Protocol of the Session on May 15, 2019

Aber es gibt auch andere Einschätzungen der Gesellschaft. Wir sollen ja heute - und das hat auch fachliche und sachliche Gründe - den organischen Dünger, die Gülle, möglichst sauber in den Boden einbringen. Das wird gleich so mit Geräten vollzogen, dass überhaupt niemand mehr merkt, was da passiert. Man sieht nichts, man riecht nichts, es entweichen kaum noch Nährstoffe. Wer guckt in die Röhre? - Die Insekten. Früher gab es die Kuhfladen, früher wurde der Mist ausgebracht usw. Das war eine absolute Party für das ganze Insektenleben.

(Heiterkeit)

Das möchte die Gesellschaft aus guten Gründen anders haben, meine Damen und Herren. Deswe

gen möchte ich an eines appellieren und danke dem Kollegen Adomat.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Da wäre eine Weideprämie gut!)

Wenn man immer wieder darauf verweist, dass die Landwirtschaft doch alles anders machen müsste, dann erzielt man doch eines: Da wir nur noch 2 % sind, können sich 98 % erst einmal zurücklegen und sagen: Jawohl, ich habe die Forderung erhoben, die Bauern sollen es machen. - Das ist grundfalsch. Ich vertrete die These: Jeder sollte sich bei der Frage immer an die eigene Nase fassen, was er denn beitragen kann.

(Zuruf von der SPD: Dann fangen Sie mal an!)

Liebe Kollegin Anja Piel, Sie haben ja vollkommen zu Recht auf die Schottergärten hingewiesen. Ich habe mittlerweile eine richtige Aversion dagegen.

(Johanne Modder [SPD]: Dann stim- men Sie unserem Entschließungsan- trag zu!)

Wenn ich sehe, wie unsere Städte, unsere Kommunen aussehen, und weiß, dass in der kleinen Gemeinde, in der ich wohne, mit 3 500 Einwohnern 7 ha Rasenflächen sind und ich den Menschen immer erkläre, dass das die ökologische Wertigkeit ungefähr von Beton hat, dann frage ich mich, wieso man von uns Landwirten etwas ganz anderes erwartet. Wir mähen die Feldränder nicht mehr, kriegen Schadgräser in unsere Äcker, die wir dann irgendwie bekämpfen sollen, Chemie sollen wir auch nicht anwenden. Wir machen das!

Wenn ich in der Stadt, in der ich Bürgermeister bin, dafür sorgen will, dass Blühflächen in der Stadt angelegt werden, dann sagt mir meine eigene Familie: Da erntest du aber viel Kritik. - Das Bewusstsein in der gesamten Bevölkerung muss sich ändern, und man darf nicht immer nur mit den Fingern auf uns Landwirte zeigen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP sowie Zustim- mung bei der CDU und von Dana Guth [AfD])

Sie haben ja eine Agrarwende angemahnt, liebe Grüne. Die Landwirtschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen. Der wird durch diese Diskussion, die wir in der Gesellschaft führen, stark beeinflusst. Wenn die Forderungen der Gesellschaft dann auch noch durch handfeste Maßnahmen, nämlich durch Geld, untermauert werden, dann

machen wir das alles gerne. Wenn Sie aber dann mit Thesen hier kommen - - -

Liebe Anja Piel, wenn ich Ihre Aufmerksamkeit ganz kurz haben dürfte!

(Anja Piel [GRÜNE] spricht mit Helge Limburg [GRÜNE])

Frau Kollegin Piel!

Hallo! - Liebe Kollegin Piel, wenn Sie hier dann Thesen in den Raum schmettern und Glyphosat und andere Insektenvernichtungsmittel anprangern, dann zeugt das von einer solchen Unkenntnis.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei der CDU)

Glyphosat ist ein Herbizid und kein Insektizid. Es schadet nun wirklich keinem Insekt. Wenn derart mit solchen pauschalen Kampfbegriffen auch noch in völlig falscher Weise gearbeitet wird, dann wird dem Ganzen nicht genutzt, sondern dann wird die ganze Diskussion vergiftet.

(Anja Piel [GRÜNE]: „Vergiftet“ war das Stichwort!)

Jetzt haben Sie nun bemängelt, dass sich nicht die Landwirtschaftsministerin zu Wort meldet, sondern dass Olaf Lies die Güte hat zu sprechen. Wenn ich dem entnehmen darf, dass auch die Landesregierung die Ursachen nicht nur bei der Landwirtschaft sieht, sondern insgesamt in der Umwelt, dann bin ich sehr gespannt, was Olaf Lies dazu zu sagen hat. Ich begrüße sehr, dass man das Thema etwas weiter aufspannt.

