Protocol of the Session on March 10, 2010

(Zurufe von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN)

Herr Hegemann, Sie sollten sehr ruhig sein, gerade Sie, Herr Hegemann, denn Sie haben diese Praxis vor Kurzem noch im WDR verteidigt und behauptet, Parteitage könne man ohne Sponsoren überhaupt nicht mehr machen. Es ist schon sehr abenteuerlich, was Sie hier von sich geben. Denn wir machen auch große Parteitage ohne Sponsoren und ohne dafür bezahlt zu werden. Das ist die Realität.

(Minister Armin Laschet: Es sei denn, man hat SED-Millionen!)

So, Herr Kollege, Sie kommen zum Schluss; denn Ihre Redezeit von dreieinhalb Minuten ist abgelaufen. Danke schön.

Ich stelle fest: Die CDU hat jahrelang Konzernlobbyisten gegen Geld

zahlungen die Türen geöffnet. Das ist die reale Situation. Es besteht weiterhin Aufklärungsbedarf, auch zu dem, was kürzlich noch im Hauptausschuss deutlich geworden ist. Ich bin sehr gespannt, wie das Ganze weitergeht.

Meine Meinung haben Sie gehört. Die Linke hat dazu als einzige Partei in diesem Landtag und als einzige Partei in diesem Land eine eindeutige Position. Ich warte noch auf Ihre konkreten Folgen und Ihre konkreten Anträge. Wie gesagt: Mein Antrag ist der einzige, der heute hier behandelt wird.

Vielen Dank, Herr Sagel. – Ich will der Korrektheit halber darauf hinweisen, dass die Linke bisher nicht im Landtag vertreten ist. Als fraktionsloser Abgeordneter haben Sie Ihre Meinung gesagt. Das soll auch so sein.

(Beifall von Alfons-Reimund Billmann [CDU])

Als Nächster spricht für die Landesregierung Herr Minister Laumann.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst einmal will ich ganz klar sagen, dass das, was bei uns in der CDU-Landesgeschäftsstelle passiert ist, nämlich dass Briefe verschickt worden sind, in denen man Zeitkontingente des Ministerpräsidenten gegen Geld angeboten hat, ein schwerer Fehler war.

(Gerda Kieninger [SPD]: Über Jahre! – Zuruf von Ralf Jäger [SPD])

Zweitens. Der politisch für die Geschäftsstelle verantwortliche Generalsekretär hat, wie es sich für einen gradlinigen Politiker gehört, dafür die Verantwortung übernommen. Für diese Entscheidung gebührt ihm, finde ich, zunächst einmal Respekt.

(Beifall von CDU und FDP – Achim Tütten- berg [SPD]: Das unterscheidet ihn von sei- nem Landesvorsitzenden!)

Der dritte und entscheidende Punkt ist, dass es in Nordrhein-Westfalen bei der jetzigen Landesregierung nie einen Terminverkauf – weder beim Ministerpräsidenten noch bei einem anderen Mitglied der Landesregierung – gegeben hat.

(Beifall von CDU und FDP)

Meine Damen und Herren, wenn ich hier eben die SPD-Kollegen habe reden hören, dann möchte ich nur aus einer SPIEGEL-ONLINE-Nachricht zitieren:

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Hat bisher erst ei- ner!)

Eine einseitige Anzeige im SPD-Zentralorgan „Vorwärts“ kostet 18.000 €. Gute Kunden der Zeitung bekommen einen ganz besonderen Ser

vice geboten: Kaminabende mit hochrangigen Vertretern der SPD.

(Minister Armin Laschet: Das ist Käuflichkeit!)

Die Gespräche finden bis zu zwölfmal im Jahr statt, im noblen Brandenburger Hof in Berlin etwa, bei einem festlichen Essen und guten Weinen. 20 bis 25 Gäste kommen zu den Treffen und sie haben auch Gelegenheit zu vertraulichen Gesprächen am Rande der Veranstaltung.

Die SPD bezeichnet dieses als ein ganz normales Kundenbindungsinstrument.

(Lachen von CDU und FDP – Minister Eck- hard Uhlenberg: Am schlimmsten ist die Scheinheiligkeit!)

