d. h. die Fähigkeit, mit Kindern umzugehen, und andere für den Lehrerberuf wichtige Persönlichkeitsmerkmale. Die Testbesten werden zum Lehramtsstudium zugelassen. Wahrscheinlich ist das, die Qualitätsauslese im Lehrerberuf, der entscheidende Kern des finnischen Erfolgsmodells. Wir sollten uns daran ein Beispiel nehmen. Auch finnische Sekundärtugenden, wie Disziplin, könnten von Nutzen sein - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die PISA-Studie hat gezeigt, dass neben den Schulstrukturen auch die Ausbildung der Lehrpersonen grundlegend reformiert werden muss. Auch wenn die Landesregierung der zentralen Erkenntnis, nämlich dem Scheitern des dreigliedrigen Schulsystems, nicht folgen kann, hoffen wir, dass sie die Umstellung auf Bachelor und Master nutzt, um zumindest die Lehramtsausbildung auf eine neue inhaltliche und strukturelle Basis zu stellen.
Der vorliegende Antrag beschränkt sich auf das konsekutive Lehramtsausbildungskonzept der alten Landesregierung. Konsekutive Strukturen alleine bringen uns aber noch nicht weiter.
Meine Damen und Herren, Faktenwissen steht bisher im Mittelpunkt der Lehrerausbildung. Die Vermittlungskompetenz dagegen steht im Hintergrund. Was ist die Folge? - Schule orientiert sich zu wenig an den einzelnen Lernenden und den Lernprozessen. Berufsanfänger erleben ihren Einstieg in die Arbeitswelt, in den Schulalltag als Schock. Wenn wir diesen Missstand aufheben
wollen, müssen wir die unzureichenden Reparaturarbeiten aufgeben und eine echte Reform angehen. Aus unserer Sicht sind hierfür u. a. folgende Änderungen maßgeblich:
Die Bachelor-Phase muss schulartübergreifend angelegt werden. Lernprozesse, Unterricht und Erziehungsprozesse stehen im Mittelpunkt der Ausbildung. Diese Bachelor-Abschlüsse müssen berufsqualifizierend ausgestaltet sein, und - das ist uns besonders wichtig - Polyvalenz bedeutet nicht die Begrenzung auf das Berufsfeld Schule. Vom Kindergarten bis zur Arbeit in der Erwachsenbildung ist ein gleiches Maß an pädagogischer und didaktischer Qualifizierung nötig. Dem müssen wir Rechnung tragen.
Die endgültige fachwissenschaftliche und schulformspezifische Spezialisierung erfolgt überwiegend im Master-Studiengang. Hierfür ist schon im Vorfeld ein Mehr an Praktika an allen Schulstufen und Schulformen notwendig, damit die Entscheidungen für eine Schulform aufgrund konkreter Erfahrungen getroffen werden können.
Die Ausbildung zur Lehrtätigkeit soll in der alleinigen Verantwortung der Hochschulen erfolgen und vom Gängelband des Kultusministeriums befreit werden. Damit verbunden sind die Integration der Studienseminare sowie die Einrichtung von Zentren für Lehramtsausbildung an den Hochschulen, in denen empirische Schul- und Unterrichtsforschung ebenso verankert sind wie die Ausbildung zu den unterschiedlichen Lehrämtern. An die Stelle des Referendariats tritt ein mehrjähriges berufsbegleitendes Traineeprogramm, über das auch Quereinsteiger für den Lehrberuf qualifiziert werden können.
Last, but not least: Ein Reformkonzept muss außerdem die Fort- und Weiterbildung an den Hochschulen oder in Kooperation mit den Hochschulen in das Gesamtsystem der Lehrerbildung einbeziehen.
Meine Damen und Herren, ich kann unsere Vorstellungen hier nur skizzenhaft verkürzt darstellen, möchte aber noch einmal betonen, dass ich hoffe, dass wir uns jenseits ideologischer Grabenkämpfe um Schulformen zumindest auf einen bildungspolitischen Pragmatismus in Sachen Lehrerausbildung verständigen können. Wenn wir die Schlussfolgerungen aus dem PISA-Schock nicht völlig in den
Wind schreiben wollen, heißt das, dass wir unsere angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf dem Stand neuester Erkenntnisse für die Anforderungen der Wissensgesellschaft ausbilden müssen. Die bisherigen Reformvorschläge sind dafür viel zu Status-quo-orientiert. Ich hoffe, dass wir im Rahmen der Beratungen gemeinsam darüber hinausgehen können, obwohl ich in der Hinsicht nach den heutigen Ausführungen der Vertreter von CDU und FDP etwas skeptisch bin. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin fast ein bisschen dankbar für den letzten Redebeitrag; denn die vielen lobenden Worte in den Redebeiträgen zuvor haben mich beinahe ein wenig verunsichert.