Herr Kollege Grupe - - -

Nicht nur die Wildbienen müssen überleben, sondern auch die Hausbienen, aber unsere landwirtschaftlichen Betriebe auch.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)

Herr Kollege Grupe, bei aller Leidenschaft ist es mir nicht gelungen, Sie zu unterbrechen. Der Kol

lege Adomat hatte darum geben, Ihnen noch eine Frage stellen zu können.

Aber gerne doch.

Bitte, Herr Kollege!

Vielen Dank für die Zulassung der Zwischenfrage.

Trotz allen Lobes für meine Person und des Vortrages habe ich eine Frage. Wenn Sie ausführen, Herr Kollege, dass Herbizide nicht den Insekten schaden, möchte ich Sie fragen, ob Sie trotzdem mit mir übereinstimmen, dass es schädlich für Insekten ist, wenn sie auf dem Acker eigentlich keine Nahrung mehr finden?

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei Johanne Modder [SPD] - Helge Limburg [GRÜNE]: Guter Mann!)

Vielen Dank. - Bitte, Herr Kollege!

Dann bin ich Ihnen für diese Frage noch dankbarer. Im eigenen Betrieb haben wir mittlerweile etwa 20 % Blühflächen, weil wir es für ökonomisch attraktiv halten und weil wir damit unsere Überzeugung zum Ausdruck bringen können, wie wir unser Geld verdienen.

Wenn wir Blühflächen anlegen, dann ist das natürlich für die Insekten gut, gerade um dann z. B. die Zwischenräume zwischen der Rapsblüte und der Blüte später blühenden Pflanzen zu überbrücken, sodass keine Lücken entstehen. Da kann man ja wunderbar zusammenarbeiten.

Aber wir wissen immerhin auch so viel, dass die Insekten auch kahle, freie Flächen brauchen, dass Äcker im Frühjahr für die Insekten geradezu notwendig sind und dass Äcker teilweise wesentlich bessere Wirkungen haben als zugewucherte Naturschutzflächen. - Man braucht das eine, und man braucht das andere.

Deswegen ist es so spannend, wenn Landwirte und Naturschützer gemeinsam überlegen, was sie tun können und wie sie es am besten gestalten können, damit sie einerseits die Ernährung der Menschen sicherstellen können und andererseits

auch Natur und Umwelt schützen können. - Also gerne weiter diesen konstruktiven Dialog!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Vielen Dank. - Das Wort für die AfD-Fraktion hat nun Herr Kollege Wirtz.

Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrte Grüne, wir hatten ja erst gestern die Frage, wie dramatisierend Ihre Einwürfe, Überschriften, Titel u. Ä. sind. Heute ist es wieder so weit: „Artensterben so dramatisch wie … Klimawandel …“. Da sollten wir ein bisschen beruhigt sein. So dramatisch ist der Klimawandel nicht.

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN: Nein, nein!)

So dramatisch ist das Artensterben auch nicht. Sie haben es mal wieder gedreht, Sie haben es mal wieder geschafft. Kein Insektensterben: Darüber haben wir lange gesprochen. Jetzt sind wir schon wieder beim Artensterben.

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Der Kollege Grupe hat es eben erwähnt. Man sollte mit Studien und Statistiken vorsichtig sein.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Es sind ja nur UN-Berichte!)

Es sind in der Zeit von 1838 bis 1964 tatsächlich 39 Arten ausgestorben. Das war ein Zeitraum, bei dem man garantiert nicht vorwerfen kann, dass in der Zeit zu viele Insektizide, Pestizide u. Ä. gestreut wurden. Die Statistik ist Ihnen sicherlich bekannt. Es gibt 561 Wildbienenarten. Es weiß kaum jemand, dass es so viele sind. Von denen stehen auf der Roten Liste 1 genau 31 Arten. Das sind weniger als 7 %. Die sind bedroht, die sind noch nicht ausgestorben, da ist noch was zu retten.

(Anja Piel [GRÜNE]: Sie können aber schon zwischen Fake News und amt- lichen Statistiken unterscheiden?)

Es ist nicht so wild, wie Sie glauben. Es hat vielleicht etwas mit dem Wahltermin zu tun, dass Sie jetzt so dramatisieren. Das ist so dramatisch wie Wahlwerbung, die Sie hier flankieren müssen.