällt es auch mir leicht, über den formalen Anlass der heutigen Debatte hinwegzusehen. Denn sich ernsthaft mit dem vorliegenden Antrag auseinanderzusetzen würde bedeuten, die heutige Feierstimmung deutlich zu trüben.
Vielleicht, meine Damen und Herren, schaffen wir es, am heutigen Tage sogar noch zu einem Novum in der Parlamentsgeschichte zu kommen, indem wir einen Landtagsantrag mit den Stimmen aller Fraktionen ablehnen. Das wäre doch mal ein besonderer Abschied mit Stil.
Herr Kollege Vesper, Sie verlassen heute das Parlament. Der Beifall ist Ihnen gewiss. – Danke schön.
Vielen Dank, Herr Kollege Rasche. – Nun hat für die Landesregierung Frau Ministerin Sommer das Wort.