Protocol of the Session on November 15, 2007

Meine Damen und Herren, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen ist die Herstellung von echter Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Denn ein eigenes Einkommen, von dem die Frauen auch leben können, ist der Schlüssel zur Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Daher setzen wir uns für die Erhöhung der Frauenerwerbsquote, das weitere Schließen der Einkommensschere, für mehr Frauen in Führungspositionen sowie für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.

Meine Damen und Herren, eine moderne Gesellschaft kann auf das Potenzial der Frauen in vielerlei Hinsicht nicht verzichten. Unser Wohlstand hängt letztlich von der Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen im Arbeitsleben ab. Denn die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ein unverzichtbares Element einer langfristigen Wachstums- und Beschäftigungspolitik, das nicht zuletzt auch die Effizienz der Wirtschaft steigert. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Für die FDP-Fraktion hat nun die Abgeordnete König das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr schön, dass hinter der Regierungsbank nur Damen sitzen und ein Quotenmann.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Heiterkeit)

Beim Lesen dieses Antrages habe ich nur den Kopf geschüttelt, als wenn sich seit Jahren im Hinblick auf Frauen im Arbeitsmarkt nichts geändert hätte.

(Frauke Heiligenstadt [SPD]: Genau!)

Gott sei Dank haben wir schon längst - mit steigender Tendenz - Frauen in der Chefetage.

(Christa Elsner-Solar [SPD]: Aber sehr langsam!)

Das Gegenteil von dem, was Sie hier anführen, ist nämlich der Fall. Wir sind ein ganz großes Stück vorangekommen. Aber einigen wird das nie reichen.

Die gute Ausbildung unserer Töchter, die in immer größerem Umfang einen besseren Abschluss an den allgemeinbildenden Schulen erwerben und auch vermehrt an die Hochschulen drängen, kann doch nicht ignoriert werden. Eine Zwangsverordnung, Frauen besser zu qualifizieren und in Führungspositionen zu stecken, hat nie etwas anderes bewirkt außer Frust.

(Zuruf von der SPD: Das sieht man an Ihrer Fraktion!)

Als ich in eine männerdominante Branche eingetreten bin, in der es vor Jahren noch viel schwerer war als heute, sich hochzuarbeiten, habe ich nicht darauf gepocht, als Frau wahrgenommen zu werden, sondern mir war es wichtig, an meinen Fähigkeiten festgemacht zu werden.

(Beifall bei der FDP - Christa Elsner- Solar [SPD]: Wir wollen dazu keine Bemerkung machen! - Glocke des Präsidenten)

Alles andere wäre mir auch schlecht bekommen. Partnerschaftlich habe ich mit den Männern zusammengearbeitet, die höhere und später gleiche Positionen bekleideten.

Diskriminierungen erlebe ich nicht. Dafür habe ich eine sehr erfolgreiche Arbeit geleistet. Alle Höhen und Tiefen mussten durchlaufen werden. Eine extreme Expansion mit weitreichenden Erfolgen war das Resultat. Das ist mir gelungen.

(Zustimmung von Hans-Werner Schwarz [FDP] - Unruhe)

Frau Abgeordnete König, einen Augenblick, bitte! Wir warten jetzt, bis es ruhiger wird. Denn es gibt einige im Plenarsaal, die sich gestört fühlen. Die wollen wir ja nicht stören, weil wir höflich sind. Bitte, fahren Sie fort!

Dies ist mir nicht deshalb gelungen, weil ich eine Frau war, sondern weil ich die Fähigkeiten hatte, im Team vernünftige Arbeit zu leisten. Vielen Frauen, gerade im Mittelstand, ist dies möglich, aber sie treten nicht so in Erscheinung, wie es sich die SPD hier wünscht, und finden in diesen Statistiken, die Sie angeführt haben, oft gar nicht ihren Niederschlag.

(Frauke Heiligenstadt [SPD]: Die wer- den auch anders bezahlt!)

