Niedersachsen hat dieses Problem erkannt und seit dem Regierungsantritt im Jahr 2003 den Bürokratieabbau konsequent vorangetrieben.
Auf der anderen Seite konnten bis Juni dieses Jahres über 13 000 Berufsausbildungsstellen in Niedersachsen und Bremen nicht besetzt werden. Allein die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover weist für den Kammerbezirk aktuell fast 500 freie Stellen aus. Die Zahl der nicht ausbildungsfähigen und nicht ausbildungswilligen Jugendlichen wächst. Motivation und Qualifikation vieler Auszubildender lassen zu wünschen übrig. Anforderungen vieler Berufe und Fähigkeiten der Bewerber passen oft nicht zueinander. Das Handwerk gilt bei zahlreichen Jugendlichen als wenig attraktiv. Problem ist auch, dass viele bereits nach einer Vermittlung aufgeben und weitere Vermittlungsangebote nicht mehr wahrnehmen. Das ist ein echtes Problem, übrigens auch hier in der Region Hannover, wo wir die höchste Arbeitslosigkeit Niedersachsens haben. Das muss sich ändern.
Die Landesregierung kennt die schwierige Situation und handelt entsprechend. Die Zielvorgaben des „Paktes für Ausbildung“ wurden übererfüllt. Die Kammern als einer unserer Fachpartner sind sich des Problems bewusst; sie müssen nicht erst geweckt werden. Handwerkskammern und Industrieund Handelskammern agieren mit großem Engagement und mit Kreativität im Bereich der Erstaus
bildung. Beispielhaft nenne ich für die Region Hannover die operative Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft „hannoverimpuls“ und der Handwerkskammer Hannover bei der Ausbildungsvermittlung. Damit entsteht die größte Verbundpartnerschaft betrieblicher Lehrstellen, die passgenau und anforderungsgerecht ist und den Betrieben und den Auszubildenden entgegenkommt.
Ein weiteres hannoversches Projekt heißt „Auszubildende gesucht“ und richtet sich in erster Linie an Jugendliche, die nicht selten aus Bequemlichkeit an den Berufsfachschulen bleiben. Ziel ist es, die Vermittlung in die Betriebe zu fördern. Auch hierbei ist die Handwerkskammer beteiligt. Ich darf sagen: Das Handwerk ist besonders innovativ und flexibel bei der Gestaltung dieser Probleme beteiligt. Kleine Betriebe, mindestens zwei, bilden beispielsweise im Ausbildungsverbund zusammen aus. Das ist sehr erfolgreich.
Das sind richtige und gute Ansätze, die wir unterstützen sollten. Neue Verpflichtungen und Regelungen helfen in der Sache nicht weiter.
die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Die anrechenbaren Kosten von BaE-Maßnahmen, von Maßnahmen zur Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen, werden auch in Zukunft zu einem Drittel bezuschusst. Der Kultusminister hat heute schon ausführlich die Maßnahmen zur Berufseinstiegsqualifizierung und zur Integration dargestellt, aber es braucht natürlich Zeit - Herr Hermann hat es gesagt -, bis 13 Jahre Versäumnisse in der Bildungspolitik aufgeholt sind.
Ein wichtiges Instrument sind die Pro-Aktiv-Centren. Flächendeckend über das ganze Land verteilt bieten sie Jugendlichen Unterstützung und Beratung aus einer Hand. Auch die Arbeitsagenturen
dürfen nicht nachlassen, ihre Vermittlungsanstrengungen zu steigern. Bewerber sollten zukünftig noch passgenauer und flexibler an Betriebe vermittelt werden. Außerdem müssen wir die Eigeninitiative der Betroffenen stärker fördern, vor allem die Bereitschaft, Praktika zur Berufsorientierung zu absolvieren.
Die Landesregierung handelt, meine Damen und Herren. Mit sorgfältig aufeinander abgestimmten und vernetzten Bausteinen bietet das Land unter dem Motto „Erster Arbeitsmarkt zuerst“ effektive Unterstützung bei der beruflichen Integration Jugendlicher.
Lassen Sie uns gemeinsam alle Kräfte für mehr Ausbildungsplätze mobilisieren! Dazu gehört auf der einen Seite, heimische Unternehmen zu ermutigen, die Mühen einer soliden Ausbildung auf sich zu nehmen, und die großen Unternehmen sind gefordert, ihre Ausbildungsanstrengungen erheblich zu steigern.
Sehr geehrte Frau Konrath, Sie sind jetzt gefordert, das Rednerpult zu verlassen, weil die Redezeit weit überschritten ist.
