Wer der Beschlussempfehlung des Ausschusses zustimmen und damit den Antrag der Fraktion der CDU in der sich aus der Beschlussempfehlung ergebenden geänderten Fassung annehmen will, den bitte ich jetzt um ein Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das Erste war die Mehrheit.
Tagesordnungspunkt 11: Abschließende Beratung: Zukunftsprogramm „Digitale Lehre“ auflegen - Online-basierte Lehre an niedersächsischen Hochschulen stärken! - Antrag der Fraktion der CDU - Drs. 17/4177 - Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur - Drs. 17/5928
Wir kommen zur Beratung. Es liegt die Wortmeldung von Almuth von Below-Neufeldt vor. Sie haben das Wort.
- Vielen Dank für den deutlichen Hinweis, Herr Dr. Siemer. Das ist hier irgendwann verloren gegangen; Sie müssen das vielleicht schon gestern Abend eingereicht haben.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Beispiel der fehlenden Wortmeldung zeigt, dass Zettelwirtschaft nicht unbedingt zum Erfolg führt und Digitalisierung auch in anderen Bereichen hilfreich sein kann.
Vor der Mittagspause möchte ich Sie noch mit dem Thema digitalisierte Lehre oder digitale Lehre, wie es im Antrag heißt, bekannt machen - „bekannt machen“ deshalb, weil dieser Antrag direkt in den Ausschuss überwiesen wurde und heute erstmalig hier im Plenum besprochen wird.
Was heißt digitale bzw. digitalisierte Lehre? - Wir wollen weg von PowerPoint, wir wollen auch an den Hochschulen in Niedersachsen zu einer umfassenden, digital unterstützten Interaktion zwischen den Lehrkräften und den Studierenden kommen, wie wir sie z. B. aus den sozialen Medien kennen. Die Lehrinhalte sollen besser vermittelt und besser vertieft werden können, indem z. B. Vorlesungen online zur Verfügung gestellt oder Seminare digital unterstützt werden.
An Hochschulen in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien ist dies schon viel länger ein Thema. Dort sind innovative, digitalisierte Lern- und Lehrformate entwickelt worden. Die Hochschulen
nutzen neuartige Kommunikationsnetzwerke und haben die Lehre zum Teil neu erfunden. Selbstverständlich klappt auch bei diesen Innovationen nicht alles so, wie man es sich gedacht hat. Es gab einen großen Hype mit Blick auf die MOOCs, die sogenannten Massive Open Online Courses, die aber nicht alle Erwartungen erfüllt haben. Das spricht umso mehr dafür, dass wir in diesem Bereich aktiv werden müssen, damit die Lehrenden und die Studierenden damit Erfahrungen sammeln können.
In der Tat sind wir an vielen niedersächsischen Hochschulen bereits auf einem guten Weg. Das haben auch die Gespräche gezeigt, die wir in Vorbereitung auf diesen Antrag an den Hochschulen geführt haben. Es gibt in Niedersachsen z. B. ELAN, das E-Learning Academic Network Niedersachsen, das in diesem Bereich tätig ist. Aber nicht alle Hochschulen in Niedersachsen sind daran angeschlossen.
Die digitalisierte Lehre bringt viele Vorteile für die Studierenden: Die Lerninhalte können besser individualisiert werden. Das heißt, sie stehen auf die Zielgruppen abgestimmt zur Verfügung und können flexibler, nämlich örtlich und zeitlich unabhängiger, vermittelt werden.
Um es deutlich zu sagen: Wir verfolgen mit der digitalisierten Lehre nicht das Ziel - diese Sorge kam in der Anhörung zum Vorschein -, Einsparungen zu erreichen. Die Lehre soll nicht billiger werden, sondern individueller gestaltbar sowie flexibler und breiter zugänglich sein. Sie eröffnet auch Chancen bei dem gerade aktuellen Thema Deutschkurse für Flüchtlinge. Mit Mitteln der Digitalisierung können Deutschkenntnisse besser, schneller und flexibler vermittelt werden.
