Dort, wo einer der Beteiligten aufgrund seiner wirtschaftlichen Macht die Interessen des Sports und die Vereine existenziell bedroht, darf Politik allerdings nicht tatenlos zusehen.
Das heißt also: Der Landtag achtet das Selbstverwaltungsrecht des Sports so lange, wie es ihm passt. Das kann wohl nicht unsere Aufgabe sein. Wir sind eindeutig für die Autonomie des Sports und für die Autonomie der Sportverbände. Es ist doch nicht die Aufgabe der Politik, sich in alles Mögliche einzumischen. Das kann doch nicht der Sinn der Übung sein.
Die Politiker sollen ihre Nase nicht in alles stecken, auch wenn manche es offensichtlich nicht ertragen können, dass sie manchmal nicht dabei sind. Die Autonomie des Sports ist eines der höchsten Güter, die wir haben – übrigens nicht nur des Sports.
Der Landtag fordert daher die Landesregierung auf, sich bei derartigen Konflikten als Mittler zur Verfügung zu stellen …
Das heißt also: Uns Politikern gefällt das nicht, und weil es uns nicht gefällt, sollen wir vermitteln. Vermitteln kann man aber nur, wenn man neutral ist.
denn das würde dann nicht nur im Sport so sein, sondern für alle gelten. Dann können wir doch die Verbände gleich abschaffen und sagen, wir verstaatlichen alles. Dann können wir alles bestimmen und brauchen auch nicht mehr zu vermitteln. – Das ist nicht unsere Politik!
Deshalb muss ich feststellen: Der Antrag ist ein Ausdruck der uns durchaus bekannten „Schlagzeilenpolitik“: Die Lösung ist längst da, der Beschluss ist längst gefasst, aber wir haken noch einmal nach. – Es geht nur um die Schlagzeile „Die SPD rettet die Amateurvereine“. Gott sei Dank, denn ohne die SPD wären sie alle wahrscheinlich schon längst eingegangen!
Ich kann abschließend nur betonen – das gilt für die ganze CDU –: Wir lieben den unabhängigen Fußball und auch den deutschen Profifußball, und dabei bleibt es.
Vielen Dank, Herr Kollege Müller. Herr Kollege, ich habe nichts dagegen, dass Sie sich an Ihrem Vorredner abarbeiten, aber lassen Sie dabei doch bitte das Mikrofon in Ruhe.
Sonst ist es nachher kaputt, und wir müssen es wieder reparieren lassen. Das sind sensible Gegenstände. Die Politiker halten manches aus, unsere Mikrofone nicht. Das ist meine herzliche Bitte.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werde vorsichtig sein mit dem Mikro. Herr Peschkes hingegen soll ja – zumindest hat der Präsident es gerade so dargestellt – einiges aushalten. Probieren wir das doch einmal aus, meine Damen und Herren!
Meine Damen und Herren, zuständig für die Wahrung der Interessen des Amateurfußballs ist der Amateurfußball selber. Wer denn sonst? Der Amateurfußball ist auch in seinen Strukturen sehr umfänglich organisiert, sodass er diese Aufgabe auch sehr gut wahrnehmen kann.
Der Amateurfußball war auch beim DFB-Bundestag am 24. April 2009 sehr stark vertreten, sogar mit einer großen Mehrheit. Der Amateurfußball hat dem Eckpunktepapier zum Grundlagenvertrag einstimmig zugestimmt. Klarer kann sich ein Amateurfußballverband gar nicht positionieren. Da hat die Politik meiner Meinung nach überhaupt kein Recht mehr, sich einzumischen.
Merkwürdig ist auch, wie die SPD ihr Verständnis von Selbstverwaltungsrecht beschreibt. Immer dann, wenn die SPD mit einem Gremium der Selbstverwaltung nicht einverstanden ist, nimmt sich die SPD das Recht und kritisiert das Selbstverwaltungsrecht. – So darf man damit nicht umgehen. Dann muss man dieses Recht abschaffen. Dann muss man es den Verbänden wegnehmen. Das ist aber nicht der Weg, meine Damen und Herren, lieber Herr Peschkes, den die CDU und die FDP gehen wollen.
Die SPD verfolgt mit diesem Antrag ein durchsichtiges Spiel. Ihr geht es nicht um den Fußball, auch nicht um den Amateurfußball, sondern die SPD will den Fußball dazu nutzen, um die Landesregierung irgendwie um die Ecke in eine politische Mitverantwortung zu drängen.
Mein lieber Herr Peschkes, das ist völliger Unsinn. So wie Sie agieren Absteiger, die ihren klaren Kopf verloren haben.
Ich denke allerdings nicht, dass sich die jetzige Regelung – Sonntagsspiel der ersten Bundesliga um 15:30 Uhr – langfristig durchsetzen wird. Ein Spielbeginn um 16 Uhr und einer um 18 Uhr wäre eine deutlich bessere Lösung und ein Signal an die Amateure, die dann vielleicht ihr Sonntagsspiel auf 14 Uhr vorziehen könnten. Zu solch einer Einigung ist man nicht gekommen. Aber die Einigung, die jetzt besteht, ist auch vom Amateurfußball mitgetragen.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, die SPD sollte sich davor hüten, nur um sich selber zu profilieren, den Fußball in Deutschland und in NordrheinWestfalen schlechtzureden.
Ich jedenfalls freue mich auf die nächsten Spiele der Fußballbundesliga und das Endspiel im DFB-Pokal. Ich hoffe, der BVB kommt noch auf Platz fünf, Leverkusen holt den Pokal und – lieber Herr Peschkes, wir sind beide Schalker – mit Magath werden wir dann in der nächsten Saison deutscher Meister. – Herzlichen Dank.
Zum Glück entscheidet das nicht der Landtag. – Jetzt ist für die Grünen der Abgeordnete Groth an der Reihe.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dieser Antrag „Der Amateurfußball ist die Keimzelle der Profiligen“ steht zwischen dem Tagesordnungspunkt „Kommunen“ und „Kartoffeln“ als nächstem Tagesordnungspunkt. Das beschreibt in etwa, welchen Stellenwert wir hier dem Amateurfußball zumuten.
Leider kommt dieser Antrag zu spät. Wir haben bereits im Sportausschuss, vermutlich auch zu spät, auf Antrag der Grünen hin diese Frage diskutiert. Dort waren übrigens – vielleicht, weil die Öffentlichkeit heute etwas größer ist, wenngleich auch der Sportausschuss öffentlich tagt – ein paar mehr, auch sehr viel kritischere Äußerungen vonseiten der Regierungskoalition zu hören, als Sie heute hier zu Protokoll geben wollen. – In Ordnung, meine Damen und Herren. Wir haben das diskutiert.
Wir müssen heute die Chance wahrnehmen, von hier aus ein deutliches Signal zu geben und zu sagen: Da richtet sich jemand zugrunde, der noch gar nicht weiß, was er da tut. Das ist sozusagen ein kultureller Suizid, der dort droht.
Denn Fußball ist Kultur in Nordrhein-Westfalen. Wir haben bislang jedenfalls noch eine Struktur, die insgesamt funktioniert. Wir werden sehr deutlich im Auge behalten müssen, ob sich diese Struktur nicht grundsätzlich selbst zerstört. Der Amateurfußball ist – reden Sie nicht von großen Mehrheiten, denn Sie wissen ganz genau – finanziell abhängig, er ist praktisch auch erpressbar. Das, was an Geld fließen soll, ist ein „Fliegenschiss“ im Vergleich zu dem, was über die DFL neu über die Fernsehverträge eingenommen wird. In dieser Frage geht es nur um Geld. Man guckt eben nicht auf die Struktur. Das beklagen wir als Grüne.
Es wird weniger Zuschauer in der Amateurliga geben, es wird weniger Umsatz geben beim Catering in der Amateurliga. Die, die dort ehrenamtlich arbeiten und die als Amateure diese Struktur aufrechterhalten, fühlen sich auch in den Hintern getreten, auch durch ihre eigenen Vertreterinnen und Vertreter.
Deshalb sollte man hier im Landtag NordrheinWestfalen deutlich machen: Wir haben kein Verständnis dafür. Und das neue System – ich halte das auch nicht für einen Kompromiss – wird sich vermutlich auch nicht durchsetzen.
Was wir in Ordnung finden, ist, dass es eine Arbeitsgruppe gibt, die das evaluiert und sich das genau anschaut. Dann werden die, die das jetzt wollen, am Ende, glaube ich, auch wieder zurückrudern.
Meine Damen und Herren, von der Landesregierung zu erwarten, dass sie sich einsetzt, lieber Theo, das ist ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird. Diese Landesregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen kümmern sich überhaupt nicht so um Amateure oder Breitensportentwicklung,
wie sie es eigentlich tun sollten. Sie freuen sich über Olympia, sie freuen sich über die Profi-Ligen. Sie sind auch für den Leistungssport – und das muss man auch sein, meine Damen und Herren – gar nicht so schlecht aufgestellt.
Aber die Pflicht, meine Damen und Herren, hier im Hohen Hause ist es, sich um Schulsport, um Breitensportentwicklung zu kümmern. Da bleiben Sie alles schuldig, was man von Ihnen erwarten kann. Deshalb wird sich diese Landesregierung, die schon nicht das tut, was sie eigentlich tun muss – es ist wichtig, da zu handeln, wo sie handeln kann und wo sie Einfluss hat –, nicht darum kümmern, als Mittler aufzutreten. Das wird sie sich nicht trauen. Sie ist auch nicht die Institution, die man dafür ins Feuer schicken sollte, weil sie nicht einmal das tut, was sie eigentlich tun müsste.
Sie werden in der Breitensportentwicklung alles schuldig bleiben. Stattdessen veranstalten Sie im Februar des nächsten Jahres einen Vereinskongress und wollen sich feiern lassen. Sie bleiben es uns aber schuldig, eine Initiative für Amateure und Breitensportler in Nordrhein-Westfalen zu entwickeln. Ich hätte erwartet, dass Sie das tun. Da bleiben Sie aber bislang stumm. Wir werden Sie bis zum Wahltag und darüber hinaus dafür verantwortlich machen, dass Sie das eben nicht tun, meine Damen und Herren. – Vielen Dank.