Wie sicherlich auch einige von Ihnen habe ich in der letzten Woche an der Verabschiedung von Schülerinnen und Schülern der Realschulen und Hauptschulen und auch der Gymnasien sowie der Zeugnisausgabe teilgenommen. Diese für die jungen Menschen wichtigen Veranstaltungen waren gekennzeichnet von Freude über das Erreichen des Abschlusses und das Ende der Schulzeit sowie von Vorfreude auf das, was die Zukunft ihnen bringen mag. Sie waren aber auch für viele Schülerinnen und Schüler gekennzeichnet mit Unsicherheit, Perspektivlosigkeit und Angst. Das ist leider die Realität. Viele müssen noch weiter die Schulbank an anderen Schulen drücken, ohne zu wissen wofür und ohne dass sie das wollen. Einigen fehlt ganz die Perspektive. Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen. Bei solchen Schulabschlussveranstaltungen bekommt das Problem der Jugendarbeitslosigkeit plötzlich ein Gesicht. Zu viele dieser Jugendlichen stehen nach ihrem erfolgreichen Schulabschluss mit leeren Händen da. Diese für viele Jugendliche in Niedersachsen schlimme Situation wird in den letzten drei Jahren leider immer größer und nicht kleiner, meine Damen und Herren.
Die rechnerische Lücke zwischen dem Angebot von Ausbildungsplätzen und Bewerbern wächst leider seit Jahren, seit Ihrer Regierungsübernahme, kontinuierlich an.
Im Mai - das sind die jüngsten offiziellen statistischen Zahlen, weil die Bundesagentur die anderen Zahlen erst im September freigeben will - stehen nicht einmal 14 000 Ausbildungsplätze in Niedersachsen ca. 29 000 Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber. Das bedeutet eine Lehrstellenlücke von 15 000 Plätzen. Zurzeit haben also tausende von Bewerberinnen und Bewerbern nicht einmal eine theoretische Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das ist die traurige Situation. Doch was macht die Landesregierung? In jedem Jahr redet der Wirtschaftsminister das Problem klein und verweist auf vermeintliche Erfolge der Vergangenheit.
Die SPD-Fraktion hat bereits im März dieses Jahres versucht, auf das herannahende Problem rechtzeitig aufmerksam zu machen, und Lösungsvorschläge vorgelegt. Die Entschließungsanträge der Opposition kämen zu früh, hieß es, es seien neue Ausbildungsplätze geschaffen worden, der Pakt für Ausbildung werde funktionieren und spätestens mit der Nachvermittlungsaktion bekäme jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Am Ende des Ausbildungsjahres kommt dann eine Pressemitteilung des MW, in der die vermeintlichen Erfolge gefeiert werden. Es wird mitgeteilt, dass leider ein Teil der Jugendlichen auf der Strecke geblieben sei - und zwar mit der Begründung, dass die Übriggebliebenen nicht ausbildungsfähig seien.
Herr Hirche, in diesem Jahr ist die rechnerische Ausbildungsplatzlücke noch größer als im vergangenen Jahr und sogar größer als die der Jahre 2003 und 2004 zusammen. Auch in dieser Disziplin fällt Niedersachsen im Bundesvergleich immer weiter ab.
Setzen Sie sich endlich mit diesem Problem auseinander! Sie haben doch so gute Kontakte zur Wirtschaft. Nutzen Sie sie, und werben Sie bei den Unternehmen für zusätzliche Lehrstellen! Holen Sie aber auch die Kommunen ins Boot und dünnen Sie die Landesverwaltung nicht ständig aus, indem immer weniger ausgebildet wird!
Reden Sie auch mit den Gewerkschaften über konkrete Projekte für mehr Ausbildung! Ermöglichen Sie ihnen eine Mitarbeit im Pakt für Ausbildung, indem Sie den neoliberalen Ballast, der dort vorhanden ist, entfernen; denn der hat dort nichts zu suchen!
Verschwenden Sie nicht die Arbeitszeit mit dem Diktieren von solchen neoliberalen Kopfgeburten à la Roadmap 2021, sondern machen Sie endlich Ihren Job für die Jugend hier in Niedersachsen.
Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft. Bereits heute können Firmen wie Airbus in Deutschland leider nicht mehr genügend Ingenieure finden.
Diese Entwicklung wird sich auch im Bereich der nichtakademischen Berufe fortsetzen, wenn wir die Berufsausbildung von jungen Menschen immer noch als Kostenfaktor begreifen und nicht als Investition in die Zukunft unseres Landes.