Wichtig ist dabei, dass die Didaktik vor der Technik kommt - die Hochschulen sollen sich nicht erst auf technische Konzepte stürzen und erst dann die Didaktik festlegen; es muss vielmehr umgekehrt sein: Die Didaktik muss vor der Technik stehen. Deshalb brauchen wir Erfahrungen mit diesem Thema. Die Hochschulen müssen sich über Methoden, Konzepte und Inhalte austauschen. Urheberrechtsfragen müssen geklärt werden.
Dies gelingt nur, wenn die Wertschätzung der Lehre an den Hochschulen erhöht wird, wenn die Lehre ein gleichwertiger Bestandteil der akademischen Qualifikation ist und ein Austausch über Lerninhalte und Lernmittel zwischen den Hochschulen bzw. den Lehrkräften an den Hochschulen verstärkt erfolgt.
Wir von der CDU-Landtagsfraktion haben uns intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und unseren Antrag bereits im September des letzten Jahres in die Ausschussberatungen eingebracht. Es ist also quasi zwölf Monate her, dass wir uns seit der Antragseinbringung erstmalig hier im Landtag mit diesem Thema befassen. Wir haben u. a. beantragt, dass das Land Niedersachsen die Hochschulen bei der Entwicklung von Lernplattformen unterstützt, dass die Klärung von Fragen des Datenschutzes und der Urheberrechte, die sich für die Hochschulen stellen und die zum Teil auch auf EU-Ebene zu klären sind, vom Land Niedersachsen angepackt wird, dass Motivationssysteme für Lehrkräfte überarbeitet werden. Auch mit Blick auf Prüfungsordnungen und Akkreditierungen ist einiges zu machen.
Das sind zentrale Aufgaben, die vom Land angepackt werden müssen. Dass dies passiert, wollen wir durch unseren Antrag erreichen. Selbstverständlich muss das alles auch nachhaltig an den Hochschulen gefördert werden.
Im Ausschuss hat uns das Ministerium im Oktober des letzten Jahres, also vor zehn Monaten, über das Thema unterrichtet. Das ging ein bisschen in die Richtung: Alles ist gut; wir machen schon eine ganze Menge.
In der danach erfolgten Anhörung hat sich aber gezeigt, dass viele Experten unseren Antrag einhellig unterstützt haben. Ich möchte an dieser Stelle den Experten, die zu unserer Anhörung gekommen sind oder in schriftlicher Form Inhalte beigesteuert haben, herzlich für ihre Beteiligung danken. Sie haben einhellig begrüßt, dass wir uns im Niedersächsischen Landtag, in den Ausschüssen und im Plenum, mit dem Thema befassen. Auch sie fordern eine nachhaltige Unterstützung der digitalisierten Lehre durch das Land, eine bessere Wertschätzung der Lehre und eine Verankerung der digitalisierten Lehre in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen. Das ist sicherlich auch ein Thema zwischen dem Ministerium und den Hochschulen. Die Mittel müssen verstetigt werden.
Wir haben diesen Antrag auch in der Hoffnung eingebracht, dass im Haushalt 2017/2018 Mittel für dieses Thema zur Verfügung gestellt werden. Aber was mussten wir feststellen? - Nach den elfmonatigen Beratungen im Ausschuss liegt bisher kein Antrag von Rot-Grün vor. Es sind keine Konzepte für ein Programm „Digitale Lehre“ entwickelt worden. Wir haben bisher von Ihnen keine Initiativen
Wir fordern Rot-Grün auf, entweder selber einen entsprechenden Antrag vorzulegen - das haben Sie bis heute nicht gemacht - oder unserem Antrag zuzustimmen. Für uns ist dies ein wichtiges Thema, und es ist auch ein wichtiges Thema für die Lehrkräfte an den Hochschulen, für die Studierenden, für die Hochschulen insgesamt. Wir wollen, dass der Landtag bei diesem Thema nicht weiter untätig ist. Deshalb fordern wir Sie auf, unserem Antrag zuzustimmen; denn Sie selbst haben bisher nichts dazu vorgelegt. Niedersachsen braucht aber eine Verbesserung in diesem Bereich.
Vielen Dank, Herr Dr. Siemer. - Jetzt hat Almuth von Below-Neufeldt, FDP-Fraktion, das Wort. Bitte schön!
Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir befürworten den Antrag der CDU-Fraktion zur digitalen Lehre. Sie werden staunen, was jetzt kommt. Ich darf zitieren: „Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind Zukunftswerkstätten für Innovationen. … Investitionen in Forschung und Lehre haben … Priorität.“ Das war ein Zitat aus dem Koalitionsvertrag von Rot-Grün. Deswegen hoffe ich, dass ich Sie heute noch umstimmen kann.
Im September 2015 legte die CDU ihren Antrag zur digitalen Lehre vor. Für mich steht ganz zweifelsfrei fest, dass dies ein Antrag ist, der eine strategische Neuausrichtung und Aufwertung der Lehre an den Hochschulen beinhaltet. Das bietet völlig neue Chancen, aber es ist auch wirklich ein Weckruf an Sie.
Niedersachsen darf nicht abgehängt werden. Deutschland ist bei der Innovationsfähigkeit zurzeit unter den Top Ten, aber hier möchte ich Deutschland weiter sehen.
Meine Damen und Herren, es fand eine Anhörung statt, die den Antrag und die dahinter stehende Zielrichtung im Grundsatz bestätigte. Das heißt, alle, die angehört wurden, haben den Antrag gutgeheißen.
Digitalisierung wirkt heute bereits in vielen Lebensbereichen. Nur dort, wo es um Wissen und Kompetenzvermittlung, um kluge Köpfe geht, nämlich an unseren Hochschulen, geht es leider zurzeit nicht weiter. Ein „Weiter so!“ bewirkt aber gar nichts.
Meine Damen und Herren, die Landesregierung hat keine Anreize gesetzt, die digitale Lehre zu fördern. Neue und nur sehr allgemeine Zielvereinbarungen sehe ich nicht als Anreiz. Sie sind lediglich ein Feigenblatt, aber keine strategische Neuausrichtung. Sie bedeuten keinesfalls, dass die jungen Talente da abgeholt werden, wo sie heute sind. Sie leben nämlich längst mit der Digitalisierung.
Jetzt möchte ich noch auf die Diskussion im Ausschuss zu sprechen kommen. Sie war ernüchternd. Die Grünen wollten erst einmal Fortbildung für Lehrende haben. Das sehe ich kritisch. Denn wenn eine Gesamtkonzeption fehlt, ist das nach meinem Dafürhalten hinausgeworfenes Geld. Ich höre da auch schon den Landesrechnungshof und den Bund der Steuerzahler.
Die SPD bezweifelt den Bedarf einer strategischen Neuausrichtung gänzlich. Sie meint, fast alles schon zu haben, sieht allerdings die Notwendigkeit eines eigenen Antrags. Bis heute liegt er nicht vor. Ein Dreivierteljahr Zeit war wohl zu wenig. Wenn Sie sich aber diesem Thema verbunden fühlen, warum legen Sie dann nicht einen eigenen Antrag vor? - Meine Damen und Herren, ich bezweifle, dass ein solcher Antrag kommt.
Rot-Grün kann allerdings auch ganz anders. Schauen wir doch einmal in andere rot-grün regierte Bundesländer! - Baden-Württemberg investiert 2 Millionen Euro für neue Lernkonzepte und hat eine Förderstrategie für diesen Technologiesprung an den Universitäten ins Leben gerufen.
Die Hamburger haben eine Open Online University ins Leben gerufen. Sie ist weit vernetzt, viele Kompetenzen fließen ein; aber Bürgerwissenschaftler - das wissen wir auch - erkennen Sie ja nicht an, binden Sie nicht ein und vernetzen Sie nicht.
Zwar hat Deutschland, wie gesagt, gerade im internationalen Ranking den Sprung in die Top Ten der Innovationsfähigkeit erreicht, aber das ist nicht Ihr Verdienst.
Unter dem Strich: Kluge Köpfe dürfen in Niedersachsen in Gremien mitreden, sie werden aber bei der Unterstützung für eine moderne Lehre und bei
Ich hoffe, dass ich Sie dennoch in der Kürze der Zeit umstimmen konnte und dass auch Sie zum Antrag der CDU ja sagen.