Aber es gibt doch Detailfragen - das Stichwort „Schulformbezogenheit“ ist hier genannt worden -, bei denen wir unterschiedlicher Auffassung sind.
Allerdings, lieber Kollege Wolfgang Wulf, habe ich mich, gerade nach dem Redebeitrag der SPD, gefragt, wieso die SPD diesen Antrag überhaupt gestellt hat; denn letztlich gibt er mir die Möglichkeit, noch einmal deutlich zu machen, dass wir bei der Umstellung der Lehramtsstudiengänge außerordentlich weit vorangekommen sind und dieses Thema mit allem Nachdruck angegangen sind.
Übrigens - damit will ich einer Geschichtsklitterung vorgreifen -: Es war nicht eine von SPD und Grünen geführte Bundesregierung, die dem BolognaProzess beigetreten ist; vielmehr war es der damalige Bundesbildungsminister Rüttgers unter der Regierung von CDU und FDP. Manchmal entsteht der Eindruck, das sei eine Erfindung der Sozialdemokraten. Dem ist nicht so. Das ist aber auch
nicht das Thema. Wichtig ist, dass wir uns in den Grundsätzen einig sind und gemeinsam versuchen, eine Umstellung auf Bachelor- und MasterStrukturen in Niedersachsen zum Erfolgsprojekt zu entwickeln.
Meine Damen und Herren, mit der Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse geht natürlich auch - das ist erwähnt worden - eine umfassende inhaltliche Reform der Lehrerbildung einher: eine modularisierte Studienstruktur, aufeinander abgestimmte Kerncurricula von Fach- und Berufswissenschaften sowie eine intensive Vernetzung von Studien- und - das ist wichtig; ich sage das gerade in Richtung der Kollegen von den Regierungsfraktionen, die immer wieder eine entsprechende Forderung erhoben haben; das ist nicht zu vernachlässigen; ich denke, das sehen SPD und Grüne genauso wie die Regierungsfraktionen - Praxisanteilen sind unerlässliche und wichtige Bestandteile der hochschulinternen Anstrengungen.
Sie werden durch die ausgezeichnete hochschulübergreifende Zusammenarbeit im niedersächsischen Verbund ergänzt. Auch das will ich hier erwähnen und mich in dem Zusammenhang bei den Hochschulen dafür bedanken, dass man sich weniger von Konkurrenzdenken hat leiten lassen, sondern sich mehr die gemeinsame Erreichung der Ziele vorgenommen hat. Deshalb haben wir in diesem Bereich wirklich eine vorbildliche Zusammenarbeit in Niedersachsen, mit der eine Gleichwertigkeit des Studiums und der Abschlüsse gewährleistet wird. Gleichwertigkeit - das will ich auch sagen, liebe Frau Heinen-Kljajić - - - Wo ist sie denn? Ich sehe sie nicht, obwohl sie gerade hier geredet hat.
Ich wollte ihr gerne sagen - vielleicht übermitteln Sie ihr meine Botschaft -: Gleichwertigkeit ist nicht Gleichheit. Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass die Hochschulen intensiv dabei sind, ihr Profil im Lehramtsbereich zu schärfen.
- Da ist sie! - Ich sage das deshalb, Frau HeinenKljajić, weil jede Hochschule, was die Profilschärfung anlangt, die Möglichkeit erhält - zugegebener
maßen innerhalb des von der KMK vorgegebenen Rahmens -, sich etwa bei der Frage, wie stark didaktische Anteile herausgebildet werden, von anderen Hochschulen zu unterscheiden.
Das muss man natürlich auch vor dem Hintergrund der künftigen Stärkung des Auswahlrechts der Hochschulen sehen. Wir werden, insbesondere nachdem gestern entschieden worden ist, BWL als ZVS-Fach herauszunehmen - die ZVS wird also künftig nicht mehr für BWL zuständig sein -, auch in Niedersachsen viel schneller zu einem 90prozentigen Auswahlrecht der Hochschulen kommen. Da wird sich dann auch entscheiden, wie das Profil der einzelnen Hochschule bei der Lehramtsausbildung ist. Die Studierenden haben dann die Chance, ihre Hochschule nach dem Profil auszuwählen. Das ist genau der Wettbewerb, den wir brauchen; ihn gilt es gemeinsam zu entwickeln.
Charakteristisch ist ferner die gemeinsame Entwicklung von Modellen, Verfahren und Absprachen durch die Vertreter der Hochschulen und Ministerien. An dieser Stelle will ich mich noch einmal beim Kultusminister, lieber Bernd Busemann, dafür bedanken, dass wir in dieser Frage wirklich hervorragend zusammenarbeiten. Natürlich gibt es im Detail auch einmal unterschiedliche Auffassungen; das ist logisch. Ich als Wissenschaftsminister habe andere Ziele als der Kultusminister in seiner Funktion. Die Dissense, die es gab, haben allerdings nicht dazu geführt, dass der Prozess verlangsamt oder blockiert worden wäre. Da besteht großes Einvernehmen.