Nach Ihrem Antrag fühle ich mich als Frau eher diskriminiert,

(Zuruf von Monika Wörmer- Zimmermann [SPD])

weil ich denken muss, dass ich nicht wegen meiner Leistung, sondern wegen meines Geschlechtes auf einen Posten gesetzt werden soll. Und das lehne ich strikt ab.

(Beifall bei der FDP)

Jetzt frage ich Sie allen Ernstes: Wo werden denn Fördermittel nach Geschlecht vergeben, wie Sie es in Ihrem Antrag verlangen? Ich habe noch nie erlebt, dass es aufgrund eines Geschlechtes Mittel für ein Unternehmen gab - wohl aber aufgrund eines Konzeptes und des Auftretens eines kompetenten Vertreters. Ich möchte, dass das auch so bleibt.

Allerdings unterstütze ich jede engagierte Frau und mache ihr Mut, auch in Männerdomänen einzubrechen und sich zu trauen, sich auf Chefpositionen zu bewerben.

(Glocke des Präsidenten)

Ich kenne junge Frauen, die genau dies gerade erfolgreich praktizieren. Sie sind allerdings nicht über eine Quote in dieses Berufsfeld gekommen, sondern weil sie überzeugen konnten.

(Zustimmung bei der FDP)

Wissen Sie was? - Die Männer, mit denen sie dort zusammenarbeiten, sind von ihnen begeistert und stehen voll hinter ihnen.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Frauen haben in der Regel einen ganz anderen Führungsstil, und das motiviert Frauen viel mehr, als zwangsweise rekrutiert zu werden.

(Zustimmung bei der FDP und von Bernd Althusmann [CDU])

Frau Abgeordnete, Sie müssen zum Schluss

kommen. Sie kennen das ja.

(Zuruf von der SPD: Das ist auch besser!)

Ich habe schon zweimal geläutet.

Meine Damen und Herren, wir sollten die Achtung vor dem Redner bewahren.

(Zurufe von der SPD: Vor der Redne- rin! - Heiterkeit)

Im Plenarsaal hat jeder, der in den Landtag gewählt worden ist, auch das Recht zu reden. - Frau König, Sie haben das Wort, und zwar das

Schlusswort in einem Satz!

Ich habe auch vor den Frauen vollen Respekt, die sich lieber eine Auszeit nehmen wollen oder eine Teilzeitbeschäftigung eingehen wollen, weil sie sich für die Familie entscheiden oder sich dem Stress einer Dauer- oder Dreifachbelastung nicht aussetzen wollen. Das sollte jedem selbst überlassen sein. Ich finde, das ist ein außerordentliches Privileg für Frauen, das langsam aber auch Männer zu schätzen wissen.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung von Bernd Althusmann [CDU] - Zurufe von Monika Wörmer-Zimmermann [SPD])

Meine Damen und Herren, es ist hier wirklich so laut, Frau Wörmer-Zimmermann, dass das Präsidium nicht mehr in der Lage ist, die Sitzung zu leiten. Ich sage das jetzt nicht umsonst. Ich unterbreche sonst wirklich die Sitzung. Ich habe oft genug gewarnt. Ich werde das machen. - Ich wollte das nur gesagt haben.

Frau Prüssner, Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Heiligenstadt, jetzt habe ich doch das Gefühl - jetzt ist sie gar nicht mehr hier

(Zurufe von der SPD: Doch!)

- doch -, dass ich kurz zu einer Gegenrede ansetzen muss, wenngleich ich Ihnen in einem schon recht geben muss: Das sind die Statistiken. Frauen sind tatsächlich nach wie vor an der Spitze von internationalen Konzernen eine Seltenheit. Neun von zehn Topführungspositionen sind mit Männern besetzt; das ist richtig.

(Stefan Wenzel [GRÜNE]: Fast wie im Kabinett!)