Protocol of the Session on May 28, 2004

(Wolfgang Wulf [SPD]: Das heißt „Ba- chelor“ und „Master“!)

Das MWK handelt zügig, aber besonnen.

Gute Erfahrungen, die wir bisher in der Lehrerausbildung gemacht haben, werden in den Umstellungsprozess mit eingebaut, d. h. ein starker Praxisbezug, zahlreiche fachdidaktische Veranstaltungen und eine fundierte Vermittlung von Kenntnissen aus der Erziehungswissenschaft.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Genau so!)

Diese müssen unbedingt von Beginn an verbindliche Bestandteile des Lehrerstudiums sein. Wir unterscheiden uns von Ihnen: Die schulformbezogene Ausrichtung ist für uns weiterhin selbstverständlich.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Wolfgang Wulf [SPD]: Das sehen wir anders!)

Die inhaltliche Orientierung auf die zentralen Ziele und Aufgaben der Lehrerbildung, die Berufsfähigkeit der Lehrkräfte und die Sicherung der Qualität der Ausbildung stehen bei der Ausgestaltung der Lehrerbildung in Niedersachsen im Vordergrund.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, der vorliegende Antrag der SPD-Fraktion lobt den Minister und spornt ihn an

(Reinhold Coenen [CDU]: Das braucht er nicht!)

- wie bisher -, gut, besonnen und zügig weiterzuarbeiten. Ich meine, dass das Lob, das Sie an ihn richten, uneingeschränkt gelten kann.

Denken Sie über Ihre Überschrift noch einmal nach; denn Herr Stratmann macht nach dem Motto „Gutes erhalten - Neues gestalten“ eine nachhaltige und engagierte Politik für unsere in das Studium eintretenden zukünftigen Lehrer und die von ihnen später unterrichteten Kinder.

(Beifall bei der CDU)

Nennen Sie den Antrag einfach „Weiter so, Herr Minister Stratmann“; denn dann liegen Sie richtig. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Jetzt erteile ich Herrn Professor Zielke von der FDP-Fraktion das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren anwesende Abgeordnete! Wenn man diesen Antrag so naiv liest, dann könnte man meinen, die alte Landesregierung habe bei der Lehrerausbildung alle richtigen und wichtigen Dinge auf den Weg gebracht, und uns als willigen Vollstreckern obliegt es jetzt nur noch, umzusetzen, was Sie von der SPD-Fraktion klug vorgedacht haben.

Die Wahrheit ist: Sie haben aktiv wenig eingeleitet, was Bachelor und Master in der Lehrerausbildung betrifft.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Nicht mehr als jedes andere Bundesland!)

In Wirklichkeit haben sich einige Leute an einigen Universitäten selbst Gedanken gemacht. Ihre Leistung besteht höchstens darin, dass Sie diese nicht entmutigt haben.

(Beifall und Heiterkeit bei der CDU - Wolfgang Wulf [SPD]: Das ist ja nicht zu glauben!)

Sie haben Ende 2002 ein paar Modellversuche gestartet. Das ist alles, was Sie bei Bachelor und Master gemacht haben. Wirklich etwas tun, das tun wir.

(Zustimmung von Ursula Körtner [CDU])

Durch die Zusammenlegung von Grund-, Hauptund Realschullehrerausbildung haben Sie stattdessen in der Lehrerausbildung zielstrebig auf den Einheitslehrer für die Einheitsschule hingearbeitet.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Das ist auch eine richtige Sache!)

Sie fordern jetzt ein hohes Maß an Polyvalenz des Bachelor-Abschlusses. Das ist übrigens eine tolle Wortschöpfung, nicht ambivalent, nicht pluripotent, nein polyvalent.

(Beifall und Heiterkeit bei der FDP und bei der CDU - Karl-Heinz Klare [CDU]: Können Sie das auch überset- zen?)

Wenn Sie die vielseitig nutzbare Ausrichtung des Bachelor-Studiums fordern, dann schimmert auch da wieder Ihr altes Leitbild des Einheitslehrers durch.

(Beifall bei der CDU - Karl-Heinz Klare [CDU]: Genau so ist es! - Wolfgang Wulf [SPD]: Was hat das damit zu tun?)

- Eine ganze Menge.

Sie fordern eine Erhöhung des Stellenwertes der so genannten Grundwissenschaften in den neuen Studiengängen. Soll das auf Kosten des fachwissenschaftlichen Anteils gehen? - Diese Frage muss beantwortet werden.

Sie begründen die Neuorientierung der Lehrerausbildung mit den schlechten PISA-Ergebnissen und gehen dann schlanken Fußes über die Frage hinweg, wessen Bildungspolitik wir das PISADesaster eigentlich verdanken.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Auch Ihnen!)

Man kann nicht oft genug wiederholen, weil SPD, GEW und Grüne immer wieder versuchen, den

Sachverhalt durch Bezug auf Deutschlands Gesamtergebnis bei PISA zu vernebeln: Schulbildung war und ist Ländersache. Die langjährig SPDregierten Bundesländer haben bei PISA eben besonders schlecht abgeschnitten.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Auch die CDU- regierten Länder!)

Länder wie Bayern haben auch im internationalen Vergleich durchaus respektabel abgeschnitten. Das ist die Wahrheit.

(Beifall bei der CDU)

Deshalb haben wir heute nicht den geringsten Anlass, den Vorschlägen derer, die uns alles eingebrockt haben, unbesehen zu trauen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Ralf Briese [GRÜNE]: Herr Zielke, die Finnlandreise hat nichts gebracht!)

Wir sollten vom PISA-Siegerland, von Finnland, lernen.

(Wolfgang Wulf [SPD]: Nein, von Schweden würde ich vorschlagen!)

Das hat die FDP-Fraktion beherzigt. Wir haben uns im Raum Helsinki vor Ort Schulen angesehen und finnische Bildungsfachleute befragt.

(Ralf Briese [GRÜNE]: Das hat nur nichts gebracht!)

Die Schulen waren gut ausgestattet, die Tische und Bänke waren zu Frontalunterricht angeordnet. Die Schüler zogen selbstverständlich die Mütze, als sie uns auf der Treppe entgegenkamen. Sie standen auf, als wir die Klasse betraten.

(Zurufe von der SPD)

Nirgendwo haben wir ein Graffiti gesehen.

(Lachen bei der SPD)

In einer Schule waren die Flure von Videokameras überwacht. Finnische Lehrer genießen ein sehr hohes Ansehen in der Gesellschaft. Sie selbst empfinden es als Ehre und als nationale Aufgabe, die jungen Menschen unterrichten zu dürfen. Die Lehrer sind eine Elite. In Finnland kommen auf jeden Studienplatz im Lehramtsstudium etwa zehn Bewerber. Unter ihnen wird nicht etwa gelost oder nach einer Warteliste zugelassen, sondern die Bewerber durchlaufen zuerst Wissenstests, und

dann - das ist wirklich spannend - werden sie auf ihre pädagogische Eignung getestet,

(Beifall bei der CDU)