Dass es in Niedersachsen gut läuft - Wolfgang Wulf hat darauf hingewiesen -, bestätigt auch die Prämierung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Wer weiß, dass im Stifterverband die deutsche Wirtschaft beteiligt ist, der weiß auch, dass nicht nur Wissenschaftler und Hochschulvertreter im Stiftungsverband gesagt haben, dass das einer Prämierung wert ist, sondern dass auch Wirtschaftsvertreter Niedersachsen insoweit gelobt haben. Dass den Gewinnerhochschulen Göttingen und Oldenburg zusätzlich 330 000 Euro für diesen Prozess zur Verfügung gestellt werden, ist an dieser Stelle der Erwähnung wert.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es viel zu lange gedauert hat, bis die KMK-Beschlüsse zur Lehrerbildung gefasst worden sind; auch das muss man immer wieder erwähnen. Es gab zum Zeitpunkt der Beschlüsse bereits rund 1 700 Umstellungen auf Bachelor und Master, natürlich nicht nur im Lehramtsbereich. Erst dann konnte sich die KMK zu solchen Beschlüssen durchringen. Insofern kann ich mich durchaus auf das stützen, was der Kollege Oppermann einmal auf die Frage, wie er die KMK beurteilt, gesagt hat. Ich mache - ich glaube, Bernd Busemann auch - diese Erfahrung ebenfalls. Aber es geht mittlerweile zügiger voran; darüber freuen wir uns. Wir nehmen das also sehr ernst.
Die Gleichwertigkeit von Master-Abschlüssen und bisherigen Staatsexamen wurde in den gemeinsam getroffenen Regelungen abgesichert. Das bedeutet Folgendes: Wenn sich Länder, z. B. die süddeutschen, dazu entscheiden, den letzten Abschluss bei der Lehramtsausbildung nach wie vor Staatsexamen zu nennen, dann ist das für uns kein Problem; denn wir haben gesagt, dass Master-Abschlüsse und Staatsexamen für uns gleichwertig sind. Umgekehrt würde man in Bayern und Baden-Württemberg, wenn jemand mit einem Master-Abschluss kommt, dies als gleichwertigen Abschluss betrachten. Wenn jemand aus Gründen der Semantik oder der Tradition den Abschluss beibehalten will, so haben wir damit in der KMK - obwohl es dort noch keinen konkreten Beschluss gibt; aber ich vermute das einmal - kein Problem. Darauf wollte ich an dieser Stelle noch einmal hingewiesen haben.
Meine Damen und Herren, meine Redezeit ist fast abgelaufen. Ich könnte zu dem Thema noch einiges sagen. Aber wir werden im Ausschuss noch ausreichend Gelegenheit zur Beratung haben. Wir sind uns in Grundsätzen einig. Darüber freue ich mich, weil es letztlich dazu dient, ein, wie ich finde, erfolgreich verlaufendes Vorhaben weiter zu beschleunigen. Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland mit unserer Lehrsamtsausbildung am Schluss hervorragend dastehen werden. Mancher, der, insbesondere im süddeutschen Raum, viele Jahre auf die Bremse getreten hat, wird sich ärgern, dass er dies getan hat. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Federführend soll sich der Ausschuss für Wissenschaft und Kultur mit dem Antrag beschäftigen, und mitberatend sollen dies der Kultusausschuss und der Ausschuss für Haushalt und Finanzen tun. Wer so beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen! - Stimmenthaltungen? - Dann ist das so beschlossen.
Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung: Institutionelle Förderung von Verbraucherzentrale und Umweltverbänden in Niedersachsen beibehalten - Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - Drs. 15/1041
Zu Wort gemeldet hat sich Frau Steiner von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Ich erteile ihr das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im März wurden wir von der Ankündigung des Umweltministers überrascht, 2005 die Leistungen des Landes für die Umwelt- und Naturschutzverbände einzustellen. Lediglich Förderung konkreter Projekte werde noch ins Auge gefasst. Bisher erhalten vier Umweltverbände institutionelle Förderungen aus dem Etat des MU, weitere Verbände wie der Niedersächsische Heimatbund z. B. Förderung aus dem Etat des MWK oder die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald aus dem Etat des Landwirtschaftsministeriums. Diese Verbände erbringen konkrete Leistungen für die Gesellschaft, und dafür werden sie aus dem Landeshaushalt unterstützt. Für die institutionelle Förderung der vier Umweltverbände im Umweltbereich betrifft das drei Sektoren, die ich einmal näher beleuchten möchte. Zum einen bilden sie das Gerüst für die Arbeit der Ehrenamtlichen, zum anderen arbeiten sie als Träger öffentlicher Belange, und außerdem haben sie eine wesentliche Funktion in der Organisation von Projekten und im Einwerben von Drittmitteln, und dies in erheblicher Höhe.