Meine Damen und Herren, ich will nur ganz ruhig sagen: Der Unterschied zwischen den Mitgliedern der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und der SPD in Deutschland ist, dass das, was Sie uns vorwerfen, bei Ihnen gemacht wird, wir es zwar angekündigt, aber nie gemacht haben. Das möchte ich schon einmal in dieser Deutlichkeit betonen.

(Beifall von CDU und FDP)

Meine Damen und Herren, zur Stunde ist es so, dass die SPD-Fraktionsvorsitzende Frau Kraft mit Herrn Gabriel, anstatt hier im Plenum zu sein, lieber Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen macht. Das kann sie gerne machen – bei der Gelegenheit können sich die beiden ja darüber austauschen, wer die nächsten Termine im Brandenburger Hof übernimmt.

(Beifall von CDU und FDP)

Im Übrigen ist der Brandenburger Hof in Berlin eine Gaststätte, die nahe der Arbeiterklasse ist.

(Lachen von CDU und FDP)

Da finden Sie auf der Speisekarte nämlich weder Frikadellen noch Bouletten. Aber gut, nah am Menschen – naja, dazu soll sich jeder seine eigenen Vorstellungen machen.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Sie schei- nen ja bereits da gewesen zu sein!)

Meine Damen und Herren, mir ist Folgendes sehr wichtig: Ich persönlich kenne Jürgen Rüttgers seit vielen Jahren.

(Ralf Jäger [SPD]: Warum erklärt er das ei- gentlich nicht selber?)

Wie Sie wissen, bin ich auch seit vielen Jahren in der Politik. Dort habe ich viele Menschen kennengelernt. Mir ist heute in der Debatte wichtig: Bis jetzt habe ich in der Politik noch keinen Menschen kennengelernt, der als Politiker in Deutschland so geradlinig und bescheiden auftritt wie Jürgen Rüttgers.

(Beifall von der CDU – Lachen von der SPD – Rainer Schmeltzer [SPD]: Also haben Sie doch noch nicht viele Menschen kennenge- lernt!)

Ich möchte Ihnen noch ein Zweites sagen.

(Lebhafte Zurufe von der SPD – Rainer Schmeltzer [SPD]: Sie handeln in NRW und reden im Bund: Geradlinig!)

Ihr hört das nicht gern. Das verstehe ich ja. Dass Sie ganz besonders böse auf den Mann sind, der Ihre Regierungszeit nach 39 Jahren beendet hat, kann ich sogar verstehen.

(Beifall von CDU und Dietmar Brockes [FDP])

Genauso waren Sie immer böse auf Helmut Kohl, weil er Sie 16 Jahre in der Opposition gehalten hat. Das ist, wie ich finde, das größte Verdienst von Helmut Kohl.

(Lachen von der SPD – Beifall von CDU und FDP)

Bei uns in der Christlich-Demokratischen Union gibt es seit 1946 eine wichtige Frage, die die Partei beschäftigt: Wir sind der Überzeugung, dass sich diese Bundesrepublik Deutschland auch von den Vorgängern, die wir in Deutschland erlebt haben, dadurch erheblich unterscheidet, dass für uns klar ist: In dieser Bundesrepublik Deutschland haben Politik und Wirtschaft gegenüber dem Menschen eine dienende Funktion.

(Beifall von der CDU – Rainer Schmeltzer [SPD]: Deswegen dienen Sie sich ja auch der Wirtschaft an! Das war eine gute Definition von „Angebot“!)

Und, meine Damen und Herren, wiederum sage ich: Wenn ich einen Menschen bei uns in der CDU kenne, der seine politische Arbeit als eine dienende Funktion für unser Land und die Menschen begreift,

(Sören Link [SPD]: Dann ist das Herr Rütt- gers?)

dann ist das Jürgen Rüttgers!

(Beifall von CDU und FDP)

Meine Damen und Herren, ich möchte ein Weiteres sagen, weshalb Sie ja auch versuchen, das so hochzuziehen. Dass Sie kritisieren, dass die CDU solche Briefe geschrieben hat, ist Ihr gutes Recht, ich finde sogar Ihre Pflicht. Aber vor einer Sache warne ich: Wenn Sie genau wissen, dass von niemandem der Beweis erbracht worden ist, dass es gekaufte Gespräche gegeben hat,

(Ralf Jäger [SPD]: Weil Sie nichts offenle- gen!)

natürlich legen wir alles offen –, dann kann ich Ihnen nur eins sagen: